Sündenkreis

[tribesant]

Es steckt im bloßen Hühnerknochen,
durch dessen Mark die Sühner krochen.
Denn wir sind Sternenstaub mein Freund
und alles wird im Schmutz geeint,
aus dem dann neues Leben keimt.
Das Leben wird vom Huhn gepickt
und in den Sündermund geschickt.
Und auch die Sünder werden Staub,
vermengen sich mit trocknem Laub.
Gemeinsam werden sie zu Erde,
auf das in ihnen Leben werde.
Das Leben wird vom Huhn verzerrt.
Das Huhn kommt in den heißen Herd,
und aus dem Ofen in die Münder
der hühnerfressenden Sünder.

[norbert]

tolle idee - unter dem aspekt hatte ich das bisher noch nicht gesehen...
lg
norbert

[Ruth]

hm , irgendwie passt es mir nicht ein weiteres Rundumschlagpauschalkompliment zu machen . aber wiedermal gefällt es mir , scheinst dich mit einer anderen Art von Gedichten zu erproben!?

die letzte zeile hat für meinen lesefluss eine silbe zuviel , und vielleicht solltest du die Satzzeichen komplett löschen , würde für mich stimmiger sein (vonwegen kreislauf)

[tribesant]

Dankeschön für eure Komplimente.

@ Ruth: wie meinst du es, wenn du sagst, dass ich es wohl derzeit mit einer anderen Art Gedichten versuche? (Das Gedicht ist schon ca. 2 Jahre alt)
Die Silbe, welche in der letzten Zeile zu viel ist, soll den Abschluss deutlich machen, weil der Kreis sonst ewig so weiter beschrieben werden könnte.
Zu den Satzzeichen: Normallerweise bin ich in dieser Hinsicht eher konservativ, aber du hast recht, wenn du sagst, dass damit das Kreisbild unterbrochen wird.
Ich lass es mir nochmal durch den Kopf gehen.

[Ruth]

ich kann jetzt nur von den beiden letzten gedichten im vergleich zu den zyklen die du vor ich glaube zwei monaten reingestellt hast sprechen. die zyklen hatten einen sehr analytisch-moralitären charakter im vergleich zu diesen hier. die emotionale komponente, die mittelbarkeit scheint mir hier besser.

[tribesant]

Ich habe mir schon irgendwie gedacht, dass du auf die Akrostichonreihe und einige andere politische Gedichte angespielt hast. Diese sind wirklich oft ganz schön mit dem erhobenen Zeigefinger geschrieben. Find ich aber auch wichtig. Ich denke, dass einem eine breite Auswahl an Themen zur Verfügung stehen, über die man schreiben kann und sich auch diesen auch annehmen sollte (sofern sie einen berühren oder beschäfftigen). Dem Thema sollte man sich dann sprachlich auch anpassen. Deswegen tritt bei politischen Gedichten von mir eine eher direkte, nicht kryptische Sprache auf, die sagt, was gemeint ist und nicht mit schönen assoziativen Bildern spielt. Wenn du eher auf die emotionalen Vertreter der Gattung Lyrik stehst, kannst du dich ja nochmal bei den Gedichten, welche vor den von dir angespochenen analytischen Gedichten von mir veröffentlicht wurden.

[Ruth]

hm . du hast recht und unrecht.
eigentlich liebe ich politische gedichte (auch wenn ich selbst keine schreibe) und klare , direkte schreibart past auch ganz gut zu ihnen . aber ich denke die zeigefingerigkeit schreckt doch eher ab als zu politisieren, wahrscheinlich sind wir uns eins.

brecht ist z.B. dem entgangen