Abschied

[Isabel Seifried]

Das vergangene Schöne:
Ein Stachel in mir!
Trägt Worte des Schweigens
und Entsetzens zu dir.

Du gingst schon vor langem
über die Brücke,
den Strudel hinab.
Ich blicke

voll Sehnsucht und Freude zu dir.
Wir sehen uns wieder
steht über dem Grab.

Die Freude darüber,
wir sehen uns wieder,
bleibt doch fürimmer, ich hab

mit dir viel gelacht, gelitten geweint,
war mit dir traurig und freudig vereint,
ging durch die Wälder, die Städte, das Tal,
sah dich im Wind, und im Sturm: Überall.

Nun blickt mir dein Lächeln
aus fliehenden Zweigen
entgegen und hält
mich in Trapp.

Wenn sich auch die Tage neigen,
dein Leben war so kurz und knapp.
Am Ende füllt mich nur das Schweigen,

ich bin von uns beiden
übrig geblieben.
Dein Wort mag zwar scheiden,
und mich keiner beneiden,

doch mein Lieben
hat Bestand,
im Traum geb ich dir meine Hand
und hab es in den Fels geschrieben,

die Tage waren knapp bemessen,
doch du, mein Bruder, unvergessen,
bleibst ewig hier in meinem Sinn,

da bin ich dein, so wie ich bin.