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Alt 09.04.2007, 20:49   #1
Lorelai
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 354


Standard Augen, die sehen

Und sie sank nieder. Ihr Atem überschlug sich. Ihre Hände verkrampften sich in ihre Haare. Tränen strömten aus ihren Augen. Sie verlor die Beherrschung. Ließ sich fallen. In das Nichts. Ließ ihr Herz reden, es sich verkrampfen.
Eine Hand legte sich ihr auf die Schulter und ein Arm umschloss sie fest.
„Erinnerst du dich an das, was ich dir damals gesagt habe?“, fragte eine Stimme leise an ihrem Ohr.
Unter Tränen schüttelte sie nach Luft ringend den Kopf. „Was?“, fragte sie verzweifelt.
„Ich sagte dir, dass es für alles einen Weg gibt. Dass du alles schaffen kannst.“
Verzweifelt weinend schaute sie ihrer Mutter ins Gesicht. „Hast du mir auch gesagt, wie weh es tun würde? Hast du mir gesagt, wie sehr es schmerzen würde? Hast du mir damals auch gesagt, dass es kaum auszuhalten wäre? Und dass es so endlos schmerzt? Hast du mir gesagt, wie sehr mein Herz sich verkrampfen würde unter all dem Schmerz?“
Ihre Mutter schüttelte resignierend den Kopf. Sanft strich sie mit ihrer Hand über das Haar ihrer Tochter. „Ich wusste nicht, dass es so schlimm für dich werden würde. Aber hätte ich es gewusst, hätte ich alles dafür getan, dass es nicht so weit gekommen wäre. Das verspreche ich dir.“
„Ich will, dass es aufhört..“ Sie weinte so sehr. Ihr Körper krampfte sich zusammen unter der Hand ihrer Mutter.
„Ich weiß...“ Ihre Mutter nahm sie noch fester in den Arm. „Wir werden das durchstehen. Wir beide. Zusammen. Wir schaffen das!“
Ein Schluchzer schüttelte sie. Sie versuchte ihre Tränen zurück zu halten, versuchte dagegen an zu kämpfen. Doch ihr Herz schien zu zerreißen dabei. Verzweifelt rang sie nach Luft.
„Wie?“ Sie konnte die Tränen aus ihrer Stimme kaum verdrängen. Sie fühlte sich so klein, so einsam, so schlecht. Verlassen, nichtsnutzig. Sie war gebrochen worden. Und nun hatte sie alles aufgegeben, wofür sie gekämpft hatte. Sie hatte sich gehen lassen, hatte ihrem Herz die Macht geschenkt, nur für ein paar Stunden. Doch sie hatte nicht aufhören können zu weinen. Sie lag am Boden. Zerstört. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Ihr Leben schien keinen Sinn zu haben. Jeder Weg schien versperrt. Sie fühlte sich so ungeliebt. So unendlich einsam. So verdammt verloren.
Ihre Mutter schüttelte sie. „Du kannst nicht aufgeben. Wir werden hier wieder raus kommen. Das verspreche ich dir!“
Sie schaute ihrer Mutter ins Gesicht. Tränen glitzerten in ihren Augen. „Ich weiß nicht, wie; ich weiß nicht mehr weiter, Mum. Ich weiß einfach... Ich weiß nicht mehr, was ich will... was ich wollte... Mein Kopf ist leer. Ich fühle mich so hilflos. Fühle mich so einsam, auch wenn du da bist. Ich weiß nicht, was mit mir los ist, Mum. Ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr. Verdammt, ich will, dass es aufhört...“ Erneute Schluchzer rissen sie zu Boden. Ihr Herz verkrampfte sich. Es tat so weh. Sie konnte nicht mehr. Verzweifelt rang sie nach Luft. „Ich kann das nicht mehr...“ Tränen rannen ihr Gesicht herunter.
Ihre Mutter drückte sie fest an sich. Tränen spiegelten das Licht in ihren Augen wider. „Ich weiß,“ sagte sie leise aufstöhnend, sich erinnernd, an das, was früher gewesen war. „Ich weiß...“
Sie wusste nicht, was sie ihrer Tochter sagen sollte, sie fand keine Worte...
Endlos wie es schien saßen sie da. Zusammengekauert. Weinend, Arm in Arm. Schmerzen in die Stille schreiend. Zwei Herzen, so tief verletzt... Sie brauchten keine Worte...
Denn wer den Schmerz kennt, kann ihn in den Augen sehen, wie er um Hilfe schreit... er möchte doch nur gerettet werden...
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