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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 16.04.2010, 18:52   #1
weiblich Ilka-Maria
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Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.114

Standard Migräne

Im Hof hängt Wäsche,
preußisch-ordentlich,
Höschen an Höschen,
Kleidchen an Kleidchen,
weiß neben weiß
und bunt neben bunt.
Des Flüchtlingsmensch da obbe
denkt, sie iss was Besonneres!


Zwei dicke Vetteln
in Kittelschürzen
fauchen und keifen
wetteifernd vor Mißgunst.
Trächt die Naas hoch
wie die "Fraa von un' zu",
aber de ganze Tach uff Arbeit,
statt nach'm Kind zu gucke.


Mutter im Dunkeln,
zugezogene Vorhänge,
von unten dringt der Schimpf
in den gemarterten Kopf.
Ihr war schon schlecht,
jetzt muß sie erbrechen.
Wenn Vater nach Hause kommt,
ist noch nicht Feierabend.

16. April 2010
by Ilka-M.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.04.2010, 20:30   #2
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Liebe Ilka-Marie,

das Gedicht ist gut, der letzte Satz in seiner Schlichtheit angesichts der Gipfelleistung an Unterordnung genial.

Danke, gummibaum.
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.04.2010, 22:04   #3
männlich Bullet
abgemeldet
 
Dabei seit: 07/2009
Beiträge: 499

Liebe Ilka,

gäbe es die Facebook-Gruppe "Ilkas Offenbach Zyklus" ich würde "Ich bin Fan von" anklicken. Ich würde mich freuen, wenn es die bisher hier veröffentlichen Texte aus der Reihe (und hoffentlich kommt noch mehr) in gedruckter Form gäbe. Ich wäre der erste Käufer.

Gruß
Bullet
Bullet ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.04.2010, 00:56   #4
männlich Ex-JavaScript
abgemeldet
 
Dabei seit: 04/2010
Beiträge: 652

Hi ilka,

Es ist wie ein Sepia Film, der eine alte Aufnahme von früher zeigt.. mit Ton...
Die Bilder wirken hektisch und die Gedanken authentisch. Die Melodie weist auf das dialektische Geschreie hin, dass spielt sich als musikalisches Gesamtbild mit wechselwirkenden Folgen zwischen den Parteien (bin aus der CH, kenn mich da nicht so aus, mit der kompletten deutschen Geschichte)

Mir gefällt der Einstieg. Die penible Welt des Deutschen wird deutlich, dann gleich im Kontrast mit dem Verhalten, die Gedanken der super Hausfrau von damals. Es ist nicht ordentliches Denken, sie zielt einfach mit irgendwelchen Vorbehalte auf die gegen Partei.

Zitat:
Des Flüchtlingsmensch da obbe
denkt, sie iss was Besonneres!
Sie bildet selbst ein lebendes Vorurteil und denkt vorurteilig über den Flüchtling nach. Man könnte Annehmen, dass dieses Denken veraltet sei, dass stimmt nicht(was du uns glaube ich zeigen möchtest)… auch Heute denken die Menschen genau in diesem Schema, nur anders formuliert, anders gezeigt.

Ich weiß nicht wie falsch ich mit meiner Interpretation liege.. aber was ich verstanden habe, gefällt mir.

KURZ:

Toll wie du durch die Zeit reisen kannst und diese, wie eine Schablone, über unsere aktuellen zeit drauflegst - die Abgründe der Menschheit mit Kontrasten deutlich machst.

Sehr, sehr gerne gelesen...

Grüßt John
Ex-JavaScript ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.04.2010, 05:22   #5
weiblich Ilka-Maria
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Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.114

Ich danke Euch allen, das sind ja wirklich dicke Komplimente! Vielleicht ist es ja so, daß ich meine eigene "literarische Stimme" gefunden habe.

John L., ich habe es bereits andernorts erwähnt, tue es jetzt nochmal für Dich: Meine Mutter stammt aus Pommern, ihre Geburtsstadt ist Stettin.

Lieben Gruß
Ilka-M.
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