30.05.2015, 00:03
|
#1
|
Dabei seit: 05/2012
Alter: 29
Beiträge: 334
|
Die Portraitzeichnung
Zeichnen heißt der Plan:
Heute hab' ich Zeit,
das Blatt ist schon bereit.
Ich setz die Mine an.
Erstens kommt das Haar;
die Frisur wird kurz,
besonders kräftig schwarz
gedrückt, schon ist sie da.
Langsam zieht der Stift
über das Papier,
der Druck wird variiert
und ebenso der Griff.
Während Linien wandern,
freies Feld beschlenzen,
beginnt ein Aug' zu glänzen,
das zweite nach dem andern.
Grau in Grau gemalt
zeichnen Flächen sich
bald ab und Strich für Strich
bekommt das Bild Gestalt.
Folge den Konturen
lang für seinen Kiefer;
sie sind geschwungen, schiefer.
Graphit zieht seine Spuren.
Mittendrin inzwischen
halte ich dann inne,
weil ich bereits erkenne,
wie schön er ist in Strichen.
Lippen bleiben noch
zu, der Mund gewellt,
denn ein Geheimnis hält
der Winkel; biegt sich hoch.
So, als wär er Ahner
jenes Zartgefühls,
das Zeichen ist des Stils
im schöpferischen Ahnherrn.
Schluss ist vorgenommen:
Nase, Ohr ergänzt,
der Hals erfolgt zuletzt.
Das Bildnis steht vollkommen.
Meine Finger streichen
endlich noch gebannt
die Aura diesem Mann,
verewigt in dem Zeichen.
|
|
|