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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 01.09.2017, 23:10   #1
männlich MiauKuh
 
Dabei seit: 08/2017
Ort: Bei Rostock
Beiträge: 2.246

Standard Damals, dieser Moment auf dem Hügel

Auf den Feldern, golden glänzend,
unter wolkenblauem Himmel,
wiegt der Nebel, weich und wabernd,
artig sich vor meinem Fuß.
Hier vom Hügel färbt sein Weißes
grüne Wiesen, dicke Bäume,
küsst als nasse, klamme Kälte
dünne Sträucher kühl zum Gruß.

Leise Schritte hinterm Rücken
brechen knackend morsche Äste,
"Weißt du nicht dich anzunähern
ohne das ich dich bemerk?“,
flüstre ich geschlossnen Auges
als sich deine Hände nähern
mich beruhigend sanft umführen
und dein Bauch mich rücklings wärmt.

Meine Lieder langsam öffnend
fließt ein Bild in bunten Farben
voller Schönheit mir zum Blicke
doch es weht ein kalter Hauch,
überstrahlt aus großer Ferne
von dem Licht der hellen Sonne,
die nach stundenlangem Scheinen
endlich durch das Weiße stößt.

Ach es ist genau wie früher,
all die Nebel sind vergangen
und die Wärme deiner Wonne
weckt in mir noch das Gefühl,
das ich hatte hier am Hügel
vor so vielen, schönen Jahren
und genau wie heut war damals
deine Wärme rings um mich.

Und so dreh ich frohen Lächelns
mein Gesicht, verschließ die Augen,
wünsche das die zarten Lippen
die ich hier zuerst gespürt,
wieder meinen Mund berühren,
sanft wie wohlig warme Kissen,
doch ich merke es wird kühler
und der Nebel ist noch da.

Meine Augen starren offen
stumpfen Blickes hin zum Boden,
wo ich deutlich das erkenne
was mit dir schon längst geschah
und ich sinke in die Kälte,
lese fingerfahrend zittrig
von dem Stein die goldnen Schriften,
gieße tränend dir dein Grab.
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.10.2017, 18:02   #2
weiblich Unar die Weise
 
Benutzerbild von Unar die Weise
 
Dabei seit: 10/2016
Ort: in einem sagenhaften Haus
Alter: 42
Beiträge: 5.271

Ich habe in deinen Gedichten gestöbert und wollte dieses nicht unkommentiert stehen lassen.

Diese Geschichte ist ergreifend geschrieben.
Erst hat sie mich getragen und am Schluss tief berührt.
Der Stimmungswechsel ist gekonnt.

Tja, Bilder malen, hast du drauf.
Unar die Weise ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.10.2017, 18:23   #3
männlich MiauKuh
 
Dabei seit: 08/2017
Ort: Bei Rostock
Beiträge: 2.246

Das .. wurde später daraus, denn ich war nicht zufrieden mit der ersten Fassung..
Danke liebe Unar!!!

Über goldgekörnten Feldern,
unter wolkenblauem Himmel,
wiegt der Nebel, weich und wabernd,
artig sich vor meinem Fuß.
Hier am Hügel färbt sein Weißes
grüne Wiesen, karge Bäume,
küsst als nasse, klamme Kälte
dünne Sträucher frisch zum Gruß.

Leise Schritte mir zum Rücken
brechen knackend morsche Äste.
"Weißt du dich nicht anzunähern,
ohne das ich dich bemerk?“,
flüstre ich geschlossnen Auges
als ich deine Hände spüre,
die mich sanft und ruhig umfahren
und dein Bauch mich rücklings wärmt.

Meine Lider langsam öffnend
fließt ein Bild an bunten Farben
voller Schönheit mir zum Blicke
bis ein kalter Hauch mich streift,
doch schon stürzt aus großer Ferne
warm ein heller Strahl der Sonne
wie gerufen uns zur Hilfe
und durchstößt das weiße Nass.

Es ist ganz genau wie früher,
all die Nebel sind durchdrungen
und die Wärme deiner Wonne
weckt mir wieder das Gefühl,
das ich hatte hier am Hügel,
in so vielen, trauten Jahren
und genau wie heut sind damals
deine Arme mir mein Halt.

Glücklich dreh ich frohen Lächelns
mein Gesicht und schließ die Augen,
wünsch mir deine zarten Lippen,
die ich hier zuerst gespürt,
mich noch einmal zu berühren,
so wie wohlig, warme Kissen,
doch statt Küssen drückt die kühle
Luft vom Nebel meinen Mund.

Da erwach ich schwarzen Blickes,
senk die Augen Richtung Boden,
wo ich deutlich klar erkenne
was mit dir dereinst geschah,
breche nieder, stütz die Arme,
lese fingerfahrend, zittrig
von dem Stein die goldnen Schriften,
schluchze Tränen auf dein Grab.
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.10.2017, 18:38   #4
weiblich Unar die Weise
 
Benutzerbild von Unar die Weise
 
Dabei seit: 10/2016
Ort: in einem sagenhaften Haus
Alter: 42
Beiträge: 5.271

artig sich vor meinem Fuß. - diese Zeile fand ich aber toll

Meine Lider langsam öffnend - ohne "e"

vor so vielen, trauten Jahren - find ich besser
und genau wie heut sind damals
deine Arme mir mein Halt.


Da erwach ich schwarzen Blickes, - klingt auch besser
senk die Augen Richtung Boden,
wo ich deutlich klar erkenne
was mit dir dereinst geschah,
breche nieder, stütz die Arme,
lese fingerfahrend, zittrig
von dem Stein die goldnen Schriften,
schluchze Tränen auf dein Grab.
Unar die Weise ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.10.2017, 18:43   #5
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.877

Lieber MiauKuh,
ich schließe mich der Hermundurin an.
Einen kleinen Vorschlag hätte ich:
"vor so vielen, schönen Jahren"
würde ich vielleicht in
"in so vielen, schönen Jahren"
und im Vers (zweite Fassung)
"wünsche das die zarten Lippen"
wäre es in meinen Augen richtiger:
"wünsche, dass die zarten Lippen,

Die Sprache fließt, der Rhythmus stimmt - wer sagt, dass Gedichte gereimt sein müssen?

Liebe Grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.10.2017, 19:08   #6
männlich MiauKuh
 
Dabei seit: 08/2017
Ort: Bei Rostock
Beiträge: 2.246

Dankeschön für die Kommentare und hilfreichen Anmerkungen, Heinz und Unar. Ich glaube ihr habt mit allem recht und ich baue es alles ein. Wenn es vier oder sechs Augen mögen ist es besser als wenn es nur zwei mögen!

Ich Danke euch. Die zweite Fassung ist die gültige! Da ist auch der artige Nebel wieder dabei. Und... In so vielen, trauten Jahren. Der Tipp ist sehr gut.

Liebe Grüße , MiauKuh
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.10.2017, 22:40   #7
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.877

So etwas, lieber MiauKuh, nenne ich "Gedichte-Arbeit". Was denkst Du, wieviel Hinweise ich dankbar aufgenommen und verarbeitet habe!
Zwerge haben auch mal klein angefangen - das war ein Spruch meines verehrten Profs, und er gilt für alle (nur nicht für die Genies, die schon beim ersten Mal alles richtig machen.
Gruß,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.10.2017, 08:04   #8
männlich gelberhund
 
Benutzerbild von gelberhund
 
Dabei seit: 02/2015
Ort: erzgebirge
Alter: 45
Beiträge: 1.625

Eigentlich ist dieses Gedicht gut gelungen. Technisch gibt es da nichts zu meckern. Inhaltlich würde ich aber den Witz irgendwie ausbalancieren und mehr Tiefe hineinbringen. Das Gedicht ist gut aber du hättest mehr daraus machen können - schwierig aber nicht unmöglich.
gelberhund ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.10.2017, 08:34   #9
männlich MiauKuh
 
Dabei seit: 08/2017
Ort: Bei Rostock
Beiträge: 2.246

Zitat:
Zitat von gelberhund Beitrag anzeigen
Eigentlich ist dieses Gedicht gut gelungen. Technisch gibt es da nichts zu meckern. Inhaltlich würde ich aber den Witz irgendwie ausbalancieren und mehr Tiefe hineinbringen. Das Gedicht ist gut aber du hättest mehr daraus machen können - schwierig aber nicht unmöglich.
Hi gelberhund!

Danke für deinen Kommentar.
In dem Gedicht ist keinerlei Witz, im Gegenteil.
Es ist tod-traurig, denn das lyrische Ich hat seinen Partner verloren und es tat unendlich weh. Deine Aussage zur Verbesserung des Gedichtes ist sehr allgemein, hast du konkrete Vorschläge, die du vielleicht mit mir teilen möchtest?

Liebe Grüße,
MiauKuh.
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.10.2017, 11:54   #10
wolfgang
 
Dabei seit: 02/2005
Beiträge: 223

Das ist anschaulich beschrieben und es ist ein Spannungsbogen drin. Was mir auffiel: der Text fließt dahin. An der Stelle mit dem Glück hätte ich die Sätze verkürzt. In der Prosa schreibt man zum Beispiel: Juhu! Und damit ist alles gesagt. Aber das geht wohl nicht wegen der Form? (Weil man die einhalten muss.)
wolfgang ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.10.2017, 11:59   #11
männlich MiauKuh
 
Dabei seit: 08/2017
Ort: Bei Rostock
Beiträge: 2.246

Zitat:
Zitat von wolfgang Beitrag anzeigen
Das ist anschaulich beschrieben und es ist ein Spannungsbogen drin. Was mir auffiel: der Text fließt dahin. An der Stelle mit dem Glück hätte ich die Sätze verkürzt. In der Prosa schreibt man zum Beispiel: Juhu! Und damit ist alles gesagt. Aber das geht wohl nicht wegen der Form? (Weil man die einhalten muss.)
Hi wolfgang,

ich freue mich über deinen Kommentar. Der Text fließt dahin verstehe ich als Lob, denn er ist nicht 'zerhackt'. Verkürzte Sätze sind möglich, ich glaube ich habe es an manchen Stellen etwas ausgereizt, kürzer ist prägnanter, das muss ich noch viel lernen. Was die Form angeht war ich irgendwie in einem "Fluss" als ich es geschrieben habe und auch bei der Überarbeitung wieder, es muss einfach klanglich und inhatlich das sein, was ich mir gedacht habe und ich finde die Form ist passend, bei den Sätzen bin ich mir nicht ganz sicher.

Ja, wenn ich nochmal draufsehe: "Glücklich .... " die Strophe ist nur ein einziger Satz, wie einige der anderen Strophen auch. Das erschwert das Lesen, vielen Dank für den Hinweis ich neige zu langen Sätzen, die sich dann in sich selber nicht mehr genügen.

Liebe Grüße,
MiauKuh.

Dankeschön wolfgang!
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.10.2017, 12:14   #12
weiblich Ex-Letreo71
abgemeldet
 
Dabei seit: 01/2014
Ort: Niedersachsen
Beiträge: 4.032

Einen Witz kann ich hier nicht erkennen. Sinnlichkeit, pure Emotion, tiefe Trauer.
Es ist lang, aber durch den fließenden Rhythmus, für mich keinesfalls langatmig.
Es ist deine Art, lieber MiauKuh, so zu schreiben und hier ist es dir wirklich sehr gelungen.

Mitnehmend gelesen.

Lieben Gruß

Letreo

Ich könnte mir den Text sehr gut in einem Song vortstellen. He, da müsste Musik sein!
Ex-Letreo71 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.10.2017, 16:10   #13
männlich MiauKuh
 
Dabei seit: 08/2017
Ort: Bei Rostock
Beiträge: 2.246

Zitat:
Zitat von Letreo71 Beitrag anzeigen
Einen Witz kann ich hier nicht erkennen. Sinnlichkeit, pure Emotion, tiefe Trauer.
Es ist lang, aber durch den fließenden Rhythmus, für mich keinesfalls langatmig.
Es ist deine Art, lieber MiauKuh, so zu schreiben und hier ist es dir wirklich sehr gelungen.

Mitnehmend gelesen.

Lieben Gruß

Letreo

Ich könnte mir den Text sehr gut in einem Song vortstellen. He, da müsste Musik sein!
Hallo Letreo,

du bist der erste Mensch, der mir sagt: "Das ist deine Art zu schreiben."
Dankeschön, ich wusste bis heute nicht wo ich Zuhause bin, was das Schreiben angeht. (Ich könnte mich an diesen Stil gewöhnen!)

Ich stimme dir komplett zu: das Gedicht ist sinnlich, pure Emotion und furchtbar, furchtbar traurig :°( ganz genauso wollte ich es empfunden wissen. Es ist gut zu wissen, dass du es so gelesen hast wie ich es beabsichtigt habe. Dann war es ein Vergangenheitstrip mit einem traurigen Ende. Ich habe mir vorgestellt, wie sich das anfühlen muss. Dieser Text ist das Ergebnis.

Ach, ich sehe grade: du möchtest den Song singen? Tu das doch!
:-) Ich kann leider nicht singen, aber wenn du denkst du kannst es, tu es! Auf das Ergebnis wäre ich wirklich, wirklich gespannt.

Liebe Grüße!
- MiauKuh.
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.10.2017, 13:08   #14
männlich Gylon
 
Dabei seit: 07/2014
Beiträge: 4.269

Lieber MiauKuh,
ausgezeichnet!


Liebe Grüße Gylon
Gylon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.10.2017, 08:59   #15
männlich MiauKuh
 
Dabei seit: 08/2017
Ort: Bei Rostock
Beiträge: 2.246

Einen herzlichen Dank für das Lob lieber Gylon!
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
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Lesezeichen für Damals, dieser Moment auf dem Hügel

Stichworte
erinnerung, grab, liebe

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