Rendevous

[Walter]

Ich saß noch immer lesend
unter dem Sonnenschirm
und schaute voller Erwartung schon
auf die nächsten Zeilen,
bis dann endlich
der Herzog kam. Unsicher,
schon fast schüchtern, hob er ihre Hand,
hielt eine Weile inne, in welcher er dachte,
es wäre die längste Ewigkeit,
die zu erleben ihm bisher zuteil wurde,

und da, irgendwann,
plötzlich aus heiterem Himmel,
welcher selbst an diesem Nachmittag von Wolken verhangen war,
schob er seine schmalen Lippen zaghaft nach vorne
und berührte die Ihrigen fast.

Das Mobiltelefon summte,
und die Amsel verstummte
mit ihrem Gesang.

Als es dämmerte, legte ich das Buch
beiseite und sah über den Fluss,
und ich sah den Container, der langsam
mit der Strömung in die Nacht glitt.

Der Herzog war längst schon gegangen.
Er hatte sich noch einmal inbrünstig
mit leicht versessenen Blicken nach ihr umgedreht,
nach ihr,..... nach..... ihr, ihr.....nach,
und dabei hatte er noch gesehen, wie sie verlegen
mit der blassen Hand durch ihr brünettfarbenes,
ihr sonnenvergoldetes, ihr unvergessliches Haar strich.

Ich sah es genau. Dann stand ich auf
und ging hinunter zum Fluss, der noch immer floss.
Es war stockdunkel, und ich sah nichts.
Ich hörte nur
sein leises Plät-schern,
dieses leise Plätsch-tsch-tschern,

und ich ging auf ihn zu,
immer näher,
näher...,
mein Buch
unter dem
Arm.

[Thing]

Halli Hallo, Walter Voigt -

nennt man das Prosalyrik?
Schön beschrieben - das Ineinanderfühlen des Lesenden in der Lektüre und gleichzeitig der Realität.
In der zehnten Zeile fehlt ein h.

LG
Thing

[Walter]

Danke Thing!
Das "h" habe ich
unter hatschi
hinzugefügt !
Man darf es
wieder hauchen...

Vielen Dank, bin immer froh über Korrekturen, Thing.

LG
Walter