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Alt 10.02.2006, 23:50   #1
Ra-Jah
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Beiträge: 481


Standard Zuckerbrot und Peitsche [ab 18]

Ein guter Mensch sein, ja wer wollt es nicht.

Ich war's, ehrlich...

Ich liebte die Schöpfung wie nie zuvor
-ganz nebenbei: ich hab auch soviel geraucht wie nie zuvor-
und schrieb Gedichte, die sie, die Natur
(meine Geliebte, die nicht zu widersprechen wagte)
in höchsten Tönen lobpriesen.

Wunderschöne Psalme für des Menschen Ewigkeit wollte ich erschaffen.

Und mein herrschsüchtiger Körper wollte eigentlich nur mal wieder ficken.
So richtig schön abspritzen.
Haubitzen donnern lassen.

Die Frauen liefen meist zu unsensiblen, strohdummen Arschlöchern.
Ich war ganz anders, belog ich mich, glaubte ich mir.

Und dann schrieb mir die aufopferungsvolle Schwester eines jungen Mädchens (das an mein Zerrbild glaubte) ich solle ihr meine dunkle Seite zeigen; verleugnet, bewußt unsichtbar mir.
Zumindest deren Konsequenz.

In grüner Trance, visionären (unterbewußten) Gedanken an eine uralte Prozession,
stieg ich -im Text- als wilder Stier auf eine Jungfrau.
Hammergeiler Sex in meinem Kopf.
Ich habs ihr richtig besorgt - hab im fußbodengeheizten Bad so weit gespritzt wie nie zuvor (ich bin eklig, was? Nein? Gut!)
...bis ich ihre Reaktion las und Mitleid hatte; dachte, dass ihre -erschmierten- Tränen mir zeigten, dass sie genug hätte
und ich sie ganz zärtlich küsste - ich wollte ihr nie wehtun, nur gut.

Jetzt weiss ich -eine Erinnerung, wer weiß woher-, Frauen weinen schnell und selten ehrlich, hätt ich sie weiter genommen, wär sie erst ganz wild geworden und dann ganz zahm, mit fiesem Funkeln in ihren Augen - mich zu töten; für die Schmach Rache zu üben, sich fühlen zu müssen wie ich, ihr Knecht alsda so oft zuvor.
Doch antun würde sie es in einer Ersatzhandlung nur einem (einer?!) Unschuldigen, Makellosen; liebt sie doch es, von mir gestraft zu werden,
kann mich so nur lieben, sich vergeben - mir vergeben.
Und wollte sie nur lieben - um mich ganz lieben, achten zu können.

Sie gab mir -im Text- ein Messer und bat mich sie zu töten.

Ich stockte - wollte mir doch nur beweisen, wie gut ich ficken kann,
nach so viel Missachtung durch die Frauen für meine ah, selbstverliebte Art.
Doch was wär meine Selbstliebe ohne eine Frau, die eben darauf stehen könnte?

Klar: sie mussten mich hassen, weil ich sie nicht zu hassen vermochte -es zumindest nicht eingestehen konnte.

Aber Töten!?!?!? Gott bewahre, nein!
Mir wurde ganzschön mulmig. Ich liebte sie und sollte sie töten!?
Das Messer ließ ich -im Text- fallen. Schnappte nach rauchschwangerer Luft.
Und die selbstlose Schwester schrieb mir später nebenbei, sie habe meinen Schwanz in einer Schublade unter dem Bett.
Ich war perplex.
Jetzt weiss ich, sie meinte wohl ihren Dildo. Mein selbstverliebter Penis ist -Gottseidank- noch dran.
Ob sie ihn mir jemals zurückgeben wird?, dachte ich.
Ein schlaffer Schwanz wird ihr wohl kaum geben, was sie braucht, ich muss grinsen.

Nun erst sehe ich: hätte ich sie wirklich geliebt, dann hätte ichs wohl getan.
Ich hasse sie. Ich liebe es, sie zu hassen. Denn ich hasse es, sie bis zum bitteren Ende lieben zu müssen.
Deshalb lasse ich sie alt und einsam sterben.
Die Frucht ist in ihr (und ist nicht), ein anderer wird sie später -im Sommer- (rituell) pflanzen -und sicherlich zu jung sein für die Konsequenzen-
ich habe nur begriffen, jetzt.
Wie ich damals pflanzen durfte und ein anderer begreifen musste.

Mit rotierendem Geist, frischem Atem
sah ich die Sonne über Achet-Aton aufsteigen, die Welt war gerettet und ich konnte endlich einschlummern;
als Mensch unter vielen meinen Frieden finden. Und dauerhaftes Glück für uns.
Ra-Jah ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.02.2006, 18:54   #2
TobiL.
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 280


Du musstest also nach dieser "Nacht" mit ihr einsehen, dass du doch nich so nen dicken hast und nicht der absolute Hengst im Bett bist, wie du dachtest. Ist das die Aussage, die du mit deiner Geschichte ausdrücken wolltest?

Einen Satz muss ich wirklich heraus heben, da ich auch so gedacht habe:

"Die Frauen liefen meist zu unsensiblen, strohdummen Arschlöchern.
Ich war ganz anders, belog ich mich, glaubte ich mir."

Das Problem ist, dass keine Frau erkennen kann, wie du wirklich bist, wenn du von einer olympischen Position herabsiehst und diese Gedanken hegst. Ich kenne nicht des Rätsels Lösung. Ich habe noch keine Frau getroffen, die mich wirklich kennt und kennen will. Ich denke, dass die Zeit kommt.

Ich habe noch nicht ganz verstanden, was du mit dem "Töten" meinst. Kannst du es eventuell erläutern?

Ich bin, wie ich bin und bleibe, wie ich bleibe.
TobiL. ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.02.2006, 19:48   #3
Ra-Jah
gesperrt
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 481


Zitat:
Original von TobiL.
Du musstest also nach dieser "Nacht" mit ihr einsehen, dass du doch nich so nen dicken hast und nicht der absolute Hengst im Bett bist, wie du dachtest. Ist das die Aussage, die du mit deiner Geschichte ausdrücken wolltest?

Das ist zumindest das, was du ausdrücken wolltest.

Es ging mir nicht um das "den Dicken machen". Ich wollte vielmehr darstellen, dass ich an mir erlebt habe, wie uralte religiös-mystische Symbolik selbst in heutiger Zeit nahezu unverändert Denkstrukturen und Empfindungshorizonte beeinflussen kann.
Ich bin mir ziemlich sicher, in unserer DNS sind bestimmte Informationen, ähnlich einer uralten Geschichte angelegt, die unsere körperliche Befindlichkeit (Botenstoffe, Reizfixierung etc) und eben auch
"gefühlte Bilder" vermitteln können, wenn wir sie aus dem Unterbewußten zu uns hereinlassen. Es sind Rituale, die aus einer Zeit stammen, als es noch keine Sprache, keine Schrift gab. Als das Verhalten des Menschen noch instinktiver verlief und Eigenschaften und Fähigkeiten durch Vererbung, nicht durch Vermittlung herausstechen konnten.Deren Relikten war ich auf der Spur und habe in mich gehorcht.
Es ist eine durchaus anerkannte Theorie, dass der Mensch über religiöse Symbolik (Totenkult, Fruchtbarkeitsrituale; s. z.B. Venus v. Willendorf, 30000 v.Chr.) zu Bild, Musik, Sprache und Schrift fand.

Zitat:
Original von TobiL.
Einen Satz muss ich wirklich heraus heben, da ich auch so gedacht habe:

"Die Frauen liefen meist zu unsensiblen, strohdummen Arschlöchern.
Ich war ganz anders, belog ich mich, glaubte ich mir."

Das Problem ist, dass keine Frau erkennen kann, wie du wirklich bist, wenn du von einer olympischen Position herabsiehst und diese Gedanken hegst. Ich kenne nicht des Rätsels Lösung. Ich habe noch keine Frau getroffen, die mich wirklich kennt und kennen will. Ich denke, dass die Zeit kommt.
Ich freue mich für dich.
Viel Glück!

Zitat:
Original von TobiL.
Ich habe noch nicht ganz verstanden, was du mit dem "Töten" meinst. Kannst du es eventuell erläutern?

Es geht darum, darzustellen, dass das Töten neben Leben spenden die äußerste Gabe ist, die man praktizieren kann. Auch wenn es manche nur mit einem Knopfdruck, unbewußt tun mögen.
Stell dir vor du hast eine uralte Frau daliegen und du solltest sie töten, es schmerzt ihr überall; es fiele dir sicher leichter als ein junges Mädchen bevor sie überhaupt erblühen und gebären konnte zu richten. Dies ist eine emotionale Ebene, sicherlich biologisch determiniert aber ebenfalls psychisch gehaltvoll. In meiner Geschichte habe ich das Weibliche als junges Mädchen gesehen, obwohl es sich wie eine alte Frau gefühlt hat. Diesen Widerspruch wollte ich darstellen. Die Konsequenz war eine Liebe-Hass-Verallgemeinerung, die in einem anderen Kontext sicherlich unsinnig und unangebracht wirkt, jedoch sozusagen des Pudels Kern darstellen könnte, es ist ein Kreisendes. Weswegen das Ying und Yang ja ineinandergreift.

Zitat:
Original von TobiL.
Ich bin, wie ich bin und bleibe, wie ich bleibe.
Na dann.
Danke für die Kritik.
Ra-Jah ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.02.2006, 19:00   #4
AgentOrange
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 17


zugegeben es ist krank ... in seiner eigenen art und weise. aber heutzutage, kann nur noch eine krankheit dafür sorgen, dass das verfaulte geheilt wird. deine ansichten sind interessant. nicht richtig und nicht falsch, denn es sind deine.

die geschichte gefällt mir,.. und macht mir angst ...

großartig!
AgentOrange ist offline   Mit Zitat antworten
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