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Alt 10.12.2017, 12:17   #1
weiblich Visolela
 
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Standard Bärbel, die Klobürste

Klobürste Bärbel fand ihr Leben scheiße.

Nicht nur, dass ihr Chef, Herr Magnus Meier aus dem vierten Stock, sie Tag für Tag dazu zwang, seine..., äääh...Hinterlassenschaften mit einer derartigen Vehemenz ins Klo zu stopfen, dass Bärbel oft Hören und Sehen verging (das Riechen leider nicht, aber scheiß drauf), nein, damit hätte sie leben können, war ja schließlich ihr Job, aber was sie wirklich anpisste, waren ihre Arbeitskollegen. Die hatte sie echt gefressen! Ganz besonders zwei von denen machten Bärbel Tag für Tag für Tag das Leben zur Hölle. Bloß, weil sie in der höheren Etage arbeiteten, glaubten sie, was Besseres zu sein:

Walter Waschlappen und Siegbert Seife!

Zum Kotzen, die beiden, fand Bärbel. Und ständig diese ach so lustigen Sprüche, die die beiden brachten.
"Ey, Bärbel, tolles Kleid, das du heute trägst. So schön braun!"
"Hey, Bärbel, super Parfüm. Was ist das, Eau de Toilette?!"

Okay, okay, Bärbel war eine Klobürste, sie stand in der Badezimmerhierachie ganz unten (na gut, das Klopapier war vielleicht noch etwas mehr am arsch), sie hatte einen Drecksjob, aber deshalb hatte sie ja wohl trotzdem ein kleines bisschen Respekt verdient, zum Kuckuck! Herrn Meier wollte sie mal sehen, wenn sie mal `ne Woche streiken würde!

Nein, das Leben war nicht schön. Das Leben war Kacke!
War es da ein Wunder, dass es Bärbel eines Tages reichte? Daß sie, als Walter und Siegbert sie wieder einmal wie Dreck behandelten, ausrastete und schrie:"Jetzt reicht`s! Ich kündige!"
Sie sprang ein letztes, ein allerletztes Mal in die Kloschüssel, machte sich ordentlich sauber und hopste dann mit großen Sprüngen aus dem Badezimmer. Walter und Siegbert sahen ihr sprachlos hinterher.
"Ey, Bärbel, wo willste denn hin?", rief Siegbert schließlich.
"Zum Arbeitsamt. Ne Umschulung machen", schrie Bärbel, hopste an Herrn Meier vorbei, der gerade durch die Wohnungstür kam, sprang die Treppen herunter,* schlüpfte aus der offenen Haustür auf die Straße und atmete tief durch.
Endlich frei!
Das verlangte nach einem gewichtigen Kommentar, fand Bärbel. Aber alles, was ihr einfiel, war:
"Und wo ist jetzt dieses Scheißarbeitsamt???"

-------------------------------------------------

Einige Zeit später saß Bärbel Herrn Schumansky, Abteilung A - K, gegenüber.
"Name?", fragte er mit sichtlich desinteressierter Stimme, ohne aufzublicken.
"Äh..., Bärbel Klobürste."
"Hm", machte Herr Schumansky und tippte etwas in seinen Computer ein.
"Schulbildung?"
"Keine."
"Tsss", machte Herr Schumansky abfällig und tippte.
"Letzte Arbeitsstelle? Falls Sie überhaupt schon mal gearbeitet haben... Arbeitgeber und Berufsbezeichnung."
"Klobürste bei Herrn Magnus Meier."
"Wollen Sie mich verarschen?!", brüllte Herr Schumansky und hob endlich den Kopf.
"N...nein, ich bin doch...", stotterte Bärbel eingeschüchtert.
Herr Schumansky registrierte endlich, dass da tatsächlich eine Klobürste vor ihm saß.
"Oh..., ähem..., entschuldigen Sie, aber Klobürsten kommen eher selten hierher."
Kein Wunder, dachte Bärbel, so, wie man hier behandelt wird, grenzt es an ein Wunder, dass sich überhaupt jemand hierher traut...
"Na, ich bin jetzt jedenfalls hier und ich suche einen neuen Job. Können Sie mir da helfen?", fragte Bärbel.
Herr Schumansky dachte nach.
"Hm, ich weiß nicht, ich glaube, der Arbeitsmarkt hat an gebrauchten Klobürsten eher wenig Interesse. Wenn Sie noch neu wären..."
Bärbel unterbrach ihn:
"Nein, nein, da haben Sie mich falsch verstanden. Ich möchte nicht länger als Klobürste arbeiten. Hätten Sie nichts anderes für mich?"
"Nuuuuun..., ich weiß im Augenblick nicht, wo man eine gebrauchte Klobürste arbeitstechnisch noch einsetzen könnte, aber ich will mal sehen..."

Er begann wieder in seinen Computer zu tippen. Bärbel wartete.
"Hm, nein, das nicht..., nein, das geht auch nicht, das auch nicht, ...Hauswirtschaft..., nein, geht nicht wegen der Hygienebestimmungen, hmmmm..."
Endlich sah er Bärbel wieder an.
"Also, alles, was ich Ihnen derzeit anbieten kann, wäre ein Minijob. Sehen Sie, es ist nicht so leicht, jemanden ohne Schulabschluss zu vermitteln. Da darf man nicht anspruchsvoll sein."
"Hauptsache, ich hab was zu tun und muss nicht mehr als Klobürste arbeiten. Was wäre das denn für ein Job?", fragte Bärbel.
"Das Grünflächenamt der Stadt sucht dringend Leute, die den Stadtpark sauberhalten."
"Aha, und was genau müsste ich da tun?"
"Nun, hauptsächlich müssten Sie den Müll beseitigen, den die Leute in die Gegend werfen, anstatt in die Mülleimer, außerdem gibt es viele Hundebesitzer, die die Häufchen ihrer Hunde nicht beseitigen, die müssten Sie..."
"Daaanke, das reicht", unterbrach Bärbel ihn, "das kommt nicht in Frage. Von Scheiße habe ich die Schnauze voll!"

Jetzt wurde Herr Schumansky sauer.
"Ich glaube, ich muss Ihnen da mal ein paar Zahlen nennen. Wir haben derzeit in Deutschland 671.192 freie Arbeitsstellen, aber gleichzeitig 3.662.651 Arbeitslose. Merken Sie was? Selbst wenn wir alle freien Stellen besetzen würden, wären fast drei Millionen Menschen noch immer ohne Arbeit.
Da draußen wartet niemand auf Sie, Frau Bärbel! Es gibt genug Menschen, denen wir den Job beim Grünflächenamt anbieten können und die sich nicht so anstellen wie Sie! Wenn Sie wirklich arbeiten wollen, dann schaffen Sie auch den Job im Park!"
"Ich meinte ja nur...", flüsterte Bärbel, "wegen der Scheiße... Haben Sie denn wirklich nichts anderes?"
"Tut mir leid, im Augenblick sehe ich da nichts,... warten Sie. Sagen Sie mal, Sie sind doch aus Kunststoff, nicht wahr?"
Bärbel nickte.
"Gut, in der Recyclingfabrik suchen sie noch ungelernte Arbeiter, vielleicht wäre das was für Sie. Ich drucke Ihnen die Unterlagen aus. Bewerben Sie sich so bald wie möglich, am besten gleich morgen und melden Sie sich wieder bei mir, um mir das Ergebnis mitzuteilen."

---------------------------------------------------------------

Am nächsten Morgen, gleich um acht Uhr, stellte Bärbel sich in der Fabrik vor. Zuerst war man von dem Gedanken, eine Klobürste einzustellen nicht so begeistert (in der Abteilung "Herrentoilette" wäre zwar für sie Verwendung gewesen, aber das wollte Bärbel nicht!), aber schließlich wollte man es doch mal mit ihr versuchen.
Nun schuftete Bärbel also am Einfülltrichter der Einschmelzanlage. Schon nach kurzer Zeit taten ihr sämtliche Borsten weh, und die Hitze bekam ihr auch nicht so gut. Nein, ein Job für die Ewigkeit war das hier wohl auch nicht...
Und der Lohn erst..., ziemlich wenig Geld für so eine Schufterei, vielleicht wäre sie doch lieber bei Herrn Meier...
"Sache mal, watt soll`n die Scheiße? Biste am träumen, oder watt?! Sieh zu, dassde weitermachst!"
Herrje, der Vorarbeiter!

"Entschuldigung, ich wollte nicht...", rief Bärbel zu ihm herunter.
"Quatsch keine Opern, Mädel, mach hinne! Oder glaubste, wir ham hier die Zeit zu warten, bis datt gnädge Frollein ausjeträumt hat?"
Bärbel beeilte sich, die zerhäckselten Kunststoffteile in den Trichter zu befördern. Plötzlich ging ein Alarmton los.
"Ey, watt machste denn nun schon wieder für`n Mist? Mann, Mädchen, jetzt sitzt der Scheißtrichter dicht. Sieh zu, dassde den freikriegst, damit wir hier weitermachen können. Du hältst ja den ganzen Betrieb auf!"

Oje, oje, der erste Arbeitstag und dann gleich sowas. Bärbel starrte verzweifelt auf den Trichter. Was machte man da bloß? Eine Idee huschte durch Bärbels Kopf, aber Bärbel verwarf sie sofort wieder. Nein, das würde sie keinesfalls tun...
"Hallo, wird das bald mal was?"
Also, dann eben doch. Hoffentlich ging das gut...

Bärbel sprang in den Trichter und hüpfte auf den Kunststoffteilen auf und ab. Endlich löste sich die Verstopfung.Tja, gelernt ist eben gelernt, dachte Bärbel, jetzt muss ich nur zusehen, dass ich hier heil wieder...
Zu spät!
Zusammen mit dem geschredderten Kunststoff rutschte auch Bärbel in die Einschmelzanlage. Himmel, war das heiß hier!*
"Hil...", konnte Bärbel nur noch rufen, dann verlor sie das Bewusstsein.

----------------------------------------------------------------

Als Bärbel wieder zu sich kam, war es um sie herum dunkel. Sie fühlte sich irgendwie anders. Kleiner und schlanker, irgendwie. Was war bloß los, wo war sie hier und warum war es so dunkel?
Bärbel versuchte, sich zu bewegen, musste aber feststellen, dass das nicht ging. Um sie herum schien eine Mauer zu sein. War sie etwa eingesperrt? Und wenn ja, wo? Und warum? Dann fiel ihr ihr Unfall in der Fabrik wieder ein. War sie etwa eingeschmolzen und recycelt worden? Was war hier bloß los?

Lange Zeit geschah gar nichts, dann ging ein Ruck durch Bärbels Gefängnis, es schaukelte eine Weile, bis ihr kotzübel war, dann endlich wurde die Verpackung, in der sie offensichtlich steckte, aufgerissen, Bärbel wurde herausgenommen und irgendwo abgestellt.
Licht, dachte Bärbel, Luft! Endlich!
Ihre Augen hatten sich noch nicht ganz an das plötzliche Tageslicht gewöhnt, aber hören konnte sie. Und sie hörte...
"Hey Süße, du bist ja *ne Hübsche."
"Ja, sowas Tolles wie dich hatten wir hier schon lange nicht mehr!"

Nein. Nein! NEIN!!!

Alles, nur das nicht!
Das konnte nur ein schlechter Traum sein. So gemein konnte das Leben gar nicht sein!

Bärbel blinzelte vorsichtig, und da waren sie tatsächlich:

Walter Waschlappen und Siegbert Seife!

Bärbel war zum Heulen zumute! Alles umsonst! Die Kündigung, die Demütigung beim Arbeitsamt, die Beleidigungen in der Fabrik, alles tapfer ertragen, alles umsonst!...

Aber wieso "Hübsche"?
Bärbel sah an sich herunter. Sie war wirklich viel schlanker... und kleiner... und ihre Borsten waren oben statt unten...
War sie etwa???
Ja, die Klobürste Bärbel war jetzt die Zahnbürste Bärbel! Und offensichtlich eine gut aussehende. Jedenfalls gerieten Walter und Siegbert bei ihrem Anblick total aus dem Häuschen.
"Sag mal, meine Hübsche, wie heißt du denn?", fragte Walter.
"Ich? Oh, ich heiße äh, ich heiße... Bärbel."
"Bärbel? Hatten wir hier schon mal eine. So ne olle stinkige Klobürste war das. Kein Vergleich zu dir, Also, willkommen hier im Badezimmer von Herrn Magnus Meier. Ich bin der Siegbert und der da ist der Walter."
"Ich w..., ich meine, schön, euch kennen zu lernen. "

Bärbel gab auf.
Offensichtlich sollte es ihr Schicksal sein, ausgerechnet in diesem Badezimmer und mit diesen Flitzpiepen zu arbeiten.
Naja, hatte vielleicht auch sein Gutes. Immerhin schienen Walter und Siegbert ja ganz schön auf sie abzufahren. Da taten sich Möglichkeiten auf...

Schließlich arbeitete sie jetzt eine Etage über ihnen, im Zahnputzbecherhalter statt auf dem Waschbeckenrand wie die beiden und wenn sie ihnen die kalte Schulter zeigen und sie von oben herab behandeln könnte, nun, warum nicht. Hatten die beiden ja auch lange genug bei ihr getan, konnten ruhig mal erfahren, wie das war.

Und als dann noch am Abend Herr Magnus Meier ins Bad kam, um sich die Zähne zu putzen, da konnte sie sich ein diabolisches Grinsen nicht verkneifen.
Wenn du wüsstest!, dachte sie, wenn du wüsstest, dass ich vor ein paar Tagen noch deine Klobürste war!

Alles in allem, fand Bärbel, waren ihr neues Leben und ihr neuer Job gar nicht so übel. Wenigstens war das Leben jetzt nicht mehr Scheiße, jetzt war es...

ZAHNBELAG????

SCHEIßE!!!
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Alt 10.12.2017, 12:28   #2
weiblich Ex-Letreo71
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Hallo Visolela,

das ist ja mal eine drollige Geschichte. Ich habe mich köstlich amüsiert.

Lieben Gruß

Letreo

Ich gehe jetzt Zähne putzen.

Und bevor ich es vergesse, willkommen bei Poetry.
Ex-Letreo71 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.12.2017, 12:32   #3
weiblich Visolela
 
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Hallo Letreo!

Danke für dein Willkommen!

Viel Spaß beim Zähneputzen!
Visolela ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.12.2017, 00:16   #4
weiblich Unar die Weise
 
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Einfach herrlich!
Ich lese so selten Geschichten.
Gut, dass ich hier nicht aufhören konnte.
Zu sehr packte mich Bärbels Schicksal.


Nachtgruss
Unar
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Alt 11.12.2017, 01:31   #5
männlich dr.Frankenstein
 
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Hochtalentiert, auf sowas muss man erstmal kommen und so einfach und realistisch geschrieben.
dr.Frankenstein ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.12.2017, 13:30   #6
weiblich Visolela
 
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Hallo, Doc!

Danke für dein Lob!
Im Grunde war es leicht, auf diese Story zu kommen. Ich arbeite selbst im Niedriglohnbereich und trotz vieler positiver Erlebnisse kommt es doch auch immer wieder vor, dass man von Menschen, die sich für was "Besseres" halten, diskriminiert und buchstäblich wie Dreck behandelt wird. Nur, was das eigentlich genau ist, was "Besseres", das hab ich bis heute nicht verstanden. Jeder Mensch, jede Berufsgruppe, ist gleich wichtig!
Die Arbeitslosenzahlen entsprachen, als ich den Text schrieb, der Realität und leider habe ich es auch schon mit einem Herrn "Schumanky" zu tun bekommen. Zum Glück gibt es bei den Ämtern sehr viele gute, menschliche Mitarbeiter!
Der Schluss ist im Grunde Wunschdenken: einmal triumphieren über "die da oben". Aber leider ist es in Wirklichkeit oft so: biste einmal in der Scheiße, bleibste in der Scheiße! Aber man kann das wenigstens mit einem Lächeln tun!
Visolela ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.12.2017, 16:18   #7
männlich Heinz
 
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Liebe Visolela,
ich habe, und das verdanke ich Deiner üppigen Fantasie, heute Morgen sehr lange darüber nachgedacht, ob ich statt meiner Zahnbürste lieber einen Wattebausch (vielleicht mit ein bisschen Waschbenzin beträufelt) zur Säuberung des Geheges meiner Zähne verwende.
Dann fiel mir aber ein, dass die Herkunft der Wattepads, ob weiß, ob rot, ebenso zweifelhaft sein könnte wie die der Zahnbürste.
Heute zum ersten Mal mit Mundgeruch ins Geschäft gefahren.
Scheiß-Recycling!

Nebenbei bemerkt: Deine Story hat mir gut gefallen!

Liebe Grüße,
Heinz
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Alt 11.12.2017, 16:25   #8
weiblich Visolela
 
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Hallo Heinz!

Ja, man sieht sein Badezimmer anschließend mit anderen Augen!
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Alt 12.12.2017, 02:27   #9
männlich talking head
 
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Beiträge: 754


Willkommen!

Vergnügen und Igittigitt im erzählenden Wechsel, phantasievoll, mit ueberraschendem Ausgang. Die Passage über das Arbeitsamt wurde etwas schnell vorhersehbar, deine Relativierung über die Mitarbeiter hat mir gut gefallen.

"Nur, was das eigentlich genau ist, was "Besseres", das hab ich bis heute nicht verstanden. Jeder Mensch, jede Berufsgruppe, ist gleich wichtig!
Die Arbeitslosenzahlen entsprachen, als ich den Text schrieb, der Realität und leider habe ich es auch schon mit einem Herrn "Schumanky" zu tun bekommen. Zum Glück gibt es bei den Ämtern sehr viele gute, menschliche Mitarbeiter!
Der Schluss ist im Grunde Wunschdenken: einmal triumphieren über "die da oben". Aber leider ist es in Wirklichkeit oft so: biste einmal in der Scheiße, bleibste in der Scheiße! Aber man kann das wenigstens mit einem Lächeln tun!"
Zitat Visolela
So etwas Souveränes hab ich schon lange nicht mehr gelesen!

Was das Arbeitsamt angeht, sind dort die Kassen voll, also bei der Arbeitslosenversicherung, dem alten Arbeitsamt, nicht bei den steuerfinanzierten Jobcentern; schließlich haben die Klobürsten, Zahnbürsten, selbst Walter Waschlappen, Siegbert Seife und Herr Schumansky immer fleißig eingezahlt, und jetzt liegen da 3 Mrd. rum, bei den Krankenkassen sogar 25 Mrd.! Beim nächsten Mal, liebe Bärbel, triffst du auf einen freundlichen Rehaberater, der bei der AWO noch einen Umschulungsplatz frei hat, wenn du aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr als Zahnbürste arbeiten kannst. Das Einschmelzen hat mir wirklich leid getan, das hat die fleißige Bärbel nicht verdient, auch wenn es am Ende gut ausging. Respekt für so viel Anpassungsfähigkeit an den Arbeitsmarkt! Wie wärs mit einer Umschulung zu einem schönen Spiegel, vielleicht so einem Kosmetikspiegel, der schonungslos kleine Pickel zu Kratern werden läßt; die Geschichte ist schon fast einer, in den mancher betroffen hineinsieht, oder zu einem Kamm, einem goldenen, dann kann die Zahnbürste ihr goldenes Herz als Schlüsselqualifikation schonmal mitnehmen. Der Kamm ist etwas teurer, aber die Kassen sind voll, das Gold-Modul hast schon und dein Rehaberater auch.

Liebe Grüße,
talking head
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Alt 12.12.2017, 14:53   #10
männlich dr.Frankenstein
 
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Niedriglohn, naja, es gibt doch mindestlohn, mehr hab ich auch nicht.

In Bautzen haben sie beim Gericht immer das Klopappier geklaut und da saßen die Richter dann und schrien nach den Niedriglohnkräften, den unsichtbaren Heinzelmänchen, erst wenn sie weg sind, bemerkt man sie.

Das Phytoplankton stirbt aus, die unterste Lebensform im Meer, die von allen gefressen und Co2 in Sauerstoff verwandeln. Diener des System zu sein ist ja ein kleiner Teil der Lebensrealität.
Wir haben glück nich 18 stunden zu arbeiten.
Es gibt ja die Freizeit, der hochlohntyp kennt meist nichtmal den Stadtwald. Aber überfüllte Strände auf Hawai. Aber das ist auch wieder diskriminaturierung.
Es hängt tatsächlich nich vom Job ab. Das leben is auch ohne Kohle schön, wieviel kostet es mit der Hand übers Gras zu streichen? Frische luft zu atmen?

Oder was ist der Unterschied von einem teuren Restaurant und einem Selbstgemachten essen?

Oder gekaufte Liebe und eine echte Verbindung zu jemandem zu spühren.
Oder Freundschafft, Gesundheit?

Die Wirklich guten dinge im Leben sind teurer als alles Geld der Welt.

Und der der sich für besser hält, ist im grunde unzufrieden das er schlechter ist als die noch besseren.
Sie mal jemand genau dabei an. Sie ärgern sich das sie jetzt wo sie soviel erreicht haben, trotzdem niemand lieb hat(was nicht stimmt) aber sie können sich selbst nicht lieb haben ohne gewisse Regeln einzuhalten.
Siehst ja hier auch bei den Dichtern. Zum Teil hat es seinen Vorteil das unser Gehirn so funktioniert.
dr.Frankenstein ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.12.2017, 15:20   #11
männlich MiauKuh
 
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Zitat:
Zitat von dr.Frankenstein Beitrag anzeigen
Niedriglohn, naja, es gibt doch mindestlohn, mehr hab ich auch nicht.

In Bautzen haben sie beim Gericht immer das Klopappier geklaut und da saßen die Richter dann und schrien nach den Niedriglohnkräften, den unsichtbaren Heinzelmänchen, erst wenn sie weg sind, bemerkt man sie.

Das Phytoplankton stirbt aus, die unterste Lebensform im Meer, die von allen gefressen und Co2 in Sauerstoff verwandeln. Diener des System zu sein ist ja ein kleiner Teil der Lebensrealität.
Wir haben glück nich 18 stunden zu arbeiten.
Es gibt ja die Freizeit, der hochlohntyp kennt meist nichtmal den Stadtwald. Aber überfüllte Strände auf Hawai. Aber das ist auch wieder diskriminaturierung.
Es hängt tatsächlich nich vom Job ab. Das leben is auch ohne Kohle schön, wieviel kostet es mit der Hand übers Gras zu streichen? Frische luft zu atmen?

Oder was ist der Unterschied von einem teuren Restaurant und einem Selbstgemachten essen?

Oder gekaufte Liebe und eine echte Verbindung zu jemandem zu spühren.
Oder Freundschafft, Gesundheit?

Die Wirklich guten dinge im Leben sind teurer als alles Geld der Welt.

Und der der sich für besser hält, ist im grunde unzufrieden das er schlechter ist als die noch besseren.
Sie mal jemand genau dabei an. Sie ärgern sich das sie jetzt wo sie soviel erreicht haben, trotzdem niemand lieb hat(was nicht stimmt) aber sie können sich selbst nicht lieb haben ohne gewisse Regeln einzuhalten.
Siehst ja hier auch bei den Dichtern. Zum Teil hat es seinen Vorteil das unser Gehirn so funktioniert.
Vermutlich ist das der schönste Kommentar, den ich ich seit längerem gelesen habe.
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.12.2017, 15:50   #12
weiblich Visolela
 
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Dem kann ich mich nur anschließen! Danke dafür!
Visolela ist offline   Mit Zitat antworten
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