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Alt 30.12.2016, 23:21   #1
männlich Thodd
 
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Standard Arvennór der Traurige

Anmerkung: Es handelt sich bei der folgenden Geschichte um einen kurzen Auszug aus einem viel größeren Werk, bestehend aus Geschichten und Legenden, die einen geschichtlichen Hintergrund für die von mir erschaffene Welt, in der mein sich aktuell in der Niederschreibung befindendes Epos spielt, liefern. Bewusst wurde für den Text eine Form gewählt, die an die Schreibweise der Bibel oder ähnlicher Werke erinnert, denn für die Personen meiner Geschichte sind es selbst nur Legenden, die voll Ehrfurcht nacherzählt werden.

Arvennór der Traurige

So waren die Körper von Olonir und Curufen zwar zerstört, doch ihr Geist lebte weiter, und lange behüteten sie die Menschen und Zwerge, die ihnen in die Ferinvenán gefolgt waren. Über hundert Jahre herrschte Frieden, und im Schutz der umliegenden Gebirge bauten die freien Völker große Städte und Burgen, und aus weiser Vorsicht ließen die Nachfahren Olonirs, die zu Königen der Ferinvenán erklärt wurden, die Grenzen ihres Landes bewachen.
Am Pass von Ilvethrín wachte Dírhevor der Junge, dessen Urvater Dorveros der Herold Olonirs war und ihm bereits in den Krieg gefolgt war, als die Menschen noch im Südosten lebten. Die Ostgrenze, bestehend aus der weitläufigen Ebene von Vanhilthír, wurde von Arthevór, des Königs Sohn, bewacht. Der große Wasserfall von Angren jedoch wurde von Arvennos, dem jüngeren Bruder des Königs, bewacht, der oft auf der Dammmauer stand und in den noch wilden Norden blickte, wo am Rande des Horizonts der lange Arm mit dem Meer verschmolz.

Die Menschen wurden ein würdevolles und langlebiges Volk, und ihre Liebe galt den wachsenden Dingen. Nichts erfreute sie mehr als die farbenfrohen Sommerwiesen von Lon-Vanánoro und die grünen Wiesen im Tal des Vanéalon, dem Land der vielen Flüsse. Und zu dieser Zeit entdeckten sie den wunderschönen Hain des Angren, und voller Verwunderung erblickten sie die befremdliche Statue eines unbekannten Menschen am Ufer des Sees. Da keine ihrer alten Überlieferungen von dieser Statue berichtete, sahen sie sie als ein Werk Elions selbst, und sie nahmen sie als ein Zeichen, dass das Land gesegnet sei. Und König Arthenór ließ ein großes Fest feiern, zu dem er auch die Zwerge als Brüder einlud, denn sie alle waren die Kinder Elions.

Und so schlossen die beiden Völker eine innige Freundschaft, und die meisterhaften Baumeister der Zwerge kamen in die Städte der Menschen, um prächtige Paläste und starke Mauern zu bauen. So wurden von Zwergenhand die Véria Ardn-Galn, die Sonnenzinne, und Véria Ferinorove, die Sternenzinne, erbaut. Diese beiden Zitadellen sollten den Menschen auf ewig Schutz bieten, und von der obersten Kammer der Sonnenzinne konnte man bei Tag jeden Ort der Ferinvenán erblicken, während man von der Spitze der Sternenzinne in der Nacht bis an den Rand der Sternenlande blicken konnte.

Einhundertundfünfunddreißig Jahre herrschte Frieden und Wohlstand, bis der Tan Véthrinorove erneut dunkle Rauchwolken in den Himmel spie. Und als eines Nachts eine schweflig dunkle Rauchwolke über die schützenden Berge der Ferinvenán kroch, da ließ der König Alarm schlagen. Ein großes Heer führte er zum Pass von Ilvethrín, und als Dírhevor ihn in golden schimmernder Rüstung anrücken sah, da wich alle Furcht aus seinem Herzen. Stumm standen sie nun Wache, mächtig genug, um den Pass viele Jahre lang zu verteidigen.
Doch nicht über Ilvethrín führte Virondor seine Armeen. Seit langer Zeit schon hatte er eine große Flotte aus schwarzen Schiffen bauen lassen, und über das eisige Nordmeer war er selbst mit vielen tausenden Kobolden und anderen Kreaturen gesegelt. Als Arvennos nun eines Morgens auf der Dammmauer stand, da erblickte er in der Ferne, wie eine riesige Armee am gewaltigen Delta des Lir-Tul landete und auf den Angren-Wasserfall zumarschierte. Arvennos schickte nach Hilfe, doch es war zu spät. Zu weit im Süden war die Hauptstreitmacht des Königs, und noch unwissend bewachten sie den Pass nach Westen.
Also scharte Arvennos seine Männer um sich und versuchte, die Armeen des Bösen daran zu hindern, die Ferinvenán zu betreten. Und einige Wochen schaffte er es, doch die niederträchtigen Kreaturen waren zahlreich und gelenkt wurden sie von einem scharfen Verstand. Und so kam es, dass Arvennos bei einem gewaltigen Sturmangriff erschlagen wurde. Und Arvennór, sein Sohn, musste zusehen, wie er von Orks, einer neu gezüchteten, hochgewachsenen Art der Kobolde, zerstückelt wurde. Den Geist von Kummer und Zorn vernebelt, floh Arvennór vom Schlachtfeld und fand sich nachts in Par Angren wieder. Und dort blickte er ins Wasser, und voller Zorn sprach er einen Eid, der das Schicksal seines Hauses auf ewig beeinflussen sollte.

»Nie mehr soll ich Frieden haben, nicht bis ich Virondor und all seine Werke zerschlagen habe. Nie mehr soll der Dunkle Frieden haben, solange ich lebe, und all meine Nachfahren sollen meinem Beispiel folgen und das Böse bekämpfen, wo immer es sich zeigt. Erst, wenn der Berg der Schatten erlischt und die Schande Virondors von der Welt getilgt ist, werde ich entbunden sein. Das schwöre ich bei Elion selbst!«

Doch sprach er seinen Eid aus Hass, und Hass ist seit jeher ein Instrument des Dunklen. Und so verriet er den Eid, denn Virondor hatte Macht darüber. Und als er sah, was Arvennór getan, da lachte er und verfluchte den jungen Krieger. Nie sollte er seinen Eid erfüllen, und in allem sollte er letztendlich scheitern. Und so begann Arvennórs Rachefeldzug. Als er sich aber vom Ufer des Sees abwenden wollte, da erschien ihm Olonir, eine leuchtende Gestalt aus Wasser. Und er sprach zu ihm:

»Arvennór, dein Eid hat dich verflucht, und lange wirst du für ihn bezahlen müssen. Doch habe ich Mitleid mit dir, denn du bist von meinem Blute, und unter den Menschen bist du der größte. Daher lass mich dir helfen. Tauche deine Klinge in das Wasser, auf dass der Sternenschein sie segne!«

Und Arvennórs Klinge leuchtete seitdem silbern wie die Sterne, die sich im See von Par Angren spiegelten. Stolz wurde da sein Antlitz, denn er war der Sohn von Königen, und in seinen Adern floss das Blut Olonirs, dem Sohn des himmlischen Herrschers. Doch alle, die ihn erblickten, sahen sogleich auch einen glühenden Zorn, und seine blauen Augen bekamen einen roten Schein. Denn Virondors Fluch wirkte, wenn Arvennór es auch nicht sogleich bemerkte.

Im Morgengrauen kam er zurück zum Lager seines Vaters am Stausee von Angren. Und es lag in Ruinen, denn Virondors Streitmacht war nicht untätig geblieben. Nun jedoch waren sie weitergezogen, und nur noch ein kleiner Wachtrupp saß an einem Lagerfeuer und feierte ausgelassen den Sieg. Und als Arvennór, zwischen Hausruinen von Deckung zu Deckung huschend, sich ihnen näherte, da hörte er, wie sie die Leichen seines Volkes in ihrer krächzenden Sprache verhöhnten. Wut stieg in ihm auf, und mit einem Schrei stürmte er auf sie los. Die Kobolde warfen sich zu Boden und winselten um Gnade, sahen sie doch keinen Menschen in einer zerstörten Rüstung, sondern eine gewaltige Gestalt mit rot leuchtenden Augen und einem Schwert von solcher Pracht, dass ihnen die Augen schmerzten. Arvennór erschlug sie alle, und voller Zorn entstellte er ihre Leichen, denn vor seinen Augen sah er seinen zerhackten Vater.
Als von ihnen nichts mehr übrig war, machte er sich auf den Weg nach Süden, am langen Arm entlang, bis er wieder in das Grenzgebiet von Par Angren kam. Und als er zwischen den Bäumen umherwanderte, unentschlossen, wohin er sich wenden sollte, da entdeckte ihn ein in braun gekleideter Hüne von einem Menschen. Dúrvenor wurde er genannt, und er war der gewaltigste Jäger, der je in den Wäldern der Ferinvenán auf der Pirsch war. In seiner zerstörten Rüstung und mit den zornigen Augen hielt Dúrvenor ihn für einen Feind, und er hatte seinen gewaltigen Bogen bereits gespannt, als Arvennór mit trauriger Stimme ein Lied sang. Da erkannte Dúrvenor seinen Irrtum, denn sie waren seit ihrer Kindheit an den Ufern des Angren enge Freunde gewesen, und er ließ seinen Bogen sinken, und mit lauter Stimme rief er seinen Freund.

So kam es, dass Arvennór erfuhr, was aus den Überlebenden vom Angren geworden war. Wer konnte, hatte sich nach Süden in den Wald gerettet, und am Westrand, wo die Berge sich in den Himmel erstreckten, hatten sie ein Lager aufgeschlagen. Dorthin führte Dúrvenor ihn nun, und die Überlebenden jubelten, denn Arvennos und seine Familie waren sehr beliebt unter den Menschen am Angren. Sofort erhoben sie ihm zu ihrem Anführer, denn in seiner Haltung erkannten sie die Würde seines Vaters.
Arvennór aber wurde zornig, denn sah er viele Männer unter den Geflohenen, die an seines Vaters Seite hätten stehen sollen. Er verfluchte sie für ihre Feigheit, und es wäre zu einem Blutbad gekommen, doch Dúrvenor hielt ihn zurück und besänftigte ihn.
Denn die Männer waren nicht aus Angst geflohen, sondern, weil sie nicht von ihren Familien getrennt sein wollten, aus Furcht, sie an den Dunklen zu verlieren. Da erkannte Arvennór, dass sie ihm in dne Tod folgen würdne, wenn er ihre Familien beschützte, und alsdann begann er mit seiner Armee, Überfälle auf Virondors Truppen durchzuführen. Denn der Herr der Stille lagerte mit seinen Truppen an der Mündung des Vanpavith, und seine Orks und Kobolde zogen plündernd und mordend durch die Dörfer am Fluss.

Was Virondor aber nicht wusste, war, dass Arvennos Bote nach Süden entkommen war und von der Invasion im Norden berichten konnte, und so überwältigte ihn die Kunde von einem starken Heer auf dem Weg am Lir-Tul entlang, von der ihm seine Späher berichteten. So marschierte eines Morgens Arthenór an der Spitze seines Heeres über die Hochebene von Torvéthil, an seiner Seite Dírhevor in einer prächtigen Rüstung aus versilbertem Stahl. Und in der Hand trug er das prächtige Banner der Ferinvenán, das Olonir auf seinem mächtigen Ross Volnor zeigte, das Schwert erhoben, und über ihm am Himmel drei funkelnde Sterne, von denen der Mittlere am stärksten glänzte. Denn in den Sternen waren Mondkristalle eingewebt, die die Zwerge in den Tiefen des Gebirges ausgegraben hatten.

Virondor schickte Arthenór ein großes Kontingent seiner blutrünstigen Orks entgegen, und über ihnen zogen die furchtbaren Harpyen ihre Kreise und stießen schrille Schreie aus, welche die Herzen der Menschen zu lähmen vermochten. Doch eine weitere Streitmacht strebte auf die Hochebene zu, denn der Zwergenfürst Zahkronagh von Khrimbûlz hatte seine besten Bogenschützen und Axtkämpfer aus den Bergen geführt, um dem hohen König der Sternenlande zur Seite zu stehen.
Diesen mit blauem Stahl gerüsteten Kriegern schickte der Dunkle seine Trollarmee entgegen, und mit ihnen gingen die eher schwachen, jedoch in großer Zahl sehr kampflustigen Kobolde. Im Zentrum der Ebene jedoch, wo er selbst sich aufhielt, sammelte er die schwer gerüsteten Trollmenschen, die selbst Hünen wie Arvennór um ein weites überragten. Und immer in seiner Nähe behielt er seine Leibwache, die furchtbaren Drachen des Schattenberges.

Und so begann die erste gewaltige Schlacht der Ferinvenán, die Ephithíl Torvéthilan, oder auch die ruhmlose Schlacht, denn viele Opfer hatten die freien Völker zu beklagen. So wurde Zahkronagh von einem mächtigen Steintroll zermalmt, der eine glühende Keule schwang, und nie wieder blickte Dírhevor vom Pass von Ilvethrín aus über die unerforschten Lande im Westen. Arthenórs Tod aber wurde in vielen Liedern besungen, denn er allein war auf seinem mächtigen Ross über die Linien der Feinde hinweggesprungen und stellte sich Zahkrothé, dem Anführer der Drachen des Tan Véthrinorove. Und auch wenn er tödlich verwundet wurde, so erschlug er seinen Feind mit einem mächtigen Schwerthieb, und er wurde mit seinem Schwert inmitten der Ebene begraben, und auf ewig wuchs dort eine weiß leuchtende Blume, die das ganze Jahr über blühte.

Denn die freien Völker gewannen die Ephithíl Torvéthilan, und Arvennór erlang großes Ansehen in den Ferinvenán. Denn gerade, als Virondors Truppen begannen, die Menschen und Zwerge zurückzudrängen, da stürmten vom Fluss Arvennór, Dúrvenor und die Krieger vom Angren heran, denn in großer Eile waren sie aus dem Norden gekommen.
Sie überraschten die Truppen des Bösen gnadenlos, und niemand hielt vor Arvennórs glühenden Schwerthieben stand, und viele Orks und Kobolde wurden von Dúrvenors blau gefiederten Pfeilen gespickt. Arvennór selbst stürmte auf den Herrn der Stille zu, und viele Trollmenschen erschlug er, bevor Virondor und seine Drachen nach Norden flohen. Und mit ihnen flohen alle dunklen Kreaturen, die sich vor dem Zorn der freien Völker retten konnten. Arvennór war es auch, der den Leichnam des Königs barg und das Banner, welches der tote Dírhevor noch immer in seiner Hand hielt. und wie zur Linderung ihrer Schmerzen schickte Olonir ihnen seinen läuternden Regen, und das Blut wurde von den Felsen gewaschen.
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