Verleugne

[Isabel Seifried]

Verleugne, was du wirklich bist,
das Dunkle birgt die Schwärze,
und dort wo du noch dunkler bist
und alles undurchdringlich ist,
und nur noch Furcht und Hinterlist,
in diesem Schein beherze,

du bist auch Licht, du bist auch hell,
du bist nicht nur das Dunkle,
du hast alle Farben inne,
alles Gelb und alles Braun,
darum halte einmal inne,
um die Farben anzuschauen.
Dann siehst du, ein lebendig Quell,
entsteht, du kannst vertrauen.

Vor einem, deinem Über-Ich,
da bist du, wie du wirklich bist,
und was du fühlst und was du denkst,
und wie du täglich dich verrenkst,
um geschätzt, geliebt zu werden,
welcher Humbug, welch Gebärden,
die dich von dir selbst wegziehen.
Du bist du, und nicht dein Spleen.