Die alte Schwarzwalduhr

[Cornelius]

Ganz einsam thront sie in der Ecke,
wo sommers die Gardinen wehen,
zur Zierde, sonst zu keinem Zwecke,
denn schon vor Jahren blieb sie stehen.

Die Zeiger drehten ihre Runden,
sie mochten schleichen oder eilen,
in hellen wie in dunklen Stunden,
um fünf vor Zwölf einst zu verweilen.

Am Giebel nagen schon die Mäuse,
den Kleinen scheint das Holz zu schmecken.
Der Kuckuck schlummert im Gehäuse,
das Pendel wird ihn nicht mehr wecken.

Die Zeit verrinnt auch ungemessen,
sie muss beständig weiterfließen.
Ich kann ja gegen das Vergessen
den Blick zur Uhr auch so genießen.

Wie oft schon habe ich erwogen,
sie neuerlich in Gang zu setzen
und doch den Stillstand vorgezogen.
Auch ruhend weiß ich sie zu schätzen,

will nur dem Augenblick vertrauen.
Es gilt, sonst ist hier nichts mehr wichtig,
zum rechten Zeitpunkt hinzuschauen,
denn zweimal täglich geht sie richtig.

[Ilka-Maria]

Die letzte Strophe ist der Knüller, Cornelius!

Ich kann ja, gegen das Vergessen,
den Blick zur Uhr auch so genießen.

Die Kommata streichen.

[Candlebee]

Hallo Cornelius,

wie wahr, wie wahr. Ob Standuhr oder Kuckucksuhr ... deine Worte treffen ins Schwarze. Meine Großeltern hatten so einen Trümmer von Standuhr. Riesenpendel, dicker Aufzug, Hammer-Dong, ohne Vogel. Irgendwann ging da nix mehr. Sie ließen sie stumm ins Zimmer blicken und genossen einfach ihr Dasein. Auch wenn ich nicht viel von ihr hielt, weil sie damals, als ich klein war, einen riesen Lärm machte, wo einem die Trommelfelle zu platzen drohten, ist sie fest in meinen Erinnerungen verankert.

Ich finde die Stelle "zweimal täglich geht sie richtig" am besten. Tolles Gedicht.

Nette Grüße, Candlebee

[Cornelius]

Zitat von Ilka-Maria

Die letzte Strophe ist der Knüller, Cornelius!

Die Kommata streichen.

Erledigt.

Und danke für dein Lob. Ich weiß gar nicht, was ich darauf sagen soll. Außer: Danke!

Gruß
Cornelius