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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 21.05.2016, 22:20   #1
Stachel
 
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Standard Giftig

Versuchst du wirklich grad, mich zu vernatzen?
Obgleich ich dir die Stange stets gehalten,
Respektvoll und genügsam mich verhalten,
Sogar dich protegiert hab? Ich könnt platzen!

Ich hatte dir vertraut, gab dir mein Leben.
Charakterlich bist du das Allerletzte,
Hast mir zerstört, was ich am meisten schätzte,
Tauchst auf und grinst, ich solle dir vergeben.

Gemein sei ich und solle doch verstehen,
In Wirklichkeit war alles ein Versehen,
Fast härter noch das Los, das dich betrifft.

Tu mir nur den Gefallen, mich zu meiden.
Ich hab noch einen Tipp für deine Leiden:
Genieß doch mal ein kleines Fläschchen ... Gift!
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Alt 21.05.2016, 22:49   #2
Thing
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Standard Hei, Stachel -

der erste Vers dieses überaus gelungenen Sonettzs ist schon richtig genial!
Mein Abend ist gerettet!

Gutenachtgruß
von
Romulus Thing
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Alt 22.05.2016, 11:38   #3
männlich Ex Yuki
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Ich bin ein Fan des "Enjambements" und würde das Gift
so trennen:

Genieß doch mal ein kleines
Fläschchen Gift!

oder so:
Genieß doch mal ein kleines Fläschchen
Gift!

Die erste Strophe ist wirklich ausgesprochen gut.
Warum? Weil es unter anderem so nach wörtlicher Rede klingt
und vernatzen irgendwie auch lebendig ist darin.
Man ist gleich in der Szene.

Dann wieder gibt es Dinge, die verwirren. Vielleicht sind Emotionen ja einfach
unlogisch und deshalb hast du geschrieben:

Zitat:
Tauchst auf und grinst, ich solle dir vergeben.

Gemein sei ich und solle doch verstehen,
Also einerseits eine halbe Hinwendung und dann das halb Verhöhnende.

Bewusst so gewählt?
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Alt 22.05.2016, 13:08   #4
Stachel
 
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Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
der erste Vers dieses überaus gelungenen Sonettzs ist schon richtig genial!
Mein Abend ist gerettet!
Was freue ich mich. Die Rolle des Retters mag ich gerne einnehmen.

Zitat:
Zitat von Yuki Beitrag anzeigen
Ich bin ein Fan des "Enjambements" und würde das Gift
so trennen:

Genieß doch mal ein kleines
Fläschchen Gift!

oder so:
Genieß doch mal ein kleines Fläschchen
Gift!
Das sind interessante Vorschläge. Gerade der zweite passt zu meiner Intention und ich hatte ihn angedacht. Für dieses Gedicht funktioniert das aber aufgrud der speziellen Form nicht. Darüber hinaus sollte es aber auch als klassisches Sonett erscheinen.

Zitat:
Zitat von Yuki Beitrag anzeigen
Die erste Strophe ist wirklich ausgesprochen gut.
Warum? Weil es unter anderem so nach wörtlicher Rede klingt
Nunja, das gesamte Gedicht ist in wörtlicher Rede verfasst. Das lyrische Ich wendet sich durchgehend an ein lyrisches Du. Zwischendurch wiederholt das Ich die Worte des Du in indirekter Rede (ab der zweiten Hälfte von V8 bis Ende S3).

Gänsefüßchen hätte man machen können, sie sind aber eher unüblich und bringen keinen Gewinn für den Leser, verwirren eher. In diesem besonderen, schon angedeuteten Fall wären sie hier besonders unpassend.

Zitat:
Zitat von Yuki Beitrag anzeigen
Also einerseits eine halbe Hinwendung und dann das halb Verhöhnende.
Bewusst so gewählt?
Diesen Punkt verstehe ich nicht, deshalb vormuliere ich die Textstelle mal um, damit du mir deinen Einwand erklären kannst:

Du tauchst auf und sagst mir grinsend, ich solle dir vergeben. Du meinst, ich sei gemein und solle doch verstehen, dass alles nur ein Versehen war. Du sagst, dein Los wäre (fast noch) viel härter als meins.

Worauf gründet sich deine Verwirrung?
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Alt 22.05.2016, 14:58   #5
Thing
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Standard Hallo, Stachel

Wenn Du Dein Gerüst retten willst, kannst Du kaum was ändern.
Der erste Vers erinnerte ich nicht nur an Ringelnatz, sondern auch an eine giftige Natter.

Wie gesagt: Gelungen!

LG
R Th
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Alt 23.05.2016, 00:06   #6
weiblich Ex-Dabschi
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Zitat:
Zitat von Stachel Beitrag anzeigen
Versuchst du wirklich grad, mich zu vernatzen?
Obgleich ich dir die Stange stets gehalten,
Respektvoll und genügsam mich verhalten,
Sogar dich protegiert hab? Ich könnt platzen!

Ich hatte dir vertraut, gab dir mein Leben.
Charakterlich bist du das Allerletzte,
Hast mir zerstört, was ich am meisten schätzte,
Tauchst auf und grinst, ich solle dir vergeben.

Gemein sei ich und solle doch verstehen,
In Wirklichkeit war alles ein Versehen,
Fast härter noch das Los, das dich betrifft.

Tu mir nur den Gefallen, mich zu meiden.
Ich hab noch einen Tipp für deine Leiden:
Genieß doch mal ein kleines Fläschchen ... Gift!
Hallo Stachel,

Dein "Giftig"-Gedicht brachte meinen Kopf im "Morgen-Dämmern" zum Qualmen, weil ich auch mal ein Sonett schreiben wollte.

Vielen Dank dafür. Mein Kopf ist zum Glück noch dran ...

Liebe Gutenachtgrüße
Dabschi
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Alt 23.05.2016, 14:31   #7
männlich Ex Yuki
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Beiträge: 237

Zitat:
Du tauchst auf und sagst mir grinsend, ich solle dir vergeben. Du meinst, ich sei gemein und solle doch verstehen, dass alles nur ein Versehen war. Du sagst, dein Los wäre (fast noch) viel härter als meins.

Worauf gründet sich deine Verwirrung?
Ja, das verwirrt mich. Vielleicht liegt es auch nur an mir, wohlgemerkt.
Welcher Art ist das Grinsen? Höhnisch? Oder zulächelnd, beschwichtigend?
Ah, ok, jetzt hab ichs ^^. Es ist beschwichtigend, nicht wahr?
(Willkommen im Backstagebereich meiner Gedanken)

Emotionen verwirren mich generell häufiger.
Es ist oft schwer für mich zu entschlüsseln, wenn es emotional wird.
Ex Yuki ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.05.2016, 10:29   #8
Stachel
 
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Zitat:
Zitat von Yuki Beitrag anzeigen
Ja, das verwirrt mich. Vielleicht liegt es auch nur an mir, wohlgemerkt.
Welcher Art ist das Grinsen? Höhnisch? Oder zulächelnd, beschwichtigend?
Ah, ok, jetzt hab ichs ^^. Es ist beschwichtigend, nicht wahr?
(Willkommen im Backstagebereich meiner Gedanken)
Es kann auch an mir liegen, dass ich den Punkt nicht vertehe. Für mich ist die Bedeutung natürlich klar, deshalb brauche ich manchmal Hilfe und Anleitung, um durch andere Brillen zu sehen. Scheuklappen sind ja sowas von lästig.

Ich hatte an ein feixendes, also eher höhnisches Grinsen gedacht, nach dem Motto: "Stell dich doch nicht so an. Mir geht es dabei viel dreckiger als dir." "Grinsen" hat für mich immer eine freche Konnotation. Zur Beschwichtigung hätte ich eher "Lächeln" gewählt.

Aber wenn das beschwichtigende Grinsen für dich plausibel ist, sehe ich da kein Problem. Das Gedicht, bzw. einzelne Stellen, darf/dürfen dich auch anders erreichen, als von mir beabsichtigt. Die Interpretation des Gelesenen ist, wie ich auch im "Reiherbein" schrieb, sehr individuell.
Fünf Leser erkennen in einem Gedicht acht Ebenen.

Ich finde es jedenfalls immer spannend zu erfahren, wie meine Intention tatsächlich angekommen ist. Manchmal .... ach, da könnte ich dir Geschichten erzählen.

Freundliche Grüße vom
Stachel
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