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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 14.09.2012, 22:30   #1
weiblich Lunas Nichte
 
Benutzerbild von Lunas Nichte
 
Dabei seit: 09/2012
Ort: Saarland
Alter: 55
Beiträge: 8

Standard Am Klavier

Am Klavier


Ich falte Kornblumen
zu Schwalben
vermine den Himmel
unter unseren
Füssen

während Du
mir Perlen
auf die Haut
spielst

wird unsere Zeit
zu Ende sein

dort
wo der Wind
die Weiden
spreizt




http://www.youtube.com/watch?v=adTnZ73L7kg
Lunas Nichte ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.09.2012, 15:23   #2
weiblich Ex-Nitribitto
abgemeldet
 
Dabei seit: 08/2011
Ort: Berlin
Beiträge: 407

Standard Am Klavier

@Lunas Nichte

Ich komme mit dem Titel zu diesem Gedicht nicht klar, irgendwas scheint mir nicht zu passen.

Kornblumen falten - naja, wer es kann. "Zu Schwalben", da stelle ich mir vor,
die so "gefalteten Kornblumen" werden einfach irgendwohin geschmissen.
Diese Bilder erscheinen mir ein wenig zu gewollt, ergeben einfach keine Bilder.

"während du/mir Perlen/auf die Haut/spielst" - Da kann man sich vieles denken, angefangen von Gänsehaut über Regenschauer bis Gewitter. Das sagt mir eigentlich genausowenig. Aber man muss weiterlesen: "wird unsere Zeit/zu Ende sein". Die Aussage. Also ein Paar vor der Trennung.

In der letzten Strophe erfährt man: "dort/wo der Wind/die Weiden/spreizt"
Mit dem Bild der gespreizten Weiden kann ich halbwegs was anfangen. Wobei mir aber "gespreizt" irgendwie noch nicht die treffende Aussage scheint. Ich verstehe: ein Spaziergang, der letzte, dort an den Weiden ist alles zu Ende.

Ich finde, dass das Gedicht noch ein wenig daran krankt, dass der Autor Kunst machen wollte. Das aber scheint mir in diesem Gedicht noch nicht so ganz erreicht.

Nitribitto
Ex-Nitribitto ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.09.2012, 17:06   #3
weiblich Ex-Sofia
abgemeldet
 
Dabei seit: 09/2012
Beiträge: 12

Hallo Lunas Nichte,

ich bin mir sicher, dass sich Kornblumen zu Schwalben falten lassen (ich sehe sie schon flattern) und sich dort, wo der Wind den Weizen spreizt, auch ein Paar trennt . Wo auch sonst...
Das nennt man Phantasie!

Wen interessiert es, ob das tatsächlich machbar ist?
Seit wann muss ein Gedicht diesen Anspruch erfüllen?
Deswegen gibt es doch Poesie...

Lass dich nicht irritieren!

Lieben Gruß,
Sofia
Ex-Sofia ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.09.2012, 17:45   #4
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.082

Zitat:
Zitat von Sofia Beitrag anzeigen
ich bin mir sicher, dass sich Kornblumen zu Schwalben falten lassen (ich sehe sie schon flattern) und sich dort, wo der Wind den Weizen spreizt, auch ein Paar trennt . Wo auch sonst...
Das nennt man Phantasie!
Der Titel des Gedichts besagt doch, wie es möglich ist: Es ist die Musik, die aus Kornblumen Schwalben machen kann, Perlen auf die Haut zaubert und den Wind die Weidenzweige teilen läßt. Durch Musik sind alle Gefühle und Bilder möglich, ähnlich wie in einem Traum, in dem die Bilder - oft grotesk - ineinander übergehen und ein Wechselbad der Gefühle hervorrufen.

Nimmt man ein solches Gedicht wörtlich, verstummt die Musik und die Träume zerplatzen.

Wir haben eine Autorin mit ungewöhnlichem Anspruch gewonnen.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.09.2012, 18:06   #5
weiblich Ex-Sofia
abgemeldet
 
Dabei seit: 09/2012
Beiträge: 12

Ilka-Maria, du hast ja so recht :-)

Ich habe das Gedicht ja auch nicht in Frage gestellt, ganz im Gegenteil!

Eine schöne Interpretation wäre das.

LG
Sofia
Ex-Sofia ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.09.2012, 18:24   #6
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.082

Zitat:
Zitat von Sofia Beitrag anzeigen
Ich habe das Gedicht ja auch nicht in Frage gestellt, ganz im Gegenteil!
Eben!
Ich wollte seiner Berechtigung und Deinem Urteil nur noch etwas Nachdruck verleihen .
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.09.2012, 21:07   #7
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Ilka-Marias wie immer gültigem Kommentar ist eigentlich nichts hinzuzufügen.
Ich sehe die schönen Bilder vor mir.
Es bedarf noch nicht einmal der Musik, aber als Untermalung verstärkt sie noch die Farben.
(z.B. die "Papillons" von Robert Schumann).


Lieben Gruß
von
Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.09.2012, 21:09   #8
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Lunas Nichte,

auch mir gefällt das Gedicht, das aber dumpfe Töne (verminen) und das Wegfliegenlassen der Treue schon an den Anfang setzt. Es steht offenbar mit dem Klavierstück "Love is pain" (link) in Beziehung.

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.09.2012, 22:42   #9
weiblich simbaladung
 
Dabei seit: 07/2012
Alter: 67
Beiträge: 3.073

Hallo, Lunas Nichte,

sehr phantasievoll, von der Musik inspiriert, am besten gefällt mir: "Perlen auf die Haut spielen"!

sehr gern gelesen.

lg simbaladung
simbaladung ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.10.2012, 01:11   #10
männlich grünerRegen
 
Benutzerbild von grünerRegen
 
Dabei seit: 10/2012
Ort: Berlin.
Alter: 35
Beiträge: 54

@ Lunas Nichte

Zitat:
Ich falte Kornblumen
zu Schwalben
vermine den Himmel
unter unseren
Füssen

während Du
mir Perlen
auf die Haut
spielst

so würde ich es lesen..

Ich falte Kornblumen
zu Schwalben
während Du mir Perlen
auf die Haut spielst

unter unseren
Füssen
wird die Zeit
zu Ende sein


Zitat:
dort
wo der Wind
die Weiden
spreizt

"vermine den Himmel" is irgendwie schräg..
lg grünerRegen
grünerRegen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.10.2012, 09:57   #11
weiblich MuschelIch
 
Benutzerbild von MuschelIch
 
Dabei seit: 09/2012
Alter: 62
Beiträge: 309

Guten Tag, Lunas Nichte,

Dankeschön für das wortgeschöpfte Webwerk !
Es ist wunderschön!

http://www.youtube.com/watch?v=3KgJu...eature=related

@ Kritiker:

Himmel,
die keiner beschritten
und Wörter, die keiner je fand,
und Bilder, die keiner je malte

sie sind in des Dichters Hand!!
MuschelIch ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.10.2012, 16:17   #12
männlich Ex-dunkelkristall
abgemeldet
 
Dabei seit: 05/2012
Beiträge: 47

Das ist Poesie wie ich sie mag.Auch das eine oder andere Bild, dass der Dichter mit Worten malt, entspringt nur seiner eigenen Fantasie, und die sollte doch bei jedem anders sein.

lg dunkelkristall
Ex-dunkelkristall ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.10.2012, 04:32   #13
männlich Pathetique
 
Dabei seit: 07/2012
Alter: 33
Beiträge: 17

Also ich finde man muss das eigentlich der Hermetischen Lyrik zuordnen und auch demnach verstehen... Den Himmel unter den Füßen z.B. ist keine der normalen Welt zuordnenbare Metapher.
Pathetique ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.10.2012, 07:37   #14
weiblich MuschelIch
 
Benutzerbild von MuschelIch
 
Dabei seit: 09/2012
Alter: 62
Beiträge: 309

Was es alles gibt ...
Da schreibt "Pathetique" zu einem Gedicht, das "Am Klavier" heißt .
Darüber alleine könnte mensch schon dichten , absurd .

Nichts für ungut Pathetique,
ich mag Klavierspiel, ich mag Pathetique, ich mag dies Gedicht hier
und wollte nur spielen
und keinen veräppeln oder gar beißen.

Sei mir also gegrüßt!

Was es alles gibt - das ist auch die "Hermetische Lyrik".

Die Menschen tun schon alles kategorisieren, da sind sie einfach unter anderem sehr fleißig drinnen! Vielleicht machts dann weniger Angst .... das neue. Ob Döner und Pizza und Sushi auch "Hermetische Mahlzeiten" sind ? Oder erschließen die sich unmittelbarer, weil der Mensch gerne und viel essen tut? Und ungerner Dinge, Wörter, Gefühle sein lasssen kann, die er nicht kennen tut ?
Der Begriff ist mir neu und beim Googeln (allemal besser als Gockeln )
fand ich darunter dies sei Lyrik, die sich dem unmittelbaren Verständnis entzieht und bedeutende VertreterInnen seien u.a.

Paul Celan, Gottfried Benn und Rose Ausländer.

Jo! Sicherlich zählt auch meine geliebte Else Lasker - Schüler dazu.

MuschelIch den Mittwoch suchen geht - ist übrigens auch ein hermetischer Tag... also Merkur ... und Hermes gewidmet . Mal gucken was dabei so rüberkommt an Lyrik

ps : Sie weiß genau, daß man so nicht reden tut mit "tun" und so ... und stellt Euch vor: Sie tut es trotzdem !
Korrekturen bitte mit "rosarot" anbringen - das ist mir lieber als "rot" (da gabs mal eine Zeit in meinem Leben, da war diese Farbe so ... angeberisch wichtig nämlich!)
MuschelIch ist offline   Mit Zitat antworten
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