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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 15.05.2010, 13:45   #1
Friedrich
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 237

Standard Perlen

Perlen

Rauher, spröder Perlmuttpanzer,
Schutz für weiches Leben innen;
Wasser spielt um Muschelhälften;
so im Einklang mit Natur
lebt am Meeresgrund: die Auster.

Doch plötzlich da! Ein leichter Schmerz!
So winzig klein, der Eindringling,
der kam und stört und will nicht weichen,
und wird zum steten Ärgernis
im einst so fraglosen Behagen.

Und durch die nahe Gegenwart
des unsichtbaren Unbekannten
entsteht auf wundersame Weise
das Schöne, das aus sich zu schaffen
die Auster nicht imstande wäre:

die Perle.

Schimmernd, schön, geheimnisvoll,
makellose Oberfläche,
vollkommen ihre Rundung.

Willst Dichter, Du, in gleicher Weise
Schönes schaffen wie die Auster,
so warte auf das Unsichtbare
und hege Deinen Schmerz und laß
nicht ab, bis Dein Gedicht gleicht einer

Perle:

Samenkorn des Göttlichen,
Zusammenspiel von Geist und Sprache,
Idee wird Form in Poesie.

„Eure Perlen werft“, so spricht
der Herr, „nicht achtlos vor die Säue ...!“*
Was in Zeit und Schmerz entstand,
das Wahre, wird von wenigen
allein als Kostbares geachtet.

* Mt, 7/6
Friedrich ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.05.2010, 23:36   #2
Friedrich
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 237

Hallo Risiko,

vielen Dank für Dein aufmerksames Lesen und Deinen Kommentar.
Zitat:
als gäbe es das Wahre nur durch Leiden.
Ich denke nicht, daß wahre Kreativität "Spaß macht", wobei das "Leiden" natürlich von unterschiedlicher Intensität sein kann. Um hier keine längere Abhandlung über das Thema zu verfassen, gebe ich Dir hierzu einfach zwei Zitate von so unterschiedlichen Geistern wie Nietzsche und George Orwell. (Es lassen sich noch andere dazu finden!)

Zitat:
Nietzsche:
... wir müssen beständig unsre Gedanken aus unsrem Schmerz gebären ....

Erst der große Schmerz, jener lange langsame Schmerz, der sich Zeit nimmt, in dem wir gleichsam wie mit grünem Holze verbrannt werden, zwingt uns Philosophen, in unsre letzte Tiefe zu steigen ..."
(Fröhliche Wissenschaft, (1886)
Zitat:
Orwell:
Writing a book is a horrible exhausting struggle, like a long bout of some painful (!) illness. One would never undertake such a thing if one were not driven on by some demon whom one can neither resist nor understand.
(Why I Write; 1947)
Bei mir muß die Auster den nervigen "Fremdkörper" aushalten.

Mit liebem Gruß

Friedrich
Friedrich ist offline   Mit Zitat antworten
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