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Alt 08.08.2010, 15:03   #1
weiblich Mellenia
 
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Standard Gestatten: Austausch Jeanne d'arc

Die Reinkarnation von Jeanne d `Arc ist ein ganz anderer Mensch als Jeanne es damals selbst war. Sie ist egoistisch und glaubt nicht im geringsten an so etwas wie einen Gott, da ihr von Daddy stetig der goldene Löffel gereicht wurde. Kurz um, findet sie sich bald im hundertjährigen Krieg bei Jeanne d `Arc selbst wieder...

Sicher hat jeder von euch schon einmal ein Austauschprogramm miterlebt oder zu mindest davon gehört. Jedoch ist dies, worüber ich spreche, kein gewöhnliches Austauchprogramm. Wie dem auch sei, ich fange von ganz von vorn an.
Josefine ist eine gerade volljährig gewordene typische Pariser High Society Frau. Ihre berufliche Kariere hat gerade erst begonnen. Ihr Beruf? Mode Designerin. Als solche muss sie ständig ansehnlich gekleidet sein und kann Menschen ohne Modische Kenntnisse nicht im Geringsten verstehen. Dazu gehört natürlich auch, dass eine Frau mit ihren Ausmaßen vor Leuten geschützt werden muss die sich darauf verstehen zudringlich zu sein. Es wäre selbst für sie etwas peinlich gewesen, mit einem Bodyguard herum zulaufen, also musste stattdessen das alt bewerte Kickboxen ständig trainiert werden.
Wenn ihr jetzt meint, die Frau ist mir jetzt schon unsympathisch, dann habt ihr vermutlich Recht. Ihr Verständnis gegenüber anderen Menschen lässt stark zu wünschen übrig und auch sonst nimmt sie keinerlei Rücksicht auf andere im Leben.
Da ihr von Daddy stetig der goldene Löffel gereicht wurde ist sie es gewöhnt in den besten und höchsten Kreisen zu wandeln. Als Tochter eines Firmengenies, kein Wunder.
Wenn ich euch jetzt sage dass es hier, in dieser Geschichte um Jeanne D´arc geht, glaubt mir vermutlich keiner. Doch so ist es wahrscheinlich auch nicht gedacht. Denn seht ihr, wer die Geschichte dieser französischen Nationalheldin kennt, weiß dass sie nachdem sie Gottes Willen erfüllt hatte, nicht den Dank und den Lohn für ihre Bemühungen bekam der ihr zustand. Sie wurde geschändet, vergewaltigt und verbrannt.
Doch dieser Gott von dem manche Leute soviel hielten, gab Jeanne ein neues Leben in einer anderen Zeit, in einem anderen Körper. Josefine weiß jedoch noch nichts über ihr vergangenes Leben. Ihr wurde dieses Leben zum Geschenk gemacht und es sollte ihr an nichts fehlen.
Sie selbst hat in ihrem jetzigen Leben noch keinen einzigen Gedanken an Gott verschwendet. Warum auch? Sie führte ein extravagantes Leben und konnte auch mit Wörtern austeilen wie kein anderer.
Ich an Stelle dieses Gottes hätte mich gefragt, wozu das ganze wenn dieses Weib sich eh nicht daran erinnern konnte wer sie war. Und diese Frage war durchaus berechtigt denn sie sollte es bald erfahren!

“Was? Pierre? Wo habe ich ihn kennen gelernt?” wusste sie es doch, da war sie letzte Nacht mal wieder mit ihrem besten Freund aus gewesen und konnte sich an rein gar nichts mehr erinnern. Das Featback das Jack ihr gerade gab, war alles andere als neu für sie gewesen. So ging es ihr fast jedes zweite Wochenende an dem sie etwas mit ihrem homosexuellen Freund unternahm.
“Du hast ihm deine Handynummer gegeben also wundere dich nicht wenn er sich heute meldet hörst du?” erklärte er ihr am Handy. Wenn ihr jetzt glaubt er hört sich tuntig an, vergesst es… seine Stimme klang ganz normal, wie bei anderen Männern auch. Man merkte es Jack nicht an das er Schwul war, denn als Josefine ihn kennen lernte, war sie auf dem besten Wege sich in ihn zu verlieben. Dabei war es so offensichtlich… die best aussehensten Männer die mit dir Schoppen gehen, waren immer schwul und Innenarchitekten. Die Oberste Regel und Josefine hatte sie verdrängt.
Wie auch immer.
“Ja in Ordnung, wie sieht dieser Pierre aus?” erkundigte sie sich.
“Wenn du ihn dir nicht genommen hättest, würde er jetzt meine Handynummer haben!” gab Jack zur Erklärung. Josi setze ein verschmitztes Lächeln auf.
“Ach Süßer, dir kann doch keiner widerstehen, lass mir zur Abwechslung auch mal den Spaß!” gab Josi schmollend zurück.
“Du weißt wie man sich einschleimt Süße! Na gut ich muss wieder an die Arbeit. Erzähl mir alles beim nächsten mal, das müssen wir auswerten!!!” erklärte Jack, ließ einen “Bussi” hören und legte im selben Zeitraum wie Josi auf.
Josefine ließ einen Seufzer hören und machte sich wieder an ihre eigene Arbeit.
“Pierre also…” völlig in Gedanken verloren blätterte sie in ihrem Terminkalender herum.
Trödelmarkt 15.00 Uhr Courtney
“Ach Scheiße… das habe ich vollkommen vergessen.” Josefine hastete zur Tür ihres Büros, machte auf dem Absatz kehrt und griff nach ihrer Tasche. Auf dem Weg zu Fahrstuhl begegnete Josefine ihr Chef der sie verblüfft ansah.
Josi schrie noch… “Ich mach früher Schluss” bevor sich die Aufzugtür mit einem Ding geschlossen hatte. Die Firmenlimousine stand wie immer vor dem Eingang des Gebäudes durch den Josefine gerade gehetzt kam. Sie winkte den Fahrer heraus und ließ sich die Tür öffnen bevor sie einstieg.
“Zum Trödelmarkt aber schnell!” keifte Josefine. Der Fahrer kannte sie schon und fuhr ohne Umschweife los.
Sie hatte es total vergessen gehabt. Josefine hatte mit einer ihrer Kundinnen ein treffen vereinbart um daraus eine vorteilhafte Geschäftsbeziehung schließen zu können und Courtney Silverman endlich dazu bekommen ihr praktisch aus der Hand zu fressen.
Diese Frau war verträumt und geblendet von ihrer Fantasie sodass es nicht leicht war sich ernsthaft mir ihr zu unterhalten. Jedoch wollte Josefine nicht dass sie die Konkurrenten in die Finger bekamen.
“Auch das noch.” stöhnte Josi als die Ampel auf Rot schaltete.
“Tut mir Leid Lady!” beschwichtigte ihr Fahrer.
“Schon Okay, zum Trödelmarkt ist es nicht mehr weit, ich gehe zu Fuß weiter.” erklärte Josi und knallte zornig die Wagentür zu. Der Fahrer war sichtlich erleichtert dass die Frau weg war, denn mit ihr hatte er immer am meisten Stress. Die Frau war nie zufrieden und hatte eine all zu große Klappe, was daran lag dass sie ihn herablassend behandelte. Würde es hier nicht um seinen Job gehen, hätte er ihr schon längst einmal die Gurgel umgedreht.
Josi lief zum nächsten Viertel, indem die Häuser schon vor einer ganzen Weile abgerissen worden waren und stattdessen ein Park angelegt worden war.
Dort stand Courtney Silverman auch schon und winkte Josi verträumt zu als sie sich von einem Buchverkäufer abgewandt hatte.
Josi stieß einen letzen Seufzer aus und lief zu ihr.*

"Da sind Sie ja, ich dachte schon Sie wollen mich versetzen." meinte Courtney während sie versuchte ihren übergroßen Hut zu zähmen. Er sollte sichtlich modisch wirken, doch Josefine hatte bei diesem Exemplar einen ganz anderen Eindruck. Wer auch immer Courtney zu so einem Hut verholfen hatte, hatte Geschmack nicht unbedingt groß geschrieben.
Trotz allem hatte Sie wunderschöne hellblaue Augen und ihr Gesicht war so geschminkt dass sie geschickt ihre Vorzüge zur Geltung brachte.
Sie sah liebenswürdig aus, genau das war es was Josefine bei sich meistens vermeiden wollte. Wer liebenswert war, war schwach, wer liebenswert war, war verletzlich. Josefine hatte sich stets geschworen nicht einer dieser Menschen zu werden, die sich herumschupsen ließen, nah am Wasser gebaut waren und hofften das Glück wäre ihnen hold. Sie kannte diese Menschen zu genüge. Ihr Vater hatte Tag täglich mit ihnen zu tun. Josefine hatte sich schon oft Gedanken darüber gemacht. Probleme wie Geldmangel, Ratlosigkeit mit Finanzproblemen, und Arschkriechereien bei dem Chef hatte sie Gott sei dank nie gehabt. Zielstrebig wollte sie ihre Laufbahn meistern und sich ihrem Job, ihren Freunden und dem Luxus widmen.
"Tut mir Leid, ein Kunde wollte einfach nicht so wie ich wollte." erklärte Josefine und kramte in ihrer Pradatasche nach den Skizzen, die sie für Courtney angefertigt hatte.
"Oh nein Liebes, lassen wir das. Ich schlage vor wir bummeln ein wenig. Die Mappe kann ich mir auch später noch ansehen."
"Aber..."
"Kein Aber, denken Sie nicht ständig an die Arbeit, entspannen sie sich!"
Was wollte die Frau eigentlich?! Wenn sie glaubte sie könne durch Sympathie einen Preisnachlass erhaschen hatte sie sich aber geirrt.
"Hören sie, Sie sollten wissen dass ich bei den Preisen keine Ausnahmen mache!"
Courtney fing an zu lachen.
"Wer redet den von so was, ich will mich nur ein wenig umsehen und vergnügen. Arbeit ist doch nicht alles im Leben. Kommen sie ich lad sie zu einem Kaffee ein."
"Was auch immer!"

Eine ganze Weile saßen sie im Kaffee Lore. Während der ganzen Zeit hatte Courtney nicht einmal nach der Mappe verlangt oder auch nur das Thema angeschnitten.
Und dann holte sie auch noch dieses komische Buch aus der Tasche.
"Wissen sie wer das ist?"
"Johanna von Orleans!" wunderte sich Josi.
"Ja! Sie haben doch sicher schon von ihr gehört oder?!"
"Sicher, sie wurde verbrannt nicht wahr?!"
"Nur, warum wurde sie verbrannt?"
"Ich weiß nicht... ist das so wichtig?"
"Ich sage ihnen etwas, wenn sie sich das Buch durchlesen verdoppele ich ihnen ihr Honorar, was sagen Sie Josefine"

Josefine hatte diesem dämlichen Vorschlag natürlich zugestimmt. Noch leichter konnte man es ihr ja nicht machen. Das doppelte Honorar für einen Auftrag den sie leicht hätte erfüllen können. Noch nie hatte sie einen Kunden leichter für sich gewinnen können.
Als sie sich das Buch angesehen hatte, fiel ihr auf das es recht alt sein musste. Über die Autorin dieses Buches hatte sie im Internet geforscht, jedoch nichts gefunden.
Obwohl seine Hülle wie neu aussah, waren die Seiten in einem schlechten Zustand und begannen schon zu zerfallen.
Sie las das Buch und nach einer Weile verfiel sie seinem Bann, sie konnte nicht mehr aufhören zu lesen. Es war keine dünne Lektüre aber nach einem Tag hatte sie bereits über die Hälfte gelesen. Josefine war einer der Menschen die es selten abwarten konnten bis das Ende endlich kam, daher informierte sie sich im Internet auch über Jeannes Schicksal.
“Hm mal sehen… Jeanne… d´ Arc”

Jeanne d’Arc, Johanna von Orléans, Jungfrau von Orléans (1412-1431), französische Nationalheldin und Schutzpatronin, einte die Nation in einer kritischen Zeit und trug zum französischen Sieg im Hundertjährigen Krieg bei.
Jeanne wurde als Tochter wohlhabender Bauern in Domrémy (heute Domrémy-la-Pucelle) geboren. Schon als junges Mädchen glaubte sie, himmlische Stimmen zu hören, manchmal verbunden mit Visionen, und sie gelangte zu der Überzeugung, dass sie dem heiligen Michael, der heiligen Katharina von Alexandria und der heiligen Margarete angehörte. Als Anfang 1429, während des Hundertjährigen Krieges, die Engländer kurz vor der Eroberung von Orléans standen, forderten die „Stimmen“ sie auf, dem Dauphin, dem späteren König Karl VII. von Frankreich, zu helfen und Frankreich zu retten. Karl war wegen Konflikten in den eigenen Reihen und wegen des englischen Anspruchs auf den französischen Thron noch nicht gekrönt worden. Jeanne konnte den Dauphin von ihrem göttlichen Auftrag überzeugen, und sie durfte in Männerkleidung, in einer Rüstung und mit einem weißen Banner die französischen Truppen begleiten; dank ihres Einflusses siegten die Franzosen bei Orléans über die Engländer und gaben dem Krieg damit die entscheidende Wende. Bei der Krönung des Dauphins in der Kathedrale von Reims zwei Monate später saß Jeanne auf dem Ehrenplatz an der Seite des Königs.
Obwohl Jeanne die Franzosen geschlossen hinter Karl gebracht und die englische Hoffnung auf die Vorherrschaft in Frankreich zunichte gemacht hatte, war Karl gegen eine Fortsetzung des Krieges gegen die Engländer. Jeanne ging daher 1430 ohne königlichen Beistand bei Compiègne gegen die Engländer vor. Sie wurde von burgundischen Soldaten gefangen genommen, die sie an ihre englischen Verbündeten verkauften; die Engländer wiederum lieferten Jeanne an Rouen aus, wo sie wegen Ketzerei und Hexerei vor ein geistliches Gericht gestellt wurde. Der französische Hof unternahm nichts zu ihrer Rettung. Nach 14 Monaten Verhör überführte man sie der Sünde, weil sie Männerkleidung getragen hatte, und der Ketzerei, weil sie glaubte, sie sei nur Gott allein und nicht der Kirche gegenüber verantwortlich. Das Gericht verurteilte sie zum Tode, doch Jeanne gestand reumütig ihre Sünden, und die Strafe wurde in lebenslängliche Haft umgewandelt. Dann aber widerrief sie ihr Geständnis, wurde an ein weltliches Gericht ausgeliefert und am 30. Mai 1431 als rückfällige Ketzerin auf dem Marktplatz von Rouen auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
25 Jahre nach ihrem Tod nahm die Kirche ihren Fall erneut auf und erklärte Jeanne d’Arc für unschuldig; 1920 wurde sie von Papst Benedikt XV. heilig gesprochen und zur zweiten Schutzpatronin Frankreichs erklärt; ihr Feiertag ist der 30. Mai, der Tag ihrer Hinrichtung.

„Boa wie fies!“ Josefine zeigte mehr Anteilnahme als es ihr lieb gewesen war.
Einer verstorbenen Person gegenüber die aus dem 15 Jahrhundert stammte war das recht merkwürdig. Im selben Augenblick klingelte ihr Telefon. Schweren Herzens ließ Josi von dem Buch ab und griff zum Handy.
„Was!“ entfuhr es ihr.
„Da ist aber jemand gereizt!“
„Oh Hi Jack!“
„Was ist hat der Typ sich gemeldet?“
„Keine Ahnung, jemand hat mir auf den Anrufbeantworter gequatscht aber ich hab ihn noch nicht abgehört.“
„Alles in Ordnung?“ fragte Jack besorgt. Wenn Josi ihre Anrufe nicht beachtete stimmte irgendetwas nicht.
„Nein es ist nur, ich lese da gerade so ein Buch…!“
„Du tust WAS?! Wiederhol das bitte“ „Ja richtig gehört ich lese ein Buch, zufrieden?“
„Süße du brauchst dringend eine Ablenkung, wie wäre es mit in zwei Stunden vorm Beat Club?!“
„Nein ein anderes Mal… ich…“
„Josi?“ Die Verbindung war weg. Jack starrte auf sein Handy. „Sie liest ein Buch?“


„Jack?!“ Josi nahm nur noch ein knacken im Hörer war. Was war das? Nicht nur dass ihr Handy im Arsch war, jetz ging auch noch das Licht aus.
„Na ganz toll!“
„Spielt der bekloppte Nachbarsjunge wieder an den Sicherungen herum?“ Josefine hoffte er hatte einen Stromschlag bekommen, stand auf und ging in den Keller um die Sicherung wieder reinzudrehen. Im Keller angekommen erkannte sie das anscheinend im ganzen Haus die Sicherung raus gesprungen waren.
„Wie geht das denn bitte schön?“
"So viele Schalter...", stöhnte sie und untersuchte die Schalter. Ein Knopf der für Josi einen wichtigen Eindruck machte wurde gnadenlos ins Visier genommen und sie legte ihn um. Ein Schock durchfuhr sie, sie hörte ein lautes, blitzartiges Knistern, ihre Arme wurden heiß und sie wurde mit einer gewaltigen Kraft nach hinten gestoßen, die sich wie ein kräftiger Schlag in den Magen anfühlte.
Das nächste was sie wahr nahm, war ein stämmiger Ast unter ihrem Körper. Ihr Augen öffneten sich und sie kam zur Besinnung.
„Heilige Scheiße, was geht denn hier ab?“
Ein Blick nach unten und sie erkannte dass sie auf einem Baum saß.
Wie kam sie da hin? Immer noch hielt sie ihr Handy und ihre Haustürschlüssel in ihrer Hand.
„Angst!“ gab Josi von sich als sie die Höhe realisierte. Doch das war nicht der einzige Grund. Sie sah etwas in der Nähe ihrer Anhöhe. Erst war nur Staub zu erkennen der aufgewirbelt wurde, doch je näher er kam desto besser konnte Sie erkennen was es war. Es sah aus wie mehrere hundert Männer in Ritterrüstungen. Manche ritten auf Pferden, andere liefen, wieder andere zogen Wagenlasten. Josefine glaubte zu träumen und rieb sich die Augen wohlbedacht dass ihr Maskara nicht verlief.
Konnte das wahr sein? Sie sah ein Banner das in die Höhe gehalten wurde gerade als das Heer unter ihrem Baum entlang marschierte.
Josi verlor das Gleichgewicht und fing an zu schreien.
Sie viel geradewegs in einen der Wagenladungen und wurden ohnmächtig.

Ein paar Männer riefen nach vorn zur Spitze des Heeres. „Hier ist eine Frau einfach vom Himmel gefallen.“
Verwirrtes Gemurmel machte die Runde als drei Männer auf ihren Pferden zum Wagen trabten. Einer von ihnen sah noch aus wie ein Jüngling. Neben ihm lief ein anderer Junge der ein weißes Banner in die Luft hielt.
Die Männer neben dem Jüngling kletterten auf den Wagen und holten das Mädchen herunter.
„Du lieber Himmel!!!“ meinte der eine.
„Was?!“ wollte der Jüngling wissen.
„Jeanne die Frau sieht aus wie du!“*

„Wie… Ich?!“ Jeanne sah dennoch ungläubig drein und lief zu den Männern die das Mädchen vom Wagen geholt hatten. Da es schon recht spät war veranlasste einer der Heerführer das Lager auf zuschlagen und so taten es die anderen auch.
„Wie ist das möglich? Jeanne haben deine Ratgeber dir davon erzählt?!“ wollte einer der Männer wissen. Er war erstaunlich gut gebaut, ebenso wie der andere Mann.
„Nein…“
Ein dritter Ritter kam angetrabt und sah recht zornig aus, als hätte man ihm einen heiß geliebten Lutscher weggenommen sprang er vom Pferd.
„Was ist hier los verfluchte Scheiße!“ La Hire war sein Name. Er hatte einen Buschigen Bart in dem Jeanne Essensreste erkennen konnte. Sie wusste sehr gut dass sie sich immer auf La Hire verlassen konnte, nur störte sie sein ständiges Fluchen. Sein Drang mit Gegnern zu kämpfen war genauso groß wie sein Dickkopf auch wenn er alles in allem ein liebenswürdiger Mensch war, wenn man ihn erst richtig kannte.
„Da ist jemand vom Himmel gefallen.“ meinte Minquette, der immer noch ihre Standarte hielt (Jeannes Banner).
D´Alencon und der Bastard brachten die Frau in eines der Zelte das für Jeanne bestimmt war. Jeanne folgte ihnen.
„Die Ähnlichkeit ist verblüffend!“ meinte d ´Alencon und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Da er aus reichem Hause stammte, ja sogar der Cousin von Karl dem von Gott erwählten zukünftigen König war, sah er nicht aus als würde er zum Fußvolk gehören. Anders als der Bastard. Seine Familie hatte dem Königshaus Schande bereitet und so nahm er zum Zeichen seiner Reue den Namen Bastard an. Er hatte einen langen dunkelroten Umhang um eine Rüstung was ihn schneidig und stark erscheinen lies. Es war nicht so das er nicht stark gewesen wäre doch machte er sichtlichen Eindruck auf Jeanne und die anderen. Jeanne selbst dagegen hatte sich die Haare bis kurz hinter die Ohren abschneiden lassen um besser kämpfen zu können und zum Trug vor Feinden geschützt zu sein. Kurz um, es war kein Wunder dass man sie am Anfang für einen Jüngling hielt. Ihre Augen zierten Augenringe, wahrscheinlich hatte sie seit mehreren Tagen nicht mehr geschlafen. Josefine wurde auf ein provisorisch Hartes Bett gelegt. Jeanne hockte sich zu ihr herunter.
„Ich finde nicht, dass sie aussieht wie ich.“ erklärte sie und musterte sie genau.
Sie hatte lange wellige Haare, war größer als Jeanne und hatte definitiv mehr Busen.
Außerdem sah sie wesentlich attraktiver und gepflegter aus. Was nicht gerade zu übersehen war. Wer war sie? Der Teufel in ihrer Gestalt? Oder hatte ihr Gott Hilfe gesandt weil er womöglich dachte Jeanne allein schaffe ihren göttlichen Auftrag nicht! Jeanne stand auf und verließ störrisch das Zelt. D Alencon, der Bastard und La Hire blieben allein zurück.
„Ist sie blind?“ ereiferte sich La Hire der die Frau nun auch schon gemustert hatte.
„Nein verletzt…“ d ´Alencon hatte bemerkt was Jeannes Problem war, ebenso der Bastard. Er beäugte Josefine wie Jeanne gerade vor ihm auch.
„Jeanne denkt wahrscheinlich Gott vertraut ihr nicht. Er glaubt sie schafft es nicht allein und schickt deshalb dieses Mädchen.“
„Sie könnte doch auch vom Teufel kommen!“ fuhr La Hire dazwischen.
„Wir können das eine vom anderen nicht ausschließen und selbst wenn, gäbe es noch hunderte von anderen Möglichkeiten.“ sagte d ´Alencon.
„Wir werden sehen, ich hoffe sie wacht bald auf.“ erklärte der Bastard als auch schon Minquette vollkommen aufgeregt ins Zelt gestürmt kam. Er verbeugte sich demütig und begann hastig zu sprechen.
„I-iich habe dort wo man das Mädchen entdeckt hat noch etwas gefunden.“ Minquette reichte den Rittern die Schlüssel die Josefine die ganze Zeit dabei gehabt hatte sowie einen komischen kleinen silbernen Kasten. Das Material aus dem er bestand konnten die Männer nicht ausmachen. Sie hatten so etwas noch nie gesehen.
„In Ordnung du kannst gehen.“ winkte der Bastard ab und begutachtete die Artefakte.

Mitten in der Nacht kam Josefine zu sich. Sie richtete sich auf und blickte sich um. Wo war sie? Ein Zelt? War sie Campen gewesen und hatte mal wieder einen über den Durst getrunken? Aber wer von ihren Freunden hatte so ein hässliches und altes Zelt?
Josefines Augen erblickten einen Fleck am Zelt. Er war unwahrscheinlich groß und blutrot. Das konnte unmöglich echtes Blut gewesen sein, das würde ja kein Mensch überleben, hätte er so viel Blut verloren.
„Unmöglich vergiss es Josi!“ sagte sie sich und stand auf, taumelte ein wenig nach hinten und begab sich zum Ausgang. Kurz davor blieb sie stehen und sah durch den Schlitz der offen war, nach draußen. Ihre Augen weiteten sich als sie hunderte von Männern auf einem Feld sah, auf das ihr Zelt anscheinend auch stand. Mehrere Lagerfeuer gaben ihr eine gezielte übersicht über das Ausmaß der Männer. Die Stimmen die sie wahrnahm waren nun ganz deutlich zu hören.
„Wieso wartet er so lang!? Gott hat ihm die Möglichkeit gegeben nach Reims zu gehen und sich Krönen zu lassen, warum nutzt er seine Chance nicht endlich!“ hörte Josefine Jeanne sagen, die mit dem Rücken zu Josis Zelt am Lagerfeuer saß und sich mit ihren Freunden unterhielt, zu denen ihre beiden Brüder Pierre und Jehan, ihre Knappen ihr Beichtvater, und die Ritter La Hire, D Alencon, Metz, Paspuarel , Bastard und nicht unbedingt ihre Freunde aber weitere Anführer wie Gilles de Rais und einige andere gehörten.
Josefine verstand nicht was hier vor sich ging. Ritter! Ein Haufen von Rittern und sie mittendrin, wahrscheinlich noch irgendwo in der Pampa.
„Jack!“ fiel es Josi ein. Sie könnte Jack um Hilfe bitten. Aber wo war ihr Handy?!
„Argh wo ist es denn hin? Hab ich es etwa verloren? Bullshit!!!!“ Josefine stand die Wut praktisch ins Gesicht geschrieben.
„Ok ganz ruhig!“ Jetzt kam es nur darauf an ob diese Typen gut oder böse waren, aber wie bekam man das heraus? Immerhin lag sie hier auf ner Trage und nicht in nem Kerker. Ihre weiße Bluse war noch weiß und nicht betatscht oder aufgeknöpft genauso wie ihre Jeans.
Josefine hoffte inständig dass sie jetzt das richtige tat und verließ das Zelt. Nach und nach richteten sich alle Augen auf das Mädchen das aussah wie Jeanne. Bis Jeanne sich den Blicken der anderen Anschloss und sich endlich die Blicke von Jeanne und Josefine trafen.
Jeanne sah immer noch mürrisch drein doch ihr Interesse an der Person vor ihr war nicht ganz verflogen. Josefine dagegen bekam fast einen Schlag und sprang vor schreck zurück. Verwirrt und sprachlos zugleich sah sie ihr gegenüber an. Jeanne hatte sich erhoben und ging einen Schritt auf Josefine zu.
Die ganze Zeit hatte Stille geherrscht bis beide zugleich das Wort ergriffen.
„Wer bist du?!!!“ war die Frage die sie beide beschäftigte und über das Heer schallte.
Josefine ergriff zu erst das Wort und lief nun zielsicher auf Jeanne zu um sie zu mustern. Ihr Gegenüber hatte anscheinend kein Interesse an Mode, sie lief herum wie die Bettler die Nachts Josefines Desinteresse hatten steigern lassen doch nun war es anders. Da stand zwar so jemand aber zum ersten mal hatte Josi das Gefühl mit jemandem Verbunden zu sein, an dem sie sonst ohne ihm eines Blickes zu würdigen vorbeigegangen wäre.
„Mein Name ist Josefine. “
„Ich bin die Jungfrau von Orleans von Gott gesandt um…“
„Bitte was?“ fuhr Josefine dazwischen.
Gemurmel machte sich in der Menge breit. Josefine vergas völlig das sie nicht allein war und fing an zu reden wie ein Wasserfall.
„Eben hab ich noch darüber gelesen, dann ging der Strom aus, ich bekomm nen Schlag und werd hier her befördert. Jetz fällts mir wieder ein… bin ich jetz etwa im Buch oder in…“
„Hexe!“ schrie ein Ritter der zuvor noch am Lagerfeuer gesessen und gegessen hatte.
„Was?!“ fragte Josefine empört und stützte die Hände in die Hüfte. Genau wie Jeanne die sich jetzt nach dem Übeltäter umsah der Josefine beleidigt hatte.
„Hey willst dich mit mir anlegen oder was? Wer bist du überhaupt!?“ wollte Josi wissen und versuchte den Typen mit ihren Blicken zu töten wie es schien.
„ Gilles de Rais!“ antwortete Jeanne als hätte sie schon damit gerechnet.
Josefine ging ein Licht auf… über ihn hatte sie schon gelesen und nun schien es ihr zu Gute zu kommen.
„Ach nein! Du bezeichnest mich als Hexe? Find ich schon komisch…!“ meinte Josi herablassend was einige fragende Blicke erntete.
„Wie meinst du das Hexe!?“ stocherte de Raise.
„Naja wenn ich wie du kleine Jungs vernaschen würde, wäre ich an deiner Stelle ganz ruhig meinst du nicht auch?!“
de Rais war mit einem Schlag ganz blass im Gesicht und erstarrte.
„Woher… I-iich meine, woher hast du diese Lügen Hexe… du bist eine Hexe!“
Josefine lies ein genervtes Stöhnen von sich.
„Wieso bezeichnest du mich als Hexe?! Hast du Beweise für deine Behauptung?!“
La Hire, Metz und ein paar Männer ließen ein lachen von sich hören. Ihnen gefiel das Mädchen sie hielt kein Blatt vor dem Mund genau wie Jeanne nur das sie keinen direkt diskreditierte.
Jeanne dagegen versuchte nun den Streit zu schlichten, das war das letzte was sie bei ihrer Mission gebrauchen konnte.
„Lasst eure Lästerungen, Gott will nicht dass ihr hadert!“
„Er hat angefangen!“ bestand Josi und machte ein schmollendes Gesicht. de Rais hatte aber anscheinend keine Lust auf Jeanne zu achten den er tat so als wäre nie ein Einspruch von ihr gekommen schon weil er sich für etwas besseres hielt als diese vermaledeite Jungfrau.
„Ich brauche keine Beweise dafür, ich seh es doch!“ bezichtigte de Rais weiterhin.
„Ja ja, willst du mir jetzt ein Schnitzel ans Ohr labern oder was?“ das war zuviel.
de Rais hatte sein Schwert gezogen, er wollte schon auf Josi zustürmen da hielt ihn der Bastard auf. Wow der tickte ja schnell aus!
„Hey lasst das, so etwas können wir nicht gebrauchen. Und hört auf sie als Hexe zu beschimpfen. Damit beleidigt ihr nicht nur die fremde de Rais.
Josi musterte den Mann der ihr geholfen hatte.
„Also was mich angeht, selbst wenn ich ne Hexe wäre hätte ich besseres zu tun als mich mit diesem Freak anzulegen. Und wenn er meint man brauch keine Beweise dafür um mich als Hexe abzustempeln dann kann ich das auch und erkläre ihn zum Satanisten!“ meinte Josi und wand sich zu Jeanne die sie geschockt ansah.
„Was ist?!“ fragte Josi sie.
„Wer bist du?!“ wollte sie wieder wissen.
„An deinen komischen Gott glaubst du aber die Menschen um dich herum stellst du in Frage, wie kommt das?“
„Meinen komischen Gott??? Wie redest du über den Allmächtigen?! Jetzt sag schon wer du bist!“
Josi zuckte mit den Schultern, Kreuzte die Hände hinter ihren Kopf und streckte sich.
„Ganz einfach… ich bin diejenige die das Buch gelesen hat!“ als wäre das Thema damit beendet ging sie an Jeanne vorbei und fragte noch einmal: „Ach hat zufällig jemand mein Handy gefunden? Ich vermisse es irgendwie auch wenn ich bezweifle das ich hier Netz hab!“
Die Männer konnten es nicht glauben, die meisten hatten damit gerechnet eine zweite Jeanne gefunden zu haben jedoch ließ dieses Mädchen nicht eine Spur von Glauben in ihren Worten erkennen. Sie nahm sogar Wörter in den Mund die manche nicht einmal schreiben würden nur um das Unglück nicht herauszufordern.
Nachdem Josefine und Jeanne im Zelt verschwunden waren um sich eingehender zu Unterhalten setzte sich Jeannes Truppe wieder ans Feuer.
Metz, ein Freund von Jeanne der sie von Anfang an begleitet hatte und ein Händchen für Frauen hatte ergriff als erster das Wort.
„… Also das lief doch… gar nicht so schlecht!“
„Seit ihr noch bei Trost Metz? Hier hätte es beinahe ein Massaker gegeben hätte der Bastard nicht sich nicht eingemischt“ meinte Paspuarel der immer mit Metz zusammen unterwegs gewesen war.
„Ich fand es recht amüsant… wie steht es mit euch de Rais?!“ stachelte d´Alencon.
„Ich hätte sie aufschlitzen sollen!“ grummelte er.
„Aber ! Aber!“ gurgelte Metz.
„Also ich finde das Weib hat klasse!“ ereiferte sich La Hire und sah zum Zelt.
„Und das von einem Mann der bei den Schweinen schläft?!“ diskreditierte de Rais.
„Du vermaledeiter Hurensohn…“ brüllte La Hire und hielt sogleich inne als Jeanne wütend ihren Kopf aus dem Zelt steckte.
„Verzeihung!“ meinte dieser.
„Naja immer noch besser mit Schweinen als mit Männern zu schlafen eh?!“ konterte La Hire diesmal ohne ausfallend zu werden. de Rais kostete es all Kraft nicht sein Schwert zu ziehen, jedoch hatte er genau wie die anderen einen Teil des Heeres zu führen und wollte dies nicht in Gefahr bringen. Also stand er auf und verschwand in sein Zelt.
„Ich kann es gar nicht fassen… ob sie auch unsere Schwester ist so wie Jeanne?!“ wollte Pierre, der jüngere Bruder und Knappe von Jeanne wissen.
„Das weiß nur Gott, und wer weiß vielleicht auch diese Josefine!“ erklärte der Bastard.

(Während dessen im Zelt)
Josefine saß auf dem Bett und machte eine Handbewegung dass Jeanne sich neben sie setzen solle. Sie tat es und blickte ihr Gegenüber an.
„Ok du willst eine Erklärung richtig?“
„Ja und Gott ist mein Zeuge!“ antwortet Jeanne und bekreuzigte sich.
„Ich würde es bevorzugen wenn du mich bis zum Ende reden lassen würdest bevor du deine Einwände gibst.“ forderte Josefine und bekam von Jeanne ein verständnisvolles nicken.

„Also ich lebe im Jahr 2007 und wohne in Paris. Ich arbeite als Mode Designerin, das heißt ich entwerfe Kleidung. Als ich mich vor zwei Tagen mit einem Kunden getroffen habe, gab sie mir ein Buch. Sie sagte mir, wenn ich es lesen würde, würde sie mir mein Honorar verdoppeln.
Ich las das Buch natürlich, und es war spannend. Ich hatte es schon fast durch, da ging das Licht aus. Bei uns bekommt man Licht durch Elektrizität, stell es dir wie einen Blitz vor der gespeichert und dessen Energie genutzt wird um Licht zu machen…

Auf jeden Fall wollte ich das Licht wieder reparieren und bekam einen Schlag… quasi wurde ich vom Blitz getroffen… und so bin ich hier aufgewacht. Das ist alles was ich weiß.“
Jeanne hatte genau zugehört.
„Du kannst lesen?!“
„Ja das kann jeder in unserer Zeit…“
„Und worum ging es in dem Buch, das du gelesen hast?!“
Josefine machte eine zurückhaltende Geste indem sie sich von Jeanne abwandte.
„Josefine?“
„Es ging um… den hundertjährigen Krieg!“ flunkerte Josi.
„den… den hundertjährigen?!“ in Jeannes Sprache lag die Hoffnung von der Josi schon so oft gelesen hatte.
„Ähh ja.“
„Noch eine Frage…“
„Ja?“
„Warum siehst du so aus wie… ich meine warum sehen wir uns so ähnlich?“
„Naja ich weiß nicht genau, aber ich hätte da eine Theorie.“
Jeannes Blick war nun unverkennbar voll Neugierde.
„Könnte es nicht sein das ich so etwas wie eine Reinkarnation von dir bin? Immerhin lebe ich eigentlich im Jahre 2007, da liegt das doch Nahe oder?!“
„Aber…“
„Was?“
„Du, bist mir gar nicht ähnlich im Bezug auf meinen glauben.“
„Stimmt, aber in meiner Zeit ist Religion nicht mehr so im Trend wie in deiner!“
„Im… Trend?“
„Ich meine aktuell… gegenwärtig, oder angemessen.“
„Wieso nicht? Wieso wenden sich die Menschen von Gott ab?“
„Das kannst du nicht verstehen, aber du wirst es irgendwann…“ versicherte Josi.

„Komm ich stelle dich den anderen vor!“ erklärte Jeanne und hielt Josefine die Hand hin.
Josefine stand auf, nahm Jeannes Hand und ließ sich von ihr aus dem Zelt zurück zu den anderen ziehen.
Der Bastard und d Alencon hatten die beiden als erstes bemerkt und standen auf.
„Also Josefine, das ist der Bastard ihm gehört die volle Verantwortung für das Heer!“
„Freut mich euch kennen zu lernen Josefine…“ meinte der Bastard. Josefine wollte ihm gerade die Hand schütteln, als er ihre Hand in die seinen nahm und sie darauf küsste.
„Gleichfalls!“ lächelte Josefine und verfiel seinem Blick.
„Und das ist d Alencon, der Cousin des Dauphins, du weißt wer das ist oder…?“
„Ja schon klar dieser komische Karl!“ versicherte Josefine, was ihr fragende Blicke bescherte.
„Ich… hab über ihn gelesen.“
„Ihr könnt lesen?!“ d Alencon wirkte überrascht.
„JA nur damit es jetzt alle wissen ich kann lesen, schreiben, rechnen und den ganzen übrigen Kram.“ Josefines etwas genervter Blick brachte Jeanne zum lachen und so fielen auch einige andere darin ein.
„Mein Name ist Metz wenn ihr Sorgen habt kommt jederzeit zu mir, ich werde mich ihnen annehmen so wie ich Jeanne stets ein treuer Freund war!“
„Uh wie süß… Jeanne? Bist du sicher dass du noch Jungfrau bist?!“ plapperte Josefine unermüdlich weiter.
„Oh sicher ich habe sie nie angefasst!“ schwor Metz panisch.
„Boa Metz ich bitte dich, wir sind Menschen, wir morden, töten und vergiften alles was uns unter die Finger kommt, meinst du nicht mit jemandem zusammen zu sein, wäre das am wenigsten erschreckende darunter?!“
„JOSEFINE!“ ermahnte Jeanne.
„Was?“
„Ich bezweifle das Gott so etwas hören will!“
„Gott?! Ich hab mit Metz geredet! Wenn ichs mir recht überlege habe ich noch nie mit Gott geredet… denke ich…zählen Selbstgespräche dazu?“
Es schien als wäre aus Jeanne jedes leben genommen als sie das gehört hatte.
„Alles in Ordnung?!“ Fragte Pierre seine Schwester und rüttelte sie unermüdlich.
„Pater ich möchte bitte die Messe hören!“ meinte sie plötzlich uns zog ihren Pater mit sich.
„Was hat sie denn?!“ wollte Josi wissen.
„Nun ja, es hat sie geschockt dass ihr noch nie mit Gott geredet habt!“ sprach d Alencon.
„Na und?“
„Alle hier sind streng an Gott gebunden, sonst würden wir nicht die Jungfrau bei uns haben Josefine.“ ermahnte der Bastard.
Alle saßen jetzt am Feuer und klärten Josefine über Gott auf, hatte sie doch sichtlich keine Ahnung davon.
„Jetz versteh ich auch dass die Rasierklinge mich vorhin so angepöbelt hat.“
„Rasierklinge?! Was meint ihr?!“ fragte Metz nach.
„De Rais! Immerhin läuft er ja so herum als hätte er Rasierklingen unter den Armen.“
„Ich möchte euch empfehlen euch nicht weiter mit ihm an zu legen, er kann recht unangenehm werden!“ erklärte der Bastard sorgvoll. Josefine nahm sich einen Stock und hielt ihn ins Feuer. Als er an der Spitze anfing zu brennen, zog sie ihn heraus und sah ihn sich nachdenklich an als wäre er die Lösung aller Probleme.
„Keine Sorge, ich kann auf mich aufpassen!“ versicherte Josefine und pustete das euer am Stock wieder aus.
„Er kann euch leicht überwältigen!“ versicherte d Alencon.
„Ich weiß dass ich Leute gut zur Weißglut bringen kann aber mit de Rais werd ich allemal fertig, glaub ich.“
„Eure Selbstsicherheit ist überwältigend!“ ereiferte sich Metz und nahm einen Schluck Wasser.
„Ok mich würde interessieren wo wir im Moment stehen!“
„Wie meint ihr das? Wo sollten wir stehen?!“
„Habt ihr Orleans schon zurückerobert?!“
„Sicher… vor genau 2 Tagen, wir schaffen uns gerade einen Weg nach Reims!“
„Oh, nach Reims? Verdammt!“ Das bedeutete unzählige Burgunder und Engländer die ihren Weg blockieren würden. Ächtz! Das grenzte ja schon an Arbeit
„Josefine!“ ermahnte sie der Bastard.
„Ja tut mir Leid, ich kann mich nicht von jetzt auf gleich umstellen!“
„Ich denke wir werden euch nicht hier lassen können, immerhin seit ihr das Ebenbild der Jungfrau von Orleans, wie würden die Leute reagieren würden sie euch so sprechen hören?!“
„Keine Peilung, sie würden rufen HEXE HEXE…“ grinste Josefine und stützte sich auf ihre Handflächen.
Ein gemütliches Lachen ging durch die Runde. Erinnerten sich die anderen an Gilles de Raise, der vor wenigen Minuten noch genau dies von sich gegeben hatte.
„Kann ich euch eine diskrete Frage stellen?“
„Wollt ihr das wirklich? Immerhin kennt ihr uns noch nicht sehr lange.“
„Ich glaub das riskiere ich.“


....
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Alt 09.08.2010, 10:16   #2
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Standard hier das zweite kapitel

„Nun was wollt ihr wissen Josefine?“ erkundigte sich der Bastard und schenkte der Fremden vor sich seine volle Aufmerksamkeit. Josefine begann dahin zu schmelzen. Konnte man ihren Namen noch toller Aussprechen? Wohl kaum! Als sie sich jedoch wieder in die Realität zurückgeholt hatte seufzte sie kurz und stellte dann ihr Frage.
„Was mich beschäftigt ist dieser Dauphin, Karl. Er soll König werden, nicht wahr? Aber kämpft ihr nun für Frankreich oder für Karl den weiß ich nicht wievielten?!“
„Also was mich angeht…“ warf sich La Hire ein und zog die Nase hoch.
„… ich kämpfe für das verdammte Frankereich. Soll der Dauphin machen was ihm beliebt Hauptsache er trifft die richtigen Entscheidungen! Da soll mich doch der Schlag beim scheißen treffen wenn wir die Engländer nicht alle wie auf geschreckte Hühner von hier vertreiben können.“ Als La Hire geendet hatte sah er kurz in die Runde. Keiner der Anwesenden Ritter schien seine Ansicht zu teilen. Einzig Josefine fing an zu lachen. Der Typ war einfach nur zum schießen.
„Das ist zumindest mal ne ausgefallene Antwort!“ grinste das Mädchen und wischte sich eine Träne aus dem Gesicht.
„Wenigstens ihr versteht mich meine Gute!“ japste La Hire zwinkerte mit einem Auge.
Metz der resigniert mit den Augen drehte meinte:
„Wenn dir das momentane Frankreich gefällt frage ich mich wie dann für dich die Hölle aussieht. Ich jedenfalls vertraue auf Jeanne und ihren göttlichen Auftrag. Was kann richtiger sein als Gott zu helfen nach seinem Willen die Welt zu formen?!“
Jeannes Bruder Jehan nickte zuversichtlich mit dem Kopf. Besser hätte er es auch nicht formulieren können.
„Was nützt ein Frankreich ohne einen Herrscher der geeignete Führungsqualitäten mit sich bringt. Im Moment zieht Karl sich zurück doch das kann er nicht ständig machen. Er muss lernen Verantwortung für sich und sein Volk zu übernehmen. Ihm ist nicht bewusst dass unser Leben in seinen Händen liegt. Und bevor er das nicht realisiert und sich wie ein wahrer König benimmt, solange sehe ich keine Hoffnung für Frankreich. Ich glaube an mein Land aber ich weiß beim besten Willen nicht ob ich an einen König glauben soll der uns hier im kreis herummarschieren lässt um seine Krönung zu verschieben und die Goddons (Englische Truppen) immer näher eindringen lässt.“ erschloss der Bastard der Runde.
„Tiefgründige Antwort, damit habe ich nicht gerechnet das muss ich zugeben…“ erklärte Josefine und berührte nachdenklich ihre Lippen mit dem Zeigefinger wobei sie von den Rittern eingehend gemustert wurde.
„Was ist mit euch Josefine? Was für ein Ziel verfolgt ihr? Wofür lebt ihr?“ fragte der Bastard interessiert nach und schwang seinen roten Umhang auf das glatte Stahl der Rüstung zurück.
„Ich hab alles was ich brauche. Meinem Vater gehört ein riesiger Modekonzern, demnach haben wir keine Geldprobleme. Ich bin Modedesignerin und verdiene ebenfalls mehr als genug. Mit Geld lässt sich ja bekanntlich alles kaufen!“ plapperte das Mädchen und zuckte mit den Schultern. Wofür sollte sie schon leben? Sie lebte nun mal, was gab es da noch groß darüber nachzudenken?
„Dann habt ihr keine Träume?“ kam es aus der anderen Ecke. Metz sah sie verwundert mit seinen grünen Augen an. Seine linke Hand ruhte auf seinem Bein und die andere kratzte sich unverwand an der Schläfe. Wie konnte das sein? Jeder Mensch hatte etwas wofür es sich zu leben lohnte. La Hire senkte die Wasserflasche und wartete ebenso auf eine Antwort wie Pierre, Jeannes Knappe Guyenne, d Alencon und ein paar nichtige Soldaten die im vorbeischlendern Josefine erspäht und voller Neugierde versucht hatten zu erfahren wer sie war.
Josefine verstand nicht was diese Menschen von ihr hören wollten. Was hatte sie davon Träume zu haben? Was sollte diese Frage? Träume wahren Dinge die nicht Realität werden konnten, das wusste doch jeder. Wenn man Arm war wünschte man sich unerreichbare Sachen und wenn man reich war, hatte man entweder keine Träume da schon alle erfüllt worden waren und diese wieder in weite Ferne gerückt waren.
„Ist es so verwerflich keine Träume zu haben?! Mir geht’s fantastisch ok?!?!“ antwortete sie zickig, stand auf und entfernte sich vom Lagerfeuer und den Rittern.
„Unfassbar. Ein Weib ohne Wünsche! Sie ist eindeutig nicht von hier!“ gab La Hire von sich. Gerade als Josefine ins Dickicht des anliegenden Waldes verschwunden war, schien Jeanne mit ihrer Messe fertig zu sein und trat zusammen mit Pater Pasquarel aus einem der Zelte.
„Wo… wo ist sie?!“ wollte diese wissen und ging mit einem Blick durch die Runde.
„Wir würden jetzt gern wissen wer diese Frau ist Jeanne, wenn du also erlaubst!“ argwöhnte d‘ Alencon und hielt Jeanne seine Hand hin worauf diese sie ergriff und sich auf einen der Baumstümpfe um das Lagerfeuer setzte.
„Josefine ist nicht von hier… nun eigentlich schon aber andererseits doch nicht wisst ihr…“
„Könntest du ein wenig deutlicher werden?“ unterbrach sie La Hire.
„Sie erzählte mir, sie käme aus einer anderen Zeit…“ begann Jeanne immer noch etwas nervös, wusste sie doch nicht wie sie es den anderen beibringen sollte. Etwas so absurdes konnte man als Sprachrohr Gottes doch normalerweise viel besser herüberbringen.
Die Ritter sahen sich gegenseitig verwirrt an und hofften Jeanne würde es näher erläutern.
„Sie vermutet sie sei meine Reinkarnation aus dem Jahre 2007.“ endete die junge Frau zögernd.
„Sie vermutet es?“ resignierte Gilles de Raise der sich inzwischen wieder aus seinem Zelt verbannt hatte.
„Das ist vollkommen absurd!“ stellte ein anderer Ritter der Runde fest
„Wisst ihr das mit Sicherheit?“ fragte La Hire. Überhaupt waren sich ein paar der Ritter einig dass diese Frau ziemlich schnell aus der Haut fuhr. Was nicht üblich für die Weiber dieser Zeit war.
Sie zeigten Verständnis und rat wo sie nur konnten. Das genaue Gegenteil zum Manne eben.
„Natürlich!“ befürwortete Gilles de Raise die Skepsis seiner Männer.
„Wie könnt ihr euch deren so sicher sein?“ wollte Jeanne Stirn runzelnd wissen.
„Ich glaube ihr! Sie sieht immerhin aus wie Jeanne!“ meinte la Hire überzeugt. Er wollte die Frau die ihm so überaus Sympathisch war soviel glauben schenken wie Jeanne dessen war er sich sicher.
„Dennoch hat sie einen anderen Charakter und ist im ganzen Wesen anders als Jeanne!“ wog der Bastard ab.
„Ich richte nicht darüber! Keiner von euch sollte das tun! Gott wird sich dabei schon etwas gedacht haben!“ bemerkte Jeanne und schloss die Augen.
Und als hätte einer von Jeannes Erzengeln persönlich dazwischen gefunkt begann der kleine silberne Kasten den der Bastard bei sich hatte plötzlich zu vibrieren und ein Lied das immer lauter wurde schallte durch die Runde.
…Nothing in this world can Stop us tonight…
Alle Augen richten sich auf den Bastard der panisch seine Hände durch sein Gewand gleiten ließ bis er auf den Gegenstand stieß der solche Geräusche von sich gab. Da schien Josefines Ader für Paris Hilton wohl durch ein Handy aufgedeckt worden zu sein. Zuschade dass die hier nur keiner kannte. Das Display leuchtete auf, zeigte ein paar Zahlen an und spielte verrückt. Immer wieder blinkte das Licht des Gegenstands wild auf vibrierte, ließ das Lied immer lauter tönen. Ein paar Strasssteinchen die für Die Ritter, Jeanne und ihre Brüder sowie Pasquarel den Pater wie echte Diamanten aussahen fesselten die Bande noch fester daran.
What is right… what is wrong… but it Feels so right… tonight…
„Das ist Englisch!!!“ brüllte Gilles de Rais.
„Was ist das? Wo habt ihr das her?!“ wollte d` Alencon wissen und starrte den Bastard wie in Rage an.
Der Bastard nahm den Blick von dem Gegenstand und erklärte kurz dass es wohl Josefine gehöre er jedoch vergessen hatte es ihr zurück zugeben nachdem es jemand gefunden und ihm gegeben hatte.
„So tut doch etwas…“ flüsterte Jeanne. Sollte dieses Teil ewig so weitermachen? Wie laut würde es noch werden wenn es nicht bald jemand abstellte.
„Sie ist doch eine Hexe!“ krakelte Gilles de Raise lächelnd und mit voller Genugtuung.
„Und trotzdem vernascht ihr Jünglinge de Rais… na und was sagt uns das?!“ höhnte la Hire prustend.
Der Bastard drückte Jeanne das Handy in die Hand griff nach einer Fackel aus dem Feuer und lief schnellen Schrittes in das Wäldchen in das Josefine vorhin noch so genervt gestürmt war.



Josefine hatte sich extrem Weit vom Lager der französischen Armee aus dem 15. Jahrhundert entfernt, aber im Grunde war das auch egal gewesen. Ein Stromschlag hatte sie hier herbefördert. In ein Geschichtsbuch wohl gemerkt. Sie wusste wie es weitergehen würde und es gefiel ihr nicht. Sie konnte nur hoffen dass sie nach ein wenig Schlaf wieder in ihrer Zeit aufwachen würde und alles wieder wie vorher war. Perfekt und einfach. So einfach, wie sie es gewohnt war. Ohne Konflikte.
Josefine hatte sich sehr schnell auf alles Antworten zusammengereimt was ihren Aufenthalt hier betraf und dabei war sie noch nicht einmal lange hier… Nur ein paar Stunden in denen Josefine begriff dass sie ihr altes Leben jetzt schon vermissen würde.
Und wann zum Teufel brachte ihr endlich jemand etwas Essen?
„Diese Stümper!!!“ fluchte Josefine und schlug die Arme übereinander. Im selben Augenblick musste sie über sich selbst lachen. Wie ein bockiges Kind. Aber bei Daddy hatte das immer funktioniert.
Josefine wurde von ihrem Trott abgelenkt als sie etwas hinter ihrem großen Stämmigen Baum an dem sie sich niedergelassen hatte, knacken hörte.
Ihre Augen weiteten sich und sie wand ihren Kopf langsam zur Seite. Ein weiteres Knacken folgte und es näherte sich ihr.
„Wer ist da!?“ fragte sie lauernd und richtete sich auf um eine bessere Sicht zu bekommen, doch im dunkeln war das gar nicht mal so leicht. In der Ferne konnte sie noch den Schein des Lagerfeuers erkennen, doch aus dieser Richtung waren die Geräusche nicht gekommen, davon wurde jeder Zweifel ausgelöscht als sich eine kalte Messerklinge an ihren Hals legte. Josefine erschrak und ließ einen kurzen Quiekenden Schrei los der jedoch sofort von einer verdreckten Hand unterdrückt wurde. Schon bei dem Gedanken dieser dreckigen Hand verdrehte sich ihr der Magen.
„Ein Wort und du bist tot französische Schlampe!“ flüsterte eine kratzige Stimme . Josefine versuchte Angsterfüllt den Mann aus den Augenwinkeln zu erkennen der ihr eine blutverschmierte Waffe an die Kehle drückte. Er war Engländer soviel war sicher. Und da Josefine schon viele Kunden in Amerika und England an Land gezogen hatte konnte ihr Englisch auch nicht so schlecht sein als dass sie ihn ohne weiteres verstehen konnte.
Als Josefine widerstandslos nickte und sich nicht weiter wehrte wurde der Druck der Hand des Englischen Mannes leichter. Er hatte diese französischen Worte mit Mühe und Not zusammen gestammelt und versuchte es nun auf gut Glück mit seiner Landessprache. Umso mehr war er überrascht als Josefine ihn anscheinend verstand als er sie an den dicken stämmigen Baum von vorhin drückte.
„Du verstehst mich?“ fragte er sie und verzog zweifelnd die Augenbrauen. Wieder nickte die junge Frau vor ihm. Jetzt da sie ihr gegenüber sehen konnte erkannte sie dass er ein Soldat sein musste. Oder nannte man sie hier alle Ritter? Er hatte ein Schwert und trug eine leichte Rüstung, die nicht alle Körperteile schützte. Brust und Rückenpanzer fingen das bisschen Feuerschein auf dass durch das Geäst bis weit in den Wald fiel und reflektierte auf Josefines Gesicht.
„Wer bist du?!“ wollte der Mann wissen. Wenn die Armagnacs (französische Truppen) eine Frau bei sich hatten, die Englisch verstand war sie vielleicht Geld wert.
Seine Hand ließ von ihr ab damit sie ihm antworten konnte.
„Josefine…“ erklärte diese. Der Mann verfiel kurz ins Grübeln. Eine Frau namens Josefine war ihm im französischen Hause nicht bekannt. Man hatte ihn zwar als Spion hinter den Truppen hinterher geschickt aber als sie so überstürzt das Lager aufschlugen und ein paar Wachen das Gebiet absuchten musste er sich zurückziehen.
Die einzige Frau die laut seinen Informationen zum Heer gehörte war die Jungfrau Jeanne. Er hatte sie zwar noch nie richtig gesehen aber das musste Jeanne sein.
„Du lügst Hexe!“
„Was? Nein ich schwör s!!!“ beteuerte Josefine panisch und schüttelte vergeblich mit dem Kopf.
Wenn der Kerl Josefine wenigstens das Messer von der Kehle nehmen würde dann könnte sie sich verteidigen.
„Ich bin zwar nur ein Spion aber eine verfluchte Hexe kann ich aus einer Meile Entfernung erkennen. Ich werde dir einfach die kehle durchschneiden. Dann sind wir wieder ein Problem los…“ belächelte der Engländer die Tatsache dass er es wäre der mal eben Die Jungfrau von Orleans beseitigt hätte. Die Klinge des Messers glitt leicht über Josefines Hals und hinterließ eine Blutspur um sie ein wenig zu Quälen. Dabei Tat er jedoch einen folgenschweren Fehler und achtete nicht auf seine Umgebung.
Durch den Fackelschein des Bastards abgelenkt lies der Engländer ruckartig von Josefine ab um es dem Fackelträger entgegen zustrecken. Der Bastard warf die Fackel beiseite und hielt dem Engländer nun sein Schwert entgegen, bereit zum Kampf.
Josefine atmete erleichtert auf und berührte ihren Hals.
„Wenn das ne Narbe gibt…“ murmelte sie und begutachtete das Blut an ihrer Hand.
„Alles in Ordnung mit euch Josefine?“ fragte der Bastard und drängte den Engländer weiter zurück. Mit einem Messer war er momentan relativ schlecht dran, das erkannte sogar Josefine.
„Geht so…“ antwortete Josefine beruhigt.
Da sie sich immer noch ein paar Zentimeter hinter dem Engländer befand und der Bastard ihn von vorn bedrohte, fühlte sich der Mann wohl ein wenig eingeengt und stotterte panisch:
„Bleib stehn Hurensohn… ein Schritt und mein Dolch bohrt sich in ihr Fleisch!“
Hatte Josefine da gerade richtig gehört? Der Engländer befand sich in der beschissensten Situation des Tages und sie war diejenige die trotz allem immer noch bedroht wurde?
„Ähm, das seh ich nicht so…“ erklärte sie ihm auf Englisch und gab ihm einen Tritt in die Kniekehle sodass er vor dem Bastard auf die Knie fiel. Dieser zögerte nicht lange und gab ihm mit dem Schwertgriff einen Ruck auf die Schläfe. Der Engländer sackte zusammen und fiel mit dem Gesicht in den Dreck. Unwichtig zu erklären dass der Bastard einen ernsten Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte. Er wusste nicht was er von Josefine halten sollte. Sie hatte einen merkwürdigen Kasten der Englische Lieder und Lichter von sich gab, konnte fließend Englisch sprechen, wurde jedoch von einem Engländer bedroht. Was sollte das? Wer war sie?
„Danke!“ meinte Josefine und stieg elegant über den am Boden liegenden Körper des Engländers bevor sie die Schwertspitze des Bastards auf Abstand hielt. Er bedrohte nun tatsächlich Josefine mit seinem Schwert und fragte im ernsten Ton:
„Was habt ihr mit den Engländern zu schaffen…?!“
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Alt 09.08.2010, 19:28   #3
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Standard Misstrauen

„Wollt ihr mich verarschen???“ Josefine zog wütend die Stirn kraus. Was hatten diese Leute bloß alle für ein Problem? Da gab es jemanden der mal ein wenig klüger war als diese Urzeitmenschen, konnte mehrere Sprachen und da fingen sie an sie zu bedrohen, als Hexe zu beschimpfen oder dem Feind zuzuschieben… im Übertragenen Sinn natürlich.
Als der Bastard immer noch nicht damit aufgehört hatte Josefine mit dem Schwert zu bedrohen, schnaubte diese wütend Luft aus und schrie: „Bitte!!! Macht doch alle was ihr wollt!!!“ Sie wand sich um und stolperte bei dem Versuch abzuhauen fast über eine Wurzel.
„Josefine! Wohin wollt ihr?!“ rief der Bastard ihr zerstreut nach. Er war einfach nur verwirrt und das hätte er auch locker zugegeben hätte ihn jemand danach gefragt.
Er wollte doch nur die Wahrheit aus ihr herausholen.
„Ist mir ganz egal!!! Hauptsache weg von euch. Ihr seit doch alle totale Psychos!!! Bleibt ja weg von mir!!!“ brüllte sie ins Leere und wackelte vollkommen aufgebracht mit den Armen.
Es war offensichtlich dass der Bastard nie vorgehabt hatte Josefine gehen zu lassen, da war immer noch die Tatsache dass sie Jeanne so ähnlich sah, klug war und ihn verwirrte, auf mehr als nur eine Weise, dabei hatten er und die anderen diese Frau erst am heutigen Abend kennen gelernt. Was konnte er sagen? Wie sollte er sie zurückhalten ohne sich lächerlich zu machen?

„Wir haben dieses Ding gefunden das ihr gesucht habt… Es hat Töne von sich gegeben“ rief er ihr kurz nach als er endlich das Schwert wieder in die Scheide geschoben hatte und ins dunkel des Waldes blickte.
Zuerst kam keine Antwort. Das rascheln das dabei entstanden war als Josefine durchs Gestrüpp gewartet war, hatte aufgehört.
Der Bastard hatte gehofft es wäre für Josefine wichtig gewesen. Mindestens so wichtig wie es sonderbar, zumindest für ihn gewesen war.
Ihr Telefon hatte geklingelt? Hatte sie etwa jemand erreichen wollen? Das würde ja heißen… sie könnte jemanden erreichen der sie vielleicht aus diesem Alptraum herausholen könnte. Ihren Vater! Jack!
„Wo ist es?“ ertönte Josefines Stimme kurz bevor sie wieder in die Sichtweite des Bastards gekommen war.
Dieser nickte mit dem Kopf Richtung Lagerfeuer. Josefine zögerte.
„Habt ihr jetzt etwa vor mir alle Vorwürfe zu machen, weil ich Englisch kann?!“
„Wir müssen wissen wer oder was ihr seit Josefine!“ beschwichtigte sie der Bastard.
Josefine konnte die Einstellung der anderen schon irgendwie verstehen. Jedoch fand sie dass ihre Erklärung nicht verrückter als die von Jeanne war.
„Was ist mit ihm?!“ wollte Josefine wissen und zeigte auf den Bewusstlosen Engländer welcher am Boden lag.
„Helft mir ihn ins Lager zu tragen!“ forderte der Bastard.
„Boa ne, so richtig mit anfassen und so?“ Die Frau verzog die Nase. Womit hatte sie das nur verdient?
Letzten Endes half Josefine dem Bastard dann doch diesen widerwärtigen Engländer zu den anderen zu schleppen. Sie wusste allerdings dass sie sich jetzt erst einmal gegen die Anderen Behaupten musste und sie würde auch nicht darauf verzichten einschlagende Kommentare zu verwenden um diesen Trotteln die Stirn zu bieten. Glauben war ja eine Sache aber einen Menschen nach seinem Bildungsstand zu verurteilen eine ganz andere und Josefine hatte nicht vor sich abfertigen zu lassen. Wäre ja noch schöner.

Zurück im Lager fesselten ein paar der anderen Ritter den Engländer an einen Stämmigen Baum. Während Josefine von Jeanne in eines der Beleuchteten Zelte gebeten wurde in dem die anderen auch schon ungeduldig auf die beiden zu warten schienen. Josefine ließ sich ohne Widerworte mitziehen sie war sowieso auf hundertachtzig und konnte es nicht erwarten sich endlich Luft von dem zu machen was der Bastard ihr im Wald vor kurzem an den Kopf geworfen hatte.
Im Zelt waren d´ Alencon, de Aoud, sowie Gilles de Raise schon heftig am diskutieren während Jeanne und die Frau um die es dabei ging eintraten. Sofort kehrte Ruhe ein und alle Blicke wandten sich den beiden einzigen Frauen zu. Sie hätten Schwestern sein können. Nur dass die eine aussah wie ein Kerl und die andere sich so verhielt. Jeannes kurze Haare schmiegten sich an ihr mageres Gesicht und ließen sie so wenigstens ein wenig Gesünder aussehen, während Josefine dies nicht nötig hatte. Wozu auch? Sie wollte jedenfalls nicht für einen Jüngling gehalten werden. Außerdem war sie sich sicher es würde ihr nicht stehen. Und wieder hatte sie den Beweis dafür dass sie recht hatte, da Jeanne ja vor ihr stand. Es war keine Frage der Sympathie, nur des Stils und der musste hier tatsächlich erst noch erfunden werden. Allerdings machten diese Ritterrüstungen schon etwas her, das konnte Josefine zumindest nicht leugnen.
„Also was habt ihr diesmal für ein Problem Leute?“ begann Josefine und klatschte in die Hände.
„Ihr seit mit dem Teufel im Bunde!“ schrie de Raise patzig und zeigte mit dem Finger auf sie. Konnte dieser bescheuerte Trottel nicht einmal diesen Teufelsquatsch sein lassen und vernünftig mit ihr reden?
„Bin ich nicht! Ich bin Atheistin du olle Schwuppe! Soll heißen ich glaube weder daran dass es den Teufel noch einen Gott gibt verstanden?!“ fuhr sie ihn panisch an. Er nervte sie ungeheuerlich, schlimm genug dass die bösen immer gut aussehen mussten aber konnten sie dann nicht wenigstens die Klappe halten?
„Aber Josefine…“ unterbrach Jeanne das Geschrei kurz und sah zu Boden. Sie wollte Josefine den glauben nicht aufzwingen, das konnte und wollte sie nicht, aber ein wenig Respekt vor Gott zu zeigen wäre doch ihr gegenüber nicht zu viel verlangt oder? Es schien ihr das Herz zu brechen dass die Person die ihr am nächsten stehen sollte, ja sogar ihre Reinkarnation sein könnte, nicht einmal ein Fünkchen für den Erschaffer dieser Wundervollen Welt übrig hatte.
„… Was? Raus damit, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit, wenn du also deine Gedanken zu einem vollständigen Satz ohne Pausen formen könntest, wäre ich dir echt dankbar!“ Was sollte das überhaupt? Josefine konnte ja nachvollziehen dass diese Leute Antworten haben wollten. Jedoch fing Jeanne das nicht unbedingt geschickt an indem sie nur herumstammelte, kein Wunder dass ihre Anweisungen von Gott immer nur stoßweise ans Tageslicht kamen, wenn Jeanne schüchtern wie die Nacht war.
Da konnte man ja nie zu einer vollständigen Konversation kommen.
„Ihr sprecht fließend Englisch!“ brachte de Aoud den Grund für das Misstrauen auf den Punkt.
„Ja unter anderem und das macht mich jetzt zu was genau?“ zeterte Josefine ironisch aufgebracht. Uh wie schrecklich, sie konnte sich mit dem Feind verständigen und ihm wenn nötig darum anbetteln, Gnade walten zu lassen…
„Zu einer Engländerin, einem Feind!“ beantwortete Gilles de Rais ihr die Frage spöttisch.
„Was soll das heißen? Unter anderem?“ unterbrach d Alencon und sah Josefine verwunderter den je an. Er und der Bastard führten die Männer und Heerführer an, umso wichtige war es Leute an der Seite zu haben welche fließend andere Sprachen verstanden, wenn es jedoch die falschen waren konnte das mehr als nur unangenehm werden.
„Dass ich vier Sprachen spreche, was soll es denn sonst heißen?“ erklärte die junge Frau und besah sich ihre Bluse die…noch strahlend Weiß war. Womit sie eigentlich von Glück reden konnte, denn diese mehr als nur unpässliche Aktion mit dem Engländer im Wald hätte auch ihren Tribut fordern können.
„Vier???“ stotterte Jeanne. Wie konnte ein Mensch der kein Gelehrter, Mönch oder Adliger war, vier Sprachen sprechen? Das war einfach nur Absurd! Wenn das stimmte war Josefine hier am völlig falschen Platz. Dann gehörte sie wohl kaum aufs Schlachtfeld. Gott hätte sie zu Karl schicken sollen um ihm bei seinen Taten zu helfen.
„Welche Sprachen sprecht ihr Josefine?!“ fragte d Alencon als der Bastard ins Zelt eintrat und sich in aller Stille der Gruppe wieder anschloss. Mit ihm kamen Pasquarell (Jeannes Beichtvater), la Hire (Ein Heerführer mit großer Klappe) und Jehan (einer der Brüder von Jeanne) dazu. Sie setzten sich ruhig in eine Ecke um nicht zu stören zumal Josefine weiterhin brav bescheuerte Fragen beantwortete.
„Französisch zählt nicht ist ja klar, da es meine Landessprache ist nur um das für De Raise noch einmal klar zu stellen… Also ich spreche Englisch, Deutsch, Russisch und Spanisch.“
„Wo habt ihr das gelernt?“ wollte der Bastard in Gedanken versunken wissen, er hatte die Arme nachdenklich übereinander geschlagen und lehnte sich an einen der Holzpfosten im Zelt.
„Naja, für gewöhnlich lernt man das in der Schule. Aber so richtig hab ich es erst durch meinen Beruf gelernt es anzuwenden.“ beantwortete Josefine fast außergewöhnlich gehorsam die Frage. Noch!
„Das hier…“ Jeanne zog mit einer Hand Josefines Handy aus ihrer Tasche und hielt es ihr entgegen.
„… haben wir gefunden. Es hat laute Töne von sich gegeben und die Stimme einer Frau kam daraus.“
Josefine gab ein erfreuliches Quieken von sich und wollte es gerade an sich reißen als d Alencon es Jeanne vorher aus der Hand nahm. Er wollte sicher gehen dass sie nichts dummes damit anstellen würde, wenn sie es vorschnell erst einmal an sich gerissen hatte.
„Ja es ist meins, gebt es mir!“ bat Josefine daraufhin.
„Was ist das?!“ wollte der Bastard wieder wissen und stellte somit eine Frage die alle Anwesenden interessierte.
Josefine zog eine Augenbraue hoch. Wie sollte sie das diesen Menschen bloß erklären? Jeder Satz würde doch neue Fragen aufwerfen. Sie räusperte sich kurz und machte dann deutlich dass es hier noch eine Weile dauern konnte als sie ihre Arme übereinander schlug um zu beginnen.
„Ein Handy!“ erklärte sie in aller Ruhe. Sie ließ nach dem Wort eine kurze Pause wallten damit auch wirklich alle ihn im Kopf innehielten.
„Was macht ihr damit?“ Fragte Pater Pasquarell
„Ursprünglich benutzt man es um andere Menschen erreichen zu können, wenn sie weit voneinander entfernt sind. Wenn Jeanne genau so eines hätte, könnte ich sie damit anklingeln und wie könnten uns unterhalten, selbst wenn sie am anderen Ende der Welt wäre.“
„Wieso kam die Stimme einer Frau daraus? Sie hat gesungen. Wie habt ihr sie da hinein bekommen?“ Es schien nur so Fragen zu Hageln, genau dass was Josefine befürchtet hatte war eingetreten.
„Da ist keiner im Handy. Es ist nur das Lied welches diese Frau vor Ewigkeiten einmal gesungen hat. Es ist im Handy gespeichert!“
„Gespeichert? Wie?“ Von allen Seiten diese Seelisch nervigen Bombarierungen
„Hört zu, ich habe wirklich keine Lust euch die Zusammensetzung eines Handys zu erklären, da könnten wir hier die ganze Nacht herumstehen. Ich will nur das Telefon und dann kann ich meinetwegen auch verschwinden, ich hab sowieso besseres zu tun als euch bescheuerte Fragen zu beantworten. Entweder ihr glaubt mir oder nicht! Ihr könntet mich genauso fragen wieso das Gras grün und die Sonne gelb ist, klar soweit???“
Dem Bastard huschte ein Kurzes Lächeln über die Lippen bevor er sich räusperte und es schnell wieder versteckte. Die Frau schien eine kleine Wildkatze zu sein, gefährlich und unbeugsam wie man doch so schön zu sagen pflegte. Zumindest hielt sie kein Blatt vor den Mund. Eine Herausforderung auf dessen Preis man sich doch immer gern freute.
„Versteht das nicht falsch Josefine.“ Lenkte der Bastard ein. Er wollte sie doch nicht zu sehr verärgern.
„Tu ich aber, weil mich hier alle wie einen Schwerstverbrecher behandeln, nur weil ich mich nicht als beschränktes Frauchen hinstelle und den Typen hier in den Arsch krieche!!! Das muss ich mir von euch nicht anhören kapiert?“ Gerade als Gilles de Raise wieder Luft holte um Veto einzulegen unterbrach Josefine ihn kalt.
„Spart euch die Luft De Rais, kann sein dass ihr Senior der Bretagne und Kriegsherr seit aber ihr habt weder das Recht noch die Intelligenz dafür, mir ständig irgendetwas in die Schuhe zu schieben indem ihr aufsteht, mit dem Finger auf mich zeigt und schreit: ‚Teufel!‘ ‚Hexe!‘ oder sonst was. Der Mensch will ja von Natur aus hoch hinaus, aber ihr mit eurer mehr als nur dürftig satanistischen Einstellung schleift echt auf dem Boden. Also versucht nicht immer mir irgendetwas anzuhängen!“
Während Josefine mit ihrem Vortrag geendet hatte, klopfte ihr La Hire bewundernd auf die Schulter und nickte zustimmend. Gilles de Rais allerdings hasste diese Person mehr als je zuvor. Ach ja. Wie lange war sie schon hier? Sieben oder Acht Stunden?! Kein Grund für eine Auszeichnung von Mutter Theresa, Miss -Ich komme aus der Zukunft-…
„Verfluchte…“ schrie de Rais wieder einmal erbost auf. Noch konnte er nichts machen aber sobald sich eine Chance ergab würde er diesem widerlichen Weib das Maul stopfen. Das konnten sich die anderen alle sehr gut vorstellen, kannten sie De Rais doch besser als jeder sonst. Nur vergasen sie das Josefine ihn in ihrem Buch auch schon mehr als genug kennen gelernt hatte.
„Schweigt!“ fuhr d Alencon dazwischen und stellte sich abschirmend vor Josefine.
„So könnt ihr nicht reden. Weder mit den Menschen hier noch in dieser Zeit Josefine…“ erklärte D Alencon, sah zu seinem Freund dem Bastard der ihm zunickte und sprach dann weiter zu Josefine. Er legte beide Hände auf ihre Schultern und meinte verständnisvoll: „So unglaublich die Geschichte die Jeanne uns erzählt hat auch sein mag, so glaube ich langsam daran. Nicht zuletzt weil ich fest der Meinung bin, dass ihr nicht umsonst hier seit. Kommt mit uns!“
Josefine verzog prüfend die Augen zu schlitzen und überlegte ob dieser Ritter es ernst meinte. Sie war schon überzeugt davon, hatte jedoch mit ihm noch nicht viel zutun gehabt.
Als sie für sich die Entscheidung getroffen hatte vorerst bei ihnen zu bleiben versuchte sie noch kurz Bedingungen herauszuschlagen.
„Gut! Aber ich möchte gern mein Handy wieder haben, wenn ihr nichts dagegen habt. Abgesehen davon, lasse ich mich nicht behandeln wie eine Frau ohne Rechte! In meiner Zeit habe ich die sehr wohl und wenn mir einer Dumm kommt kriegt er das zu spüren, nicht zu aller letzt de Rais.“ stellte Josefine klar und sah wütend zu de Rais hinüber. Ein Fünkchen anstand mussten die Männer doch sogar in dieser Zeit besitzen, wenn es dien tatsächlich gab, dann sollten sie den auch benutzen.
D Alencon lachte kurz und stimmte Josefine zu dass er es sehr wohl versuchen werde einzuhalten, ebenso seine Männer und die der anderen Heerführer. La Hire, der Bastard und Jeanne schlossen sich an. Ob Gilles de Rais das tat das wusste Josefine zwar bis jetzt noch nicht, aber er hatte wohl auch nicht vor es ihr zu sagen, also nahm sie es so hin. Gerade als Josefine dachte das Gespräch wäre beendet, da alle das Zelt verlassen hatten, packte sie der Bastard in diesem Moment am Arm und hielt sie sachte zurück. Sie wand sich überrascht zu ihm um und legte ihren Blick fragend auf die Hand welche sie zurück gehalten hatte.
„Noch eins, ich schlage vor ihr unterlasst es anderen Menschen zu erzählen woher ihr kommt, wir haben schon genug andere Probleme. Falls jemand fragen sollte, seit ihr eine Verwandte Jeannes!“ erklärte er ihr in sachtem Ton. Seine Stimme klang melodisch und beruhigend wie immer. Selbst als er sie mit seinem Schwert bedroht hatte, wirkte sie entspannend. Josefine war zwar wütend geworden aber es hätte weitaus schlimmer sein können.
„Oh… In Ordnung, damit komme ich klar!“
„Ihr solltet außerdem wissen…“
„Was?“
„… Ich habe mich euch gegenüber wirklich rüpelhaft benommen…“
„Ach das mit dem Schwert, vorhin im Wald?!“
„In der Tat…“
„Ist schon gut, ich vergesse es, wenn ihr mir etwas verratet!“
„Was, wollt ihr wissen?!“
„Ich weiß nicht, warum euch jeder mit dem Namen Bastard ruft und falls es euch zu persönlich ist, braucht ihr es mir auch nicht zu erzählen, aber euren richtigen Namen würde ich schon gern erfahren, denn ich habe zugegebener Maßen ein schlechtes Gewissen dabei euch Bastard zu nennen!“ Die junge Frau wartete nervös auf eine Antwort seitens des Ritters, welcher sie interessiert musterte. Ihn schien es zu freuen dass die junge Frau vor ihm Interesse an ihm zeigte und bestätigte ihn in seinem Glauben.
„Was ist?“
„Pierre!“
„Pierre?“
„So lautet mein richtiger Name Josefine.“
„Oh,… gefällt mir!“
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Alt 09.08.2010, 19:28   #4
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Standard Lagerfeuergespräche

Pierre. Ein schöner Name. So oft schon hatte Josefine ihn gehört aber nie hatte sie realisiert was für ein wundervoller Name er doch war. Erst vor kurzem noch, hatte sie einen Anruf von einem Pierre bekommen. Zu dumm nur dass sie überhaupt nichts über den Pierre aus ihrer Zeit wusste. Vielleicht war er ja auch ganz interessant gewesen, so wie ‘ Der Bastard’. Nachdem Josefine den Namen des Ritters welcher sie von Anfang an mit seinem Auftreten fesselte, erfahren hatte wünschte er ihr eine gute Nacht und verabschiedete sich mit einem Handkuss. Josefine war es zwar nicht bewusst, aber ihre Wangen erröteten und sie ließ ein leises Schmachten von sich. Vollkommen neu war allerdings dass sie selbst noch nie diese Reaktion bei sich bemerkt noch wirklich so reagiert hatte. Als sie aus dem Zelt getreten war erwartete sie auch schon Jeanne die sie ziemlich müde darauf hinwies dass es schon spät sei und sie beide sich jetzt lieber zum Schlafen zurückziehen sollten. Josefine sah Jeanne verwundert an. Schlafen? Wie spät war es denn? Sie schätze es gerade mal neun Uhr. Prompt sah die junge Frau auf das Handy welches ihr d ‘Alencon wieder gegeben hatte. 23.43 Uhr!
“Jetzt schon? Es ist noch so früh!” entgegnete ihr die völlig muntere Reinkarnation, Verzeihung… Schwester! Jeanne sah sie unverwandt an und kratzte sich am Arm. Da fiel Josefine ein, dass sie sich auch noch nicht gewaschen hatte. Ziemlich unangenehm wenn man bedachte dass sie hier in der Wildnis festsaß und keine Ahnung hatte wo hier die nächste Toilette war. Falls es hier so etwas überhaupt gab.
“Wir brechen morgen sehr früh auf Josefine…” erklärte Jeanne, rieb sich die Augen und drehte sich um. Allem Anschein nach wollte die zierliche Person in ihr Zelt gehen. Ihr war klar dass sie ihre neue Bekanntschaft zu nichts zwingen konnte, aber sie wollte nur dass beste für sie, das sollte sie wissen.
Josefine ließ sich die Laune von dem misstrauen an diesem Abend nicht nehmen und trat den Weg zu La Hire an der sich mit ein paar unbekannten Soldaten ans Lagerfeuer zurückgesetzt hatte. Er kippte sich genügend Wein in den Rachen. Seine Art amüsierte Josefine. Wenigstens einer der dem ganzen nicht so stur und negativ gegenüber stand. Sie mochte ihn. In der wenigen zeit die sie bereits hier war konnte sie dies wirklich sagen. Er hatte etwas aus ihrer Zeit an sich dass ihr vertraut vorkam. Vielleicht war es die große Klappe?! Oder das leichtsinnige vor sich hin leben dass zu sagen schien es sei ihm egal wenn jemand ein Problem mit ihm hatte. Wie auch immer. Josefine gesellte sich zu la Hire, blieb kurz abwartend vor der Runde von Soldaten stehen und wartete auf eine Reaktion. Diese kam auch gleich.
“ Oho, Lady Josefine!!!” grölte La Hire und hob erfreut einen Holzbecher voller Wein.
“ Nein wie Edel, Lady hat mich glaube noch nie jemand genannt!” gestand Josefine grinsend.
“ Nun dann wird es Zeit meine Gute! Setzt euch, setzt Euch!!” bat la Hire und verscheuchte den Mann neben sich ein Stück zur Seite damit seine Sympathische Bekanntschaft Platz nehmen konnte. Als Josefine sich zufrieden neben La Hire gesetzt hatte und das Lagerfeuer beobachtete fiel ihr auf dass sie noch so gut wie gar nichts über den Mann wusste. Er war lustig, keine Frage. Aber welche Beweggründe gab es für seinen rauen Charakter?
“Genehmigt euch ein Schlücken meine Gute!” drängte La Hire die junge Frau und gab ihr einen Becher Wein. Als er den Wein aus einem Lederbeutel in den Becher kippte, untersuchten Josefines Augen den Becher. Er sah nicht gerade reinlich aus und sie bezweifelte auch stark dass der Wein völlig Gesund für sie war.
Der Becher wurde ihr in die Hand gedrückt und eine Menge Männeraugen geschlossen mit denen von La Hire warteten ungeduldig darauf das Josefine ihn kostete. Franzosen und ihr Weinkomplex, könnt ihr mir folgen?
“ Ich trinke nicht so oft Alkohol…” wehrte Josefine ab. Das war natürlich glatt gelogen, sie trank wie es Promigirlies nun einmal taten.
“ Dann wird es Zeit, dass ihr diesen Wein probiert. Danach werdet ihr nie wieder etwas anderes trinken wollen!” beschwichtigte ihr La Hire voller Überzeugung.
Als immer noch alle Blicke auf ihr ruhten ließ Josefine einen beherzten Seufzer ab und erbarmte sich dazu den Männern den Gefallen zu tun. Sie hatten ja sonst keine Freude im Leben da konnte sie nachgeben um ihnen das Gefühl lassen einmal eine Milliardärstochter herumgeschubst und sie zum Alkohol zu verführt zu haben.
Zu aller Überraschung schmeckte ihr der Wein tatsächlich.
“ Sehr gut!” erklärte die junge Frau überzeugend und sah La Hire der sie die ganze Zeit gemustert hatte unverwandt an. Er lachte kurz beherzt und trank noch einen Schluck von seiner eigenen Medizin.
“Ihr habt nicht zum ersten mal Alkohol getrunken nicht wahr?” harkte La Hire prüfend nach.
“Um ehrlich zu sein nein, aber Wein ist nicht so ganz meine Liga!” stammelte Josefine und kratzte sich unverwandt an der Schläfe. La Hire hatte sie zwar beim Lügen erwischt aber anders als Jeanne fand Josefine das kein bisschen verwerflich. La Hire wusste dass Josefine nicht Jeanne war und somit wollte er ihr auch keine Vorhaltungen machen, da Jeanne sich allein Gott gegenüber verpflichtet hatte und sonst niemandem.
“Und welches Gesöff trinkt man bei euch?”
“Gesöff? Na hör mal, Gesöff hört sich so billig an!”
“Oho ich vergas ihr seit ja die Gehobene Tochter aus der Zukunft!”
“Schon besser!^^” meinte Josefine zufrieden gestellt, schunkelte La Hire übermütig an und hob dann belehrend den Zeigefinger um ihm zu erklären welchen Alkohol sie denn so für gewöhnlich zu sich nahm.
Nach unzähligen Aufzählungen von Drinks die La Hire noch nie in seinem Leben weder zu Ohren noch zu Gesicht bekommen hatte und Josefines Erläuterungen zu welchen Angelegenheiten diese denn unbedingt erwünscht waren vibrierte Josefines Handy wieder einmal.
“Oh wartet mal…“
“Euer Hendi!?“ fragte La Hire nach.
“Handy! Ja…“ Sie hatte es total vergessen. Das war jetzt schon das zweite mal dass es Klingelte, aber keine Anzeige war zu sehen. Wieso klingelte es andauernd? Wenn jemand hatte versucht hatte sie zu erreichen, wieso zeigte es dann weder Name noch Nummer noch ein Anzeichen irgendeines Empfangs an?
“Merkwürdig.” nuschelte Josefine und tippte aufgebracht durch ihren Nummernspeicher. La Hire dicht neben ihr musterte den bunten Bildschirm. Es faszinierte ihn. Diese Frau tippte unwahrscheinlich schnell und er hatte wirklich rein gar keine Ahnung was sie da tat aber trotzdem wollte er mehr sehen. Wunderbare Farben, Schriftzeichen und Bildchen blieben in seinem Hinterkopf haften als Josefine ihr Handy zuklappte.
“Was gibt es für ein Problem?” erkundigte sich der Ritter.
“Ich kann weder einen meiner Freunde erreichen noch sie mich, trotzdem klingelt es ständig. Ich weiß nicht was das soll… vielleicht ist es durch den Aufprall kaputt gegangen.” eröffnete Josefine ihm nachdenklich und besah sich dabei ihren Einzigen Beweis dass sie aus einer anderen Zeit stammte. Ganz davon abgesehen würde der Akku nicht ewig halten, im Moment war er zwar noch voll aber sie wollte es noch so lange wie möglich Funktionstüchtig haben und schaltete es deswegen schweren Herzens aus.
“Würde euch sowieso nur Schwierigkeiten bereiten …”
“Wieso?”
“Schon vergessen dass dieses -WasAuchImmer- der Auslöser für unser Misstrauen euch gegenüber war?”
“Daran is doch bloß dieser pädophilie Stümper schuld! Ich wette er hat die anderen aufgehetzt!”
“Lass dir von dem Gilles nicht die Laune verderben Mädchen!”
“Ich gehör nicht zu denen die bei jedem scheiß anfangen rumzuheuln?” schnaubte die Frau süffisant worauf La Hire seinen Becher erhob.
“Darauf trinken wir!”
“Meinetwegen bis die Sonne aufgeht!” trällerte Josefine und stieß mit la Hire schon wieder an.

Und tatsächlich hielt zumindest Josefine ununterbrochen bis zum Morgengrauen durch. Der Wein war alle als La Hire seine Augen öffnete und sich vom Schmutzigen Boden vor dem schon längst erloschenen Lagerfeuer erhob. Aber wo war seine Trinkkumpanen den abgeblieben? Er hatte am Abend versucht mit ihr zu schäkern, aber sie hatte ihn immer wieder irgendwie abgelenkt und ein anderes Thema angefangen. Die Themen wusste er nicht mehr so genau, er wusste nur dass es weitaus interessanter war als seine mehr als veralteten Anmachversuche mit anhören zu müssen. Immer wieder blickte er sich fragend um, wollte er sie doch ausfindig machen. Als Josefine Feuerholz holen wollte, da das Lagerfeuer herunterbrannte, war er eingeschlafen und erst jetzt wieder zu Bewusstsein gekommen. Unterdessen kam Jeanne aus ihrem Zelt, streckte sich und atmete genüsslich die Morgenluft ein. Sie hatte ungewöhnlich gut geschlafen, wenn das kein schlechtes Vorzeichen war dass Gott sie ausschlafen ließ dann wusste sie auch nicht.
“Guten Morgen! Habt ihr die ganze Nacht hier draußen gelegen?” eröffnete Jeanne in ihrem Nachtgewand das nahezu aussah wie ein Kartoffelsack ihr Frühmorgendliches Gespräch und wurde dabei von la Hire nur verkatert angesehen.
“Wos die Kleine?” brachte er zum selben Zeitpunkt gerade so heraus.
“Ich dachte sie wäre schon wach?!” meinte Jeanne verwirrt.
“Schon? Immer noch würde ich wohl eher in Betracht ziehen…” verbesserte sie La Hire beachtlich und nickte dabei voller Hochachtung.
“Was? Ihr beide könnt doch unmöglich die ganze Nacht…” Jeanne konnte es nicht fassen. Sollte das heißen die beiden hatten sich mit Alkohol zugeschüttet und ein paar Todsünden hinter sich gebracht? Ihre Wut stieg bei jedem Gedanken daran dass Josefine gegen unzählige von Gottes Regeln verstieß.
“Putsch dich nicht so auf Jungfrau, im Gegenteil zu ihr bin ich mehrmals eingeschlafen, du brauchst dir also nicht den Kopf zerbrechen.” versuchte la Hire sie zu beruhigen. Er hatte da wahrscheinlich eher noch einen Draufgesetzt. Was sollte das ganze überhaupt? Dachte sie auch mal daran dass das Heer eventuell früh weiterreisen würde damit sie endlich in Reims ankamen?
“Dann sucht sie!” zeterte Jeanne wedelte aufgebracht mit den Armen und verschwand wieder im Zelt um sich anzuziehen.
“Was hat sie denn?” wand sich eine bekannte Stimme dicht an La Hire s Ohr. Obwohl la Hire ihre Stimme letzte Nacht mehr als genug gehört hatte, konnte er nicht genug davon bekommen, langsam regte er seinen Kopf in ihre Richtung und hielt ihrem Blick stand der ihn fragend anblinzelte.
Er war zwar noch nicht ganz nüchtern, aber das hielt ihn nicht davon ab ihr eine klare Antwort auf ihre Frage zu geben.
“Sie ist in Rage weil sie nicht weiß wo sich ihre neue Entdeckung aufhält.” erklärte er Spekulant.
“Ihre neue Entdeckung?”
“Josefine, ich meine dich.”
“Oh… das wusste ich… .” grinste ihn die junge Frau an und erhob sich wieder vom Boden. La Hire blieb auf dem Baumstamm sitzend zurück und besah sich die junge Frau… von hinten. Sie näherte sich vorsichtig dem großen Zelt in dem gestern Abend so eindringlich auf sie eingeredet wurde und schob sachte das Stück Stoff zur Seite das als Sichtschutz diente.
Es musste wohl den Bastard gehören, denn dieser kramte gerade mit dem Rücken zu Josefine ein paar Stoffstücke zusammen und zurrte sie in einem Säckchen zu einem Bündel zusammen.
Er hatte im Moment keine Rüstung an, nur eine dunkelbraune Hose und ein luftiges Eierschalfarbenes Hemd, welches wohl Universalgröße in dieser zeit war.
Josefine hatte sich nicht angekündigt, und hatte es anscheinend auch nicht vor als sie den Bastard, nein Pierre von hinten musterte. Ein Muskulöser Körper der durch die vielen Schlachten gut durchtrainiert war stach ihr geradezu in ihre grünen Augen, ließ ihre Vorstellung tanzen. Ein spitzbübisches Lächeln entstand af ihrem Gesicht und sie trat leise ein. Nachdem sie ihm ein paar Sekunden zugesehen hatte und aufgeregt mit dem Oberkörper nach links und rechts pendelte wie ein kleines Mädchen das vor seiner Familie ein Gedicht vorträgt, wand sich der Bastard um und erblickte die junge Frau.
“Josefine…” entwich es ihm überrascht.
Er sah sie fragend an, wollte er doch wissen was die junge Frau dazu verschlagen hatte in sein Zelt einzutreten.
“Was… macht ihr da?” fragte sie neugierig und kam ein Stück näher. Zwirbelte mit dem Zeigefinger verführerisch eine ihrer überaus hellblonden Haarlocken.
“… Nun, wir müssen bald wieder aufbrechen, das Lager haben wir schließlich nur aufgestellt da ihr…”
“Da ich euch aufgehalten habe?” schmollte Josefine und sah angekratzt zu Boden, es war natürlich nur gespielt, aber dem Bastard schien es nicht aufzufallen.
“Nein, nein…” beschwor der Mann vor ihr und trat hektisch zu ihr heran. Gerade als er ihr als Geste über die Schulter streichen wollte, hielt er sich zurück und nahm seine Hände wieder zu sich.
“Jeanne sucht euch…” wechselte er schlagartig das Thema. Josefine konnte darauf nur ungemerkt mit den Augen rollen und hoffte der Bastard würde gleich wieder zum eigentlichen Thema kommen… sich und ihn.
“Ja ich weiß.” hackte sie ab und suchte seinen Blick. Die Haselnussbraunen Augen welche ihrem Blick standhielten waren jedenfalls keine Endtäuschung. Es fiel ihm sichtlich schwer sich zurückzuhalten. Der Mann schien sich extrem daran zu halten was von ihm verlangt wurde. Und das hieß keine Frauen und keine Unziemlichkeiten während eines Schlachtzuges. Allerdings war der von Orleans ja schon gelaufen und sie waren auf dem Weg zurück zu Karl. Dem war sich jedenfalls Josefine bewusst, ob er es war, dem war sie sich nicht so sicher.
“Kommt mit mir!” meinte der Bastard kurzer hand, warf das Stoffbündel in die Ecke des Zeltes und schob den Stoffvorhang zur Seite damit Josefine hindurch gehen konnte. Sie tat wie geheißen und ließ sich vom Bastard zu Jeanne leiten. Innerlich fluchte sie. Irgendwie war das jetzt gar nicht so gelaufen wie es sonst immer lief. Und der Grund war Jeanne. Eine grausame Wahrheit. Sie hatte in der tat Macht über die Männer und das obwohl sie noch eine Jungfrau war, das musste sich Josefine zumindest eingestehen. Genervt wurde sie in eines der anderen Zelte geschickt indem Jeanne aufgebracht im Kreis lief und Metz sowie Pasquarell damit zum Wahnsinn brachte.
“Da bist du ja!” keiferte Jeanne drauf los und hielt inne.
“Was ist denn los?”
“Wo warst du? Was hast du die ganze Nacht über getan Josefine!?” wollte die Jungfrau wissen.
“Ich hab mit la Hire geredet und war dann in dem See ne halbe Stunde von hier baden. Gott, du benimmst dich ja wie die Mutter die ich nie hatte verdammt…” beschwerte sich Josefine und stemmte genau zur gleichen Zeit wie Jeanne die Hände in die Hüften, als die beiden ihre Synchrone Bewegung bemerkten ließen sie prompt von dieser Haltung und nahmen eine andere ein. Metz sah seinen Freund an und grinste verwegen.
“Baden? Du hast dich allein vom Lager entfernt? Es ist gefährlich, was wenn dich jemand gesehen und gefangen genommen hätte oder schlimmeres?” schimpfte Jeanne weiter. Für Josefine hört sich das ungefähr so an: “Blablabla blabla!?”
“Hat aber niemand. Abgesehen davon habe ich schon erklärt dass ich mich verteidigen kann.” antwortete Josefine genervt und rollte wieder mit den Augen. Das war doch wirklich der Witz des Tages, da wurde sie in Jeannes Zelt geschleift um sich von ihr ein Standpauke abzuholen. Dabei war sie eigentlich schon seit mehr als 500 Jahren tot.
“So wie im Wald gestern?” zischte Jeanne sarkastisch.
“…Das war etwas anderes.” stellte Josephine klar. Immerhin hatte dieser Typ ihr einen Dolch an den Hals gehalten.
“Inwiefern?!”
“Hör auf zu bohren verdammt, ich bin nicht deine Nase!”
“Was?”
“Ich weiß gar nicht was du hast, bis gestern kannten wir uns noch gar nicht und jetzt führst du dich auf wie ne hysterische Schwester. Komm wieder runter!” Wo war überhaupt die Schüchterne Jeanne von gestern hin? Was sollten diese ganzen Vorwürfe?
“Hör zu, so geht das nicht. Wenn dir etwas passiert und dich jemand mit mir verwechselt oder du ihnen etwas erzählst, gefährdest du unser Vorhaben, du weißt jetzt schon mehr als gut für dich und mich ist.” erklärte Jeanne nun wieder in ruhigem Ton.
“Du bist gut, ich weiß alles über diesen Krieg, vom Anfang bis zum Ende!”
“Noch ein Grund, warum du nicht abhauen kannst.” japste Jeanne und spürte dabei die geschockten Gesichtsausdrücke der beiden Männer auf ihren Schemeln. Alles? Von Anfang bis Ende?
“Hör zu, ich hau nicht ab und lass mich auch nicht fangen versprochen, aber wenn du dich wie mein Erziehungsberechtigter aufführst der du nicht bist, krieg ich die Krise!”

“Keine Alleingänge mehr Josefine!” versuchte Jeanne sie festzunageln und zeigte zur Unterstützung mit dem Finger auf sie.
“Ja Ja, schon gut.”
“Schwöre es! Bei der heiligen Magarethe.”
“Wem?”
“…-.-”
“Ich meine ich schwöre es, bei der heiligen M- Magarethe!” gab Josefine nach und hob eine Hand in die Höhe als säße sie im Richterstuhl.
Als Jeanne endlich ihren Willen bekommen hatte, und das Lager abgebaut worden war, zog das Heer nun endlich weiter. Zu ihrem Leidwesen gehörte sie jetzt wohl zu ihnen und das hieß auf einem Pferd zu sitzen, wenn sie nicht laufen wollte. Sie hätte zwar zu gern ein wenig gejoggt aber dafür waren ihre Sachen nun wirklich nicht geschaffen. Wenn man es recht betrachtete war die Jeans jedoch genau richtig zum reiten. Wie im alten Westen, nur dass dies hier nicht der alte Westen, sondern das noch ältere Mittelalter war.
Nach endlosen Beschwörungen von Josefine dass sie auch Allein reiten konnte, gab man ihr eine schwarze Stute. Ihr Vorbesitzer war in der Schlacht bei Orleans gefallen und nun hatte sie keinen Reiter mehr. Bis jetzt. D´Alencon erklärte ihr zwar dass sie recht wild und unbefangen sei, aber dass sich dies prächtig mit der neuen Reiterin kombinieren würde.
“Soll das heißen du vergleichst mich mit einem Pferd?”
“Der Gedanke kam mir in der Tat auf….” meinte D´ Alencon lachend und schwang sich auf sein Pferd auf dass Josephine ihm dies gleich tat, damit sie endlich weiter konnten.
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