Hiroshima im Februar 1946
Schlaflos liege ich auf dem Bett. Der Wind streicht durch schwere Vorhänge, die mich vor dem Tag verstecken. Die Augen halb offen, sind tränenlos, unverschließbar.
Wie lang ist es her, als ich jene war, die makellos schön vom reichen Mann begehrt, meiner Hochzeit anmutig entgegen flatterte. Getragen von Melodien jugendlicher Sorglosigkeit, schwebte ich durch die Stadt, eingehüllt in zarteste Seide. Unverwechselbar war mein einzigartig blauschwarze knielange Haar, das im Leben danach nie wieder wachsen würde, auf vernarbter Glatze.
Ich fürchte mich vor nächtlichen Stimmen, die mir meine Träume nicht gönnen, wie vor der sonnengleichen Macht, die mich verbrannte.
Wie bedrückt es mich, Last zu sein für Vater und Mutter, deren stolze Liebe, die wohl der Schönheit galt, erst Erschrecken, dann Abscheu gewichen ist. So auch bei meinem Bräutigam, der nur ein Mal einen kurzen Blick auf meine entstellte jämmerliche Gestalt geworfen hat, um sogleich bedauernde Floskeln stammelnd angewidert meinem leerem Blick zu fliehen. Für immer.
Niemand, der meine schmerzenden Narben gestreichelt hätte, oder ein einziges Wort des Mitleides aufbrächte.
Das eine Leben zu Ende an jenem achtem August, das andere nun versteckt in der abgelegensten Kammer.
Strengstens verboten mein zerstörtes Antlitz zu zeigen, wenn Vater den Siegern hofiert, damit den Mördern kein Gefühl der Betroffenheit die Stimmung für gewinnbringende Geschäfte verdürbe.
Ungeliebt, nutzlos, ohne meine Schönheit, die mein einziges Kapital gewesen, herzlos in die letzte finstere Ecke verbannt, bete ich einsam, dass die Strahlung hoch genug war, nicht zu langsam zu sterben …
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