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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger.

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Alt 08.04.2008, 23:06   #1
MutedStoryteller
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 307

Standard Gott

Gott

Alles ist mein Werk. Nur Alles, der Rest nicht.

Am Anfang da schuf ich Himmel und Erde.
Ich schuf das Bild, doch den Rahmen schuf ich nicht.

Ich sprach dem Licht das Leuchten zu, doch den Schatten benannte ich nur, er wartete bereits… überall auf meine Berührung.

Das Wasser, die Erde, die Luft… alles was du fühlen kannst habe ich hervorgebracht. Ich brachte es aus dem Nichts hervor. Was du nicht fühlen kannst jedoch, das war immer schon die Leere selbst. Sie braucht niemand zu gebären.

Du, und all ihr Wesen wurdet geschaffen. Zunächst gab es viele Orte an denen wenig war. So Leer wie der Himmel, zerbrechlich wie die Tropfen des Meeres, in dem die ersten zu Leben suchten.

Doch dann entschied ich den Schritt auf den Grund zu tun. Und plötzlich war das Vertrauen gesät, dass „das Sein“ - unser Nächstes - der Ursprung des Lebens wäre.
Wer jetzt geboren wurde, verschwendete keine Handlungen an das, was er nicht greifen konnte. Nur das Spürbare zählte… Und das Spürbarste warst immer du selber für dich, Niemanden hast du so gut verstanden, niemanden könntest du je so schätzte wie dich, Adam, so bist du.

Als ich begann Gedanken zu säen, die wie Blumen spießen sollten, unterschätzte ich diese Anziehungskraft maßlos. Die Stängel sprossen schnell… doch schon in jungen Jahren wandten sie den Kopf den eigenen Wurzeln zu - angezogen von der eigenen Eigenheit und blind für die Farben der anderen. Am wenigsten konnten sie jene erkennen die ihre Köpfe sich selbst zum trotze nach oben reckten.

Ich vergaß damals in jedem Geiste ein kleines Stück zu füllen. Auch in deinem. Vielleicht war es ein Tribut an die Dunkelheit welche mich mit so offenen Armen empfangen hatte, vielleicht war es auch der erste Fehler der mir unterlief. Wie hätte ich aber auch ahnen sollen, dass es so schnell einen Ersatz geben würde. Diese Wesen die nun schon so fest an die Materie gebunden waren, konnten und ließen die Leere nicht lange am Leben. Schnell fanden sie ein Wort für mich: Sie nannten mich „Gott“ und schlossen mich in die Lücke ein, noch ehe der siebte Tag begonnen hatte.

Sie schlossen ein Bild ein, in dem Gewand das sie mir anziehen wollten. Wie eine Puppe war ich der Mode der Zeiten unterworfen. Fast jeder füllte mich in seine eigene Form und verbrannte mich im Ofen um mich zu festigen. Das „Ich“ hatte sich tausende Widersacher geschaffen. Tausendmal mir selber zum Feind gegenüber sah ich mich und musste feststellen, dass ich gegen diese Waffe machtlos war.

Am siebten Tag… gab ich diese Welt auf. Ich starb… nur zwischen den Welten. Nur da wo ich nicht existiert hatte, wurde ich vermisst. Ich hatte nie einen Geltungsdrang besessen doch in dem Moment, da ich für diese Erde endgültig versickerte, ohne dass die Wurzeln sich nur ein kleines Stück nach mir gereckt hatten. In diesem Augenblick, war mir fast, als wäre es gut gewesen… etwas zu gelten.

Meinem Namen ist derweil nie jemand Nahe gekommen, nur jene welche die kleine Leere im Kopf wahrnahmen. Nur diese welche den ziehenden Wind ertrugen der das Loch ausfüllte, waren mir je einen Schritt näher - wenn auch nicht besser… als ich.
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Alt 02.08.2008, 10:40   #2
Fuenkchen
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 51

Hey hey!

Wie in Murmelauge schreibst du hier nicht direkt, sondern indirekt. Man muss erst deuten. Habe dir ja schon gesagt, dass ich das gut finde.
Du findest auch hier die richtigen Worte, um die Dinge auszudrücken.

Allerdings muss ich sagen, dass es mir insgesamt nicht so gut gefällt. Der Titel ist gewagt und der darauffolgende Text entspricht dem Standart. Zwar wird er durch deinen Schreibstil "frischer", jedoch handelst du die selben Themen ab, über die ich schon in mehreren Texten im Reliunterricht gelesen habe. In meinem Kopf entstehen beim Lesen keine Bilder, es ist wirklich mehr wie ein Lehrtext à la "So war das und so ist es jetzt".

Nimm's mir nicht übel,
Fünkchen.
Fuenkchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.08.2008, 12:18   #3
MutedStoryteller
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 307

Ich habe ganz bewusst mit bekannten Bildern gearbeitet, das dir die Ausbrecher nicht genügen, liegt vielleicht daran das du etwas anderes (etwas dem Titel mehr widersprechendes) erwartet hast als eine weitere Abhandlung über einen (imaginären) Schöpfer.

Es ist natürlich ein eher geschlossener Text an bekannte symbole wie die sieben biblischen Tage der Schöpfung gekoppelt. Ziel ist unter anderem eine Religionskritik der anderen Art, ohne das platte empirische Argument. (Iist da weil ich daran glaube/nicht da weil ich ihn nicht sehe etc. Diese ganze ausweglose undifferenzierte Diskussion.) Es geht auch um meine Einstellung, wenn auch nur bedingt (heißt man sollte es nicht wörtlich nehmen) und es geht darum einen Blick für die Dinge zu bekommen die es nicht gibt... neben denen die es giebt.

Schade das es dich nicht so anspricht.
Ist aber doch lustig (du machst mich gerade darauf aufmerksam) das es indirekter ist aus der Postion eines Schöpfers selber zu schreiben als über ihn.

Grüße und danke für deine Antwort!
Muted Storyteller
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