Alles ist eitel

[Thing]

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Ich kleide mich in Demut wie in güldenes Gewand,
ich nehme mir den Heilig Geist als helle Krone,
weil ich die einzig heißgeliebte Freundin bin!
Von mir bin täglich ich ganz hin,
weil ich, wo immer ich auch wohne,
von meinem Himmel ganz von Sinnen bin
und von der eignen Kunst gar schier verbrannt!

Ich bin der Weisheit obrer Hort,
was ich sage, bringt Stupenden nur Gewinn!
Wie gesagt: Ich trag die Krone!
Dem Bewundrer lecke ich das Kinn,
(ich reich nicht höher, leider, hin)
und sag, daß ich die allerliebste Freundin bin!

Ich tänzle zart, ich tänzlel wie die Elfe fein
und lächle, - sieht das wer? - bezirzend und gemein.
Wenn ich nun mal in Byzantinien wohne,
Dich und mich und Euch nicht schone:
Was soll die vierte Stunde aschverbrannt? -
All Ihr, Ihr tragt kein güldenes Gewand!

Drum hab ich Euch verbannt.



29. Mai 2014

[Ex-Thrud]

die Rubrik hast du gut gewählt, denn ich grüble jetzt in der Tat. Nach dem ersten Lesen würde ich auf eine selbstverliebte Person tippen.

Dem Bewundrer lecke ich das Kinn,
(ich reich nicht höher, leider, hin)

Eine von sich sehr eingenommene (Frau?), die nicht sehr groß ist, was sich ja auch auf die innere Größe beziehen kann. Gerade diese Menschen stellen ja alles Mögliche an, um sich hervorzutun, womit auch immer.
Bei der letzten Strophe muss ich leider passen. Ich denke, da steckt mehr dahinter, aber mir fehlt das Hintergrundwissen.
Ein interessanter Text, gern gelesen.

LG

Thrud

[Thing]

Du hast genau herausgelesen, was drinsteht!

Es geht um ein kleines und zierliches Dichterpersönchen, das immer im Mittelpunkt stehen will.
Ich kenne sie persönlich; nach kurzer Bekanntschaft sprang sie mich regelrecht an und behauptete, meine beste Freundin zu sein. Je nun...
Wir (ein kleiner, feiner Dichterkreis) saßen stundenlang an einem ihrer Gedichte, das die Stadt Istanbul besang.
Alle unsere Anregungen wurden verworfen. Am Ende waren wir alle erschöpft.
Darüber hinaus ist sie eine fanatische Katholikin, die mich unbedingt innert unserer vier gemeinsamer Tage zum Glauben bekehren wollte, obwohl sie weiß/wußte, das ich agnostisch geprägt bin.

Sie war uns allen dann spinnefeind, weil wir sie nicht lobten, sondern Abstand hielten.

Sie war auch auf Poetry (mit einem Doppelaccount), aber nicht ausdauernd. Das ist schon eine gute Weile her.

Ansonsten ist sie ein reizendes Persönchen, eine kleine blonde Elfe.

Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren!

Thing

[Ex Benson]

Dabei sollte sie doch wissen, sofern sie den Kohelet aufmerksam gelesen hat, dass sie sich selbst und ihre Kunst nicht zum Mittelpunkt erheben sollte. Denn beides ist eitel (in Luthers Sinne).

Gedicht gefällt.

[B.]

[Thing]

Hat sie nicht.
Und ich habe Luthers "eitel" im Sinn gehabt.
Als vergänglich.

LG
Thing

[Ex Benson]

Nach deiner Erklärung passt aber auch die heutige Bedeutung.

[B.]

[Ilka-Maria]

War nicht schwierig zu erraten, um wen sich das Gedicht dreht. Ich hatte den Zirkus, den sie hier in Poetry veranstaltete, schriftnah mitbekommen.

In dem Gedicht ist alles drin, was draufsteht .

LG
Ilka

[Thing]

Liebe Ilka-Maria,

die persönliche Bekanntschaft blieb Dir erspart.
Obwohl ich glaube, daß sie sich an Dir die Zähne ausgebissen hätte. Dich hätte sie auf Anhieb nicht gemocht.

LG
Thing

[Ilka-Maria]

Zitat von Thing

Obwohl ich glaube, daß sie sich an Dir die Zähne ausgebissen hätte.

Dazu hätte sie "Zähne" haben müssen.

[Thing]

Wie Perlen!