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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 28.11.2023, 21:40   #1
männlich MaxMuehsal
 
Dabei seit: 11/2023
Ort: Karlsruhe
Beiträge: 29

Standard Klagelied

Klagelied des Max Mühsal

Lieber Gott,

Wieviel Blut hab ich bereits vergossen?
Wieviel verursacht' ich an Leiden?
Die Zeit, durch mich hindurchgeflossen,
Steht still nun unter Trauerweiden.

In den abgegrenzten Endlichkeiten,
In den Monaden meines Strebens,
Seh ich nicht über deren Seiten,
Die Projektion des Menschenlebens.

Dass wir jene Schnitte endlich denken,
Womit verbunden wir dem Außen,
Macht, dass wir niemals alles schenken,
Und stets ein enges Herz behausen.

Lieber Gott,

Vergebe mir mein enges Trachten,
Lass mich Rand sein von Unendlichkeit,
Lass mich die ganze Schöpfung achten,
Jeder Moment - sei Ewigkeit.


P.s.: Ihr seid ein strenges Publikum :-) Das ist ein älteres Gedicht von mir, ich bin gespannt ob ihr etwas dazu schreiben mögt. Mir gefällt dieses sehr gut, wenngleich es nicht direkt auf der Spur liegt, der ich zu folgen verdammt bin. Ganz liebe Grüße!
MaxMuehsal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.11.2023, 23:06   #2
weiblich Ottilie
 
Dabei seit: 05/2021
Beiträge: 341

Standard Schuldgefühle...

Da hat einer Schuldgefühle. Aber warum? Wo und wie wurde Blut vergossen? Und: Wieso steht die Zeit nun still? Ist ein Moment der Besinnung eingetreten?

Fragend bleibt zurück

Ottilie
Ottilie ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.11.2023, 10:29   #3
männlich MaxMuehsal
 
Dabei seit: 11/2023
Ort: Karlsruhe
Beiträge: 29

Danke Dir!

Die Zeit steht still, als Vergangeheit, die einen immer wieder einholt, immer wieder modifiziert, jedoch gerade dadurch bewahrt sie ihr Identisches.

Aber weshalb die Schuldgefühle? Ich will es so beschreiben: Jede aktive Handlung, jeder Enkauf im Supermarkt bspw. Erscheint mir schon wie ein direkter Beitrag dazu zu sein, dass anderswo Haifischen die Flossen abgeschnitten werden - aufrund der Verflochtenheit der Welt beginnt das Eintreten für den Anderen von dem wir leben bereits beim allerkleinsten. Ein Schuldgefühl das, so denke ich jetzt und heute, im besten Fall ein aktives Schuldgefühl ist, ein Gefühl, das die Verantwortung für den Anderen zum Ausdruck bringt, indem es mit jedem Atemzug antwortet auf die Not.

Aber hier mischt sich - wie so oft - meine aktuelle Lektüre mit ein. Danke für deine Gedanken.

Liebe Grüße,

Max
MaxMuehsal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.01.2024, 12:34   #4
männlich Pe-Be
 
Dabei seit: 12/2023
Beiträge: 31

Standard Lieber? Gott

Die (liebe) Schöpfung erlässt uns nicht die Erkenntnis des Offensichtlichen: Leben nährt sich vom Tod anderer Leben oder auch 'nur' von dessen Elend.
Vielleicht habe ich deshalb immer so ein Kribbeln bei dem 'Lieber' vor diesem Gott.
Aber der zweite Teil mit derselben Überschrift ist schön und wahr und klingt nach. Lese ich gerne wieder und nochmal.
Pe-Be ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.01.2024, 12:49   #5
männlich dunkler Traum
 
Benutzerbild von dunkler Traum
 
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 60
Beiträge: 1.615

Standard Hallo Max

... kurz und knapp, mach dir die Erde untertan und schon verschwindet alle Schuld.
Mich sprechen die Zeilen nicht besonders an, vermutlich weil sie nach Absolution flehen. Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott.

Klingt jetzt vielleicht gemein, aber Suizid als Umweltschutz kann von der Steuer abgesetzt werden.

wsT
dT
dunkler Traum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.01.2024, 19:21   #6
männlich MaxMuehsal
 
Dabei seit: 11/2023
Ort: Karlsruhe
Beiträge: 29

Zitat:
Zitat von Pe-Be Beitrag anzeigen
Die (liebe) Schöpfung erlässt uns nicht die Erkenntnis des Offensichtlichen: Leben nährt sich vom Tod anderer Leben oder auch 'nur' von dessen Elend.
Vielleicht habe ich deshalb immer so ein Kribbeln bei dem 'Lieber' vor diesem Gott.
Aber der zweite Teil mit derselben Überschrift ist schön und wahr und klingt nach. Lese ich gerne wieder und nochmal.
Antwort an Pe-Be :-) Ich stimme Dir zu - Gott "lieb" zu denke ist irritierend. In dem Buch: Stern der Erlösung - wird er einmal als Nicht des Nichts beschrieben. Das ist angenehm mathematisch, und wird dem wundersamen eher gerecht.

Ich schreibe, ohne es explizit zu erwähnen, eher von Verantwortung. Aber wem oder was kann eine Antwort gelten, kann das eigene Handeln eine Antwort sein, wenn die Verbindungen, in die wir in dieser Welt eingeflochten sind, dermaßen komplex sind? Wichtiger noch ist vielleicht die Frage: In welcher Sprache kann man ein Gegenwort zu dem geben, worin man seine eigene Möglichkeit erkennt, und damit sein eigenes mögliches Scheitern?

Die Sprache erscheint dann als das begrenzende und das öffnende zugleich.
MaxMuehsal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.01.2024, 19:23   #7
männlich MaxMuehsal
 
Dabei seit: 11/2023
Ort: Karlsruhe
Beiträge: 29

Zitat:
Zitat von dunkler Traum Beitrag anzeigen
... kurz und knapp, mach dir die Erde untertan und schon verschwindet alle Schuld.
Mich sprechen die Zeilen nicht besonders an, vermutlich weil sie nach Absolution flehen. Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott.

Klingt jetzt vielleicht gemein, aber Suizid als Umweltschutz kann von der Steuer abgesetzt werden.

wsT
dT
Antwort an dunkler Traum :-) Meinst Du das ironisch? Und wie genau denkst Du dass Menschen sich helfen können - worin helfen, und woraus? Und - wodurch?

Das mit der Steuer wäre ja allenfalls für meine Erben sinnvoll, ich werde es ausrichten.
MaxMuehsal ist offline   Mit Zitat antworten
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gott, levinas, nähe



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