stimmen, manisch bei Poetry.de

Guardian · 14.10.2006, 16:22

saufsaufsauf
saufzeitener
saufsaufsauf
ver
gissgissgiss
gissnichtver
nichtgisszer
zerzer
suchwortsuch
wortfielwort
fallezerfall

U-hEXe · 16.10.2006, 00:33

Hallo guardi,

ich finde die Stimmen können nur mit Hilfe der Akustik wirken.
Jedoch: begonnen im pianissimo und in ununterbrochenem crescendo den 'zerfall' angebahnt wirkt es - verdammt gut!

[erinnert mich an mein *glücklicherweise verwachsenes* Dasein als Migränekind... genau diese Stimmen - nur verstehen konnte ich sie nicht]

den Hut lieb grüßend ziehend

EDIT: aber wieso E? [steh ich auf der Leitung?]

Ex-KediosRache · 19.10.2006, 15:34

Hallo erstmal

Also. was haben wir denn da:

Zunächst der Titel: stimmen, manisch.
Nun, die Stimmen sehe ich, nur die Manie finde ich nicht.
Ne Manie beinhaltet n Gefühlsüberschwang, eine überschwappende Fröhlichkeit, darauf aufbauend ein Kontrollverlust, eine Wahrnehmungsverzerrung. Die zerstörerische Ausrichtung des textes ist wohl eher depressiv - aber auch nur bedingt.

Sodann eine Abfolge:

Saufen -> Vergessen -> zerfall z.b. von Worten

danach eine Verquilung von zusätzlichen begriffen:
saufzeiten - ersaufen
(nicht) vergesen
zer
wort suchen
worte fallen (auch als Gegenpart zu einfallen)
zerfall.

Dann die optische Gestaltung: Drei Blöcke, dazwischen ver und zer, vom laut her verwandt.

Es zeigt eine destruktive Entwicklung, die durch Saufen (ich nehm an, alk mißbrauch) übers Vergessen zum Zerfall führt. Der Zerfall ist das durchgängige Thema, er zeigt sich sowohl in der optischen Gestaltung, wie auch in der schon genannten Wortverquirlung.

Ein gelungenes Werk, das seine Thematik auch in seiner Form wiedergibt. Ja, gelungen, wenn auch nicht sonderlich anspruchsvoll.
Einzig das wort manisch passt meines Erachtens überhaupt net rein.

Grüße, Tom.

reztuneb · 19.10.2006, 16:27

moin. erinnert mich an erich fried (zerfall, fall ins wort...) und den ernst jandl. muss live sein. machst du eine audio version davon? vielleicht als komposition für mehrere stimmen (sopran, alt , tenor und bass) und als kanon angelegt. sehr schön, dann. ansonsten zum reinen lesen etwas langweilig.

el Fön · 19.10.2006, 16:50

Zitat:

Original von KediosRache
Hallo erstmal

...
Grüße, Tom.

nicht schlecht und dann noch etwas mehr und du wirst erkennen. manisch ist unbedingt von nöten.

warum säuft es?

gelungen, mal etwas anderes von guardian.

gratulation.

14.10.2006, 16:22	#1
Guardian Dabei seit: 12/2005 Beiträge: 597 Meine Gedichte	stimmen, manisch saufsaufsauf saufzeitener saufsaufsauf ver gissgissgiss gissnichtver nichtgisszer zerzer suchwortsuch wortfielwort fallezerfall

16.10.2006, 00:33	#2
U-hEXe Dabei seit: 02/2006 Beiträge: 353 Meine Gedichte	Hallo guardi, ich finde die Stimmen können nur mit Hilfe der Akustik wirken. Jedoch: begonnen im pianissimo und in ununterbrochenem crescendo den 'zerfall' angebahnt wirkt es - verdammt gut! [erinnert mich an mein glücklicherweise verwachsenes Dasein als Migränekind... genau diese Stimmen - nur verstehen konnte ich sie nicht] den Hut lieb grüßend ziehend EDIT: aber wieso E? [steh ich auf der Leitung?]

19.10.2006, 15:34	#3
Ex-KediosRache abgemeldet Dabei seit: 01/2006 Beiträge: 41 Meine Gedichte	Hallo erstmal Also. was haben wir denn da: Zunächst der Titel: stimmen, manisch. Nun, die Stimmen sehe ich, nur die Manie finde ich nicht. Ne Manie beinhaltet n Gefühlsüberschwang, eine überschwappende Fröhlichkeit, darauf aufbauend ein Kontrollverlust, eine Wahrnehmungsverzerrung. Die zerstörerische Ausrichtung des textes ist wohl eher depressiv - aber auch nur bedingt. Sodann eine Abfolge: Saufen -> Vergessen -> zerfall z.b. von Worten danach eine Verquilung von zusätzlichen begriffen: saufzeiten - ersaufen (nicht) vergesen zer wort suchen worte fallen (auch als Gegenpart zu einfallen) zerfall. Dann die optische Gestaltung: Drei Blöcke, dazwischen ver und zer, vom laut her verwandt. Es zeigt eine destruktive Entwicklung, die durch Saufen (ich nehm an, alk mißbrauch) übers Vergessen zum Zerfall führt. Der Zerfall ist das durchgängige Thema, er zeigt sich sowohl in der optischen Gestaltung, wie auch in der schon genannten Wortverquirlung. Ein gelungenes Werk, das seine Thematik auch in seiner Form wiedergibt. Ja, gelungen, wenn auch nicht sonderlich anspruchsvoll. Einzig das wort manisch passt meines Erachtens überhaupt net rein. Grüße, Tom.

19.10.2006, 16:27	#4
reztuneb Dabei seit: 08/2006 Beiträge: 64 Meine Gedichte	moin. erinnert mich an erich fried (zerfall, fall ins wort...) und den ernst jandl. muss live sein. machst du eine audio version davon? vielleicht als komposition für mehrere stimmen (sopran, alt , tenor und bass) und als kanon angelegt. sehr schön, dann. ansonsten zum reinen lesen etwas langweilig.