|
|
Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
05.07.2006, 02:22 | #1 |
Prometheus' Nachruf
Prometheus’ Nachruf
-1. Version- Ach Liebste: wo sind deine treuen Hacken? Infernogleich vom Nebel aufgesogen! Kaum merklich kitzelt Sonnenbein im Nacken: Dem Feuermarsch ist alle Glut entzogen. Kein Equilibrium in uns’rer Seele: Das Puzzle wird wohl unvollständig bleiben In dem von uns erbauten Unglückshain Zerfließt der trübe Wasserfarbenschein In salzgetränkten Silberschwadenscheiben – Erstickt den Spatzenklang noch in der Kehle. Oh Liebste: fessel mich und lass mich fallen Und hinterlasse mir die Trümmersphären Mein Adlerruf, er wird alsbald verhallen Und weder Grablichtglanz noch Feuer ehren Gewidmet © Benjamin Stadler Anmerkung: Spontanwerk, sicherlich noch verbesserungswürdig; erbitte konstruktive (formale) Hilfestellung. |
|
11.07.2006, 17:26 | #2 |
Hier ist das Werk noch unkommentiert, deshalb schreibe ich die versprochene Interpretation hier.
Hallo Poesielos, das formale wurde an anderer Stelle bereits ausreichend dargestellt - außerdem weisst du selber, dass es metrisch flüssig zu lesen ist. Also spare ich dir und mir das und gehe direkt ins Inhaltliche. S1: Das lyr. Ich spricht seine "Liebste" an. Es wird also direkt klar, es geht um eine Liebesgeschichte. Das lyr. Ich sucht nach den "treuen Hacken" der Begleiterin, die erstens metaphorisch für die ständige Begleitung derer stehen und zweitens übertragenerweise aus einem anderen Gedicht kommen, welches zu zitieren an dieser Stelle m.E. unnötig ist. Das lyr. Ich beantwortet seine gestellte Frage selber: Die treuen Hacken sind ebenso wie das Inferno vom Nebel aufgesogen. Das Inferno steht an dieser Stelle wohl für das Feuer in einer Beziehung oder überhaupt den Bestand einer Liebe und der Nebel ist der Alltag, der sich über alles legt und ein Inferno unmöglich macht, das Feuer aufsaugt. Das, was vorher Wärme und Licht geschenkt hat, ist nun kaum noch merklich. Sonnenbein ist wohl der letzte einzelne Strahl der Sonne. Der Feuermarsch ist etwas, auf dem das lyr. Ich das Inferno gefunden hat. Ein Weg des Feuers, der nun verloschen ist. S2: In den Seelen von lyr. Ich und lyr. Du (oder anders herum) herrscht kein Zusammenwirken mehr. Sie reiben sich aneinander auf oder verstehen sich nicht mehr auf die Art und Weise, wie es vorher der Fall war. Das Puzzle in der Beziehung und das, was lyr. Ich und lyr. Du sich gemeinsam vorgenommen haben, wird unvollständig bleiben, weil eben dieses Zusammenwirkende fehlt und ein gemeinsames Ende nicht mehr abzusehen ist. Das lyr. Ich und lyr. Du haben sich gemeinsam (vermutlich unbewusst) einen Unglückshein erbaut, in welchem nun die Farben des früheren Lebens zu einem trüben Wasserfarbenschein verschwimmen. Die salzgetränkten Silberschwadenscheiben stehen wohl metaphorisch für tränende Augen. Das lyr. Ich blickt wie durch Silberschwaden und der einstmals für das lyr. Du hoffnungsgebende Spatzenklang bleibt ihm in der Kehle stecken. S3: Nun fleht das lyr. Ich das lyr. Du an, es zu fesseln und dann fallen zu lassen, was bedeutet, dass das lyr. Ich nicht mehr in der Lage ist, dem lyr Du hinterherzulaufen und ihm nachzutrauern. Es will nun endgültig mit den Trümmern seiner Liebe zurückgehalten werden. Der Adlerruf wird verhallen (Adler: Freiheitssymbol; "Hörst du nicht den Ruf des Adlers?") und mit ihm werden Feuer und der Glanz in den Gräbern verschwinden. Ein schönes, wenn auch hoffnungslos trauriges Gedicht, welches mir (und damit ist es das erste, glaube ich) die Tränen in die Augen treibt. Ob das an meinen Interpretationshintergründen oder deinen Worten liegt, bleibt der Phantasie des Künstlers überlassen. Ich hoffe, es war in deinem Sinne, dass ich mein Versprechen gehalten habe. Feyaria |
|
11.07.2006, 20:44 | #3 |
Danke sehr.
|
|