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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 24.04.2021, 21:28   #1
Ex-Pennywise
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2020
Beiträge: 599

Standard Joshuas Grab

Der Wind haucht die Pollen der Pappeln zur Brache,
vorbei an der Hütte, bis kurz vor den Wald.
Der Tag, er wird müde, verändert die Sprache,
legt nieder sein Zepter, der Abend kommt bald.

Die Landschaft wird rauer, ich zähle die Schritte,
verfalle in stolpernden, holprigen Trab.
Und plötzlich liegt vor mir und in meiner Mitte,
die schattige Kühle von Joshuas Grab.

So einsam zu leben und einsam zu sterben...
Er glaubte, er wäre ein Kind der Natur.
So einsam zu leben, empfand ich als werben,
zu drehen am Zeiger von Joshuas Uhr.

Er ist mir nur eine von zahlreichen Kerben,
sag, wann wird das enden, wann endet es nur?
Ex-Pennywise ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.04.2021, 09:11   #2
weiblich Mohrel
 
Benutzerbild von Mohrel
 
Dabei seit: 11/2018
Beiträge: 670

Welch wunderschönes Gedicht, lieber Pennywise!
Mir kommt es beim Lesen so vor, als ob ich selbst mit dem Wind über die Landschaft getragen werde. Und am Ende hält man den Atem an und steht still. Das ist klasse geschrieben! Ein neuer Favorit 😁

Nur eine kleine Frage: Wenn er glaubte ein Kind der Natur zu sein, warum sollte er sich dann einsam gefühlt haben?

Liebe Grüße
Mohrel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.04.2021, 13:32   #3
weiblich Ex-frankaaimy
abgemeldet
 
Dabei seit: 07/2019
Beiträge: 195

Auch ich bin begeistert!

Eine schöne Wahl des Metrums und keine inflationären Reime.
Neben zwei anderen ehemaligen Usern, bist du der dritte, den ich sehr lesenswert in der Welt der Foren finde.

Toll!
Ex-frankaaimy ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.04.2021, 17:22   #4
Ex-Pennywise
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2020
Beiträge: 599

Danke Euch Beiden sehr!
Ich versuche meistens irgendwelche Geschichten komprimiert zu erzählen. Manchmal überrascht es mich selbst, in welche Richtung es geht. Der Besuch eines Mörders (oder des Todes?) am einsamen Grab war so nicht vorgesehen. Der Besuch schon. Aber nicht eines Täters.
Dass Joshua einsam gewesen sein soll, ist ja nur die Annahme des lyrischen Ichs, Mohrel.
Ich werde bald auch wieder mehr lesen bzw kommentieren. Ich lese schon länger hier.
Gruß an Euch...
Ex-Pennywise ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.04.2021, 09:51   #5
weiblich Ex-frankaaimy
abgemeldet
 
Dabei seit: 07/2019
Beiträge: 195

Die einzige Strophe, die du noch verbessern könntest, wäre Strophe drei.
Drei mal „einsam zu“ soll mit Sicherheit die Einsamkeit verdeutlichen, wirkt auf das schön gezeichnete Sprachbild, meiner Wahrnehmung nach, jedoch destruktiv.

Auch könntest du darüber nachdenken, die dritte Strophe gänzlich zu entfernen.
Der Form zuliebe, würde ich Strophe drei umschreiben.
Ex-frankaaimy ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.04.2021, 10:47   #6
Ex-Pennywise
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Dabei seit: 12/2020
Beiträge: 599

@ frankaaimy
Wie Du richtig vermutest, wollte ich es durch Wiederholung verdeutlichen. Im Grunde dramatisieren.
Du schreibst, ich soll die dritte Strophe entfernen bzw. umschreiben. Meinst Du mit der Entfernung eher die vierte, kurze Strophe?
Denn die Dritte würde ich auf keinen Fall entfernen, weil sich da der Täter offenbart. Da würde meiner Meinung nach der Kontext verloren gehen.
Ex-Pennywise ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.04.2021, 12:27   #7
weiblich Ex-frankaaimy
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Dabei seit: 07/2019
Beiträge: 195

Ich denke, dass sich der Täter bereits in S2 zu zeigen gibt.
Denkt dir die dritte weg und lasse es wirken.

Wie auch immer, du bist der Autor und du entscheidest.
Ob die Wiederholungen die Tragweite der Einsamkeit steigern, ist fraglich.
Ex-frankaaimy ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.04.2021, 12:44   #8
Ex-Pennywise
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2020
Beiträge: 599

Hm, er gibt sich zwar zu erkennen, aber irgendwie nicht als Täter. Ich hab es jetzt mal versucht, bin aber irgendwie unschlüssig. Vielleicht will noch jemand etwas dazu sagen? Ich fänd es interessant.
Dir jedenfalls danke fürs intensive Auseinandersetzen damit.
... wobei! Ich weiss glaub ich was Du mit dem zu erkennen geben meinst: "Liegt vor mir und in meiner Mitte..."
Ja, das ist ein kleiner Wink. Kann aber auch noch anders interpretiert werden. Die innere Kühle durch den Verlust eines Trauernden.
Wie gesagt... Spannend! Andere Meinungen dazu wären interessant.
Ex-Pennywise ist offline   Mit Zitat antworten
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Lesezeichen für Joshuas Grab

Stichworte
einsamkeit, reue, serientäter



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