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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 19.03.2021, 01:22   #1
weiblich Ilka-Maria
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Standard Fluch der Frage

Abgeastet und entblättert,
kurzgehackt und dann geschreddert
ist der triste Haufen Rest,
den du von mir übrig lässt,

weil die Frage, die ich stellte,
obwohl sie sich selbst erhellte,
dir das Hirn so sehr verwirrte,
dass es durch die Gassen irrte.

Wund und ratlos kamst du wieder,
machtest mich in Rage nieder,
weil des Stolzes letzter Rest
niemals anders handeln lässt.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.03.2021, 01:29   #2
männlich Ex-Ralfchen
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Ein ziemlich harter Text
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Alt 19.03.2021, 11:28   #3
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Ralfchen Beitrag anzeigen
Ein ziemlich harter Text
Ja, warum auch nicht. Auch das muss Lyrik leisten.

Mich hatte das Verb "abasten" fasziniert. Habe ich kürzlich gelesen, aber noch nie vorher gehört. So heißt es tatsächlich, wenn man von einem gefällten Baum die Äste abschlägt.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.03.2021, 13:26   #4
männlich Ex-Ralfchen
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Mich hatte das Verb "abasten" fasziniert. Habe ich kürzlich gelesen, aber noch nie vorher gehört. So heißt es tatsächlich, wenn man von einem gefällten Baum die Äste abschlägt.
stimmt das wusste ich, denn ich hatte mich zuletzt mit Forst u.a. begriffen in Zusammenhang mit meiner baumstammsuche intensiv beschäftigt
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.03.2021, 13:51   #5
weiblich AlteLyrikerin
 
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Liebe Ilka-Maria,

ja, wenn des "Stolzes letzter Rest", ohne Empathie und Relativierung des eigenen Standpunktes, sich entlädt, kann das Ergebnis so sein, wie Du es in den originellen Metaphern der Baumverwertung beschrieben hast.

Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.
AlteLyrikerin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.03.2021, 15:36   #6
männlich Nöck
 
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Stark, doch leider viel zu oft Realität.

Zitat:
Zitat von AlteLyrikerin
wie Du es in den originellen Metaphern der Baumverwertung beschrieben hast.
Nur wird das LI hier nicht "verwertet", sondern ausgelöscht.

Ich habe vor längerer Zeit gelesen, warum Männer angeblich so oft gewalttätig werden. Es soll damit zusammenhängen, dass meistens die Frauen im verbalen Streit die Oberhand behalten und die Männer - wegen fehlender Argumente und der daraus resultierenden Ohnmacht - sich nur noch schlagend behaupten können.

LG Nöck
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.03.2021, 15:51   #7
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Nöck Beitrag anzeigen
Ich habe vor längerer Zeit gelesen, warum Männer angeblich so oft gewalttätig werden. Es soll damit zusammenhängen, dass meistens die Frauen im verbalen Streit die Oberhand behalten und die Männer - wegen fehlender Argumente und der daraus resultierenden Ohnmacht - sich nur noch schlagend behaupten können.
Mein Gedicht lässt absichtlich offen, um welches Geschlecht es sich bei dem Lyrischen Ich handelt.

Männer sind auch in der Lage, eine Frau verbal fertigzumachen. Sie fassen sich nur kürzer. Es sitzt aber trotzdem. Nur kann sich eine Frau nicht mit Muskelkraft dafür rächen. Sie käme schon deshalb gar nicht auf diese Idee, weil die Spitzen, die Männer verteilen, ambivalent sind, ungefähr so: "Ich muss mit dir einmal reden, obwohl ... eigentlich bist du ja in Ordnung. Aber ... na ja, schon gut." Mehr braucht es nicht, um eine Beziehung zu vergiften. Das sog. "Gaslighting" ist eine Spezialität der Männer.

Frauen hingegen fressen viel in sich hinein, ehe alles aus ihnen heraussprudelt. Dann sind die Männer überfordert und treten den Rückzug an. Das veranlasst die Frau, noch mehr zu reden, weil sie glaubt, nicht verstanden worden zu sein. Sie findet keinen Punkt, und dann kann es tatsächlich passieren, dass sich ein Mann nur noch mit Gewalt Ruhe verschaffen kann.

Im Kampf der Geschlechter gibt es allerdings noch viele andere Waffen. Manchmal genügt ein Flirt, um den Partner zu kränken. Oder eisiges Schweigen.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.03.2021, 16:35   #8
männlich dunkler Traum
 
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Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 60
Beiträge: 1.580

Stalking, häusliche Gewalt, ... waren meine ersten Gedanken
und doch lassen auch gelegentlich Gewächse Fragen in mir wachsen, was dann später in Rachegedanken umschlägt, um letztendlich in einen Vernichtungsfeldzug auszuarten, welcher wiederum Befriedigung verschaffen kann.
dunkler Traum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.03.2021, 17:44   #9
männlich Ex-Ralfchen
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Beiträge: 17.302

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Mein Gedicht lässt absichtlich offen, um welches Geschlecht es sich bei dem Lyrischen Ich handelt.
Das war Für die Leserschaft eindeutig und klar erkennbar. Und das hat mich an diesen Text fasziniert. Das generische kalte und unpersönliche (Ich dafür mit Adjektiven nicht sparen), dass alles offen ist. Das muss man erst einmal so rüber bringen. Das ist dir jedenfalls gelungen
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.03.2021, 19:47   #10
Fried
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Guten Abend Ilka-Maria

Zitat:
Wund und ratlos kamst du wieder
Ich hatte kurz Mitleid mit dem oder der Befragten, ganz kurz bis zur nächsten Zeile,
bis der- oder diejenige explodierte.

Mich würde natürlich total die Frage interessieren!!
Was für eine schöne poetische Leerstelle.

Gute Nacht
Fried
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Alt 19.03.2021, 20:20   #11
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Fried Beitrag anzeigen
Mich würde natürlich total die Frage interessieren!!
GENAU !!

Das hat sich noch kein Kommentator zu fragen getraut.

Die Frage.

Die jemanden irritiert, wütend vertreibt, ihn mit derselben Wut zurückkommen lässt und dann den Fragesteller zu vernichten trachtet, statt sich der Frage zu stellen bzw. Rede und Antwort zu stehen.

Dabei ist die Lösung so einfach:

Wer die Antwort scheut, merzt am besten schon die Frage aus. Man schlägt sie tot und ist jeder Rechenschaft ledig.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.03.2021, 20:38   #12
Fried
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Beiträge: n/a

Hallo Ilka-Maria

Ich weiß nicht, ob ich es richtig verstanden habe:
Meinst du, wenn man die Antwort schon kennt
Zitat:
obwohl sie sich selbst erhellte
sollte man die Frage nicht stellen, sondern einfach seine Konsequenz ziehen?
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Alt 19.03.2021, 20:54   #13
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Fried Beitrag anzeigen
sollte man die Frage nicht stellen, sondern einfach seine Konsequenz ziehen?
Nö. Man kann dem Gegenüber ja erst einmal die Chance lassen, in die Kommunikation einzutreten, indem man die Frage stellt. Wie er oder sie dann reagiert, bringt die Wahrheit ins Spiel. Daraus folgt die Konsequenz.

Man kann doch niemanden vorverurteilen.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.03.2021, 12:41   #14
Fried
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Beiträge: n/a

Hallo Ilka-Maria,

ja Vorverurteilen und die Meinung vorwegnehmen ist natürlich kein schöner Zug, aber manchmal weiß man einfach aus Erfahrung, dass die Frage, die man zu stellen beabsichtigt, eine Knallerwirkung haben könnte.
Die Frage, (immer geht es um Fragen ), die man sich stellen sollte, ist: Kann ich mit der Antwort leben?
Das Protagonist ging wohl trotz aller Brisanz davon aus.

LG Fried
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