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Alt 23.08.2015, 14:12   #1
weiblich Fantastika
 
Dabei seit: 08/2015
Alter: 34
Beiträge: 4

Standard Verlangen, Sehnsucht, Liebe

Kein Gedicht. Ein Text.

Stimmt etwas nicht mit mir?
Gibt es einen Grund für meine verrückten, gierigen Gedanken?
Ich fühle mich so zerbrochen.
Erschlagen von meinen eigenen Gedanken.
Ein Karussell von Sehnsucht, Begierde, Schuldgefühle und Selbsthass überkommt mich.
Immer und immer wieder.
Eine Person. Eine Nachricht. Und wieder dreht sich alles.
Woran es liegt?
Sehnsucht? Liebe? Bin ich unglücklich?
Ich mag behaupten nein. Oder doch?
Aber ich bin doch glücklich, alles was ich brauche habe ich.
Bin ich also einfach gefühllos? Bin ich skrupellos?
Nein.
Aber was dann? Wieso dann dieses Karussell?
Denke ich an die Person, schwappt sofort ein starkes Verlangen in mir hoch.
Keine Liebe, eine Begierde.
Noch nie habe ich die Person gesehen. Noch nie seine Nähe gefühlt.
Noch nie habe ich seinen Geruch genossen.
Noch nie seine Haut gespürt.
Und dennoch gibt es Momente wo ich mich in seiner Nähe verlieren könnte.
Mein Körper bebt vor Verlangen.
Ich sehne mich nach ihm. Ich will ihn spüren.
Und dann, erst ganz schwach, dann immer deutlicher.
Mein Partner. Mein Seelenverwandter. Mein Ehemann.
Nie könnte ich ihn so verletzten.
Die Liebe in mir keimt wieder auf. Ich sehne mich nach ihm.
Möchte ihm sagen, was sich in mir abgespielt hat.
Möchte ihm sagen, wie leid es mir tut.
Möchte ihm sagen, wie stark meine Liebe zu ihm ist.
Der Selbsthass macht sich breit.
Wie kann ich nur bei einem so perfekten Mann, solche Gedanken zulassen?
Ich hasse mich, meinen Körper, meine Gelüste.
Ich liebe meinen Mann.
Der Blick auf meine Zukunft zeigt mir nur ihn.
Ihn an meiner Seite.
Im hohen Alter auf das Leben zurückblickend.
Ein warmes und wohliges Gefühl übermannt mich.
Mein Mann, mein Vertrauter, mein Liebhaber.
Mein Halt und mein Höhenflug.
Nein, nicht noch einmal kann es mir passieren.
Nicht noch einmal lasse ich meine Gedanken abschweifen.
Eine Nachricht.
Von ihm.
Die Gedanken schweifen ab.
Fantastika ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.08.2015, 15:16   #2
männlich Ex-Larkin
abgemeldet
 
Dabei seit: 06/2014
Ort: Brandenburg (im hintersten Loch)
Alter: 29
Beiträge: 573

Ich werde nicht müde werden zu betonen, dass ich der Inflation des Wortes "Liebe" mit Abscheu begegne. Ungemein missbraucht und fehlverwendet, ist dieses Wort zu einer Floskel, einer leeren Phrase verkommen obwohl sich eigentlich etwas Großes und Schönes dahinter verbergen sollte.

Wenn es dein Ziel war - und hier eben bin ich mir nicht sicher - genau diesen Gedankengang beispielhaft auszudrücken, so ist dir dies hervorragend gelungen. Wenn nicht...

Der Text selbst zeigt im Endeffekt, wie wenig es sich doch um tatsächliche Liebe handelt - immerzu ist die Rede von mir, von meinem Mann und natürlich ist es mein Verlangen, mein Glück, es sind meine Bedürfnisse und ebenso will ich ihn nicht verlieren, er hat gefälligst bei mir zu bleiben. Das kann unmöglich Liebe sein - es ist noch nicht einmal mehr klassische Lust, es ist eine Obsession.

Jede Zeile liest sich kränklich - nicht im Sinne eines lieblichen Kummers oder einer zarten Sehnsucht sondern überaus dogmatisch, vernarrt im negativen Sinne, engstirnig und beinahe fanatisch; er ist die einzige Möglichkeit, mein Glück zu erreichen, er ist mein Glück. Wenn ich aber liebe, weil ich brauche, dann liebe ich nicht.

Nimm' mir diese Zeilen bitte nicht übel, liebe Fantastika, sie klingen weit kritischer und zorniger als sie es sein sollen.

Liebe Grüße,
Larks
Ex-Larkin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.08.2015, 17:43   #3
weiblich Fantastika
 
Dabei seit: 08/2015
Alter: 34
Beiträge: 4

Das was du schreibst nehme ich nicht persönlich. Ich verstehe deine Ansicht. Doch ich denke, dass ich deine Meinung nicht teilen muss. Gefühle sind komplexer als schwarz oder weiß. Liebe gibt es nicht auf eine Art. Liebe gibt es auf hundert Arten. Doch was ich hiermit ausdrücken möchte ist , dass ein verlangen oder eine Begierde trotz liebe auftreten kann. Die eigenen Prinzipien jedoch sagen dir was richtig oder falsch ist.
Fantastika ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.08.2015, 18:04   #4
männlich Ex-Larkin
abgemeldet
 
Dabei seit: 06/2014
Ort: Brandenburg (im hintersten Loch)
Alter: 29
Beiträge: 573

Zitat:
Doch ich denke, dass ich deine Meinung nicht teilen muss.
Das kann ich auch schlecht verlangen - und entgegen landläufiger Meinung will ich zumeist noch nicht einmal überzeugen.

Ich will gar nicht bestreiten, dass es verschiedene Formen der Liebe geben kann. Aus eigener Erfahrung allerdings weiß ich, dass eine zwanghafte Begierde zumeist unerfüllt bleibt oder wenigstens den gegenteiligen Effekt an sich kleben hat. Ich weiß nicht, ob es deine Intention war, ein zwanghaftes Element in diese Zeilen einzuarbeiten - wenn nicht, dann ist das einfach meine Auffassung und dieser Hinsicht ohnehin vollkommen relativ.

Eines der Prinzipien, die ich mir im Hinblick auf "Liebe" angeeignet habe, findet sich im Werk Erich Fromms: Liebe ist, wenn man ernsthaft behaupten kann: Ich brauche dich, weil ich dich liebe. In den meisten Fällen nämlich wird gerne behauptet, dass man liebt, weil man braucht. Und dies schien mir hier der Fall zu sein. Ich kann dich natürlich auch missverstanden haben und sollte das der Fall sein, bitte ich dich, mich aufzuklären.

Beste Grüße,
Larks
Ex-Larkin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.08.2015, 18:42   #5
weiblich Fantastika
 
Dabei seit: 08/2015
Alter: 34
Beiträge: 4

Es handelt sich hierbei tatsächlich um eine zwanghafte Begierde. Eine der man nicht widerstehen kann. So sehr man auch möchte. Diese Person löst mit einer einzigen Nachricht das Gefühl aus, welches man vergessen will. Doch das Gefühl ist nur von kurzer Dauer. Erscheint keine Nachricht wird die Begierde nicht ausgelöst. Einzig und allein ist der Mann die Liebe und die Begierde ist vergessen.

Die Frage ist hier: Ist es Liebe? Und ich sage ja. Denn es ist nicht der Gedanke der zur Untreue führt sondern die Handlung.

Frei nach dem Motto: Gegessen wird Zuhause.
Fantastika ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.08.2015, 21:54   #6
männlich Ex-Larkin
abgemeldet
 
Dabei seit: 06/2014
Ort: Brandenburg (im hintersten Loch)
Alter: 29
Beiträge: 573

Oh, es geht um Untreue?! Verzeih', dass habe ich hier nirgends herauslesen können - wenn ich dich also recht verstehe, geht es in deinen Zeilen um die Begierde, die man gegenüber einem Dritten verspürt. Das ändert natürlich das Bild, welches der Text vermittelt.

Nur frage ich mich dann, wie man von "Liebe" sprechen kann, wenn man zwischen zwei Stühlen sitzt. Nicht, dass ich meinen inneren Moralisten zum Vorschein bringen möchte ... aber "Liebe" erscheint mir, auch wenn, wie du sagst, sie ganz verschiedenartig auftreten kann, auch dann ein wenig deplatziert. Das ist aber nur meine Meinung.

Dass du mit deinem Text solche Gedanken hervorbringen konntest, ist bereits Lob genug - ich habe ihn gerne gelesen.
Ex-Larkin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.08.2015, 22:10   #7
weiblich Fantastika
 
Dabei seit: 08/2015
Alter: 34
Beiträge: 4

Ich danke dir für deine offenen Worte
Fantastika ist offline   Mit Zitat antworten
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Lesezeichen für Verlangen, Sehnsucht, Liebe

Stichworte
liebe, selbstzweifel, verlangen

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