Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Geschichten und sonstiges Textwerk > Geschichten, Märchen und Legenden

Geschichten, Märchen und Legenden Geschichten aller Art, Märchen, Legenden, Dramen, Krimis, usw.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 10.05.2005, 21:06   #1
Silent Winter
 
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 224


Standard Frau Schnolde-Ossencleebacher

Mal ganz zweifelhaft, sowas mach ich eigentlich nicht.
Ich habe es mir - zu eurem Leidwesen vermutlich - auch nicht nochmal durchgelesen und korrigiert.
Ich bitte sehr um Kommentare

---

"Hallo!
Neuerdings beschloss ich, mal etwas anderes auszuprobieren, als sonst.
Ich dachte mir: Ich bin doch eigentlich wie alle anderen. Das ist doch garnicht individuell!
Ich sollte lieber individuell sein. Denn ich bin doch einzigartig, das muss ich zeigen.
Man sagt, Jungs finden das interessant. Und außerdem brauche ich ja ohnehin meinen eigenen Stil!
Ja, und so kam es dann. Ich sah mich an meiner Schule um: Alle trugen schöne Hosen, Jeanshosen.
Ich nähte mir eine violette Wollhose. Die war zwar warm, denn die Sonne schien, ja, es war Sommer.
Aber sie war hübsch, und niemand sonst hatte solch eine Hose!
Aber mir fiel auf, dass ich immernoch das gleiche wie alle anderen trug: Ein T-Shirt!
Nein - Nein, das ging nun wirklich nicht. Ich kaufte mir eine knallrote Tischdecke, machte ein Loch
hinein und zog sie über meinen Kopf. Es war wunderschön! Die Farben harmonierten nicht ganz,
aber harmonierende Farben trägt auch jeder!
Schön und gut, das kann es nicht gewesen sein, dachte ich. Alle an meiner Schule trugen einen Rucksack.
Nein, das geht so nicht, dachte ich mir. Ja, ich dachte mir: Du nähst dir einen schönen Beutel!
Das tat ich. Mein Beutel war pink. Aus pinkem Samt war er. Jawoll.
Da gab es noch ein Problem: Meine Freunde sahen mich zwar komisch an (ich sah mich natürlich nicht komisch an,
ich bin doch individuell!) aber sie mochten mich. Ja, und da sie mich alle mochten - und das ist ja nicht individuell -
dachte ich mir: Du kannst dich nicht immer mögen. Es gibt schon so viele, die dich mögen.
Das war mir wirklich zu langweilig! Und ich bin doch auch individuell!
Also fing ich an, mich zu hassen. Aber einfach nur hassen kann sich ja jeder. Ich schnitt mir nicht in den Arm,
falls ihr das jetzt denkt. Das macht doch auch jeder, der sich hasst! Nein, keines Falls. Ich schnitt mir einfach
in die Stirn! So konnte auch jeder sehen, dass ich individuell war. Aber ich dachte mir:
Nein, Safirira-Johanna-Marie-Claire-Susanne-Martha Schnolde-Ossencleebacher, so geht das nicht.
Es gibt doch so viele Leute, die dich hassen. Also hasste ich mich von hinten. Ja, das war individuell.
Ich weiß zwar immernoch nicht, wie das geht, aber ich tat es! Und das tat ich auch kund!
Ich sah, dass die Leute, die an mir vorbeigingen, mich komisch ansahen. Aber sie gingen ja vorwärts!
Und ich auch! Das konnte ich nicht zulassen. Ich fing an rückwärts zu gehen. Zunächst brachte das
viele Kopfschmerzen, viele Beulen. Man gewöhnt sich daran. Sowas ist ja AUCH individuell, nicht jeder
hat solche schönen und vielen Beulen wie ich, Safirira-Johanna-Marie-Claire-Susanne-Martha Schnolde-Ossencleebacher!
Ich hörte die Leute über mich reden. Wieder fiel mir etwas auf: Die sprechen alle gleich, alle in der selben Sprache!
Und weil es so ist, dass, wenn es eine Sprache gibt, die immer viele Leute sprechen, musste ich eben meine eigene
Sprache erfinden. So war das.
Aus "Hallo" machte ich einfach "Perkele". Das hatte ich mal irgendwo gehört. Es klang gut.
Aus "Tschüß" wurde bald "Kusipää". Klang auch gut.
Für "Ja" setzte ich einfach "Persil" ein.
Für "Nein" nahm ich schnell "Liha".
Das war so weit ganz toll. Für andere Sachen fielen mir keine Namen mehr ein. Da verdrehte ich einfach die echten Wörter.
So kam es, dass ich Jan-Hans-Christopher eines Morgens fragte. "Wessen Arbeitslosigkeit träufeln ihr an Gestern weg?"
Dass "Wessen" eigentlich "Welche", "Arbeitslosigkeit" eigentlich "Hausaufgaben", "träufeln" eigentlich "haben",
"ihr" eigentlich "wir", "an" eigentlich "zu", "Gestern" eigentlich "heute" und "weg" eigentlich "auf" heißt, das
wusste Jan-Hans-Christopher nicht.
Es dauerte nicht lange, da mochte man mich nicht mehr. Keiner wollte mehr mit mir reden, sie sagten ich wäre komisch.
Ich fand mich nicht komisch. Das war individuell. Jeder fand mich komisch, außer mir. Aber weil mich auf einmal
keiner mehr mochte, wollte ich mich wieder mögen. Ich hörte auf, mir Zeichen auf die Stirn zu ritzen. (Endlich!
Das tat auch ganz schön weh!)
Ich habe mich wirklich geliebt!
Da war ich dann aber auch auch die einzige.
Ja, und eines Tages fiel mir auf: Alle atmen sie! Da das nicht sehr individuell von mir war, zu atmen, hörte ich bald damit auf.

Ja, und dann, irgendwann, dann bin ich gestorben.
Und niemand hat geweint, sie sprachen nur von der Komischen, die erstickt sei. Und auf meinen Grabstein schrieben sie "Kusipää". Sie wussten, dass ich das für "Tschüß" sage.
Und dann, dann erfuhr ich: "Kusipää" ist eigentlich Finnisch und heißt "Arschloch." "
Silent Winter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.05.2005, 22:01   #2
weiblich ravna
 
Benutzerbild von ravna
 
Dabei seit: 04/2005
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 732


unten kusipää, nicht kusiüää

ansonsten habe ich mir amüsiert, würde dir aber ans herz legen, noch einmal alles durchzuarbeiten, weil es teilweise nicht leicht zu lesen war.
das sie nach ihrem tod noch etwas erfährt ist irgendwie unlogisch, passt aber zu der story, weil die ja insgesamt aus der sicht nach ihrem tod geschrieben ist. also unlogisch, aber lustig.

fazit: witzig, korrekturbedürftig
ravna ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.05.2005, 22:05   #3
Silent Winter
 
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 224


Zitat:
Original von ravna
unten kusipää, nicht kusiüää
Berichtigt, danke... so nah beieinander.

Zitat:
ansonsten habe ich mir amüsiert, würde dir aber ans herz legen, noch einmal alles durchzuarbeiten, weil es teilweise nicht leicht zu lesen war.
das sie nach ihrem tod noch etwas erfährt ist irgendwie unlogisch, passt aber zu der story.

fazit: witzig, korrekturbedürftig
Durcharbeiten werde ich es auf jeden Fall nochmal. Vorallem nach dem Kommentar, dankeschön
Schön, dass du dir amüsiert hast

Und dass das unlogisch ist, ist egal. Das Ganze muss ja keinen Sinn ergeben.
Silent Winter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.05.2005, 00:20   #4
weiblich ravna
 
Benutzerbild von ravna
 
Dabei seit: 04/2005
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 732


ach was mir beim dritten lesen noch aufgefallen ist: wollsachen werden im allgemeinen gestrickt. aber die protagonistin ist ja individuell
ravna ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.05.2005, 00:31   #5
Silent Winter
 
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 224


Zitat:
Original von ravna
ach was mir beim dritten lesen noch aufgefallen ist: wollsachen werden im allgemeinen gestrickt. aber die protagonistin ist ja individuell
Ausrufezeichen.
Silent Winter ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Frau Schnolde-Ossencleebacher




Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.