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Alt 08.05.2005, 22:13   #1
Fee
 
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Beiträge: 4


Standard Samstag am späten Nachmittag

Es war ein wunderschöner Sommertag. Meine Freundin und ich beschlossen ein wenig auszureiten. Hinter unserem Haus hatte mein Vater einen Pferdestall mit Koppel. Ihm gehörten 6 Pferde. Wir gingen in den Stall und begrüßten die Pferde. Sie dankten mit einem sanften Wiehern, als wollten sie sagen, endlich werden wir mal ausgeführt. Nachdem wir unsere beiden Lieblingspferde gestriegelt und gesattelt hatten, ritten wir langsam vom Hof. Meine Nofretete war schon immer ein Dickkopf und wir fochten so manchen Machtkampf aus. So überraschte es mich nicht, dass sie plötzlich wieder nach Hause wollte. Aber dieses Mal gewann ich und wir ritten im leichten Trab durch die Wiesen der Sonne entgegen. Ross und Reiter genossen den Tag und das Gefühl der Freiheit. Ich fühlte einmal mehr, dass das Glück dieser Erde auf dem Rücken der Pferde lag. Mein Brauner hatte schon immer einen ausgeprägten Vorwärtsdrang, der Fuchs meiner Freundin war das genaue Gegenteil. So gerne ich mit dem Teufel um die Wette geritten wäre, so musste ich brav neben den beiden bleiben, denn wir wollten zusammen bleiben. Dazu kam, dass die Mücken in ganzen Staffeln über uns herfielen. Das ständige Verjagen der Mücken machte unsere Pferde unruhig. Als wir aus einem Wald herauskamen, lag vor uns ein kleiner See. Wir versuchten hinein zu reiten, damit sich die Pferde ihre Beine kühlen konnten. Der Fuchs meiner Freundin ging langsam und behutsam durch das Wasser. Nofretete aber schnaubte und scharrte mit den Hufen. Sie war schon als Fohlen wasserscheu. Also versuchte ich sie langsam in das Wasser zu bewegen. Nach langem hin und her ging sie mit Widerwillen in den See. Anke sagte: „Endlich hat sie sich überwunden doch noch ins Wasser zu kommen“. Mir fiel auf, dass jetzt, als wir gemütlich im See standen, die Mücken nicht mehr in so großer Anzahl vorhanden waren.
Als wir weiter reiten wollten, erschrak plötzlich Ankes Pferd. Nofretete wurde ganz nervös, wollte in Windeseile aus dem Wasser heraus und galoppierte davon. Ich versuchte sie zu halten, aber es gelang mir nicht mehr. Es ging in einer wilden verwegenen Jagd über Stock und Stein quer durch den Wald. Ich überlegte fieberhaft, wie ich sie zum Anhalten bekommen könnte. Aber dieses Mal verlor ich den Kampf: Ich fiel vom Pferd und lag benommen da. Meine linke Gesichtshälfte schmerzte.
Nach einer Weile kam Anke gemächlich angeritten. Wir mussten lange laufen, bis wir zu einer Querstraße kamen. Auf der anderen Seite der Straße war eine große Weide. Das Gras dieser Weide war so grün, wie ich es bisher selten gesehen hatte. Hier fanden wir auch Nofretete, die in aller Ruhe graste. Um sie nicht zu erschrecken, näherten wir uns ihr ganz vorsichtig. Nofretete konnte nämlich so stur wie ein Muli sein. Als wir nah genug an der Stute waren, gab ich ihr ein Leckerli, das ich immer dabei hatte. Nun war die Welt wieder in Ordnung. Langsam zogen wir mit den Pferden auf die Querstraße und steigen auf. Die Pferde liefen ruhig. Die Mücken und Bremsen verscheuchten sie so gut es ging. Wir ritten durch Wälder, kamen an Wiesen vorbei, die zum Verweilen einluden und legten uns zum Träumen und Erzählen ins Gras.

Gegen Abend, als wir wieder zu Hause eintrafen, sattelten wir die Pferde ab, brachten sie in den Stall und versorgten sie. Den Rest des Abends verbrachten wir damit, meiner stets besorgten Mutter von dem Erlebnis zu erzählen. Wir waren alle froh, dass dieser Tag doch noch so einen guten Abschluss fand.

Fee, Februar 2005
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