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Alt 09.05.2009, 14:14   #1
Dimi
 
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Standard Der King

Arbeitstitel: Der King


Kapitel 1


Der Sunset Boulevard war gut besucht. Die Sonne schien krampfhaft gegen die Wolkendecke, die wohl eher in eine versiffte kleine englische Vorstadt passte, als in das für seine Sommertage bekannte Kalifornien, anzukämpfen. Er spazierte mit seinem Hund Hound Dog Richtung Downtown. Hier ein „Hi“, dort ein „Hallo, wie geht´s“ und was man sich sonst noch so Uninteressantes beim Vorbeigehen zuwirft. Man kannte ihn halt. Schließlich war er nicht irgendwer. Er war Mark Exceter. Natürlich lagen seine besten Tage schon längst hinter ihm, das wusste er, aber Hey vielleicht hatte er sich die allerbesten ja auch nur für später aufgespart. Und seien wir mal ehrlich, Gespräche auf dem Boulevard haben ungefähr genauso viel Erbauliches, wie das schauen einer Talkshow in Endlosschleife. Aber so sind sie nun mal die einfachen Menschen. Schließlich war er ja auch mal so. Ein Gleicher unter Gleichen. Einfach, einfach !
Er ging noch ein paar Schritte und hinter der nächsten Ecke warteten keine Gangster, sondern ein Raum-Zeit-Strudel der ihn aufsog und irgendwo wieder ausspuckte. Einfach so!

Dunkelheit…

Licht…

Mark öffnete die Augen um gleich einen verheerenden Schlag in Empfang zu nehmen, der ihn die Augen sofort wieder schließen lassen sollte.

Dunkelheit…

„K.O.“ hallte es in seinem Kopf nach. „Der ist fertig“, hörte er eine weit entfernte Stimme rufen. Der Schmerz und die aufkommende Schwellung lähmten ihn. Er wagte es nicht nochmals die Augen zu öffnen, aber sein Verlangen nach Klarheit war stärker und er linste durch das eitrige Dick. Zwei Gangster in einer ihm unbekannten Umgebung, mehr konnte er mit seinen lädierten Augen auf die Schnelle nicht erkennen. Wo war er gelandet und was zur Hölle wollten diese beiden schrägen Vögel von ihm. Geld hatte er keines dabei und die dumme Töle war auch nirgends zu sehen. Schlechte Voraussetzung für eine rasche Bereinigung der Situation. Da hilft nur noch Pokern.
„OK Freunde, scheint heute wohl nicht euer Glückstag zu sein“ raunte er und rappelte sich langsam hoch. Dabei bemerkte er wie sich seine beiden Gegenüber unschlüssig anschauten. Sie hatten wohl mit einer längeren Auszeit seinerseits gerechnet. Das Überraschungsmoment lag also auf seiner Seite und er konnte zwar nicht mit einem Full House in das Spiel einsteigen, aber zumindest ein verdutztes Pärchen war ihm sicher.
„Soll ich ihn wieder schlafen legen?“ fragte der Größere der Beiden.
„Aber diesmal vielleicht für mehr als 30 Sekunden“ herrschte ihn der Kleinere an.
„Dann mach deinen Scheiß doch selbst“ entgegnete der Große.
„Du bist für das Grobe zuständig und ich bin hier fürs Denken. Aber wenn der Herr sich auf einmal zu Höherem berufen fühlt, bitte. Bin nur mal gespannt wie du das Vinnie erklären willst. Oder meinst du er wird das einfach so schlucken wie einen guten Vino Rosso von Luigi, hä stupido. Oh ja, ich sehe es schon vor mir, du und Vinnie, in Badehosen an der Riviera mit einem Cocktail in der Hand. Du in Badehosen, zum Schiessen Fatso. Glaubst du wirklich…“
„Äh sorry, aber ich bin auch noch da“ unterbrach unser Held den sich immer mehr aufplusternden Kleineren der Beiden. „Ich will ja nicht unhöflich wirken, aber könnten wir das ganze hier heute noch zu einem Ende bringen?“.
„Oho, einen Komiker haben wir hier. Bist wohl ein ganz cleveres Bürschchen, was? War allerdings nicht ganz so clever von dir hier aufzutauchen als wir gerade unseren Deal abziehen wollten und jetzt sitzt du ganz schön in der Patsche. Oder was meinst du Toni?“
„Ja Joe, mächtig in der Patsche.“
„Also ich denke, dass du uns erstmal ne Erklärung schuldest. Einfach hier so aufzutauchen, so aus dem Nichts. Das macht man nicht, das ist kein feiner Zug. Ich meine, wo kommen wir denn da hin, wenn jeder irgendwo zu jeder Zeit und irgendwie einfach so auftaucht, ich meine, verstehst du? So geht das nicht. Typen wie du die machen mich krank, ihr meint nur weil ihr in euren teuren Anzügen mit euren dicken Autos und euren verwöhnten Weibern, also das euch die ganze Welt gehört. Für uns habt ihr nur Verachtung und Spott über, aber hier der Große hier, meint ihr denn der hat keine Gefühle. Klar, er sieht ein bisschen unterbelichtet aus und macht auch nicht gerade den privilegiertesten Eindruck, aber ist das ein Grund….“
„Joe ich unterbrech` dich ja nur ungern, aber…“
„Was?“
„Der Typ ist weg!“


Kapitel 2


„So was sollte nicht passieren, zumindest nicht mir. Wenn mir schon Unerklärliches widerfährt das den üblichen Naturgesetzen - mit denen ich nebenbei gesagt bisher recht zufrieden war - ein klein wenig widerspricht, warum muss ich dann ausgerechnet in eine schlechte Parodie eines Martin Scorsese Films reinplatzen. Ich hasse Scorsese. Und warum zur Hölle mache ich mir Gedanken über den Kerl, wenn ich das Verrückteste erleben durfte, seit Jesus über das Rote Meer gejoggt ist und ich mir eher Gedanken darüber machen sollte, wo ich jetzt bin.“
Langsam sickerte bei ihm die Erkenntnis durch, dass es durchaus schlechtere Ideen gab, als sich mal umzuschauen wo er sich befand. Er musterte die Umgebung und sah…
Nichts. Und dieses Nichts war ziemlich hässlich. Also, eigentlich war besagtes Nichts nicht wirklich Nichts, sondern vielmehr eine urbane, äußerst langweilige Variante davon. Mark stand inmitten diesen Nichts auf einem kleinen Hügel, von dem aus er den realen Kleinstadtalptraum eines jeden Teenagers überblicken konnte. Graue Betonbauten soweit das Auge schauen konnte, in einiger Entfernung war ein Hotel zu sehen - dass es ein Hotel sein sollte, war deutlich an den Buchstaben H-O-T-E-L zu erkennen - und direkt vor ihm, etwas unterhalb des Hügels, stand total unaufgeregt eine Tankstelle. Langsam stieg er über einen kleinen Pfad den Hügel hinab, auf die Tankstelle zu. Die Tankstelle stand immer noch total unaufgeregt da, wirkte größtenteils harmlos und Nichts schien darauf hinzudeuten, dass irgendetwas Ungewöhnliches passieren könnte. Dann geschah etwas Ungewöhnliches.

Es erschien KEIN Raum-Zeit-Strudel, der Mark einfach in eine weitere bizarre Situation teleportierte. Er sah auf die Uhr und obwohl dieselbe Zeitspanne verstrichen war wie zuvor… war er noch da. Das erschien Mark doch ein wenig ungewöhnlich. Konnte man sich denn auf gar nichts mehr verlassen? Wenn sich jetzt schon Raum-Zeit Strudel verspäteten, wo sollte das Alles noch hinführen? Mark machte die Abwesenheit des Unerklärlichen nervös, er hatte sich offenbar an das plötzliche Verschwinden und wieder Auftauchen schon gewöhnt, es schien ihm sogar ein wenig zu Fehlen. Die Nervosität legte sich erst wieder als ihm bewusst wurde, dass der Raum-Zeit-Strudel offensichtlich keinem zeitlichen Turnus unterworfen war, wodurch sich das Unerklärliche noch um die Komponente Unergründlich erweiterte.
Offenbar beruhigte ihn in diesem Fall ein Mehr an Unerklärlichkeit mehr, als ein Mehr an Kausalität. Vor ihm lag ein Meer an Fragen, auf die er bislang noch keine Antworten wusste. Trotz der damit einhergehenden Erkenntnis, dass das Unerwartete bisweilen auch tatsächlich unerwartet eintraf - was erwartungsgemäß nicht allzu häufig zu erwarten war - verspürte er dennoch den zarten Hauch einer sanften Empörung. Immerhin hatte die Episode mit den beiden Galgenvögeln nur etwa fünfzehn Minuten gedauert, sein Verweilen in der prototypischen amerikanischen Kleinstadt hielt hingegen schon mindestens 30 Minuten an. Was sollte er tun? Die Kleinstadt erkunden? Er hatte bisher noch nicht einmal die Möglichkeit gehabt etwas zu erleben. Nicht das dies in diesem urbanen Horrorszenario überhaupt möglich gewesen wäre, aber er wollte sich selbst davon überzeugen, dass es hier nichts zu erleben gab. Diesbezüglich war Mark Empirist, er vertraute nur seinen Erfahrungen. Allerdings hätte ihn die Erfahrung lehren sollen, dass erfahrungsgemäß Erfahrungen ein schlechter Ratgeber sind.


To be continued...
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