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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 27.04.2021, 22:10   #1
weiblich Alexandranna
 
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Standard Sie und Wir - Psyche junger Menschen in dieser Zeit

Sie und Wir

Die anderen sagen ihre Gedanken sind leer;
warum fühle ich das so sehr?
Immer mehr die flüchten vor der Realität,
weil es so einfach nicht mehr geht.
Rauch in der Lunge, Promille im Blut,
nur so geht es uns heut‘ noch irgendwie gut.
Sie meinen die Lehrer lassen Gnade walten,
wir können uns kaum über Wasser halten.
Jeden Tag wird der Zustand schlimmer,
davon haben sie keinen Schimmer.
Abhängigkeiten in viel zu jungem Alter,
„die Jugend von heute“ nennt es Walter,
den Schrei nach Hilfe den sehen sie nicht,
warum sind wir wohl dauerdicht?
Freiheit, ein unbekanntes Wort,
wir wollen nur noch hier fort.

Die Regierung unvorbereitet wie nie,
jeder hat den Herbst kommen sehen,
nur nicht die.
Das Gesundheitspersonal angemessen entlohnen,
das würde uns jetzt belohnen.
Aber nein, sparen wir bis zum Ende,
und wundern uns heute,
wo das Personal bleibt,
obwohl die Bezahlung noch immer nicht steigt.
Wir schwimmen verzweifelt in Richtung Rand,
die Regierung verfährt sich weiter im Sand.
So sperrt sie einfach alle ein,
so schwer kann das für uns schon nicht sein.
Suizid- und Depressionsrate sprechen Bände,
so sitzen wir hier bis zum bitteren Ende.
Aber es stört uns nicht mehr,
wir sind nur noch leer.

Wir sind die, die es nicht mehr aushalten,
während alte Leute sich in Stadt und Kirche aufhalten.
Wir müssen Alte schützen sagen sie,
ob diese das wollen, fragten sie nie.
An Corona sterben und Spaß bis zum Ende,
oder alleine warten, bis das Leben sich selbst beende?
Was ist das für ein Leben,
wird es nichts Besseres geben?
Wie lange kann es noch so weiter gehen?
Wir werden sehen.

Nie können wir tun was wir lieben,
die Verzweiflung steht uns ins Gesicht geschrieben.
Wahrheit getarnt in Witz und Lachen,
kann uns lang nicht mehr glücklich machen.
"Eines Tages hat dieser Lockdown ein Ende"
- oder ist das nur eine Legende?
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Alt 28.04.2021, 09:45   #2
männlich dr.Frankenstein
 
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Perfekt den Konflikt beobachtet um den es in Wirklichkeit geht.
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Alt 28.04.2021, 16:35   #3
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von dr.Frankenstein Beitrag anzeigen
Perfekt den Konflikt beobachtet um den es in Wirklichkeit geht.
Da bin ich ganz anderer Meinung. Es ist wieder mal einer dieser Jammertexte, der nur eine Perspektive kennt, nämlich die eigene. Die Erklärungen sind einfach und die Erwartungen bekannt: Schuld sind die rücksichtslosen Alten und die unfähigen Regierungsmitglieder. Ja, ja, die Regierung spart das Glück der Jugend kaputt ... derweil der Finanzminister das Geld in hohem Bogen zum Fenster rausschmeißt und gerade jene Mitbürger, die nicht mehr in die Schule oder in die Uni gehen, sondern arbeiten und Steuern abdrücken, demnächst noch höhere Steuern werden zahlen müssen, um diese staatliche Freigebigkeit zu finanzieren.

Zum Glück gibt es aber auch Jugendliche, die nicht in einem übersteigerten Anspruchsdenken herumjammern, sondern versuchen, ihre Probleme selbst zu lösen und ihren Lebensalltag zufriedenstellend zu gestalten. Die warten nicht, bis ihnen jemand eine Wagenladung Pampers vor die Tür stellt.
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Alt 28.04.2021, 17:16   #4
weiblich DieSilbermöwe
 
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Hallo Alexandranna,

guter Text, mir gefällt er. Reimtechnisch könnte er natürlich besser sein, aber etwas Rhythmus hat er schon.

Ich sehe ihn keineswegs als Jammertext. Junge Leute habe ich übrigens in dieser Pandemie noch gar nicht jammern hören, und ich sehe viele Jugendliche auf dem Weg zur Arbeit.

Zitat:
.Das Gesundheitspersonal angemessen entlohnen,
das würde uns jetzt belohnen.
Aber nein, sparen wir bis zum Ende,
und wundern uns heute,
wo das Personal bleibt,
obwohl die Bezahlung noch immer nicht steigt.
So ist es... Ich wundere mich allerdings nicht über die Aussteiger, sondern über diejenigen, die immer noch trotz der miesen Bezahlung weiter arbeiten. Ich hoffe, sie melden endlich mal Ansprüche auf Gehaltserhöhung an, wenn die Pandemie vorbei ist und sie Kraft für so etwas haben.

Zitat:
. Freiheit, ein unbekanntes Wort,
wir wollen nur noch hier fort.
Zitat:
. Nie können wir tun was wir lieben,
die Verzweiflung steht uns ins Gesicht geschrieben.
Stimmt, diejenigen, die jetzt jung sind, werden um ihre Jugend betrogen. Gut zusammengefasst..

Dass die Psyche junger Menschen im Lockdown leidet, sagen auch Psychologen, aber so etwas verhallt immer fast ungehört. Ist ja nicht so wichtig...

Das hier:
Zitat:
Wir müssen Alte schützen sagen sie,
ob diese das wollen, fragten sie nie.
An Corona sterben und Spaß bis zum Ende,
oder alleine warten, bis das Leben sich selbst beende?
ist zu dick aufgetragen, das würde ich streichen. Manche Alten kann man nicht mehr fragen, wenn sie z. B. an Demenz leiden und ich denke, niemand will an Corona sterben - auch wenn man ihn nicht fragt.

Viele Grüße
DieSilbermöwe
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Alt 28.04.2021, 18:14   #5
männlich dr.Frankenstein
 
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Achso wahrscheinlich war ich zu unausführlich mit meiner Antwort. Der Konsens der Weltpholosiphie der von der westlichen Welt gelehrt wird, ist ja Erfolg haben und, oder Intellektuell sein. Natürlich steht Erfolg an erster Stelle, der Rausch, das Gewinnen die Leere danach.
Und die Leere gleich zu spüren oder sich lieber einfacher berauschen als durch Erfolg, sind das intuitiv viel einfachere Mittel.
Und jetzt kommt ja durch dieses Szenario das wir erleben ein Wandel, in dem das ganz einfache Sein in den Mittelpunkt tritt, nicht das Rauschhafte, das Erfolgreiche.
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Alt 28.04.2021, 19:53   #6
männlich Heinz
 
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Hallo Alexandranna,
es ist schon ein ganz verwegenes Unterfangen, die Psyche junger Menschen unserer Zeit zu analysieren und die Ergebnisse in einem Gedicht zu verarbeiten.
Dass Du die psychische Befindlichkeit einiger junger Menschen in Deinem Lamento zu beschreiben versuchst, hört man heraus. Aber das ganze Ding leidet darunter, dass es sehr einseitig und die Wirklichkeit entstellend ist.
Ich kenne eine Menge junger Menschen, deren Lungen frei von Rauch, in deren Blut man vergeblich nach Promillewerten suchen würde.
Du fragst: "Warum sind wir wohl dauerdicht?" Das "wir" verrät Deine Absicht, nämlich die, dass Du den Anspruch hast, für die Jugendlichen zu sprechen.
Da ich ein bekennender Goethe-Fan bin, erspare ich mir weitere Versuche, Dich eines Besseren zu belehren. Ich überlasse es ihm, Dir ein paar Verse ins Stammbuch zu schreiben:

Feiger Gedanken
Bängliches Schwanken,
Weibisches Zagen,
Ängstliches Klagen
Wendet kein Elend,
Macht dich nicht frei.

Allen Gewalten
Zum Trutz sich erhalten,
Nimmer sich beugen,
Kräftig sich zeigen,
Rufet die Arme
Der Götter herbei!

Mit besten Grüßen und großem Vertrauen in die Mehrzahl der jungen Menschen,
Heinz
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Alt 29.04.2021, 07:17   #7
weiblich DieSilbermöwe
 
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Zitat:
. Und jetzt kommt ja durch dieses Szenario das wir erleben ein Wandel, in dem das ganz einfache Sein in den Mittelpunkt tritt, nicht das Rauschhafte, das Erfolgreiche
Hallo Frankie,

das ist faszinierend philosophisch zusammengefasst und trifft den Kern. Heutzutage kann man machen, was man will, in einigen Sparten kann man gar nicht mehr erfolgreich sein. Man kann eben nur noch sein.

LG DieSilbermöwe
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Alt 29.04.2021, 11:59   #8
männlich ganter
 
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Alexandranna,

Psyche junger Menschen,
alten Menschen scheint sie klar.

Altkluge und jungnaive
Menschen der verschiedensten Art.

Man sollte sie nicht über einen Kamm scheren!

-ganter-
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Alt 29.04.2021, 12:46   #9
weiblich Ilka-Maria
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Es wäre sicherlich von Vorteil, nicht ständig Jugend und Alter voneinander abzugrenzen. Das sind künstlich geschaffene Abschnitte, die in der Medizin und Psychoanalyse hilfreich sein können, aber nicht im realen Leben, das auf der Zeit mitfließt, ohne auf natürliche Weise in Abschnitte gegliedert zu sein. Die Reifeprozesse finden ohne Übergänge statt, und Zäsuren sind allenfalls von Schicksalsschlägen bestimmt. Der Mensch ist so jung und so alt, wie er an Jahren ist, d.h., er zieht die Kindheit und Jugend nicht einfach mit den zu klein gewordenen Kleidungsstücken aus. Weshalb auch? Er ist nackt geboren und wird nackt aus dem Leben scheiden.

Der Schriftsteller Adolf Muschg (87) hat das in einem Interview (Schweizer Fernsehen, April 2021) treffend kommentiert:

"Herr Muschg, wenn Sie zurückblicken: War es ein gutes Leben?"

„Es ist interessant, dass Sie sagen: zurückblicken. Es ist komischerweise nicht so, dass ich das Gefühl von Länge habe, sondern von unterschiedlicher Präsenz in der Zeit. Je älter ich werde , desto klarer und transparenter scheint mir die Kindheit. Und sie wird auch wichtiger, weil da die Mosaiksteine gelegt wurden, sozusagen mein Spielzeug, mit dem ich mich ein Leben lang beschäftigt habe. Die Zeit, das Zeitgefühl geht im Rückblick, in Sprüngen. Es gibt hochintensive Perioden, die ich in Erinnerung habe, fast von Minute zu Minute, sowie in der Klarheit von Träumen. Und anderem: reinen Öden oder Wüsten - jedenfalls sind sie nicht beschrieben. Bevor wir von Lebenskunst reden, was ja nach Schiller die schwierigste und größte der Künste ist, beschäftigt sie sich eigentlich genau mit diesen Zusammenhängen, nach meiner Erfahrung nämlich damit, dass die Zeit in der wir leben, für uns ungleich ist und dass die historische Zeit – von Katastrophen, Krieg und Kriegsende abgesehen - keine Rolle spielt, oder fast keine. Man ist ein Darsteller in verschiedenen Szenerien, und die Szenerien im Alter werden weniger wichtig. Wichtiger wird das, was man daraus gemacht hat oder was einem davon geblieben ist. Das Gedächtnis ist hoch selektiv. Natürlich ist es auch ein Betrüger, es versucht zu schummeln, sonst brauchte man keine Psychoanalyse. Aber ein langes Leben … das Gefühl habe ich überhaupt nicht. Ich bin einfach da – noch.“

(Der Lesbarkeit wegen leicht gekürzt und geglättet.)

Original:
https://www.youtube.com/watch?v=RtF6qsFcmuw
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Alt 29.04.2021, 14:40   #10
männlich dr.Frankenstein
 
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Dem wiederspreche ich, mit einem anderen Zitat: "Neue Erkenntnisse aus der Entwicklungspsychologie und den Neurowissenschaften konnten zeigen, dass es während der Adoleszenz zu einer grundlegenden Reorganisation des Gehirns kommt. In der postnatalen Hirnentwicklung wird zuerst das Maximum der Dichte der grauen Substanz im primären sensomotorischen Kortex erreicht, wohingegen der präfrontale Kortex zuletzt reift. Demgegenüber entwickeln sich subkortikale Hirnareale – insbesondere das limbische System sowie das Belohnungssystem – früher, so dass in der Adoleszenz ein Ungleichgewicht zwischen reiferen subkortikalen und unreiferen präfrontalen Hirnstrukturen besteht. Dies könnte im Zusammenhang mit dem Auftreten von adoleszenztypischen Verhaltensweisen stehen, wie beispielsweise risikoreichen Entscheidungen."
Man könnte noch zur Reorganisation vor der Jugend gehen und dem Traumhaften Dasein der Kindheit in totaler Vernetzung, die ungefähr mit 7 ihr Ende findet.

Quelle des Zitat: https://www.aerzteblatt.de/archiv/14...der-Adoleszenz

Im Präfrontalen Kortex sind übrigens auch die Gewohnheitsregulierungen, wenn man sich z. B. Das Rauchen abgewöhnt bleiben die Regularien, aber man lernt sie nicht so ernst zu nehmen. Ältere Menschen sind oft in ihren gewohnten Welten gefangen, außer sie haben sich viel abgewöhnt. Meist reicht eine Sache, um zu erkennen das das System zu überlisten ist.
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Alt 29.04.2021, 15:02   #11
weiblich Ilka-Maria
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Tja, Frankenstein, aber das ist kein Widerspruch, sondern eine Bestätigung. Es ist ein Entwicklungsprozess, keine Zäsur, und der verläuft bei jedem Menschen in anderen Zeitspannen. Außerdem weiß niemand, von wann bis wann genau die Adoleszenz festzumachen ist. Die Grenze, die man früher zur Pubertät zog, gilt längst nicht mehr. Für die moderne Entwicklungspsychologie ist die Pubertät kein Vorstadium zur Adoleszenz mehr, sondern sie bildet mit ihr eine Einheit. Man vergisst ja nicht, weil man erwachsen geworden ist, die gesamte Kindheit und Jugend. Sie ist immer gegenwärtig, weil sie nachwirkt. Ihr hat das Gehirn seine Verschaltungen zu verdanken.

Davon abgesehen geht es Muschg nicht um die wissenschaftstheoretischen Instrumente der Psychologie und Soziologie, sondern darum, wie sich für ihn sein Leben bzw. die von ihm erlebte Zeit anfühlt. Es geht also um seine persönliche Wahrnehmung. Diese deckt sich mit vielen Aussagen anderer Menschen, die ich bereits gehört habe, dass sie sich nämlich auch mit 60 oder 70 Jahren nicht alt fühlen, sondern nicht anders als in ihren jüngeren Jahren. Sie sind - wie Muschg sagt - einfach da. Eine Erkenntnis, die ich selbst bereits hatte, bevor ich dieses Interview kannte.
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Alt 03.06.2021, 18:09   #12
weiblich Alexandranna
 
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Es ist wieder mal einer dieser Jammertexte, der nur eine Perspektive kennt, nämlich die eigene.

... derweil der Finanzminister das Geld in hohem Bogen zum Fenster rausschmeißt und gerade jene Mitbürger, die nicht mehr in die Schule oder in die Uni gehen, sondern arbeiten und Steuern abdrücken, demnächst noch höhere Steuern werden zahlen müssen, um diese staatliche Freigebigkeit zu finanzieren.

Zum Glück gibt es aber auch Jugendliche, die nicht in einem übersteigerten Anspruchsdenken herumjammern, sondern versuchen, ihre Probleme selbst zu lösen und ihren Lebensalltag zufriedenstellend zu gestalten. Die warten nicht, bis ihnen jemand eine Wagenladung Pampers vor die Tür stellt.
Der Text SOLLTE aus dieser Perspektive verfasst sein, sich selbst zu widersprechen wäre wohl kaum zielführend. Es ist nun mal Tatsache, dass es vielen Menschen derzeit so geht. Die Illusion, alle Menschen einer bestimmten Gruppe repräsentieren zu können ist unmöglich und sollte in diesem Text auch nicht erreicht werden. Die Studien zur psychischen Situation besonders junger Menschen sowie zum steigenden Alkoholkonsum stützen aber das Gesamtbild.

Beim nächsten Absatz stimme ich voll und ganz zu, ich kann nur nicht erkennen, warum Sie dabei differenzieren. Menschen in der Ausbildung sind die Steuerzahler von morgen. Wenn Sie denken, dass junge Menschen von der zukünftigen hohen Steuerlast unbeeindruckt sind, dann liegen sie falsch. Einige wird es geben, aber viele sind sich den kommenden Problemen sehr wohl bewusst.

Den letzten Absatz des Zitats kann ich nicht ganz nachvollziehen. Wollen Sie sagen, dass "gute" Jugendliche niemandem von Dingen, die sie beschäftigen, erzählen sollen? Dürfen sie keine Schwäche zeigen?
Ihre Einteilung in die Gruppe der Jammernden, Abhängigen und der souveränen Lösungsfinder halte ich persönlich für höchst einfältig.


Zum Ende möchte ich noch betonen, dass es sich oben nur um einen Text handelt. Es ist nur ein Haufen Wörter, den ich mir eines Abends von der Seele geschrieben habe. Wenn Sie sich dadurch besser fühlen, mich als problemlösungsunfähigen, jammernden Versager darzustellen, dann bitte, meinetwegen.
Aber falls Sie wirklich glauben, dass es Jugendliche gibt, die keine Probleme oder schwierigen Phasen, besonders jetzt, durchleben, dann bin ich sehr froh für Sie, sie müssen in Ihrer Jugend wohl viel Glück gehabt haben.

Danke für das Feedback!

Herzlichst,
Alexandranna
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Alt 03.06.2021, 18:17   #13
weiblich Alexandranna
 
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Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
Hallo Alexandranna,

guter Text, mir gefällt er. Reimtechnisch könnte er natürlich besser sein, aber etwas Rhythmus hat er schon.

So ist es... Ich wundere mich allerdings nicht über die Aussteiger, sondern über diejenigen, die immer noch trotz der miesen Bezahlung weiter arbeiten. Ich hoffe, sie melden endlich mal Ansprüche auf Gehaltserhöhung an, wenn die Pandemie vorbei ist und sie Kraft für so etwas haben.

Das hier:


ist zu dick aufgetragen, das würde ich streichen. Manche Alten kann man nicht mehr fragen, wenn sie z. B. an Demenz leiden und ich denke, niemand will an Corona sterben - auch wenn man ihn nicht fragt.

Viele Grüße
DieSilbermöwe
Danke für das Feedback!

Weil es mein erster Text war, ist das Reimschema sicherlich ausbaufähig.

Ich denke nicht, dass sich nach der Pandemie so viel an der Bezahlung ändern wird. Immerhin wäre jetzt, wo das Gesundheitspersonal mehr im Mittelpunkt steht, die beste Chance. Das Problem ist, dass sie niemals streiken würden, alleine deshalb, weil viele der Menschen im Gesundheitssektor keine Zeit dafür hätten und sie niemals Patienten durch einen Streik gefährden würden. Manche Menschen sind fast zu hilfsbereit. Solange aber noch so viele mitmachen, wird dieser Teufelskreis leider weitergehen.

Ja, der letzte Absatz ist sicherlich nicht repräsentativ. Ich habe ihn nur aufgrund von Aussagen einiger älterer Menschen in meinem eigenen Umfeld verfasst. Natürlich kann man diese Meinung nicht auf alle anwenden. Menschen in einen Topf zu werfen funktioniert sowieso äußerst selten.

Schönen Abend!
Alexandranna
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Alt 03.06.2021, 18:23   #14
weiblich Alexandranna
 
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
es ist schon ein ganz verwegenes Unterfangen, die Psyche junger Menschen unserer Zeit zu analysieren und die Ergebnisse in einem Gedicht zu verarbeiten.
Dass Du die psychische Befindlichkeit einiger junger Menschen in Deinem Lamento zu beschreiben versuchst, hört man heraus. Aber das ganze Ding leidet darunter, dass es sehr einseitig und die Wirklichkeit entstellend ist.
Heinz
Danke für das Feedback!

Mein Text sollte etwas Vanitas-artiges haben, deshalb die Schwarzmalerei. Es war nie mein Ziel, für alle Jugendlichen zu sprechen. Viele Menschen in einen Topf zu werfen funktioniert ja bekanntlich nur selten. Ich habe nur versucht einige (Negativ)entwicklungen zu thematisieren. Dass diese bei weitem nicht alle jungen Menschen betreffen sei dahingestellt.

Danke für die Zitate!

Schönen Abend!
Alexandranna
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Alt 03.06.2021, 18:32   #15
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Alexandranna Beitrag anzeigen
Sie, sie müssen in Ihrer Jugend wohl viel Glück gehabt haben.
In der Tat, das hatte ich - aber erst nach meinem 21. Lebensjahr, denn damals hatte man das Pech, erst dann volljährig zu sein. Mein Glück bestand darin, auch samstags sechs Stunden in die Schule gehen zu dürfen, und zweimal pro Woche nachmittags Unterricht zu haben. Lehrer und Eltern scherten sich nicht darum, ob ihre Kinder mit dem Lernstoff überfordert waren, und es fragte auch niemand, ob mehrere Lehrer zufällig für den gleichen Tag ihre Prüfungsarbeiten terminiert hatten. Verhandlungsbasis null, sondern lernen, bis die Schwarte knackte. Und das war noch lange nicht Gymnasiusniveau, sondern erst Realschule. Uns hat auch niemand im Auto irgendwohin geschaukelt und wieder abgeholt, man musste zu Fuß gehen, mein Schulweg dauerte die Kleinigkeit von 40 Minuten.

Es hat auch niemand danach gefragt, wie wir mit der Psyche unserer Eltern umgehen konnten, die immerhin vier Jahre Krieg und Flucht oder Vertreibung hinter sich hatten und davon zutiefst traumatisert waren.

Dann wurde ich in einen Beruf gepresst, den ich nicht erlernen wollte, aber darüber bestimmten die Eltern - nicht nur bei mir, das war damals einfach so. Gearbeitet wurde in der Firma übrigens auch samstags, und Urlaub gab es vier Wochen pro Jahr, das war's. Wer krank wurde, musste zum Vertrauensarzt, und dann gab es Karenzzeiten, in denen der Lohn gekürzt wurde.

Heiraten sollte damals gut überlegt sein, denn eine Frau hatte ihrem Mann zu parieren. Sie durfte kein eigenes Bankkonto haben und nur mit seiner Genehmigung arbeiten gehen.

So ungefähr sah meine Jugend aus. Richtig gut ging es mir, nachdem ich das alles abgeschüttelt hatte und über mein Leben selbst bestimmen konnte. Seitdem habe ich keine Sorgen, wenn mal schlechte Zeiten kommen, weil ich weiß, was ich kann und wie ich durchkomme. Vor allem muss ich mir von niemandem sagen lassen, wie ich es mache.

Das nur nebenbei.

Das Gedicht hat mit Philosophie überhaupt nichts zu tun, es reißt nicht ein einziges philosophisches Thema an. Es gehört in die Rubrik "Zeitgeschehen und Gesellschaft". Ein Jammergedicht bleibt es für mich trotzdem, und zwar so lange, wie wir unseren Elektronikdreck an Jugendliche in Afrika "outsourcen", die keine dreißig Jahre alt werden, weil sie an dem Gift verrecken. Damit Leute wie du, ich und noch einige andere hier an ihrem Computer sitzen und mit einem Smartphone durch die Gegend laufen können. Vielleicht schreibt mal jemand über die Kindheit und Jugend der Menschen in der Welt ein Gedicht, die wir mit unserem Dreck zuschütten und die damit kaum genug Geld zusammenkratzen, um sich täglich etwas zu essen kaufen zu können. Ja, ja, unserer Jugend in Deutschland geht es wirklich krotzig! Aber laut Albert Einstein ist alles relativ.

Sorry, vielleicht sehe ich das zu hart, aber einseitige und völlig übertriebene Texte wie dieser machen mich einfach nur zornig. Allerdings passt er in die heutige ichhafte Zeit, in der jeder Mensch nur noch um sich selbst zu kreisen scheint. Man spricht nicht ohne Grund von der "narzisstischen Gesellschaft".

Du könntest mal darüber nachdenken, ob die Sauferei bei der Jugend - zunehmend auch bei den Frauen - weniger mit Covid-19 als vielmehr mit dem überbordenden Kapitalismus und der Emanzipation zu tun hat, weil jeder nämlich an alles nach Belieben herankommt und quasi jedes Tabu weggewischt worden ist. Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass Alkohol in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern zu preisgünstig ist. Drogenprobleme gab es nämlich schon vor Covid-19, Lokalschließungen und Heimunterricht.

Auch dieser Satz wäre zu überdenbken:
Zitat:
Solange aber noch so viele mitmachen, wird dieser Teufelskreis leider weitergehen.
Es hat noch nie ausreichend Pflegepersonal gegeben, und es wird immer weniger. Immer mehr Pfleger und Pflegerinnen steigen aus. Unser Gesundheitsminister versucht deshalb permanent, Kräfte aus dem Ausland anzuwerben. So sieht die Realität aus. Mit der Bezahlung allein hat es nichts zu tun, dass sich immer mehr Pflegekräfte abwenden, sondern mit der mangelnden Anerkennung des Berufs.
__________________

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Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.06.2021, 18:53   #16
männlich Ex-Ralfchen
abgemeldet
 
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Beiträge: 17.302

ich halte mich mit kritik seit geraumer zeit zurück. aber es erstaunt mich immer wieder wie manche Mitglieder von poetry die schlechtesten texte inhaltlich offenbar völlig missverstehen. Ilka und auch Heinz sind es die einzig und allein diese so leicht + tatsächlich erkennbare katastrophale Misskonzeption des Textes analysiert haben. was an diesem Stück unzusammenhängendem Wortschwall "als guter Text" (Silbermöwe) empfunden werden kann ist mir ein Rätsel.

Geändert von Ex-Ralfchen (03.06.2021 um 20:40 Uhr)
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corona, generationenkonflikt, psyche



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