Vater unbekannt.

[AlteLyrikerin]

Ich weiß nicht, wer Du warst,
bevor wir wurden.

Von Untertage brachtest Du
täglich ein wenig Holz
und von dem schwärzen Männlein
eine Geschichte mit.

Als wir, altklug und sträflich dumm,
die Koboldmärchen
nicht mehr glaubten,
wurdest Du gänzlich stumm.

Du dientest jenem Führer,
den ich stets Mörder nannte,
in fernen Ländern als Soldat.
Doch nie erzähltest du davon.

Du wolltest nirgendwo mehr hin.
Der Garten hinterm Häuschen
war Sehnsuchtsort und weit genug.

Den Kaninchen und den Hunden
warst Du eng verbunden, denn sie
haben Dich nichts gefragt.

[Schreibfan]

Also mich beruehrt das Gedicht. Insbesondere auch aufgrund des Titels, denn offensichtlich ist der Vater biologisch betrachtet ja nicht unbekannt. Aber das Seelenwesen schon. So ging es sicher vielen der Kriegskindergeneration, die ihren Vater erst mit Kriegstraumata kennenlernten.
Lg Schreibfan

[AlteLyrikerin]

Hallo Schreibfan,

herzlichen Dank für Deine Rückmeldung. Gerade um die Generation der traumatisierten Kriegsväter geht es mir. Wenn aktuell in rechten Kreisen die Geschichte wieder umgelogen wird, dann muss es auch widersprechende Texte geben, die z.B. darüber erzählen, wie Kriegsgreuel noch in späteren Generationen nachwirken.
Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.