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Fantasy, Magie und Religion Gedichte über Religion, Mythologie, Magie, Zauber und Fantasy.

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Alt 11.01.2014, 20:47   #1
weiblich Merith
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Standard Wie entstand Sprache ?

Sprachwissenschaftlicher haben herausgefunden, dass der Urmensch , der sog. "Menaffe" , dessen Kehlkopf und Hörvermögen erst ansatzweise entwickelt waren, sich mit Hilfe von Gesten und Gebärden, durch Mimik und später auch durch Interjektionen auszudrücken vermochte. Es war eine Art "Erstsprache" der Menschheit überhaupt und die einzige mögliche Kommunikation.
Im Mittelpunkt dieser Verständigungsart stand das Zeichengeben mit den Händen. Für Grundbedürfnisse wie Essen und Trinken wurden die Hände mit einer schöpfenden Bewegung zum Munde geführt. Der Wunsch nach Schlaf äußerte sich im Bedecken des Gesichts mit den Händen. Schütteln oder Nicken mit dem Kopf entwickelten sich zum gebräuchlichen Zeichen für Zustimmung oder Verneinung.
erst viel später wurde emotionelles Äußern in Form von Interjektionen in diese "Ursprache" übernommen. Schmerz und Angst äußerten sich in langgezogenen , aufeinanderfolgende Vokalreihen wie aaaaaaaaaaa oder uuiuuiuui, Nachahmungen von Tierlauten wie z.B. das Zischen einer Schlange diente der Warnung vor Gefahr, der kehlige , krächzende Ruf eines Raubvogels galt als Hilfeschrei.
eine Verschriftung dieser Laut- und Gebärdensprache konnte im herkömmlichen Sinn natürlich nicht erfolgen. Wissenschaftler aber gehen mit Recht davon aus , dass gewisse Schriftzeichen , z.B. ähnlich unserem jetzigen A , in Baumrinde eingeschnitten, dazu dienten, umherirrenden Menaffen die Nähe einer Behausung zu signalisieren. Natur- und Verhaltensforscher fanden nämlich heraus, dass sich der sog. Menaffe ausnahmslos im Schutz der Wälder ansiedelte und sehr bald "Familiengruppen" bildete. Dieses Vorgehen diente der Überlebensstrategie und war bereits von erstaunlichem sozialen Empfinden geprägt. Jede Familiengruppe nahm junge oder kranke Menaffen in ihren Verbund auf und sorgten so lange für sie , bis diese eine neue Familiengruppe bildeten oder starben.
In Susan Schallers Buch "Ein Leben ohne Worte" wird von der Sprache als Revolution , als Offenbarung gesprochen. Die Autorin berichtet auf eindrucksvolle Weise von einem Taubstummen, "der die Sprache sehen lernt" -
in einer Welt ohne Sprache.
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Alt 13.01.2014, 15:24   #2
Thing
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Standard Hallo, Merith -

Ein hochinteressanter und zu Recht gelobter Vortrag!
Es gibt ja ungeheuer viel Fachliteratur über dieses Gebiet, aber dieser Aufschluß ist schon sehr informativ (und gut geschrieben! Alle Hochachtung!).

Ich gehe später noch einmal darauf ein, ausführlich.
Aber daß sich noch niemand gemeldet hat, erstaunt mich.


Lieben Gruß
von
Thing
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Alt 14.01.2014, 02:02   #3
weiblich Merith
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Lieber Thing,

dein Lob erfreut mich weit mehr als die positive Zensur meines Studienleiters.
Die "Hausaufgabe" war harte Arbeit, denn im Grunde fehlt ihr ja jede wissenschaftliche Basis - wenn du so willst, eine gelungene Niederschrift aus einem Zusammenspiel von Fantasie , Logik, folgerichtigen Erkenntnissen und ein bisschen Anatomie .
Ich stand mit meinem Studienleiter in gutem brieflichen Kontakt und gestand ihm, dass ich keinen Spaß beim Schreiben hatte, am ehesten wohl eine verbissene Freude. Er gab mi Recht: "Schreiben macht nicht sehr viel Spaß. Spaß macht allein das Ergebnis".
Heute sehe ich das anders, mir macht das Schreiben schon vor dem Ergebnis Freude, wohl auch sicher deswegen, weil ich keinem Zwang mehr unterliege.
Du schreibst, dass es mannigfaltige Literatur zu diesem Thema gibt, kannst du mir ein Buch empfehlen, das nicht sehr beschwerlich ist ?
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Alt 14.01.2014, 16:23   #4
Thing
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Standard Liebe Merith -

ich habe schon immer gern geschrieben. Das kommt sicher daher, daß ich schon als Kind eine sog. Leseratte war. Brüder und Schwestern waren gesellig, meine Gesellen waren Bücher.

Ich will nicht angeben, aber auch ich bin stolz auf eine Arbeit, die ich (gern und zum Glück nicht unter großem Zeitdruck) über das Thema Euthanasie schrieb/schreiben mußte (im Zug einer Ausbildung zum Hospizreferenten).

Zurück zur Sprache:
Henne oder Ei?
Zuerst das ausgebildete Sprechwerkzeug? Zuerst Lautgeben?
Nun, ich denke, es ist eine reziproke Entwicklung im Lauf der Sprechevolution gewesen.
Heraus aus der reinen Gestik, hin zur Artikulation.
Aber wem sage ich das?
Ich selbst habe kein sozusagen spezielles Buch über die Entwicklung der Sprache, ich habe mir mein (Halb-)Wissen nach und nach aus Fachorganen zusammengetragen.
Fasziniert. Und diese Faszination hat mich nie mehr verlassen.

Das größte Wunder und stetiges Entzücken für mich ist die Parallelentwicklung von Sprache und Schrift.
Nicht nur in praktischer Hinsicht (wo der Laut versagt, hilft der Buchstabe).
Vor allem in Hinsicht darauf, wie sich beide vollausgebildet zu unglaublichen Höhen emporschwingen können.
(Und wie verletzlich sie auf der anderen Seite sind).

Vorläufig:

Intensive Grüße
von
Thing

Thing
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Alt 15.01.2014, 01:55   #5
weiblich Merith
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Lieber Thing,

du hast mir so viel neues Gedankengut beschert , das seine Zeit braucht, um "ausgedacht" zu werden: ich bin mir sicher, dass du Verständnis dafür hast, wenn ich dir nicht vorschnell antworte; so viele fragen lauern auf eine Antwort.
Auch ich bin in einer lesenden Familie groß geworden, habe mit 13 J. begonnen, ein Tagebuch zu führen und meine ersten Herz-Schmerz-Reime niedergeschrieben.
Das "Büchererbe" unserer Eltern haben sich meine Zwillingsschwester und ich redlich geteilt, mir fielen Heinrich Heines "sämtliche Werke " zu, ein Buch, von einem Gummiband zusammen gehalten, der Buchrücken aufgelöst, viele Seiten lose, vergilbt, der Geruch nach Schimmel, Keller etc. tun ihr übriges und machen es zu einem Schatz. Ein Rätsel mir, wie dieses Buch 11 Umzüge, Auslandsaufenthalte und Entrümpelungen überstehen konnte, um heute hässlich-herrlich in meinem Bücherregal zu stehen.
Warum lieber Thing sollte man nicht stolz sein dürfen auf
etwas Gelungenes ?

Herzlich-liebe Grüße

Merith
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Alt 15.01.2014, 09:55   #6
Thing
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Standard Liebe Merith -

laß Dir Zeit.
Wir schreiben ja nicht über ein 08/15 - Thema!


Herzlichen Gruß
von
Thing
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Alt 18.01.2014, 01:48   #7
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Henne oder Ei ?
Wie lange und immer wieder denke ich darüber nach.
Ich werde mich wohl auch mit der wechselseitigen Entwicklung der menschlichen Anatomie und der beschriebenen Lauterzeugung zufrieden geben müssen.
Retrospektiv sehe ich, angeregt durch deine Erkenntnis einer möglichen Parallelentwicklung von Sprache und Schrift , dass ich der Schrift in meiner "Hausaufgabe" nicht genügend Wertigkeit eingeräumt habe.
Was wäre Sprache ohne Schrift , ohne die Möglichkeit , Gedanken und Gefühle unsterblich zu machen ?
"Das Buch - Diener der Menschheit" ?

Papier ist geduldig, ja es duldet und erduldet unsere Emotionen in Gedichte, Märchen und Romane verpackt.
Ich habe wieder mein zerfleddertes Heine-Buch in Händen - es hat gelitten, aber der Inhalt ist unsterblich. Heinrich Heine wird im Vorwort als gottbegnadeter Poet bezeichnet - was wäre er ohne Schrift, er, der gottbegnadete Meister der Sprache ?
Und so drängt sich mir - wieder einmal - die Frage auf "ist Schrift wichtiger als Sprache (Sprechen ?) ?"
Vielleicht sollte ich das Grübeln lassen und mich an deiner Überzeugung freuen, die einem Gedicht gleichkommt ......."vor allem in Hinsicht darauf, wie sich beide, vollausgebildet zu unglaublichen Höhen empor schwingen können ... "
Beim Lesen und Blättern in meinem "Kleinod" fand ich Thor, Thal, Thräne, bethören, That und zu m e i n e m Entzücken

Schönstes Mädchen
wüsche lächelnd
ihr Gesicht mit meiner Welle

und das Wort "Moderne Weltgesittung" -

Warum blieb wohl z.B. in Theater, These, Thema etc. das "h" erhalten ?

Lieber Thing, danke für dein Interesse und dein "Mitgegrübel" (könnte beinahe aus dem Sprachschatz von Heinrich Heine sein
Einen guten Sonntag wünscht dir

Merith
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Alt 18.01.2014, 09:54   #8
Thing
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Standard Liebe Merith -

Zitat:
Warum blieb wohl z.B. in Theater, These, Thema etc. das "h" erhalten
Weil sein Ursprung im griechischen Theta (θῆτα) und nicht im Tau (ταῦ) liegt.

Herzlichen Gruß
von
Thing
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