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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft.

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Alt 31.05.2008, 23:28   #1
Utopia
 
Dabei seit: 05/2008
Beiträge: 3

Standard Zwei Seelen in meinem Körper

Zwei Seelen in meinem Körper.
Zwei Seelen sind immer spürbar.
Zwei Kräfte kratzen und beißen.
Zwei Kräfte wollen zerreißen.

Ich habe mich gebissen,
Das Innere zerrissen.
Ich würde gerne fliehen,
In mir stetiges Ziehen.

Ein Pfeil hat mich getroffen.
Eine Hälfte in mir ersoffen.
Die andere steht und sieht,
Denn sie wird so stark geliebt.

Die Geschichte nimmt hier ihren Lauf.
Gefühle der Liebe steigen auf,
Die Küsse retten meine Seele.
Kein Ziehen mehr in meiner Kehle.
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Alt 01.06.2008, 10:53   #2
Grob
 
Dabei seit: 05/2008
Beiträge: 45

Tja, also, allgemein interessiert es mich nicht, wie abgegriffen etwas ist, aber dass man eines der bekanntesten Faust-Zitate - "Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust" - in ähnlicher Form als Titel und Eröffnungszeile verwendet, ist nun gar nicht mein Fall - wenn das eine Hommage sein soll, finde ich es ebenfalls nicht allzu gelungen, weil der Spruch im Faust für was anderes steht...

OK, aber zur Form: Es liegt kein einheitliches Metrum vor, wenn nicht unerwartet Daktylen aus dem Gesamtbild purzeln, ist es weitgehend trochäisch...
Der Reim ist unregelmäßig, gerade dass du das erste Verspaar völlig ungereimt stehen gelassen hast, hat mich verwirrt. Welchen Sinn die Assonanz in der dritten Strophe hat, konnte ich mir bisher noch nicht erklären.
Gehen wir mal auf das Wortgeflecht ein. Unpassend finde ich:
"spürbar"Z2 - was soll mir das sagen? Ist es gut oder schlecht? Wird später erklärt, diese Zeile allerdings ist völlig überflüssig.
"ersoffen"Z10 - ein Pfeil ersäuft? Unterwerfe dich nicht dem Reim, sondern nutze ihn.
Tja, ich merke, ich gehe hier kreuz und quer durch das Gedicht, bevor ich mich jetzt in - für mich - störenden Details verliere, lieber ein Gesamtbild:
Um die Gedankenblitze, die du offensichtlich aufglimmen lassen wolltest, wirken zu lassen, muss viel mehr mit der Sprache gearbeitet werden - da sind keine Ausrufe, kein Rhythmus, ich seh nicht einmal ein Ziel, auf das die Gedanken zutreiben, es sind alles viel zu vage und bildarme Beschreibungen, die in Prosa stehen könnten, zudem für mich wenig Innovatives enthalten. Dann ist da das Motiv: Ich verstehe nicht, was du mit den Seelen willst. Irgendwo ist irgendwas mit dir passiert, dass du zwiegespalten (stimmt das?) bist, und nun leidest du, dann kommt ein "Pfeil" (schwerer Schicksalsstoß? Amors Pfeil?) und vernichtet die eine Seele, die andere aber, die liebende, kann glücklich werden und überleben. Am Ende ist überhaupt nur eine Seele - "meine Seele"Z15 - übrig. Aber was ist die andere Seele?
Du verstehst, im Endeffekt will ich sagen, dass mir hier kein einziges Wort spezifisch erscheint. Der Vorgang ist völlig undurchsichtig, der Faust-ähnliche Titel wirft einen Schatten voraus, abgesehen von einem nicht allzu zündenden Repetitio am Anfang und einigen Ellipsen sehe ich auch kaum Arbeit mit Stilmitteln.
Bedaure, dass das so negativ ausfällt, aber hier solltest du einfach noch mal überdenken, ob du nicht erst einmal ein bisschen das Metrum auf den Amboss legen willst und dann schauen, ob du nicht genauer (auch sehr wichtig: auf originellere Weise) beschreiben könntest.

Das waren mal die ersten Überlegungen dazu, lass dich von dem Berg nicht entmutigen.

Äh, wenn ich bei der Beschreibung / Interpretation von "du" spreche, meine ich das li, tut mir Leid.
Grob ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.06.2008, 11:24   #3
Utopia
 
Dabei seit: 05/2008
Beiträge: 3

Danke für deine Antwrort.

Das Gedicht wurde srukturell nie bearbeitet. Ich habe es einfach so stehen lassen damals. Danke trotzdem, vielleicht überarbeite ich es ja mal.

Zu Faust: Ich habe damals, soweit ich mich erinnern kann, nicht an Faust gedacht, obwohl kurze Zeit vorher wahrscheinlich sogar gelesen. Weiß ich aber nicht mehr. Ich denke aber, dass das Zweis-Seelen-Motiv nicht nur bei Faust zu finden ist und auch nicht immer mit Faust verbunden werden muss.

Ich habe eine Frage zu den Inhalten. Du schreibst, dass du es nicht verstehst, was in dem Gedicht passiert. Meine Frage: Muss immer alles genau verständlich sein?
Zu der ersoffenen Seele: Wenn dich ein Pfeil trifft, dann verblutest du, folglich ersäufst du im Blut. Das war mein Gedanke.
Was mit der zweiten Seele ist, wird eben einfach nicht geklärt. Vielleicht ist sie weg. Aber vielleicht ist sie auch nur kleiner geworden. Nochmal die Frage, ob denn immer alles so klar sein muss.
Utopia ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.06.2008, 12:28   #4
Grob
 
Dabei seit: 05/2008
Beiträge: 45

Zu Faust: Das Zwei-Seelen-Motiv geht, tatsächlich, nicht einzig auf Goethes Konto. Aber Wortlaut und Satzbau sind hier dermaßen ähnlich, dass ich für meinen Teil schon als ich den Titel las daran gedacht habe. Niemand sagt, dass du das Motiv nicht verwenden darfst. Aber verwende es etwas eigenständiger.

Der Inhalt muss nicht klar sein, nein, Goethe, wenn wir ihn gerade haben, war selbst der Meinung, die wichtigste Zutat bei einem Gedicht ist ein bisschen Ungeklärtes. Ich bat dich nicht, alles klar zu machen - aber es ist wie beim würzen: zu viel Salz schadet dem Geschmack, und reines Salz würde keiner essen.

Das mit dem Ersäufen im Blut kann ich mir als nicht aufgeklärter Leser unmöglich herleiten, außerdem finde ich, das Wort passt klanglich nicht zu einem Pfeilschuss.
Grob ist offline   Mit Zitat antworten
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