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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 25.01.2020, 11:59   #1
männlich Heinz
 
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Beiträge: 7.877

Standard Franz zum Trost

So, Fränzchen, kannst du Ralf nicht imponieren!
Es hilft dir nichts, mit Honig seinen Bart zu schmieren,
der Lehrlinge, er nimmt nur weibliche, hat er genug,
drum, Dichterneuling werde nun beizeiten klug

und hau dem Ralf mit Schwung aufs lästerliche Maul,
er kann das ab, und wagst du‘s nicht, der Kodderschnauze
das Maulwerk zu polieren, dann tritt dem lahmen Gaul,
der Ralf gehört, recht kräftig in die aufgeblähte Plauze.

Es nützt die nichts, dem schreibgewandten Spötter
Zucker in den lustgewohnten Arsch zu pusten.
Er ist der Liebling aller femininen Götter
und wird sich was ins Fäustchen husten,

wenn du versuchst , mit Worten ihn zu reizen,
er wird mit einer seiner Kasperklatschen
dir mehr als eine runterwatschen,
mit Hohn und Spott gewiss nicht geizen.

Wie kommt man diesem Kerl nun bei?
Schreib dir vom Herzen weg, was dich bewegt
und lass die Reimeschinderei,
die nur Verdruss bei Ralf und mir erregt.

Dann wirst du sehen, wie dein Innerstes erleuchtet
wird und jeder deiner Verse Augen feuchtet.
Du wirst von uns auf den Parnass erhoben
und Ralfchen wird und muss dich loben.
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.01.2020, 13:53   #2
männlich Ex-Ralfchen
abgemeldet
 
Dabei seit: 10/2009
Alter: 77
Beiträge: 17.302

exquisit lieber Freund -

auf den punkt gebracht. mit worten, die sich in einer wunderschönen trauung melodisch zu versen verheiraten. ob unser lieber Franz davon allerdings zu höherem mobilisert wird, bleibt abzuwarten. jedoch muss ich anmerken, dass der gute zum glück für die plattform dichterisch immer noch lichtjahre von den wort-morden und vers-vergewaltigungen des grim reaper und todesengels der deutschen sprache entfernt ist. er bemüht sich immer um liebenswürdige lyrische texte.

vlg
r
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.01.2020, 02:26   #3
männlich Heinz
 
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Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.877

wir werden unseren pädagogischen Impetus auf Dauer nicht verbergen können.
H.
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.01.2020, 11:09   #4
weiblich Silver
 
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Dabei seit: 08/2014
Beiträge: 1.020

Standard Lieber Heinz,

meiner Ansicht nach versucht jeder in einem Gedichteforum auch seine Gefühle in Form eines Gedichtes zu beschreiben (Reimform). Prosa wäre sicher angebracht. Diesen Tipp werde ich zukünftig auch für mich in Betracht ziehen, sofern er mir meiner Meinung nach nicht gelingt, mich in Reimform auszudrücken. Ein gutes und lehrreiches Gedicht.

LG Silver
Silver ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.01.2020, 15:08   #5
männlich Heinz
 
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Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.877

Liebe Silver,
ich kann es nicht oft genug betonen: Der Endreim ist eine von zahlreichen Gestaltungsmöglichkeiten bei dem Schreiben eines Gedichts.
Die meisten Gedichte dieser Welt reimen sich nicht. Bevor diese Form zu uns nach Mitteleuropa kam, haben die Deutschen z.B. "stabgereimt"; eine sehr beliebte Form war (und ist) der Blankvers, also Verse, die "blank" von Reimen sind (fünfhebige Jamben ohne Endreim). Weitere Formen sind Verse in Hexametern und Pentametern, Amphibrachys und vielen anderen Versformen.
Ich schreibe manchmal sehr gern in Blankversen, z,B.

Am Vater Rhein, an dessen Hängen Reben
in dicht gedrängten Reihen duftend blühen,
erreichte uns die sagenhafte Kunde
von deiner Schönheit, Gajané, und hierher
geleitet von Orlando und den Sternen,
betraten wir mit heilgen Schaudern gestern
das Land am Ararat, auf dessen Gipfel
die Arche Noah erste Hoffnungsstrahlen
aus Farbenspiel des Regenbogens trafen.

Versmaß:
xXxXxXxXxXx

Da reimt sich nichts und niemand behauptet, dies sei kein Gedicht. Andere Beispiele, wo von Reimen keine Spur ist, will ich gar nicht nennen.
Liebe Grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.01.2020, 16:37   #6
weiblich Silver
 
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Beiträge: 1.020

Standard Vielen Dank

für die Erklärung Heinz. Ich bin ganz Deiner Meinung, dass sich nicht alles reimen muss. Manches klingt dann sogar abgedroschen und langweilig. Das von Dir oben erwähnte Gedicht ist sehr schön.

Was ich nicht verstehe, ist das mit den Kreuzen, das Versmaß. Ich zähle die Silben, achte jetzt mehr darauf, dass es klingt. Es fällt mir inzwischen schwer, in ungereimt zu schreiben, doch mir gefällt der Blankvers sehr gut.

LG Silver
Silver ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.01.2020, 17:14   #7
männlich Heinz
 
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Beiträge: 7.877

Die Erklärung der Kreuze ist ganz einfach:

Unsere Sprache ist eine "alternierende", das heißt, wenn wir sprechen betonen wir mal stärker, mal schwächer. Ich schreibe die Wortteile (es sind nicht immer Silben), die betont werden, mal in fetten Buchstaben, die nicht betonten in normalen.

Am Montag gehe ich immer spazieren = Am Montag gehe ich immer spazieren.

Statt der nicht betonten Wortteile setze ich jetzt ein kleines x, für die betonten Wortteile ein großes X.

Am Montag gehe ich immer spazieren = xXxXxxXxxXx

Jetzt nehme ich eine Gedichtzeile:

Ich geh mit meiner Laterne = Ich geh mit meiner Laterne = xXxXxxXx

Er ruhe in Frieden = Er ruhe in Frieden = xXxxXx

Die Nacht verbarg das Leuchten deiner Augen,
ob einer Nachtigall wir lauschten oder
Rapunzeln zählten - keiner weiß es. Alle
Laternen waren längst erloschen, Mondlicht
enthüllt allein, was längst schon llenlos

=
xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxX

(das wäre jetzt fünfhebige Jamben ohne Endreim, also Blankverse.

Alles klar?

Liebe Grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
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