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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 23.12.2013, 12:47   #1
weiblich Rebird
 
Dabei seit: 05/2011
Ort: wonderland
Alter: 40
Beiträge: 1.462

Standard Ich liebe ES

Wach auf du Schläfer! Wisch die Augen rein
Und trinke dich in alle Farben ein
Bis in den zarten Blütengrund der Tage
Bis in den Feuerquell den alten Wein ..
Und stell dich mir entgegen daß ich sage
Ein Rätselwort. Bist du bereit? Ich frage:

Wo warst du als die Weisheit dein Gehirn
Gefurcht hat den gebirgigen Altar
Den Gabentisch des Himmels still gedeckt
Mit hellem Firn? Wie hat sie dich erweckt?
Wie rief sie dich? Von wo kamst du geweht
Gedankensturm? Woher nahmst du die Stirn
Dich zu behaupten fremd und frei fürwahr
Wie's noch auf deine Stirn geschrieben steht?

Zu bloßem Stoff zerschlagen und verschlingen
Will dein Verstand die Sonne selbst? – Zu klein
Ist dein Bemühn. Dring tiefer in sie ein
Und offenbare dich wenn je dein Streben
So hingegeben strenggefügt und fein
So selbstlos sein kann wie ihr Strahlgestein
Zerbrochen hast du ihren Leib zu "Dingen"
Vergessen wie sie atmen, fließen, schwingen.

Verhülle dich! Ich rede unverhüllt -
Und schweige! Denn ich treibe ungestillt -
Ich bin dein Schmerz
Du meines Herzens
Bild

Das ganze blind dahingewischte Jetzt
Den vagen Glanz der Tage letztes Glück
Füllt längst schon eines alten Meisters Blick
Der alle Arbeit ins Genaue setzt

Du liegst wie hingegossen staunend da
Vor Schönheit nüchtern wie vor Weisheit trunken
In filigrane Symmetrie versunken
Und zeichnest ihre Sorgfalt in dein Ja

Jedoch wo sie der Sonne Glanzgewirr
Wie Lippen weitergeben wo der Kuß
Der Himmelfliegenden die Lüfte schmelzt
Da beißen sie sich rasend vor Genuß
Und übergleißen Helios' Geschirr
Mit einem Schmerz der alles überschießt:
Der blinde Schnee der alle Glut erschließt.

Die Augen im harten, im sanften Gesicht
Die Weisheit voll Ausdruck – naive Gewalt
Die karge, die seltene – jede Gestalt
Verschwendung und Jubel und kluger Verzicht!

Sie schwingen von ganz von allein zum Gedicht
Und tauschen die Gesten, die Mienen, den Klang
Und branden die weiten Akkorde entlang
Hält nur deine Waage ihr Gleichgewicht.

Nur wer das eigne Ziel verfehlt mag ihre Spur erwischen
Die in die Ufer steigt um sich vom Jagen zu erfrischen
Die sich in Tränen spiegeln will in deinen Augenteichen
Wird stets vor deinen schwarzen Sternen in die Winkel weichen.
Wie willst du Mensch mit Willen deinen Willen überwinden?
Ich muß sie sehn! Und müßte ich in ihrem Blick erblinden!!!

Wer kennt ES? Mein kleines Geschenk für den heiligen Abend morgen ...
Aber nicht vorher aufmachen!!!!!!! :>

www.youtube.com/watch?v=cU3N1WZyOig

LG
Birdy
Rebird ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.01.2014, 17:37   #2
männlich Wolfmozart
 
Benutzerbild von Wolfmozart
 
Dabei seit: 04/2012
Alter: 59
Beiträge: 1.300

Hallo Rebird,

also dieses Monumentalwerk hat geniale Ausmaße wie Poesie vom seligen Hölderlin. Da zeigt sich ein wahrlich großer Dichter!

Viel poetische Eingebung fürs neue Jahr wünscht

wolfmozart
Wolfmozart ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.01.2014, 20:11   #3
männlich Kurier
R.I.P.
 
Dabei seit: 06/2010
Beiträge: 701

Hallo Rebird,
Dein ziemlich umfangreiches, gewichtiges Gedicht zwingt zur Konzentration, und damit zum mehrmaligen Lesen.

Da Du Dich sehr lebhaft gegeben hast, kommt bei mir Deine Freude beim Schreiben rüber.
Mir hat es -wie schon erwähnt- gefallen; ich sehe insgesamt zwei Dinge, die noch mehr aus Deinem schönen Gedicht machen könnten.

Interpunktion wäre bestimmt aufwertend; daraus ergibt sich zwangsläufig; fortlaufende Großschreibung des ersten Wortes einer jeden Zeile ist nicht möglich.

Das zum Teil wechselnde Metrum frischt hier –vielleicht wegen der Länge- auf; ohne dies wäre es vielleicht auch zu schwer (zu lesen).

Als absoluten Höhepunkt sehe ich die 4 Anapäste im Vers 8, sowie die 3 Anapäste in Vers 9.
Deine Mühe hat sich gelohnt.
Herzlich Grüße
Kurier
Kurier ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.01.2014, 13:21   #4
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Hallo Rebird,

dein Gedicht beeindruckt mich auch. Den Vorschlag Kuriers, es noch zu optimieren, möchte ich unterstützen. Z. B. wirkt die dynamische erste Strophe, ergänzt durch Satzzeichen, die das Lesetempo steuern und das Verständnis erleichtern, richtig perfekt.


Wach auf, du Schläfer! Wisch die Augen rein
Und trinke dich in alle Farben ein
Bis in den zarten Blütengrund der Tage,
Bis in den Feuerquell, den alten Wein,
Und stell dich mir entgegen, daß ich sage
Ein Rätselwort: Bist du bereit? Ich frage:


Ich werde später evtl. noch andere Aspekte aufgreifen.

Sehr gern gelesen
gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.01.2014, 14:39   #5
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Mir leuchtet nicht ein, daß bei diesem großartigen Text durch eine wohlgesetzte Interpunktion die Majuskeln wegfallen müssen/sollen.

Meinen Kommentar habe ich per PN übermittelt.

Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.01.2014, 19:06   #6
männlich Kurier
R.I.P.
 
Dabei seit: 06/2010
Beiträge: 701

Thing, Du enttäuscht mich nicht.
Dein Beitrag geht (wieder einmal) am Thema vorbei.
Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
Mir leuchtet nicht ein, daß bei diesem großartigen Text durch eine wohlgesetzte Interpunktion die Majuskeln wegfallen müssen/sollen.
Wenn Du glaubst, das Fremdwort „Majuskel“ (Großbuchstabe) gebrauchen zu müssen, solltest du etwas vorsichtiger, und vor allem richtig, damit umgehen.

Ich habe geschrieben:
„… Interpunktion wäre bestimmt aufwertend; daraus ergibt sich zwangsläufig; FORTLAUFENDE Großschreibung des ersten Wortes einer JEDEN Zeile ist nicht möglich….“
Kurier
Kurier ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.01.2014, 19:16   #7
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Du gestattest, daß ich dich zitiere:

Zitat:
Interpunktion wäre bestimmt aufwertend; daraus ergibt sich zwangsläufig; fortlaufende Großschreibung des ersten Wortes einer jeden Zeile ist nicht möglich.
Was sonst sollte man daraus entnehmen?
Oder hätte ich die ersten Worte einer jeden Zeile wiederholen müssen?
Welche Leser hältst Du denn für so beschränkt, daß sie dessen bedürfen?

Und Thema?
Welches Thema?
Deine Anmerkungen sind kein Thema.
Aber ich bin zu gut erzogen, um zu sagen, was sie sind.
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.01.2014, 12:23   #8
weiblich BABSvomKUTSCHI
gesperrt
 
Dabei seit: 03/2011
Beiträge: 3.095

Birdy, da ist Dir wieder ein High-Light gelungen. Was soll ich sagen: ICH LIEBE ES !!!
Babsi
BABSvomKUTSCHI ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.01.2014, 13:54   #9
männlich Ex-Erfindergeist
abgemeldet
 
Dabei seit: 10/2012
Beiträge: 8

Boah sehr schön..
Aber auch sehr mächtig im Geschmack^^
Brauch erstmal ne kleine Lesepause zur Verdauung
Ex-Erfindergeist ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.01.2014, 15:51   #10
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Hallo Rebird,

Der Anruf "Schläfer!" gilt ja wohl dem Menschen, der sich vermisst, die Sonne und Schöpfung kleinzureden und mit "schweige!" in die Grenzen verwiesen wird und zwar vom "Schmerz" darüber. S2/V7 könnte evtl. "fremd" gegen "frech" und in S5/V2 "letztes" gegen "armes" getauscht werden. Sonst gefallen mir die Formulierungen bis zum Wechsel des Metrums nach S7 sehr gut, manche sind hervorragend.

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.01.2014, 10:30   #11
weiblich Rebird
 
Dabei seit: 05/2011
Ort: wonderland
Alter: 40
Beiträge: 1.462

Standard ups :D

Hallo Ihr Lieben, alle miteinander,

natürlich kann ich eure Aufregung verstehen :> Es ist um genau zu sein mein erstes Lieblingsgedicht, also wo ich mich richtig rein verliebt hatte

Zitat:
Wer kennt - ES?
Sollte eigentlich nahelegen, dass das Gedicht nicht von mir ist xD Ich dachte ..

Na ja, jedenfalls habe ich 1-2 kleine Veränderungen mich nur gewagt am Text durchzuführen und einfach nur meine Lieblingstellen zusammengefügt.

Aber nur, weil es ebend soooo schön ist und als ein "Geschenk " für Poetryfreunde gut geeignet war

Das war es, was ich sagen wollte :>

hier der Link zum Text:
http://12koerbe.de/hansz/6neun.htm

LG
Rebird
Rebird ist offline   Mit Zitat antworten
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