Nachts um vier bei Poetry.de

a.c.larin · 20.09.2011, 19:50

Auf der Brücke, nachts um vier,
spiegelt sich der Sterne Funkeln
in den Wellen unter mir -
und ein Plätschern dringt im Dunkeln

leise an mein lauschend Ohr:
Kähne schaukeln sanft im Wasser.
Zögernd kommt der Mond hervor.
Nebeldunst schwebt wie ein blasser

Schatten, dämpft das Licht vom Ufer,
hüllt die Nacht in Milchglas ein.
Da! Was will der ferne Rufer?
Magisch hallt es von den Hängen
und die Nebelbänke drängen -
fingern in die Nacht hinein....

Hör ich Stimmen? Immer wieder!
Eine Eule schreit im Wald.
Setze ich zur Rast mich nieder?
Nein, mir ist doch längst zu kalt.

Mond in seiner Silberrüstung
lächelt kühl: Was machst du bloß?
Noch ein Blick von jener Brüstung
sternenwärts - dann lass ich los.

muse · 21.09.2011, 06:37

Das Ende ist unterschiedlich interpretierbar. Man kann ja vieles loslassen. Für Suizid ist die Stimmung zwar nicht drückend genug, andererseits, woher soll man wissen, wie jemand die Welt betrachtet, bevor er sie freiwillig verlässt.
Auf jeden Fall sehr gerne gelesen!

a.c.larin · 22.09.2011, 17:46

hallo muse,

ich wusste es ja selber nicht:
plumps! plötzlich war mir mein protagonist ins wasser gesprungen!

ob das am mondlicht gelegen hat?

AndereDimension · 22.09.2011, 17:58

Hallo a.c.larin

ein wunderbares Gedicht ist das geworden, dein "Nachts um vier".
Man nimmt sofort den Rhythmus auf und läßt sich durch die Zeilen tragen- so etwas mag ich sehr.

Einzig hier

Mond in seiner Silberrüstung
lächelt kühl: Was machst du bloß?

sehe ich einen winzig kleinen "Schwachpunkt". Da würde ich das Pronomen gegen ein Adjektiv tauschen; schwerer/Silberrüstung oder ähnliches.

Ansonsten wirklich klasse gemacht!

Gruß, A.D.

Lux · 23.09.2011, 00:54

WOW, meine Liebe. Das berührt mich sehr!
Schön, dass du sowohl die humorvolle, als auch die gefühlvolle Schiene befahren kannst.
Die letzte Strophe berührt mich besonders, weil sich hier für mich ein spezielles Gefühl - Neugierde, Resignation, Endlosigkeit - kristallisiert.

LG
Lux

Ex-Schamanski · 23.09.2011, 08:05

Gefällt mir sehr gut. Das Ende ist wohl absehbar, aber das tut der Sache keinen Abbruch.

20.09.2011, 19:50	#1
a.c.larin Dabei seit: 02/2009 Ort: jwd Beiträge: 92 Meine Gedichte	Nachts um vier Auf der Brücke, nachts um vier, spiegelt sich der Sterne Funkeln in den Wellen unter mir - und ein Plätschern dringt im Dunkeln leise an mein lauschend Ohr: Kähne schaukeln sanft im Wasser. Zögernd kommt der Mond hervor. Nebeldunst schwebt wie ein blasser Schatten, dämpft das Licht vom Ufer, hüllt die Nacht in Milchglas ein. Da! Was will der ferne Rufer? Magisch hallt es von den Hängen und die Nebelbänke drängen - fingern in die Nacht hinein.... Hör ich Stimmen? Immer wieder! Eine Eule schreit im Wald. Setze ich zur Rast mich nieder? Nein, mir ist doch längst zu kalt. Mond in seiner Silberrüstung lächelt kühl: Was machst du bloß? Noch ein Blick von jener Brüstung sternenwärts - dann lass ich los.

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21.09.2011, 06:37	#2
muse Dabei seit: 06/2011 Beiträge: 446 Meine Gedichte Meine Favoriten	Das Ende ist unterschiedlich interpretierbar. Man kann ja vieles loslassen. Für Suizid ist die Stimmung zwar nicht drückend genug, andererseits, woher soll man wissen, wie jemand die Welt betrachtet, bevor er sie freiwillig verlässt. Auf jeden Fall sehr gerne gelesen!

22.09.2011, 17:46	#3
a.c.larin Dabei seit: 02/2009 Ort: jwd Beiträge: 92 Meine Gedichte	hallo muse, ich wusste es ja selber nicht: plumps! plötzlich war mir mein protagonist ins wasser gesprungen! ob das am mondlicht gelegen hat?

22.09.2011, 17:58	#4
AndereDimension Dabei seit: 06/2009 Beiträge: 3.325 Meine Gedichte Meine Favoriten	Hallo a.c.larin ein wunderbares Gedicht ist das geworden, dein "Nachts um vier". Man nimmt sofort den Rhythmus auf und läßt sich durch die Zeilen tragen- so etwas mag ich sehr. Einzig hier Mond in seiner Silberrüstung lächelt kühl: Was machst du bloß? sehe ich einen winzig kleinen "Schwachpunkt". Da würde ich das Pronomen gegen ein Adjektiv tauschen; schwerer/Silberrüstung oder ähnliches. Ansonsten wirklich klasse gemacht! Gruß, A.D.

23.09.2011, 00:54	#5
Lux Dabei seit: 03/2010 Alter: 38 Beiträge: 839 Meine Gedichte Meine Favoriten	WOW, meine Liebe. Das berührt mich sehr! Schön, dass du sowohl die humorvolle, als auch die gefühlvolle Schiene befahren kannst. Die letzte Strophe berührt mich besonders, weil sich hier für mich ein spezielles Gefühl - Neugierde, Resignation, Endlosigkeit - kristallisiert. LG Lux

23.09.2011, 08:05	#6
Ex-Schamanski abgemeldet Dabei seit: 12/2010 Beiträge: 2.884 Meine Gedichte	Gefällt mir sehr gut. Das Ende ist wohl absehbar, aber das tut der Sache keinen Abbruch.