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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger.

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Alt 20.01.2011, 13:33   #1
weiblich FeelLetter
 
Dabei seit: 08/2010
Ort: zwischen Grashalm und Teer
Beiträge: 278

Standard Am Ende der Exposition

Jetzt am Ende des Kapitels verstehe ich, was mit den anfänglichen Worten gemeint war: Ich beginne mit der Exposition. Die Oper mit der Ouvertüre beginnen zu lassen, scheint auf den ersten Blick sehr logisch. Am Ende die Katastrophe, die Peripetie dort, wo man sie theoretisch gelernt hat und doch am wenigsten erwartet. Die Charaktere sind mir nun bekannt, Pfeile zeichnen mir ein Bild von den Konflikten. Das Ende des Kapitels muss kein Ende sein, so viel habe ich schon gelernt. Der Anfang muss keine Einleitung haben, der Punkt ist nicht das Ende des Satzes.
Jetzt am Ende des Kapitels sehen mich zwei dunkle Augen an, der Kopf dazu nickt. Ich beginne mit der Exposition. Ich schüttle eine warme Hand und stehe schon wieder mitten im zweiten oder vierten Akt. Ich warte auf die Mauerschau und gehe nach Hause. Es beginnt mit „es war einmal“, oder zweimal oder dreimal? Während der Junge hinter mir mich mit Popcorn bewirft und die Lichter ausgehen, folge ich dem roten Faden Richtung Exit. Ende der Vorstellung, alles auf Anfang.
Meine Geschichte beginnt mit einem „und“. Was kann ich dafür, dass mein Psychotherapeut das Wort „Exposition“ so liebt? Ich öffne den Knoten meines Armbands, um es neu zu binden, fester, es verrutscht mir zu leicht. Er drückt mir zwei Holzfiguren in die Hand. Am Anfang waren Adam und Eva, meine Eltern, ein Ort, eine Zeit, eine Regieanweisung, eine Exposition. Dort, wo das Kapitel die Nummer eins trug.
Jetzt am Ende des Kapitels verstehe ich, weshalb auf die Nummer eins die Nummer zwei folgt. Ich beginne mit „und“ und erzähle. Weil mein Therapeut das Wort „Selbstmord“ nicht hören will. Noch nicht. Das Ende des Romans zu kennen, verdirbt die ganze Lektüre.
FeelLetter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.01.2011, 21:39   #2
männlich Jean Jacques Schmöller
 
Dabei seit: 09/2010
Alter: 32
Beiträge: 159

Ein sehr gelungenes Stück, kurz und der Inhalt, ich weiß nicht recht ob ich vor erstaunen lachen darf, da sich auch ein trauriger Aspekt zu erkennen gibt. Daher meine Fragen, ist mein Lachen mit einen bitteren Beigeschmack versehen?
Jean Jacques Schmöller ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.01.2011, 16:31   #3
weiblich FeelLetter
 
Dabei seit: 08/2010
Ort: zwischen Grashalm und Teer
Beiträge: 278

Um kurz zu antworten: wahrscheinlich ja. Aber ich bin selbst unsicher, genau wie der Protagonist. Oder ist der es nicht?

Ich finde es schön, dass dir der Text gefällt! Danke fürs Kommentieren!
FeelLetter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.01.2011, 17:31   #4
männlich Jean Jacques Schmöller
 
Dabei seit: 09/2010
Alter: 32
Beiträge: 159

Ich denke nun, der Protagonist, spielt gezielt mir diesen Worten, weil er genau weiß welche Gedanken sich der Leser macht, ebenso wie die Antwort.
Sie lässt die Gedanken des Lesers den Krümelspuren folgen, auch wann man sich nicht sicher in seinen Gedanken ist, ist das steht s eingeplant.
Auch die Erkenntnis dieses Spiels? Ich denke ja.
Jean Jacques Schmöller ist offline   Mit Zitat antworten
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