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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 26.01.2008, 15:14   #1
Inline
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 626

Standard Bisschen sommerlich

Man sieht dich angespuckt und angekrümelt,

aus Wut am Sommertag vom Fahrradsattel fallen.

Die Knie und den Flicken aufgerissen.

Das falsche Mädchen hier im Kopf,

und am abgewischten Esstisch gegenüber.


Man beobachtet dich die Sonntagszeitung kaufen,

mit Mirabellen auf der Einkaufsliste.

Pflaumen schimmeln neben Lollies im Jackett.

Die schlechten Noten in der Tasche,

für die ordentliche Art zu leben.


Man erkennt dich auf den Photos,

durch die Vögel unterwegs in Sansibar.

Das Schwärmen in der Stimme verfliegt.

Den ungeschnittenen Rasen gefunden,

und die Mittagssonne zwischen Zweigen.
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Alt 02.02.2008, 16:30   #2
männlich Perry
 
Benutzerbild von Perry
 
Dabei seit: 11/2006
Alter: 71
Beiträge: 3.762

Standard RE: Bisschen Frühlingshaft

Hallo Inline,
den Frühling in diesem Stimmungsbild eines etwas "herunter- bzw. verkommenen" Protagonisten findet man nur schwer. Vielleicht in der Mitagssonne, die zwischen den Zweigen scheint. Ansonsten gefällt mir hier die Beiläufigkeit, mit der du dieses Lebensschicksal beschreibt gut.
LG
Perry
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Alt 02.02.2008, 17:45   #3
tagedieb
 
Dabei seit: 07/2005
Beiträge: 520

Ach, das ist wieder ein feines Stück deutsche Lyrik. Den lapidaren Ton des Titels bringst Du bis über die Ziellinie. Sieg. Ich habe den Text sehr gerne gelesen.

Anmerkungen:

Man sieht dich angespuckt und krümelig,

... "krümlig" ist toll. Es funktioniert nur nicht, weil ja ein Mensch weder krümelig sein noch krümelig vom Fahrrad fallen kann. Bekrümeln kann man sich dagegen.

aus Wut am Sommertag vom Fahrrad fallen.

... Warum den Sommertag? Selbst so ein hervorragender Tagedieb wie die gezeichnete Person vermag doch Sommer von Frühling zu unterscheiden.

Die Knie und den Flicken aufgerissen.
Das falsche Mädchen hier im Kopf,
und am abgewischten Esstisch gegenüber.

... Fein. Sehr fein. Aber die doppelten Zeilenabstände braucht es nicht.


Man beobachtet dich die Zeitung kaufen,
mit Mirabellen auf der Einkaufsliste.

... Ohne "mit" wäre der Satz aus meiner Sicht besser.

Pflaumen schimmeln neben Lollies im Jackett.
Die schlechten Noten in der Tasche,
für die ordentliche Art zu leben.

... Über die schlechten Noten muss ich direkt nachdenken. Wie ist denn das gemeint? *g


Man erkennt dich auf den Photos,
durch die Vögel unterwegs in Sansibar.

... Verstehe ich nicht. Die Vögel geben ihn zu erkennen? Oder sind sie unterwegs in Sansibar. Sansibar ist klasse. Das müsste irgendwo bei Takatukaland liegen.

Die Liebe in der Stimme verfliegt.
Den ungeschnittenen Rasen gefunden,
und die Mittagssonne zwischen Zweigen.

... Klasse Abgang, weil einfach abgeschnitten.
tagedieb ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.02.2008, 16:20   #4
Inline
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 626

@Perry: Freut mich auch mal von dir eine Meinung zu hören. Ich höre gerne die Aussage etwas Unverbrauchtes geschrieben zu haben. Es ist wohl eine bittersüße Sache. Ich meine, im Leben ist Frühling und trotzdem können die liebgewonnenen Leute sterben. Dieses Thema reizt mich sehr, und man könnte es als Hauptmotiv meines Schreibens bezeichnen. Wobei ich in diesem Text das nur streife. Danke Dir!

@Tagedieb: Und wieder sind die Minuten dahin... Nein, es freut mich, dass du mich in letzter Zeit häufiger kommentierst.

Wie du siehst, hat sich eine Titeländerung ergeben. War wohl ein Moderator oder so... . Nein, da hattest du recht.

Das "mit" stört mich jetzt auch. Ich habe wohl nicht genügend Korrektur gelesen.

Ich weiß nicht, ob ich das Format nochmal ändere. Ich finde, das es luftig ist. Andererseits ist es dem Lesefluss nicht unbedingt zuträglich.

Ach so:"durch die Vögel unterwegs in Sansibar":

1) an Hand der Vögel kann es nur Sansibar sein.

2) der beobachtete geht durch einen Vogelschwarm, und es ist klar, dass er sich in Sansibar befindet.

Ich weiß nicht, was leichter zu assozieren ist.

"die schlechten Noten in der Tasche":

das Schicksal meint es nicht gut, obwohl er sich bemüht. Evt. noch anderes. Aber ich glaub das wird komplex.

Was ich mit den Krümeln mache, weiß ich noch nicht.

Da ich deine Lyrik schätze, freut es mich, dass du diesen Text als feines Stück deutsche Lyrik bezeichnest. Der Text ist relativ ruhig und monoton. Vielleicht sollte ich öfters so was leises schreiben. Meist treibt es mich aber zur Emotion.

Danke und LG

Inline
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