Überhört bei Poetry.de

gummibaum · 25.10.2012, 00:39

Du hast den Weg, auf dem ich mich verlor,
nicht abgehorcht. Du hättest mich gefunden.
Ich flehte, rief, ich brüllte dir ins Ohr.
Du gingst. Und ich erlag den Wunden.

Poetibus · 25.10.2012, 17:34

Hallo, gummibaum,

ich bin beim Lesen dieser Verse ein wenig "zweispältig". Natürlich weiß ich nicht, wo deine Intention beim Schreiben lag.

Irgendwie kommt der Inhalt bei mir wie ein "Vorwurf" an. "Wenn du meinen Weg abgehorcht hättest, dann wäre ich mir nicht verloren gegangen!" Verursacht wird es vor allem durch "abgehorcht", dabei bekam ich unwillkürlich das Bild eines Stetoskops in den Kopf. Das irritierte mich, denn das LI scheint vom LD erwartet zu haben, dass es seinen "Weg" mit der Gründlichkeit eines Arztes "abhorcht".

Verstärkt wird es durch: "Ich flehte, rief, ich brüllte dir ins Ohr." Das würde, ohne das "abgehorcht" nach Verzweiflung klingen, bekommt in Verbindung damit (für mich) wiederum einen vorwurfsvollen Beiklang.

"Zwiespältig" ist es für mich deshalb, weil der letzte Vers dann der Aussage wieder eine andere "Richtung" gibt. Eine resignierte Feststellung, ohne laute Töne, ein Aufgeben.

Ich schrieb schon hier und da im Forum, dass es mich reizt, wenn ich aus einem Gedicht nicht so ganz "schlau werde". Hier "schwanke" ich ein wenig hin und her.

Es würde mich freuen, wenn du mir ein wenig auf die Sprünge hilfst.

Freundlichen Gruß,

Poetibus

gummibaum · 29.10.2012, 21:55

Hallo Poetibus,

ich kam etwas traumatisiert aus dem Land der Gummibäume, als hätte ich nur die Hälfte von mir wieder mitgebracht. Das Gedicht zeugt davon. Inzwischen sind mir die zerbrochenen Flügel nachgewachsen. Danke fürs Rätseln.

LG gummibaum

gummibaum · 29.10.2012, 22:49

Noch so ein Klagelied:

Der kranke Brunnen

Ein Brunnen rauscht noch unterm Schnee.
Sein Wasser will nicht frieren.
Kein Frost erstickt ihn. All sein Weh
will er wie Blut verlieren.

Ich hör sein Plätschern unterm Schnee.
Mein Blut ist fast gefroren.
Nun schmilzt es wieder und im See
ertrink ich neu geboren.

Ignorieren!

Vpeace · 29.10.2012, 23:02

Ist gut wenn man so eine Seite hat um seinen Schmerz herauszuschreien. Und allemal besser als sich zu ertränken.

25.10.2012, 00:39	#1
gummibaum Dabei seit: 04/2010 Alter: 70 Beiträge: 10.909 Meine Gedichte	Überhört Du hast den Weg, auf dem ich mich verlor, nicht abgehorcht. Du hättest mich gefunden. Ich flehte, rief, ich brüllte dir ins Ohr. Du gingst. Und ich erlag den Wunden.

25.10.2012, 17:34	#2
Poetibus Dabei seit: 09/2012 Ort: Einfach geradeaus und dann links abbiegen. Alter: 56 Beiträge: 562 Meine Gedichte Meine Favoriten	Hallo, gummibaum, ich bin beim Lesen dieser Verse ein wenig "zweispältig". Natürlich weiß ich nicht, wo deine Intention beim Schreiben lag. Irgendwie kommt der Inhalt bei mir wie ein "Vorwurf" an. "Wenn du meinen Weg abgehorcht hättest, dann wäre ich mir nicht verloren gegangen!" Verursacht wird es vor allem durch "abgehorcht", dabei bekam ich unwillkürlich das Bild eines Stetoskops in den Kopf. Das irritierte mich, denn das LI scheint vom LD erwartet zu haben, dass es seinen "Weg" mit der Gründlichkeit eines Arztes "abhorcht". Verstärkt wird es durch: "Ich flehte, rief, ich brüllte dir ins Ohr." Das würde, ohne das "abgehorcht" nach Verzweiflung klingen, bekommt in Verbindung damit (für mich) wiederum einen vorwurfsvollen Beiklang. "Zwiespältig" ist es für mich deshalb, weil der letzte Vers dann der Aussage wieder eine andere "Richtung" gibt. Eine resignierte Feststellung, ohne laute Töne, ein Aufgeben. Ich schrieb schon hier und da im Forum, dass es mich reizt, wenn ich aus einem Gedicht nicht so ganz "schlau werde". Hier "schwanke" ich ein wenig hin und her. Es würde mich freuen, wenn du mir ein wenig auf die Sprünge hilfst. Freundlichen Gruß, Poetibus

29.10.2012, 21:55	#3
gummibaum Dabei seit: 04/2010 Alter: 70 Beiträge: 10.909 Meine Gedichte	Hallo Poetibus, ich kam etwas traumatisiert aus dem Land der Gummibäume, als hätte ich nur die Hälfte von mir wieder mitgebracht. Das Gedicht zeugt davon. Inzwischen sind mir die zerbrochenen Flügel nachgewachsen. Danke fürs Rätseln. LG gummibaum

29.10.2012, 22:49	#4
gummibaum Dabei seit: 04/2010 Alter: 70 Beiträge: 10.909 Meine Gedichte	Noch so ein Klagelied: Der kranke Brunnen Ein Brunnen rauscht noch unterm Schnee. Sein Wasser will nicht frieren. Kein Frost erstickt ihn. All sein Weh will er wie Blut verlieren. Ich hör sein Plätschern unterm Schnee. Mein Blut ist fast gefroren. Nun schmilzt es wieder und im See ertrink ich neu geboren. Ignorieren!

29.10.2012, 23:02	#5
Vpeace Dabei seit: 10/2012 Ort: Forst Alter: 43 Beiträge: 90 Meine Gedichte Meine Favoriten	Ist gut wenn man so eine Seite hat um seinen Schmerz herauszuschreien. Und allemal besser als sich zu ertränken.