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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 30.09.2012, 07:34   #1
männlich Ex-DrKarg
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Standard Erziehungsethik

Erziehungsethik

©Hans Hartmut Karg
2012

Man kennt ja von Kindesbeinen an den Versuch,
Kinder zu bilden, zu erziehen, zu unterrichten.
Für manche ist das inzwischen ein rotes Tuch:
Man will Pädagogen alles aufhalsen, sie dienstverpflichten.

Doch beim Guten liegt das Feld längst im Argen,
Weil man immer nur von den Lehrkräften alles fordert:
Dem Schwachen zu helfen, gleich auch dem Starken.
Doch was, wenn der Pädagoge selbst Leistung einfordert?

Der Lehrer muss führen, unterrichten, erziehen,
Sonst entgleitet dem Kinde die gute Entwicklung.
Dazu muss er sich um Höflichkeit und Normen bemühen
Und bleibt doch grenzziehend stets voller Verstrickung.

Das Kind selbst ist keinesfalls passiver Traum,
Doch elterngeprägt und voller Ansprüche.
Wo die Eltern unfähig, da wird es kaum
Mit Niveau reifen – ohne Zoten und Flüche.

Die verantwortlichen Eltern und die Öffentlichkeit
Müssen das Erziehungsgeschäft wieder positiv mittragen,
Sonst gibt es nur noch die Lust auf Bildungsstreit,
Kein Lernwille wird mehr neugierig fragen.

*
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Alt 30.09.2012, 08:54   #2
weiblich Ilka-Maria
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Traurig, aber wahr.

Ein halbes Jahrhundert des Experimentierens an Schulstrukturen und Lehrplänen hat das Niveau immer weiter abgesenkt, und jetzt steht den Lehrern auch noch das Programm "Inklusion" ins Haus. Die Folge ist, daß immer mehr Eltern, die hohe Einkommen erzielen, ihre Kinder auf Privatschulen schicken. Das Angebot ist groß genug, selbst an meinem kleinstädtischen Wohnort gibt es eine Montessori-Schule.

Privatschulen sind oft international ausgerichtet und vermitteln ihren Schülern neben der eigenen Sprache zwei Fremdsprachen, was ihnen für später Vorteile gegenüber den staatlich ausgebildeten Schülern verschafft.

Eltern mit durchschnittlichem Einkommen können bei nur einem Kind vielleicht mithalten, bei zwei oder mehr Kindern wird es schwierig. Bei der oben erwähnten Montessori-Schule sind 200 Euro Anmeldegebühr sowie 500 Euro Aufnahmegebühr zu entrichten, das monatliche Schulgeld beträgt 224 Euro und soll demnächst erhöht werden. Ferner fordert die Schule ein Elterndarlehen von 2.500 Euro bis zur Schulentlassung des letzten Kindes; dieses Darlehen wird nicht verzinst.

Im Vergleich mit anderen Schulen ist das noch billig, bei der FIS z.B. kommt man unter einem fünfstelligen Betrag nicht weg:

http://www.fis.edu/uploaded/Admissio..._2012_2013.pdf

Die Folge:
Kinder aus Haushalten "gehobenen Standards" erhalten bessere Chancen als Kinder durchschnittlicher Haushalte; von den unteren Schichten braucht man gar nicht erst zu sprechen. Der Graben, der einstmals mit dem Schlagwort "Chancengleichheit" zugeschüttet werden sollte, wird wieder breiter und tiefer, die Märchenstunde ist zu Ende.
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Alt 30.09.2012, 14:07   #3
weiblich Virginia
 
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Traurig, aber wahr.

Ein halbes Jahrhundert des Experimentierens an Schulstrukturen und Lehrplänen hat das Niveau immer weiter abgesenkt, und jetzt steht den Lehrern auch noch das Programm "Inklusion" ins Haus. Die Folge ist, daß immer mehr Eltern, die hohe Einkommen erzielen, ihre Kinder auf Privatschulen schicken. Das Angebot ist groß genug, selbst an meinem kleinstädtischen Wohnort gibt es eine Montessori-Schule.

Privatschulen sind oft international ausgerichtet und vermitteln ihren Schülern neben der eigenen Sprache zwei Fremdsprachen, was ihnen für später Vorteile gegenüber den staatlich ausgebildeten Schülern verschafft.

Eltern mit durchschnittlichem Einkommen können bei nur einem Kind vielleicht mithalten, bei zwei oder mehr Kindern wird es schwierig. Bei der oben erwähnten Montessori-Schule sind 200 Euro Anmeldegebühr sowie 500 Euro Aufnahmegebühr zu entrichten, das monatliche Schulgeld beträgt 224 Euro und soll demnächst erhöht werden. Ferner fordert die Schule ein Elterndarlehen von 2.500 Euro bis zur Schulentlassung des letzten Kindes; dieses Darlehen wird nicht verzinst.

Im Vergleich mit anderen Schulen ist das noch billig, bei der FIS z.B. kommt man unter einem fünfstelligen Betrag nicht weg:

http://www.fis.edu/uploaded/Admissio..._2012_2013.pdf

Die Folge:
Kinder aus Haushalten "gehobenen Standards" erhalten bessere Chancen als Kinder durchschnittlicher Haushalte; von den unteren Schichten braucht man gar nicht erst zu sprechen. Der Graben, der einstmals mit dem Schlagwort "Chancengleichheit" zugeschüttet werden sollte, wird wieder breiter und tiefer, die Märchenstunde ist zu Ende.
Was sagt uns das? Wählt bitte keine CDU mehr ;-)
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Alt 30.09.2012, 14:19   #4
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Virginia Beitrag anzeigen
Was sagt uns das? Wählt bitte keine CDU mehr ;-)
Das ist kompletter Unsinn. Das Herumeiern mit der Schulpolitik begann in den 60er Jahren, also nach der Adenauer-Ära. Im übrigen ist Schule nicht Bundes-, sondern Ländersache. Und den besten Bildungsstandard in der Bundesrepublik hatte das CSU-regierte Bayern (wie es dort heute aussieht, weiß ich allerdings nicht).
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Alt 30.09.2012, 14:38   #5
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Hallo DrKarg,

ich persönlich finde Dein Gedicht vom Inhalt als auch von der Umsetzung etwas "flach".

Die Verse, die Reime, die Worte ... wirken auf mich sehr bemüht. Darüber würde ich unter Umständen, spräche der Inhalt mich an, noch wegsehen, doch Aussagen wie:

Zitat:
Man will Pädagogen alles aufhalsen, sie dienstverpflichten
läßt mich fragen, wo lebt der DrKarg? "Man" ; "alles" ?

Es gibt Pädagogen, die machen einen guten Job und es gibt Pädagogen, die machen einen verdammt schlechten Job.

Und ja, es ist mein Recht von einem Pädagogen gute Arbeit zu erwarten.

Das verlange ich u.a. auch von meinem Mechaniker, von meinem Zahnarzt als auch von mir selbst.

Und wenn Ilka-Maria meint:

Zitat:
Kinder aus Haushalten "gehobenen Standards" erhalten bessere Chancen als Kinder durchschnittlicher Haushalte; von den unteren Schichten braucht man gar nicht erst zu sprechen. Der Graben, der einstmals mit dem Schlagwort "Chancengleichheit" zugeschüttet werden sollte, wird wieder breiter und tiefer, die Märchenstunde ist zu Ende.
ist das natürlich nicht allgemeingültig.

Es gibt Schulen, die "funktionieren" mit Pädagogen, die es verstehen ihren Job zu machen und sich auf die Zeit einzulassen und es gibt Schulen, da funktionierts nicht. Es gibt Lehrer, die sind schlichtweg "Arschlöcher" und es gibt Lehrer, die ihren Job beherrschen.

Insofern, ja, der Lehrer MUSS
Zitat:
führen, unterrichten, erziehen
, dafür ist er Lehrer, kann er das nicht, hat er versagt. Leider existieren davon so einige. Und wenn diese dann auch noch versuchen nach Schuldigen für ihr Versagen zu suchen und sich in ihren Argumenten einmauern und die Taschentücher rausholen, na was sollen die dann den Schülern noch vermitteln?

Wie die Eltern und wie die Gesellschaft in der Bringschuld steht, ist eine andere Frage.

Staubige Grüße

Dead Man
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Alt 30.09.2012, 14:42   #6
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Lieber Dead Man, "man" und "alles" sind natürlich Allgemeinplätze, das hat mich auch gestört. Es ist aber längst kein Geheimnis mehr, daß das Schulbildungsniveau enorm den Bach runtergegangen ist. Die Ursachen dafür sind ebenfalls hinreichend bekannt. Ebenso die Tatsache, daß der Einfluß der Lehrer auf die herrschenden Umstände und bildungspolitischen Experimente äußerst gering ist. Ich bin froh, daß ich nicht an diesen Beruf gebunden bin.
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Alt 30.09.2012, 15:14   #7
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Das ist kompletter Unsinn. Das Herumeiern mit der Schulpolitik begann in den 60er Jahren, also nach der Adenauer-Ära. Im übrigen ist Schule nicht Bundes-, sondern Ländersache. Und den besten Bildungsstandard in der Bundesrepublik hatte das CSU-regierte Bayern (wie es dort heute aussieht, weiß ich allerdings nicht).
Es geht doch nicht um Bildungsstandard, viel wichtiger ist die Frage nach der Auflösung der Klassenspaltung bzw. die Bildungschancen für Kinder aus sozial schwächeren Familien. Mit der verehrten Frau von der Leine, wird es allerdings nichts mit der Bildungsreform, Adenauer hin oder her,

Willkommen in der schönen neuen Welt, Frau Ika- Maria ^^
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Alt 30.09.2012, 15:26   #8
männlich DEAD MAN
 
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Hallo Ilka-Maria,

Zitat:
Ebenso die Tatsache, daß der Einfluß der Lehrer auf die herrschenden Umstände und bildungspolitischen Experimente äußerst gering ist.
da stimme ich Dir zu. Leider ist das so und schon gar nicht ist es unterstützend.

Da ich jedoch an vielen Schulen in unserer Region "unterwegs" bin, meine ich zu wissen, daß trotz allem die letztendliche Verantwortung, Umsetzung und Führung in den Händen jedes Einzelnen liegt. Und da bin ich wieder beim "Faktor" Mensch.

Zumindest wird bei "uns" nicht zwischen und "arm" und "reich" unterschieden.

Darüber hinaus wird bei "uns" hier eine Menge getan (außerschulisch) um auch gerade "Benachteiligten" bessere Chancen für einen Einstieg in das Berufsleben zu ermöglichen. Und das bisher sehr erfolgreich.

Ich denke positiv und engagiere mich dort, wo ich mich bewege. Ich "kämpfe" an vielen und verschiedenen Fronten, ich arbeite gern mit meinen Kids und Jugendlichen und wir sind auf einem guten Weg. Nicht mehr, nicht weniger.

Staubige Grüße

Dead Man
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Alt 30.09.2012, 16:24   #9
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zumindest wird bei "uns" nicht zwischen und "arm" und "reich" unterschieden.
Dein Engagement ehrt Dich, Dead Man. Und innerhalb eines Standards kann man gewiss für Verbesserungen kämpfen, sein Bestes geben und gute Ergebnisse erzielen.

Den Unterschied zwischen arm und reich gibt es dennoch, nämlich dort, wo die Gräben breit sind. Ein Kind mit einem hohen IQ, das mit neurotischen oder suchtkranken Eltern aufwächst, die reich genug sind, Personal zu stellen und eine Privatschule zu bezahlen, ist immer besser dran als ein Kind, das bei gleichem IQ in einem sozialgeschädigten Umfeld der unteren Klasse heranwächst. Das ist kein Schicksalsurteil, Befreiungsschläge sind immer wieder gelungen, aber in der Regel endet ein hochbegabtes Kind aus niederen Schichten eher als Fischverkäufer als in einer Vorstandsetage.
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Alt 01.10.2012, 06:22   #10
männlich Ex-DrKarg
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Standard Re: Erziehungsethik

Liebe Ilka-Maria, lieber Dead Man,

nun könnte ich einfach auf meine Erfahrungen hinweisen

-als Lehrer mit vierzigjähriger Erfahrung,
-als Rektor mit dreißigjähriger Erfahrung,
-als Zweitprüfer an der Universität mit dreißigjähriger Erfahrung,
-als Erziehungswissenschaftler,
-als vierfacher Vater,
-als vierzehnfacher Großvater.

Das aber wäre mir zu billig. Wie in jedem Beruf gibt es GUTE und SCHLECHTE, ENGAGIERTE und NICHTENGAGIERTE - das ist ein Gemeinplatz.

Aber dem Zeitgeist zufolge sehe ich halt, dass tatsächlich viele gute Lehrkräfte sich aufreiben und man den Schulen immer noch mehr angebliche Reformen aufhalst, ohne zu bedenken, dass ein gutes pädagogisches Geschäft der Ruhe, der behutsamen Zuwendung und der Imagination bedarf.

Stattdessen belastet man Lehrkräfte einseitig (und da hat Ilka-Maria RECHT) mit meines Erachtens unnötigen Tests und mit Vergleichen, die nur ein schlechtes Gewissen zurück lassen und wenig Motivation für die Agierenden vor Ort erzeugen.

Herzliche Grüße R. R. Karg
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Alt 01.10.2012, 06:46   #11
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Es geht doch nicht um Bildungsstandard, viel wichtiger ist die Frage nach der Auflösung der Klassenspaltung bzw. die Bildungschancen für Kinder aus sozial schwächeren Familien.
Genau diese Entwicklung haben wir seit Jahrzehnten, und genau deshalb geht das Bildungsniveau immer weiter nach unten. Ganzheitsschulen dominieren, das mehrgliedrige Schulsystem wurde plattgemacht, die Anforderungen richten sich nach den schwächsten Gliedern, und die Schüler mit "Migrationshintergrund" bremsen aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse ihre Klasse aus. Die Lehrer werden nicht gefragt, wie sie diese Probleme stemmen und die Arbeit der Schüler gerecht bewerten sollen, lernwillige und begabte Schüler bleiben auf der Strecke. Gleichmachererei ist das Gegenteil von Gerechtigkeit.

Und nochmal: Schulpolitik hat nichts mit Bundespolitik zu tun, sondern ist Ländersache. Frau von der Leyen ist ohnehin nicht für Bildung zuständig, sondern das ist Frau Schavan. Auf Bundesebene beschäftigt sich dieses Ressort allerdings nicht mit Schulpolitik, sondern mit beruflicher Ausbildung, Wissenschaft und Forschung.
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Alt 01.10.2012, 09:42   #12
Ex-zonkeye
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Die Tatsache, lieber Dr. Karg, dass in die Jahre Gekommene in ihrer Nachkommenschaft nicht jene großartigen Eigenschaften erkennen mögen, die sie selbst damals vermeintlich ausgezeichnet haben, findet sich schon bei den antiken Griechen und Römern. Und wenn man in den alten Zeitschriften der Lehrerverbände blättert, erkennt man, dass auch damals viele Pädagogen schon schrecklich mit ihrem Schicksal haderten.

Mich amüsiert, dass Lehrer immer nur dann Farbe bekennen, wenn sie privat zur Rede gestellt werden und erst dann den fatalen Einfluss der Elternschaft auf das Schulsystem im Allgemeinen und die jeweiligen Schule im Speziellen beklagen.

Bornierte Kulturpolitik hat’s immer gegeben; sie war und ist aber durch den Stoff selbst leidlich in Schach zu halten. Neu ist die propere Alleinerziehende, die mitsamt ihrem Fratzen das Kollegium und die Mitschüler terrorisiert oder die gut ausgebildete Spätgebärende, die qua Heirat über Zeit und Geld verfügt und über ihre Brut und den so genannten „Elternbeirat“ das Direktorat nach Belieben aufmischt.

Dabei wird gern übersehen, dass noch nie so viele deutsche Kinder so erfolgreich zur Schule gegangen sind, nie so viele Abitur gemacht haben und ins Studienfach drängten. Dass es angeblich immer noch zu wenige sind, hören wir nur von „der Industrie“ und aus Kreisen der links orientierten Politik.

Unlängst wurde hier beklagt, Schüler und Studenten gingen nicht mehr auf die Straße, um sich zu artikulieren. Das stimmt. Sie haben nämlich gar keine Zeit mehr dazu – die Schule und die ehrgeizigen Eltern sitzen ihnen gemeinsam im Genick und verpassen ihnen eine gefühlte 60-Srtunden-Woche. Dass es daneben jene schwerer haben, die nicht unter solcher „Fürsorge“ leiden, halte ich nur dort für nicht übertrieben, wo fremde Kulturkreise und Sprachbarrieren eine Rolle spielen. Aber das ist ein ganz anderes Thema. Dass lernwillige und begabte Schüler von Minderbemittelten ausgebremst würden, ist eine unausrottbare Mär jener, die in ihren Blagen auch dann etwas Hochbegabtes zu erkennen glauben, wenn überhaupt nichts da ist.

Dabei gibt es sie immer noch, und nicht zu knapp: Lehrer, die ihren Job gern tun und die von ihren Schülern gemocht werden. Zum Beispiel den da. On topic: ab 8:20 der Lehrer "Typ C".

lg zonkeye
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Alt 01.10.2012, 10:21   #13
männlich DEAD MAN
 
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Hallo Ilka-Maria, hallo DrKarg,

Zitat:
Den Unterschied zwischen arm und reich gibt es dennoch, nämlich dort, wo die Gräben breit sind. Ein Kind mit einem hohen IQ, das mit neurotischen oder suchtkranken Eltern aufwächst, die reich genug sind, Personal zu stellen und eine Privatschule zu bezahlen, ist immer besser dran als ein Kind, das bei gleichem IQ in einem sozialgeschädigten Umfeld der unteren Klasse heranwächst. Das ist kein Schicksalsurteil, Befreiungsschläge sind immer wieder gelungen, aber in der Regel endet ein hochbegabtes Kind aus niederen Schichten eher als Fischverkäufer als in einer Vorstandsetage.
Wenn es einen Unterschied zwischen neurotisch und suchtkrank zu sozial geschädigt gibt (wobei ich hier sozial gesch. nicht definieren kann), dann behaupte ich, daß ein KIND im ersten Fall nicht unbedingt besser dran ist.

Fischverkäufer oder Vorstandsetage (als Vergleich, als Beispiel), wer ist glücklicher? Du kennst die Geschichte vom Fischer in seiner Hängematte?

Ich meine weiterhin, daß es in unserer heutigen Zeit weitaus wichtiger ist, den EQ eines Menschen zu berücksichtigen bzw. auf diesen frühzeitig "einzuwirken" als den Menschen am IQ bzw. fachlichen Wissen zu messen bzw. ihn nur hier zu fördern. Der schlauste Vorstand ist keinen Penny wert, wenn er ein Arschloch ist.

Zitat:
nun könnte ich einfach auf meine Erfahrungen hinweisen

-als Lehrer mit vierzigjähriger Erfahrung,
-als Rektor mit dreißigjähriger Erfahrung,
-als Zweitprüfer an der Universität mit dreißigjähriger Erfahrung,
-als Erziehungswissenschaftler,
-als vierfacher Vater,
-als vierzehnfacher Großvater.

Das aber wäre mir zu billig.
tust Du aber. Und nein, es ist trotz allem nicht billig, zumindest weiß ich als Leser, woher Deine Meinung kommt und kann sie für mich "anders" berücksichtigen. Andererseits hätte ich mir bei dieser Vita ein wenig mehr gewünscht. Vielleicht sind dies eben die Unterschiede.

Zitat:
Wie in jedem Beruf gibt es GUTE und SCHLECHTE, ENGAGIERTE und NICHTENGAGIERTE - das ist ein Gemeinplatz.
Naja, meine ich.

Zitat:
Aber dem Zeitgeist zufolge sehe ich halt, dass tatsächlich viele gute Lehrkräfte sich aufreiben und man den Schulen immer noch mehr angebliche Reformen aufhalst, ohne zu bedenken, dass ein gutes pädagogisches Geschäft der Ruhe, der behutsamen Zuwendung und der Imagination bedarf.
Ja, ist nicht nur bei den Lehrern so. Gibt genügend Beispiele aus anderen Berufsfeldern, wo es genau so abläuft (eben nur mit anderen Schablonen).

Wo fange ich an zu graben?

Zitat:
Stattdessen belastet man Lehrkräfte einseitig
Wo habt ihr bloß immer alle eure MANS her?


Zitat:
Genau diese Entwicklung haben wir seit Jahrzehnten, und genau deshalb geht das Bildungsniveau immer weiter nach unten. Ganzheitsschulen dominieren, das mehrgliedrige Schulsystem wurde plattgemacht, die Anforderungen richten sich nach den schwächsten Gliedern, und die Schüler mit "Migrationshintergrund" bremsen aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse ihre Klasse aus. Die Lehrer werden nicht gefragt, wie sie diese Probleme stemmen und die Arbeit der Schüler gerecht bewerten sollen, lernwillige und begabte Schüler bleiben auf der Strecke. Gleichmachererei ist das Gegenteil von Gerechtigkeit.
Nö Ilka und wie gesagt, bei euch vielleicht, das mag sein, kann ich nicht beurteilen, bei uns jedenfalls nicht. Wir haben auch hier ne Menge Idioten in der Verwaltungsebene, welche die Erziehungspolitik in KITAs und Schulen durch willkürliche Maßnahmen erschweren. Zum Glück sind die Menschen hier mündig, wo Fachkräfte und Eltern (gemeinsam, ohne sozialen Vergleich, als Eltern und Erwachsene) sich wehren, sich organisieren und willkürliche Entscheidungen anfechten und für Lösungen sorgen.

In den KITAs z.B. wird hier sehr früh Einfluß auf mangelnde Sprachkenntnis genommen und zuätzlich gegengesteuert. Der Unterricht an den Schulen ist so gestaltet, daß auf jedes Kind individuell eingegangen werden kann. Lernwillige und begabte Kinder werden aus dem Prozeß heraus "mehr" gefüttert, Lernschwächere werden in den Prozeß hinein gestärkt.

Und DAS ist keine Frage der Bildungspolitik sondern der Menschen, der Lehrer direkt vor Ort. Diese entscheiden, wie sie die Kinder unterrichten. Es gibt mehrere Modelle.

Trotz allem gibt es auch hier Schulen, da funktionierts nicht so gut, einfach darum, weil der Lehrkörper, welcher so einer Schule innewohnt, leicht madig ist.

Wenn ich als Lehrer nach außen um Hilfe schreie und sage, ihr da oben seid doch schuld, irgendwann diese Denke verinnerliche, was strahle ich dann noch nach außen aus? Da wo eine Autorität stehen sollte, steht kein Selbstbewußtsein mehr, sondern nur noch ein Schatten. Und Schatten können keine Menschen führen, nur lassen sich Menschen auch von Schatten führen.

Sicher sieht es in den Großstädten noch einmal anders aus, da kann ich nicht mitreden. Schade ist es allemal, daß es Schulen mit aufgeriebenen Lehrern und ungenügend geförderten Schülern gibt.

Ich habe keine Lösung. Vielleicht nur, daß die Probleme nicht in den Schulen beginnen, sondern dort ihre Wirkungen zeigen. Die Ursachen liegen in einer Welt voller "Schneller, Höher, Weiter" denke ich ganz woanders.

Nichtsdestotrotz bin ich voller Zuversicht und freue mich in einem Land wie Deutschland leben zu dürfen und zu können und bin gerne Teil dieser Gesellschaft und bemühe mich täglich ein gesunder und unterstützender Teil dieser Zeit zu sein. Unsere Kinder und Jugendlichen sind das Wertvollste was wir haben, sie können nur das werden, was wir ihnen geben. Beständigkeit, Liebe, ein offenes Ohr, eine ausgestreckte Hand und Grenzen.


Staubige Grüße

Dead Man
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Alt 02.10.2012, 06:59   #14
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Standard Re: Erziehungsethik

Liebe Freunde,

wir sind uns sicher einig, dass das Erziehungsgeschäft eines der schwierigsten Geschäfte überhaupt ist und bleibt, die es als Beruf im Menschsein gibt. Dann darf man aber die vielen Lehrkräfte und die Erzieherinnen und Erzieher nicht permanent verprügeln und für alles Mögliche verantwortlich machen, was so schief gelaufen ist.

Mir ging es bei diesem Gedicht darum, auf diese Asymmetrie und diese Tatsache hinzuweisn, auf diesen Schiefstand.

Im übrigen denke ich doch als Optimist, dass mit Schuldzuweisungen nichts erreicht werden kann. Es darf nicht um Defizitfahndung und um Erbsenzählerei gehen ("Welche Schule ist die beste?"), sondern es muss um Schatzsuche gehen ("Wie kann ich als Individuum und auch über die Politik durch Beteiligung die Schule in und mit ihrer Arbeit stärken?").

Meinen Beobachtungen zufolge regulieren sich viele Prozesse im Erziehungsgeschäft von selbst. Aber man muss - im Sinne der Erziehungsethik von KANT - den Lehrkräften schon die Kompetenz einräumen bzw. diese Kompetenz überhaupt zulassen, dass sie zivilisieren, disziplinieren, kultivieren und moralisieren (=ethisieren) dürfen.

Wo wir dem Pädagogenstand das absprechen und nr noch unseren Willen durchsetzen, gerät Bildung als Gesamtanspruch immer mehr ins Hintertreffen.
Wie und wo sollten wir dann in der Welt noch konkurrenzfähig bleiben, wenn unsere einzige Ressource die Bildung darstellt?

Herzliche Grüße und danke für die vielen Bemühungen um mein Gedicht!

R. R. Karg
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Alt 02.10.2012, 08:43   #15
männlich DEAD MAN
 
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Zitat:
Liebe Freunde,

wir sind uns sicher einig, dass das Erziehungsgeschäft eines der schwierigsten Geschäfte überhaupt ist und bleibt, die es als Beruf im Menschsein gibt. Dann darf man aber die vielen Lehrkräfte und die Erzieherinnen und Erzieher nicht permanent verprügeln und für alles Mögliche verantwortlich machen, was so schief gelaufen ist.

Mir ging es bei diesem Gedicht darum, auf diese Asymmetrie und diese Tatsache hinzuweisn, auf diesen Schiefstand.

Im übrigen denke ich doch als Optimist, dass mit Schuldzuweisungen nichts erreicht werden kann. Es darf nicht um Defizitfahndung und um Erbsenzählerei gehen ("Welche Schule ist die beste?"), sondern es muss um Schatzsuche gehen ("Wie kann ich als Individuum und auch über die Politik durch Beteiligung die Schule in und mit ihrer Arbeit stärken?").

Meinen Beobachtungen zufolge regulieren sich viele Prozesse im Erziehungsgeschäft von selbst. Aber man muss - im Sinne der Erziehungsethik von KANT - den Lehrkräften schon die Kompetenz einräumen bzw. diese Kompetenz überhaupt zulassen, dass sie zivilisieren, disziplinieren, kultivieren und moralisieren (=ethisieren) dürfen.

Wo wir dem Pädagogenstand das absprechen und nr noch unseren Willen durchsetzen, gerät Bildung als Gesamtanspruch immer mehr ins Hintertreffen.
Wie und wo sollten wir dann in der Welt noch konkurrenzfähig bleiben, wenn unsere einzige Ressource die Bildung darstellt?

Herzliche Grüße und danke für die vielen Bemühungen um mein Gedicht!

R. R. Karg
Yes, das hab ich mir "gewünscht". Dieses Statement möchte ich gern unterschreiben, selbst das MAN hat hier einmal seine absolute Berechtigung.

Ich behalte diese Gedanken gern im "Hinterkopf" und möchte mich auch "morgen" noch daran erinnern.

Danke für diese Worte!

Staubige Grüße

Dead Man
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Alt 03.10.2012, 10:35   #16
männlich Ex-DrKarg
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Standard Re: Erziehungsethik

Lieber DEAD MAN,
für die liebenswürdigen Blumen danke ich sehr!
Ich denke doch, wir sollten die Pädagogik wieder dort wirken und in Ruhe lassen, wo sie hingehört: in die Elternhäuser, in die Kindergärten, in die Schulen...
Herzliche Grüße und einen wunderschönen, sonnigen Einheitstag wünscht
R. R. Karg
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Alt 03.10.2012, 14:57   #17
männlich Desperado
 
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Die Tatsache, dass noch nicht aus den Pickeln Gekommene in ihrer Vorgängergeneration nicht jene großartigen Eigenschaften erkennen mögen, die sie selbst mit unerschütterlicher Gewissheit auszeichnen werden, findet sich schon bei den alten Griechen und Römern.

Wenn man in den alten Schülerzeitschriften der Oberstufen blättert, erkennt man, dass auch damals viele Schüler schon schrecklich unter dem Leistungsdruck zu leiden hatten und oft gerade deshalb den Lehrerberuf ergriffen haben, ohne jedoch das Schulsystem entscheidend vielmehr auch nur geringfügig zu verändern.

Mich amüsiert, dass Eltern immer erst dann Farbe bekennen, wenn sie zu Sprechstunden zitiert und zur Rede gestellt werden und erst dann ihren fatalen Einfluss zwar nicht gerade auf das Schulsystem im Allgemeinen aber umso sicherer auf einzelne Klassenverbände der speziellen Schule bekennen.

Bornierte Kulturpolitik hat’s immer gegeben, sie konnte durch den Stoff noch nie Schachmatt gesetzt werden, höchstens verstärkt. Betroffen ist nicht selten die überlastete Alleinerziehende, wenn Kinder aus wohlversorgten und geordneten Familienverhältnissen das Kollegium und die sozial "unter ihnen stehenden" Mitschüler terrorisieren, nicht selten indessen unterstützen nicht nur gut ausgebildete Spätgebärende, die entweder über Zeit oder etwas Geld verfügen, im Elternbeirat nicht nur das Direktorat durch persönliches Engagement.

Dabei wird gern übersehen, dass noch nie so viele deutsche Kinder so erfolglos zur Schule gegangen sind wie heute, da selbst Abitur und entsprechendes Studienfach sie nicht vor anstehender Arbeitslosigkeit bewahren können. Die Spezialisierung der Industrie klagt zur selben Zeit über immer noch zu wenig Nachwuchs, die aus Kreisen der links orientierten Politik aufgezeigte sich abzeichende Ungleichheit der Bildungschancen ist nicht mehr zu leugnen.

Unlängst wurde hier beklagt, Schüler und Studenten gingen nicht mehr auf die Straße, um sich zu artikulieren. Das stimmt, sie haben nämlich gar keinen Schneid mehr dazu – sie lassen es sich widerspruchslos gefallen, dass ihnen die Schule und die ehrgeizigen Eltern gemeinsam im Genick sitzen und lassen sich ohne Protest eine gefühlte 60-Stunden-Woche verpassen, denen ist wirklich nicht zu helfen.

Dass es daneben jene keineswegs schwerer haben, die nicht unter solcher „Fürsorge“ leiden, halte ich für nicht übertrieben, weil fremde Kulturkreise infolge der von klein auf überwundenen Sprachbarrieren keine Rolle mehr spielen und in den Klassen der Städte nicht selten Immigrantenkinder die Mehrheit bilden. Aber das ist ein ganz anderes und zudem heikles Thema.

Oder so... mehr hats nicht hergegeben.
Desperado ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.10.2012, 08:58   #18
männlich Ex-DrKarg
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Standard Re: Erziehungsethik

Lieber Desperado,

diese Gedanken gehen ehrlichen und ernsthaften Pädagogen immer wieder und immer schon durch den Kopf. Deshalb wird es notwendig, eine Erziehungsethik neu zu denken und zu schreiben.

Der Begriff der Erziehungsethik ist leider durch die Pervertierung von NS-Pädagogen (z. B. von Krieck) sehr in Mitleidenschaft gezogen worden.

Im Grund genommen würde eine tragfähige Erziehungsethik jedoch die Möglichkeit bieten, Überlastungen im Erziehungsgeschäft zwar nicht auszuschließen, jedoch endlich dezidiert zu benennen.

Herzlche Grüße und vielen Dank für die Denkanstrengungen!
R. R. Karg
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Alt 04.10.2012, 10:18   #19
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Lieber Dr.Karg,

Gewisser Denkanstrengungen bedurfte es in der Tat, zonkeyes pauschale Polemik in einigermaßen verständlicher Form den wirklichen Gegebenheiten anzupassen, die ich auf Grund verschiedener Lebensumstände vergleichsweise gut kenne und beurteilen kann.

Wie überall hängt sehr viel vom einzelnen "Lehrkörper" ab, der Lehrerberuf ist ein schlecht bezahlter Fulltime-Job mit enormen Verschleißerscheinungen, die Zunahme psychosomatischer Erkrankungen insbesondere von LehrerInnen ist ein nicht mehr zu überhörendes Alarmsignal.

Tatsächlich wird die enorme Leistung so gut wie nicht berücksichtigt und entsprechend gewürdigt, die insbesondere Grundschullehrkräfte in Puncto sozialer Intelligenz und Erziehung zu Gemeinschaftsfähigkeit der ihnen anvertrauten Zöglinge vollbringen, die in zunehmendem Maße nicht einmal mehr über die einfachsten Kulturpraktiken verfügen.

Der Beruf des Schulpsychologen ist Beleg für die dringliche Notwendigkeit einer zumindest schwerpunktmäßig ausgearbeiteten Erziehungsethik, da sich die Probleme unserer Zeit wie sonst nirgendwo in den Kindern wiederspiegeln und eine förderliche Begegnung -mitunter Entgegnung- weitaus mehr erfordert als bloße Lehrstoffvermittlung, die LehrerInnen sind als Pädagogen vor außergewöhnliche Herausforderungen gestellt und fühlen sich nicht ganz zu Unrecht im Stich gelassen.

Da ihr Berufsstand in den letzten Jahrzehnten erheblich an Ansehen eingebüßt hat und der Schulbetrieb gottlob vom bloßen Diziplinierungsgedanken schwarzer Pädagogik Abstand genommen, wird andrerseits die Schuld für die "Auffälligkeiten" der Kinder allzu gern bei den LehrerInnen gesucht und ihrer "Unfähigkeit" zugeschrieben, die Zeiten haben sich geändert. Letztendlich bedarf das Lehramtsstudium einer grundlegenden Erneuerung hinsichtlich einer erweiterten Ausbildung und Vorbereitung, die weit über Wissensvermittlung hinausgeht.

Es ist bewundernswert, sich auch nach getaner Arbeit -wie in dem Gedicht geschehen- noch intensiv und gewissenhaft mit der Thematik zu beschäftigen, und keineswegs eine Selbstverständlichkeit.

Herzliche Grüße
Desperado
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Alt 04.10.2012, 12:18   #20
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Dr.Karg :
Aber man muss - im Sinne der Erziehungsethik von KANT - den Lehrkräften schon die Kompetenz einräumen bzw. diese Kompetenz überhaupt zulassen, dass sie zivilisieren, disziplinieren, kultivieren und moralisieren (=ethisieren) dürfen.

Desperado:

Wie überall hängt sehr viel vom einzelnen "Lehrkörper" ab, der Lehrerberuf ist ein schlecht bezahlter Fulltime-Job mit enormen Verschleißerscheinungen, die Zunahme psychosomatischer Erkrankungen insbesondere von LehrerInnen ist ein nicht mehr zu überhörendes Alarmsignal..

Lieber Desperado, lieber DrKarg,
Die Lehrer sind krank- so Desperado- und von denen sollen wir Eltern dann unsere Kinder zivilisieren, disziplinieren, kultivieren und moralisieren lassen ?
Die besserverdiende Elternschaft gibt - wie Ilka-Maria es sagt - die Antwort: Privatschule, die eine andere Art von Lehrern zur Verfügung hat.
Nach dreißig Jahren Hausarzttätigkeit in einem sozialen Brennpunkt habe ich den Eindruck gewonnen, dass Lehrer/ innen mehr Kraft einbüssen durch Streit mit Kollegen als durch Probleme mit Schülern.Gruss, kipling
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Alt 04.10.2012, 12:31   #21
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Lieber DrKarg, beim Lesen Deines Gedichtes, was mir etwas holprig und unmelodisch erscheint, empfinde ich doch grosse Sympathie für Deine Geisteshaltung dieser Thematik gegenüber und der differenzierten Auseinandersetzung mit dem Grundproblem. Gruss, kipling
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Alt 04.10.2012, 14:34   #22
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Zitat:
Zitat von kipling Beitrag anzeigen
Die Lehrer sind krank- so Desperado- und von denen sollen wir Eltern dann unsere Kinder zivilisieren, disziplinieren, kultivieren und moralisieren lassen ?
Hallo kipling,

ich hätt überhaupt nix dazu sagen sollen, viel zu weit weg alles, mich ärgerte zuallererst einmal der Versuch, einen angeregten Dialog zu torpedieren aus purer Geltungssucht, sicher hab ich mir so meine Gedanken gemacht, jedoch aus der Position des mittelbaren Beobachters, die wollt ich dann noch loswerden der Höflichkeit halber, ich hätt grundsätzlich nichts sagen sollen dazu, ich beneide die Lehrer nicht um ihre Aufgabe und tat es nie.

Lieben Gruß
Desperado
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Alt 04.10.2012, 15:47   #23
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Hallo Desperado, ich merke schon, die Reifung setzt bei Dir ein. Lieben Gruss, kipling
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Alt 04.10.2012, 17:14   #24
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Zitat:
Zitat von kipling Beitrag anzeigen
ich merke schon, die Reifung setzt bei Dir ein.
Nur das nicht!
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Alt 05.10.2012, 08:40   #25
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Standard Re: Erziehungsethik

Lieber kipling,
viele meiner Gedichte müssen per se holprig sein und bleiben. Gedichte, die wie Öl hinterfließen, sind im nächsten Augenblick nach der Lektüre schon vergessen. Gedichte aber, mit denen man sich schwertut, können in ihrem Sinn besser erfasst werden - wenn ernsthaft gebohrt wird. Die Ironie und/oder die Bedeutung lässt sich mit Stolpersteinen besser näherbringen - meine ich.
Herzliche Grüße R. R. Karg
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Alt 05.10.2012, 09:54   #26
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Lieber Dr.Karg, frei nach Euklid: quod est demonstrandum .(hoffentlich stimmt die Grammatik ).Herzlichen Gruss, kipling
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Alt 06.10.2012, 08:27   #27
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Standard Re: Erziehungsethik

Lieber kipling,
müsste es nicht QUOD ERAD DEMONSTRANDUM heißen?
Aber: So genau weiß ich das auch nicht.....
Herzliche Grüße R. R. Karg
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Alt 06.10.2012, 09:17   #28
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Ergänzend zu meinen obigen Anmerkungen, lieber Herr Doktor Karg, darf ich auf das bemerkenswerte Ergebnis des gerade eben publizierten, neuen Pisa-Tests hinweisen, wonach in unseren Systemen die Dummheit der Schüler keineswegs monokausal von ihrer Herkunft abzuleiten ist, aber ein enger Zusammenhang zwischen den Schularten und dem Bildungserfolg steht. Die Grundschulen Berlins scheinen die mit Abstand schlechtesten zu sein; Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen sind weit vorn. Erschütterndes vor allem auf dem Gebiet der Mathematik: In Berlin sind die Viertklässler erst da, wo sich in Bayern schon die Drittklässler tummeln.

Ich bleib daher dabei: So schlecht, wie du uns glauben machen willst, sind unsere Systeme insgesamt gar nicht. Du solltest dir Klaffels gekonnt-köstliche Parodie anhören, auf die ich hingewiesen habe. Es lohnte sich!

Mit Holperreimen oder mühsam endverreimter Prosa kann man übrigens nur selten Inhalte bleibend vermitteln. Holpergedichte sind wie schlecht gespielte Musikstücke – das Publikum wendet sich mit Grausen und kümmert sich nicht um deren Inhalte.

lg zonkeye
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Alt 06.10.2012, 11:24   #29
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Standard Erziehungsethik

Lieber Dr.Karg, ich erlaube mir der Diskussion wegen folgenden Beitrag: nach Euklid "quod erat demonstrandum" geschrieben nach Erreichen eines mathematischen Ergebnisses. ( Imperfekt , Indikativ ). Scheint mir dem "o.k." des 19. Jh. zu entsprechen. Meine Überlegung war, ob es nicht in unserem Falle Konjunktiv sein müsste- was zu beweisen w ä r e -sit . Gruss, kipling
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Alt 07.10.2012, 10:45   #30
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Standard Re: Erziehungsethik

Lieber kipling,
die Intention kannte ich zuvor nicht. Dann ist die Intervention völlig akzeptiert.
Schönen Sonntag! R. R. Karg
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Alt 08.10.2012, 08:36   #31
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Standard Re: Erziehungsethik

Liebe Dichterfreunde,
es gibt bereits ein dreibändiges Werk zur Erziehungsethik,
erschienen im Verlag HAAG & HERCHEN, Frankfurt/Main.
Herzliche Grüße R. R. Karg
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Alt 08.10.2012, 09:22   #32
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Das erste nennenswerte Werk über Erziehungsethik hat Rousseau geschrieben: "Emile oder über die Erziehung" stammt aus dem Jahre 1762. Danach kam es weltweit zu einer Flut weiterer, diesbezüglicher Publikationen.

Als die kirchlichen und schulischen Kindesmissbrauchsfälle ins Zentrum der Medien rückten, wälzte sich ein Tsunami durch den einschlägigen, deutschen Büchermarkt, der bis heute nicht abgeebbt ist. Wer nur je einmal als Volksschullrektor, als "Super-Nanny" oder als Erziehungsanstaltsleiter unterwegs gewesen war und noch einen Bleistift halten konnte, fühlte sich bemüßigt.

Man käme mit dem Lesen nicht nach, selbst wenn man es versuchen würde. Ich glaube aber nicht, dass es notwendig ist. Ein kurzweiliger Besuch in Klaffels Kabarett reicht vollkommen (am besten: ab 8:20!).

lg zonkeye
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Alt 08.10.2012, 09:33   #33
Thing
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Zitat:
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Das erste nennenswerte Werk über Erziehungsethik hat Rousseau geschrieben: "Emile oder über die Erziehung" stammt aus dem Jahre 1762. Danach kam es weltweit zu einer Flut weiterer, diesbezüglicher Publikationen.


lg zonkeye
z. scheint über U. nicht viel zu wissen.
U. war derjenige, der seine Kinder in die Waisenhausklappe kippte, weil sie ihm im wahren Sinne des Wortes "teuer" waren.
Der ein stählernes Korsett creierte, damit sie bei Tische aufrecht blieben.

Frau und Kinder blieben ihm lebenslang gleichgültiger als sonstwas.
Abgesehen vom "Zeugen". Da war er eifrig.
Und d a s soll ethisch vorbildlich sein.
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