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Fantasy, Magie und Religion Gedichte über Religion, Mythologie, Magie, Zauber und Fantasy.

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Alt 10.01.2024, 18:10   #1
männlich Alfredo
 
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Ort: Wels
Beiträge: 128

Standard Die Transsubstantiation

Die Frage
Was ist die Transsubstantiation?
Schon lange plagt das Wort mich schon.
Als linientreuer Katholik,
erlebe ich das große Glück,

zugegen bei der Wandlung sein,
Christi Blut ist jetzt der Wein.
Als Kannibale der Religion,
verzehre ich den Gottessohn.

Doch welcher Teil ist das exakt?
Ist es vom Leib ein Nes-Extrakt?
Der Gedankengang ist ganz blasphemisch,
denn wer so fragt, der meint es hämisch.

Die Antwort:
Du hast zu glauben, nicht zu fragen.
Was richtig ist wird man dir sagen.
Wer hinterfragt den Dogmenwahn,
der tritt den Gang zur Hölle an.

Der Päpste Worte reichen weit,
sie strotzen vor Unfehlbarkeit.
Und ist es auch der größte Mist,
zu glauben hat das jeder Christ.

Bist du immer noch im Zweifel?
Nach dem Tod holt dich der Teufel.
Der treibt dir dann die Flausen aus.
Ein Christ zu sein, oh welch ein Graus.
Alfredo ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.01.2024, 14:52   #2
männlich dunkler Traum
 
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Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 60
Beiträge: 1.615

Standard Hallo Alfredo

... und wieder was dazu gelernt.

Nur stellt sich mir die Frage, was hat die Kirche mit den Christen zu tun. Es gibt inzwischen viele Christen, die die Dogmen der Kirchen leid sind.
Es ist alles nett abgearbeitet. Ich finde den letzten Satz unpassend.

wsT
dT
dunkler Traum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.01.2024, 15:17   #3
weiblich Ilka-Maria
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Beiträge: 31.109

Zitat:
Zitat von dunkler Traum Beitrag anzeigen
Nur stellt sich mir die Frage, was hat die Kirche mit den Christen zu tun.
Die Frage ist berechtigt. Erst waren die Christen da, die Kirche kam später. Außerdem ist das Christentum aus einem politischen Widerstand heraus entstanden. Okay, die Kirche hatte ebenfalls mehr politische Macht im Kopf als alles andere. Tatsache ist jedoch, dass das Ur-Christentum weder die Dogmen der Kirche, noch den Teufel kannte. Mit der Lehre Christi hat der Katholizismus nur noch wenig zu tun gehabt. Im Grund haben die Kirchenmächtigen das Schicksal dieses bedauernswerten, zu Tode geschundenen Wanderpredigers für ihre Machenschaften missbraucht.

Warum dieses Gedicht so unkritisch mit diesem Thema umgeht und stattdessen nur auf die Christenheit draufprügelt, ist mir unverständlich. Weder in der katholischen, noch in der protestantischen Kirche ist man zum Glauben und zum Beitritt zur Kirche gezwungen. Wer sie nicht mag, bleibt einfach draußen.
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Alt 14.01.2024, 13:30   #4
weiblich ftatateeta
 
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[QUOTE=Ilka-Maria;600768] Mit der Lehre Christi hat der Katholizismus nur noch wenig zu tun gehabt.


Präsens bitte, Präsens. Die Dogmen alle, die ein gläubiger Katholik auch heute noch schlucken muss! Allein die Unfehlbarkeit des Papstes, wenn er sich anmaßt, ex cathedra zu sprechen. Der Mann aus Nazareth würde ihm den Thronsessel umstoßen.
ftatateeta ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.01.2024, 19:08   #5
kofski
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Inhaltlich kann ich es nachvollziehen, ich bin auch kein Freund von Dogmen. AABB klingt immer ein bisschen nach Büttenrede, aber vielleicht ist das gewollt.
Dass die Christen symbolisch Blut trinken und Leichen essen hat möglicherweise mit Ersatzopfern zu tun. Da gibt es so eine Geschichte in der Tora, wo ein Vater seinen Sohn opfern will, und dann sagt Gott: "Eh, Digga, ich hab mir das anders überlegt, ab heute nimm einen Hammel als Ersatz. Das tut dir nur finanziell weh."
Ich vermute daher, das Ersatzopfer kommt aus der jüdischen Wurzel des Christentums, denn schon die Urchristen haben das angeblich so gehandhabt. Natürlich ist die Kirche heutzutage weit weg von der ursprünglichen Spiritualität solcher Rituale und das finde ich auch kritikwürdig.
kofski ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.01.2024, 19:48   #6
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von kofski Beitrag anzeigen
Inhaltlich kann ich es nachvollziehen, ich bin auch kein Freund von Dogmen. AABB klingt immer ein bisschen nach Büttenrede, aber vielleicht ist das gewollt.
Na klar, Goethe hatte ganz sicher eine Büttenrede im Kopf, als er die Ballade "Erlkönig" schrieb. Oder sein Gedicht "Gefunden". Der Mann war ja für seinen ausufernden Humor bekannt.

Oder die Arie aus "Carmen" von Bizet: "Hier an dem Herzen treu geborgen / die Rose sieh von jenem Morgen ..." - wie gemacht für die Mänzer Bütt. Theodor Storm: "Von drauß vom Walde komm ich her / ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr ...", zwar ein bisschen feierlich, aber man kann ja nach jedem Vers ein "Trärää" schmettern. Der von der Jugend vieler Generationen hochverehrte Hermann Hesse hat reihenweise Gedicht in Paarreimen geschrieben - der reine Witzbold, muss man da sagen. Die deutsche Lyriklandschaft scheint durch die Jahrhunderte hindurch von solchen Narrenkappen heimgesucht worden zu sein.

Trärää, trärää, trärää ...
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Alt 15.01.2024, 19:53   #7
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von ftatateeta Beitrag anzeigen
Präsens bitte, Präsens. Die Dogmen alle, die ein gläubiger Katholik auch heute noch schlucken muss! Allein die Unfehlbarkeit des Papstes, wenn er sich anmaßt, ex cathedra zu sprechen. Der Mann aus Nazareth würde ihm den Thronsessel umstoßen.
Damit bestätigst du meine Aussage nur, ftatateeta: Der Katholizismus hat mit der Lehre Christi nicht viel zu tun. Die Unfehlbarkeit des Papstes geht nicht auf Jesus zurück, sondern ist eine späte Erfindung der katholischen Kirche. Jesus kannte weder eine Kirche, noch das Papsttum.

Außerdem: Niemand ist gezwungen, in der Kirche zu bleiben oder ihr beizutreten. Wer drin bleibt, zahlt brav seine Steuern, muss aber nicht am Gottesdienst teilnehmen, nicht zur Beichte gehen und braucht auch sonst keinen Service der Kirche zu beanspruchen. Ist alles eine freie Entscheidung.
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Alt 15.01.2024, 21:09   #8
männlich Anaximandala
 
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Damit bestätigst du meine Aussage nur, ftatatzeeta: Der Katholizismus hat mit der Lehre Christi nicht viel zu tun. Die Unfehlbarkeit des Papstes geht nicht auf Jesus zurück, sondern ist eine späte Erfindung der katholischen Kirche. Jesus kannte weder eine Kirche, noch das Papsttum.
Also zu der Frage lohnt es sich auf jeden Fall Dostojewskies "Großinquisitor" zu lesen, ich glaube das ist eine Teilgeschichte aus "Die Gebrüder Karamasov".

Jesus ist wieder da, jeder weiß, dass er es ist.
Er braucht dazu nichtmal etwas sagen.
Es ist einfach göttlich.

Im Grunde genommen ist es der ~50 seitige Monolog des Großinquisitors, dass und warum Jesus nicht das Recht hat, als Erlöser wiederzukehren und dass er die Kirche gefälligst ungestört Walten lassen soll.

So, spontan eingeworfen xD

Dein Gedicht ist cool, Alfredo!
Gute Frage und schöne Antwort

Liebe Grüße
Delf
Anaximandala ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.01.2024, 21:25   #9
kofski
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Es ist doch nicht meine Schuld, dass es in meinen Ohren nach Abiturzeitung klingt. Trärää. Und die von Dir genannten Autoren haben meist längere Zeilen und größeres dichterisches Geschick, was man ja nicht vergessen darf. Tarööö. Beim Storm passt AABB, weil es ein heiteres Gedicht ist, tataaa, und die deutsche Lyrik ist in der Tat durch die Jahrhunderte von Narrenkappen heimgesucht worden. Täterätäää umta umta bumm.
kofski ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.01.2024, 22:09   #10
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Zitat:
Zitat von kofski Beitrag anzeigen
Es ist doch nicht meine Schuld, dass es in meinen Ohren nach Abiturzeitung klingt.
Natürlich nicht, kofski. Es ist ein Virus, an dem viele Menschen leiden. Die Mär vom "humoresken Paarreim" ist epidemisch, da hochansteckend.

Da ich den umarmenden Reim liebe und bevorzuge, bin ich gegen eine derartige Ansteckung gefeit. Der Paarreim ist mir nämlich oft zu schwierig, da muss man auf relativ kurzem Weg schon einen Reim finden. Beim Kreuzreim oder umschweifenden Reim ist der Weg erheblich länger und bietet daher mehr Möglichkeiten, passende Reime aufzubauen. Kurz gesagt: Es ist die einfacherere Methode, zu dichten. Jetzt könnte man sagen: Das ist nur Meinung oder allenfalls Theorie. Ist es nicht, es ist Erfahrung.
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Alt 15.01.2024, 23:14   #11
kofski
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Ich sehe das genau umgekehrt. Also eine andere Erfahrung, aber wer bin ich, anderen ihre Erfahrungen abzusprechen? Ich finde es nur sehr interessant, dass andere die Dinge ganz anders sehen als ich. Ich bin vermutlich Wilhelm-Busch-geschädigt.
kofski ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.01.2024, 00:35   #12
weiblich Ilka-Maria
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Ich will zum Gedicht dieses Fadens zurückkommen, egal, um welches Reimschema es sich handelt. Von einer Büttenrede ist es jedenfalls weit entfernt. Bestimmt ist es nicht falsch, Religionskritik ein wenig locker anstatt verkniffen und bitterernst zu bringen. Denn da liefe man Gefahr, eine Ideologie mit einer anderen zu verteidigen. Das Reimschema ist auch nicht der alleinige Maßstab für die Kunstfertigkeit und das Gelingen eines Gedichts. Das raffinierteste Reimschema und die saubersten Reime könnten ein Gedicht nicht retten, das auf Rhythmus baut, ihn aber nicht einhalten kann. Oder das sich mit dem Thema verzettelt, mit Füllwörtern aufgebläht ist oder hölzerne Wörter den griffigeren vorzieht oder sonstwie beweist, dass der Dichter über die Wahl des Ausdrucks nicht gründlich nachgedacht hat.

Bereits in der ersten Strophe stört mich so ein Silbenschleppzug wie "Transsubstantiation", nicht gerade ein hochpoetischer, sondern ein holpriger Terminus technicus. Und warum zweimal das Wort "schon" im zweiten Vers?

In der zweiten Strophe wechselt der Rhythmus nach dem ersten Vers zum Trochäus, in Vers drei wieder zum Jambus, gefolgt von einem Daktylus - eine ziemliches Gestolpere. Außerdem fehlt im ersten Vers dieser Strophe das Wörtchen "zu".

So ließe es sich - auch mit diesem sperrigen Fremdwort - flüssiger lesen.
Was ist die Transsubstantiation?
Seit langem plagt das Wort mich schon.
Obwohl ein treuer Katholik,
riecht mir der Brauch nach faulem Trick.

Aus Christi Blut soll roter Wein,
aus Brot sein Leib entstanden sein?
Als Kannibal mit Konfession
verzehre ich den Gottessohn!
Auch in der letzten Strophe wechselt der Rhythmus: Die ersten beiden Verse sind im Trochäus, die beiden folgenden im Jambus.

Von den unreinen Reimen will ich gar nicht erst anfangen. Hier hätte man bei einigen Strophen etwas geschickter mogeln können (z.B. "Zweifel/Deibel" oder Zweifel/Deiwel" anstatt "Teufel"). In der letzten Strophe hätte man auch leicht den Trochäus durch Weglassen des unnötigen Füllwortes "dann" beibehalten können, auch durch Verzicht auf den Artikel "ein" als Beginn des letzten Verses. Auch das altertümlich klingende, ehrfurchsvolle "oh" kann man streichen.
Bist du immer noch im Zweifel?
Nach dem Tod holt dich der Deiwel.
Der treibt dir die Flausen aus.
Christ zu sein, ein wahrer Graus.
Bleibt die Frage, ob man den Rhythmuswechsel der letzten Strophe beibehalten will, weil er nicht stört, oder die Verse besser in Jamben umschreibt.
__________________

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