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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 26.09.2016, 21:11   #1
männlich alfvonschubeck
 
Dabei seit: 09/2016
Beiträge: 24

Standard Apokalypse

Kleine, runde Perlen kullern über ihren dürren Bauch.
Sie fallen runter, tropfen auf das ausgedörrte Laub.
Lösen sich ganz langsam auf und mit einem Atemzug
sind sie weg, weil die Erde lechzend Wasser braucht.
So trottet sie durch diese ausgedörrten Lande,
durch eine mit Staub und Sand bedeckte Dornsavanne.
Für sie keine Schranke und auch kein Hindernis.
Ihr Ziel vor Augen, sie merkt nicht einmal, wie blind sie ist.
Ein Kind es sitzt auf ihren Schultern.
Einen weißen Umhang um das Haupt, wie ein Sultan.
So gehen beide ihre Wege durch die Finsternis.
Am Horizont erblicken sie einen Gewitterblitz.
Sie gibt nicht auf, weil sie es immer schaffen wollte.
Weil sie immer zu den andern in den Garten sollte.
Steht wieder auf, denn es regnet aus der Aschenwolke.
Die Sonne ist bedeckt von einer schwarzen Wolke.
In diesem dunklen Vorhang voller Ruß und dunkler Macht
hat sich ein dunkler Vorgang einen dunklen Platz geschafft.
Er legt den schwarzen Teppich über diese triste Welt.
Schon seit Jahren kein Licht mehr an dem riesen Himmelszelt.

Über hohe Berge, wo die weißen Flocken wehn,
Auf dem höchsten Gipfel, wo sie die heißen Sonnen sehn.
Durch den tiefsten Fluss, dreckig, braun und hingeklebt.
Unter Baumruinen, wo keine Seele unter der Rinde lebt.
Über verweste Wesen, kreidebleichen Knochen gehen.
Auf schmalen Stegen, unten Leichen unter breiten Brocken sehn.
Durch hohe, tiefe Schluchten. Adern der Erde sind hingelebt.
Unter großen Riesen ducken, die sich versteinert hingelegt.

Kein Überlebender da war, denn da war
kein Überleben mehr machbar.
Das dacht man nach mehrfacher überlegender Nacht dann.
Doch eines Tages kühler Regen aus dem Dach kam.
Das Dach der Welt, es jammert und es weint so sehr.
Das Kind, es klammert und es schreit noch mehr.
Doch das Schreien es wird von den Donnern überdeckt.
Am Horizont erblicken sie von weitem einen grünen Fleck.
Sie gibt nicht auf, weil sie es immer schaffen sollte.
Weil sie immer zu den andern in den Garten wollte.
Steht wieder auf, denn es regnet aus der Schattenwolke.
Die Sonne (ist) bedeckt von einer blau getränkten, satten Wolke.
Verkrampfte Krallen aus dem Sumpf nach ihnen greifen.
Schrilles Krächzen übertönt das stumpfe Himmelskreischen.
Der Boden öffnet sich, und die große Jagd beginnt, Kreaturen haben sie gewittert.
Sie hat das Kind zart umschlingt und flieht geschwind mit dem Wind dann durchs Gewitter.

Über steile Stufen stetig dreizehn Wochen gehen.
Auf wunden Füßen ohne Schuhe und einen Socken gehen.
Durch dichten Nebel, er hat sich ganz still hingelegt.
Unter flüchtenden Schatten, der Blickfang will sich bewegt.
Über eine Brücke, die seit jeher ununterbrochen steht.
Auf einmal, zweisam, einsam auf einem breiten Sockel stehn.
Durch hohe Bögen, mit einer goldenen Schicht belegt.
Unter hängenden Ranken in der Luft, aus Licht und auch dicht gesät.

Schließlich, schließlich angekommen.
Endlich werden sie in Empfang genommen.
Freundlich werden sie an der Hand genommen.
Freut sich jeder, denn ein Fest hat begonnen.
Mutter Musik und die Tochter ihre Melodie,
Vater Kunst und Schwester Symphonie.
Und die Brüder Rhythmus und Taktgefühl,
alle geben sich Kuss, fallen erleichtert auf die Knie.
Denn Melodie und Musik waren lange Zeit verschwunden,
waren am Boden versunken.
Doch heute haben sie den Weg nach oben gefunden.
Jetzt werden wieder gute Strophen gesungen.
alfvonschubeck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.10.2016, 15:39   #2
männlich alfvonschubeck
 
Dabei seit: 09/2016
Beiträge: 24

Würde mich über Feedback freuen. Gibt einiges im Text zu entdecken, auch wenn er sehr lang ist.
alfvonschubeck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.10.2016, 15:58   #3
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Hallo, alfvonschubeck,

Ich würde schreiben
geben sich Küsse

denn es sind ja viele, die sich küssen.
Das Ende paßt eigentlich nicht zum Titel.
Das Gedicht muß ich nochmals lesen.

Freundliche Grüße
von
Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.10.2016, 16:49   #4
männlich alfvonschubeck
 
Dabei seit: 09/2016
Beiträge: 24

Hallo Thing,

danke schonmal. "Flucht aus der Apokalypse" wäre tatsächlich ein passenderer Titel.
Ich stelle in dem Text übrigens zwei verschiedene Welten vor. Auf der einen Seite behandele ich die Geschichte einer Mutter, die vor Krieg und Elend flüchtet (Flüchtlingskrise), auf der anderen Seite die Musik, die sich in einer Parallelwelt auf dem "Planeten der Kunst" aus der Verdummung und Vereinheitlichung von populärer Kunst befreit.
"Wo sie die heißen Sonnen sehn" :
1. Sterne, die sie von unserer Erde aus sehen (Mutter)
2. Man befindet sich in einem anderen Sonnensystem, in welchem mehrere Sonnen zu finden sind (Musik)
alfvonschubeck ist offline   Mit Zitat antworten
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