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Alt 06.08.2006, 21:50   #1
jule
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 378


Standard Erinnerungen

“Diese Stelle kommt mir so bekannt vor, an irgendetwas erinnert mich das”, kommt ihr in den Sinn, als sie am Eingang des Waldes steht. Und ja, sie hat Recht, an dieser Stelle war früher mal eine winzige Brücke, welche, als sie noch klein war, vom “bösen Michael”, wie sie ihn damals nannte, kaputtgetreten wurde. Er wurde so bezeichnet, weil er gerne mal einen über den Durst trank und nicht mit seiner Familie klar kam. Diese warf ihn schließlich aus dem Haus. Heute lebt er nicht mehr. Er ist mit gerade mal 19 Jahren gestorben, als er mit seinem Mofa gegen einen Baum fuhr.
Sie läuft weiter, während ihr die Erinnerung an ihn noch nachhängt, doch schon bald überkommt sie der nächste Blick in die Vergangenheit. Ein altes, kleines Haus ist der Grund. Früher war es für sie das Hexenhaus, weil sie beim Blick auf Selbiges immer an das Lebkuchenhaus aus ihrem damaligen Lieblingsmärchen Hänsel und Gretel denken musste. Sie weiß noch, wie sie früher immer mit ihrer Oma dieses Haus bewunderte. Eine schöner Rückblick, doch soll er gleich darauf wieder von einem weniger erfreulichen abgelöst werden.
Sie erreicht den Baum an einem Weiher, an dessen Leiter sie vor drei Jahren hochgeklettert ist, um sich mit einer Art Seilbahn bis zur Mitte des Weihers gleiten zu lassen und von dort aus dann in Selbigen zu springen. Sie wollte damals nur noch ein letztes Mal, doch verlief es zu allem Übel anders. Sie weiß nur noch, wie sie die Leiter empor stieg, die nächste Szene ist jene, dass sie am Boden lag und ununterbrochen fragte, wo sie denn sei und was passiert wäre. Sie fiel auf ungeklärte Art und Weise runter, brach sich das Handgelenk, prellte sich die komplette rechte Seite und zog sich eine Gehirnerschütterung zu. Drei Tage musste sie ins Krankenhaus und doch hatte dieser Aufenthalt etwas Positives: Sie lernte eine neue Freundin kennen, mit welcher sie heute leider nicht mehr in Kontakt steht. Damals hatte sie sie jedoch sehr gerne. Außerdem kommt sie seitdem noch besser mit ihren Nachbarn aus, mit denen sie auch an besagtem Weiher war.
Nun ist sie ein ganzes Stück voran gekommen. Doch waren da vorne nicht immer mehrere Baumstämme, auf denen sie so gerne balancierte? Sie fehlen nun. Schade.
Dieser Gedanke soll allerdings nicht lange bleiben, denn gleich nebenan ist eine Lichtung, auf der sie mit Freunden mehrmals ein Rollenspiel, das sie selbst entwickelten, spielte. Sie waren je ein Krieger im Zeichen eines Elements und dachten sich die verschiedensten, nicht-sichtbaren Gegner aus. Damals machte es viel Spaß, heute bleiben die seelenerwärmenden Bilder einzelner Aktionen und Spielzüge.
Jetzt geht sie noch das letzte Stück aus dem Wald hinaus, nicht recht wissend, was sie fühlen soll. Ist sie jetzt glücklich, oder traurig? Es ist eher eine Art Mischung aus beidem. So viel hatte sie längst wieder vergessen, doch nun sind alle Erinnerungen, als wäre es erst gestern gewesen. Dass in einem Wald so viel stecken kann, hätte sie nicht gedacht.
jule ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.08.2006, 15:24   #2
Farah
gesperrt
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 13


Standard Ich mag die Geschichte sehr.

Es stimmt. An allem hängen Erinnerungen.
Dann vergisst man sie und kommt an diesen Ort zurück und plötzlich sind sie wieder da, als wären sie nie ganz gegangen. Als wären sie irgendwo tief in dir drin. Als hätten sie dort gesteckt und nur darauf gewartet wieder hochzukommen. Ich habe einfach nicht auf die Zeitformen geachtet. Beim Lesen kam es mir viel mehr auf den Inhalt an. Sorry, aber vielleicht macht das mal wer anderes!
Was mir besonders gefällt ist die Erwähnung des "bösen Michael" aber ich finde es schade, dass du darauf nciht näher eingehst. Ihre Gefühle damals ihm gegenüber beschreibst und jetzt. Na, vielleicht willst du das auch gar nicht. Und vielleicht ist das auch nciht wichtig. Du schreibst oft eine "schöne Erinnerung" oder eine weniger erfreuliche. Aber du gehst nicht so richtig auf die Gefühle ein, das hätte ich noch gemacht. Vielleciht bin ihc auch pingelig.
Naja, die Geschichte gefällt mir aber sehr gut!
Gruß und kuss
Farah
Farah ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.08.2006, 15:45   #3
Struppigel
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 1.007


Hallo Jule,

ich denke mit den Zeiten kann ich Dir behilflich sein. Deine Erzählzeit ist das Präteritum. Deswegen muss alles, was geschah, bevor das Mädchen durch den Wald geht, im Plusquamperfekt stehen. Das finde ich allerdings deswegen problematisch, weil dann sehr viel des Textes im Plusquamperfekt stehen müsste, was zu Schwierigkeiten führt, diesen noch sprachlich anspruchsvoll und ohne Wiederholungen von den Hilfsverben zu gestalten. Deswegen ist es meine Empfehlung, für die Hauptzeit das Präsens, also die Gegenwart zu wählen. Das macht alles wesentlich einfacher und würde auch zu der Geschichte passen.

Dass der böse Michael nicht näher beschrieben wird, finde ich nicht so schlimm. Ich fände es sogar unpassend, wenn ihm gerade am Anfang der Geschichte so viel Aufmerksamkeit zukommen würde, während die anderen Erinnerungen relativ knapp bleiben.

Noch einen Vorschlag habe ich für Dich, Jule. In Deinem Text kommen die Wörter "erinnern" und "Erinnerung" sehr häufig vor. Wenn Du das etwas anspruchsvoller gestalten möchtest, empfehle ich Dir, mehr Synonyme dafür zu verwenden, z.B. "sie wusste noch", "dachte daran zurück", "Gedanken an damals", "rückblickend", "rückschauend, "zurücksehend" "es kam ihr diese oder jene Situation in den Sinn", "sie dachte an", "es ließ diese oder Szene in ihr aufsteigen"
Struppigel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.08.2006, 16:06   #4
jule
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 378


Dankeschön für eure Kommentare =)

Ich hab auch schon daran gedacht, die Geschichte im Präsens zu schreiben, weil das einfacher sein könnte, hab damit angefangen und fand es kang komisch, aber ich glaube es könnte im Endeffekt doch besser passen, ich werd mich dransetzen.
Das viele Erinnerung und erinnern werd ich auch überarbeiten, danke für die Hinweise


Edit: Ich hab die Geschichte jetzt ins Präsens umgeschrieben und einige Passagen verändert. Ich hoffe, jetzt klingt sie ein wenig besser. Es wäre lieb, wenn ihr nochmal drüber gucken könntet
jule ist offline   Mit Zitat antworten
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