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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles.

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Alt 30.12.2007, 20:36   #1
Franke
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 539

Standard Die rauhen Gewässer

Die Stürme kannten wir
nur vom Hörensagen
keine Regenzeit
schlug uns die Hoffnung wund

Dieses Jahr
nehmen sie uns nicht

Wir sind gezogen durch
die Häuser der schmutzigen Wäsche
die Höfe der Gerüchte
die Gassen der Angst
und haben die Segel gesetzt
in die rauhen Gewässer
die Kammern beladen
die Herzen übervoll

Ab heute
immer einen Schritt
immer ein Lachen voraus
Franke ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.12.2007, 20:56   #2
Tamiflu
 
Dabei seit: 02/2007
Beiträge: 129

Wir leben auf einer Insel der Gewinner, verglichen mit den existentiellen Nöten der Menschen in Katastrophengebieten oder in Ländern, wo ein Menschenleben nichts zählt.

Auch dieses Jahr haben wir Glück gehabt, so lese ich dein Gedicht.

Aber es bleibt die Lust, die Sensationsgier von den rauhen Gewässern zu lesen. Die Beschäftigung damit kann aber auch eigene Ängste dämpfen, denn je mehr Sicherheit und Berechenbarkeit, desto mehr Verlustängste können auftreten.

"Die Kammern beladen, die Herzen übervoll" kann ich lesen als eine eigennützige Tat, etwas Gutes tun, um wie in der letzten Strophe die Legitimation zu haben, einen Schritt weiter sein zu dürfen.

Genauso kann ich dein Gedicht auch lesen als einen Rückblick auf eine gemeinsam verbrachte Zeit in einem fernen Land. Und die letzte Strophe ist dann die Schlußfolgerung des Erlebten.

Wie auch immer, mir gefällt die klare Sprache und die Möglichkeit der Mehrdeutigkeit.

Einziger Kritikpunkt wäre der sprachliche Zusammenhang von Regen/ Regenzeit, welche die Hoffnung "wund schlägt"
Im Regen wäre m. E. ein versinken, ersticken , ertrinken in sich schlüssiger.

lg tamiflu
Tamiflu ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.12.2007, 13:48   #3
Franke
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 539

Hallo tamiflu!

Danke für deine Kritik!
Ich hätte sie nicht so positiv erwartet, da ich mich gerade in einem lyrischen Burnout befinde. Das ist nicht weiter schlimm, wenn man wie ich über dreissig Jahre schreibt, kann so eine Auszeit auch mal ein paar Jahre dauern.
Das vorliegende Gedicht war deshalb eher als Schreibübung gedacht, um wieder vorwärts zukommen. Deshalb freut mich dein Feedback um so mehr.
Deine zweite Lesart trifft meine Intention am besten.
Zur Regenzeit:
Ich war mal während der Regenzeit in Sri Lanka und hier kann der Regen wirklich so heftig sein, dass er einen regelrecht wund schlägt. Seltsam. dass dir gerade das auffällt, ist dies doch die einzige Metapher, mit der ich hier so richtig zufrieden bin.

Liebe Grüße und guten Rutsch
Manfred
Franke ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.12.2007, 16:31   #4
mabel
 
Dabei seit: 04/2006
Beiträge: 93

Standard RE: Die rauhen Gewässer

Der Club der toten Dichter, womöglich, oder gar ein Gedanke an Schiller? Nur die "Feuergebrannte", jene, die in der Glut nicht zerspringt, wird dereinst klingen...
Sehr gerne gelesen. Danke.

Mabel
mabel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.01.2008, 13:44   #5
Franke
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 539

Hallo Mabel!

Also an Schiller hab ich nicht gedacht beim Schreiben. Mit den Klassikern kann ich mich nicht besonders anfreunden.
Der Gedanke an die "Feuergebrannte" gefällt mir.
Danke für deinen Kommentar.

Liebe Grüße
Manfred
Franke ist offline   Mit Zitat antworten
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