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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 10.08.2020, 20:58   #1
männlich Andri
Gast
 
Dabei seit: 12/2019
Ort: Die Erde
Beiträge: 425

Standard Keine Heimat

In sanftem Schwung formt sich das Land
die Dörfer, Kirchen, Feld um Feld gleißt Korn
der Mais steht hoch wie eine grüne Wand
mein Blick geht nach innen, nicht nach vorn

Unter strahlend weitem Sommerhimmel
Bauernhöfe, zu breit und fest gegründet,
protzend, weiße Mauern, schwarze Giebel
tiefe Fenster in der die Welt draußen endet

Bergvergessen Salzach, Isar und Inn
in breiten Schleifen strömen sie dahin
die Orte eitel, machen sich bunt und fein
spielen Stadt, Marktstraße und Kopfstein

Mähdrescher wirbeln Staub und Flimmern
und plötzlich kann ich mich erinnern
der Duft des Weizens wie ein Zeitenfänger
dort sitzen wir Kinder wieder im Hänger
als die gelbe Flut des Korns sich ergießt
und staubt und riecht und überfließt

Worte, bayrisch selbstgefällig, fremd und vertraut
wie kuawarme Muich, wie mein eigener Laut
mein Geburtsort, und Großmutters Ort
nie ferner als jetzt, war ich jemals dort?
Andri ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.08.2020, 07:38   #2
weiblich Mohrel
 
Benutzerbild von Mohrel
 
Dabei seit: 11/2018
Beiträge: 670

Lieber Andri,

wie wundervoll!
Vor allem diese Strophe hat es mir angetan:

Zitat:
Mähdrescher wirbeln Staub und Flimmern
und plötzlich kann ich mich erinnern
der Duft des Weizens wie ein Zeitenfänger
dort sitzen wir Kinder wieder im Hänger
als die gelbe Flut des Korns sich ergießt
und staubt und riecht und überfließt
Das ist wirklich ein Zeitenfänger!

Liebe Grüße
Mohrel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.08.2020, 09:29   #3
männlich BladeRuner
 
Dabei seit: 09/2018
Ort: Berlin
Beiträge: 729

Standard Ja Andri

Ein sehr schöner Text, mit manchen grandiosen Bild.
Fühle es wie Mohrel.
Die Gegend, die du beschreibst, kenne ich gut. Wandere dort schon viele Jahre und erlebe genau das, was du beschreibst.
Liebe Grüße
BladeRuner ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 11.08.2020, 13:18   #4
weiblich Unar die Weise
 
Benutzerbild von Unar die Weise
 
Dabei seit: 10/2016
Ort: in einem sagenhaften Haus
Alter: 42
Beiträge: 5.271

In deine Gegend ziehts mich jedes Jahr.
Als wären Berge ein Magnet.....

Schön, dein Erinnerungsgedicht, lieber Andri.


Gruß, mit Sehnsuchtsblick,
Unar.
Unar die Weise ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.08.2020, 17:37   #5
männlich Andri
Gast
 
Dabei seit: 12/2019
Ort: Die Erde
Beiträge: 425

Hallo Mohrel,
ich freu mich sehr über dein tolles Kompliment. Und wie du es gleich gefunden hast, die Strophe mit dem Weizen, ja natürlich das Herz des Gedichtes. Aber auch die einzige in der die kritische Distanz durch die intensive Erinnerung für einen Moment ganz weg fällt.
Ich bin ja immer gespannt auf deine Meinung, aber bei dem Gedicht war ich es besonders...Und ich hatte es zunächst reimfrei geschrieben, dachte aber daran, dass dir Reim schon wichtig ist. Und ich glaube, es ist dadurch tatsächlich auch besser geworden.
Liebe Grüße,
Andri

Hallo Bladerunner, super, dass die Bilder des Gedichts, deine eignen Bilder und Gefühle wach werden lassen. Auch wenn in dem Gedicht kleine Brüche sind. Freu mich sehr über das positive Feedback
Liebe Grüße

Hallo Unar, juhuu!
Freut mich richtig, dass es dir gefällt. Ach und die Berge...DIE liebe ich wirklich und sie sind wahrlich ein Magnet. Eigentlich beschreibe ich das Land nördlich des Chiemgau, in dem die Berge schon Schemen am Horizont werden, nur ein unklares Sehnen...Das Land ist bäuerisch wohlhabend, sehr fruchtbar, warm und sehr bayrisch. Wenn ich dort bin, steigen diese Bilder auf, aber auch mich ziehen die Berge weiter. Übrigens noch mehr ins Allgäu, der Lebensraum meiner Jugend. Vielleicht kommt noch "keine Heimat 2" )
Liebe Grüße,
Andri
Andri ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.08.2020, 22:25   #6
weiblich Mohrel
 
Benutzerbild von Mohrel
 
Dabei seit: 11/2018
Beiträge: 670

Standard Wia kuawarme Muich...

Zitat:
Hallo Mohrel,
ich freu mich sehr über dein tolles Kompliment. Und wie du es gleich gefunden hast, die Strophe mit dem Weizen, ja natürlich das Herz des Gedichtes. Aber auch die einzige in der die kritische Distanz durch die intensive Erinnerung für einen Moment ganz weg fällt.
Ich bin ja immer gespannt auf deine Meinung, aber bei dem Gedicht war ich es besonders...Und ich hatte es zunächst reimfrei geschrieben, dachte aber daran, dass dir Reim schon wichtig ist. Und ich glaube, es ist dadurch tatsächlich auch besser geworden.
Liebe Grüße,
Andri
Ooooh, lieber Andri, das ist zuviel der Ehre!!
Aber ich freu mich 😇

Reim gefällt mir tatsächlich besser; aber wichtiger ist es doch, dass es einem selbst gefällt und über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht diskutieren..
(..wie du es als alter Lateiner ja weißt 😉 )
Mohrel ist offline   Mit Zitat antworten
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