Fabelhaft, Fuchs!

[Poetibus]

Fabelhaft, Fuchs!

Ein Uhu auf dem Aste saß,
gedankenschwer. Er dachte was!
Es kam so, wie es kommen muss,
doch dazu kommen wir am Schluss.

Zuerst, da nahte hier ein Luchs,
nur war's kein Luchs, es war ein Fuchs.
Der hatte heut ein Luchsfell an,
sein Friesennerz war gestern dran.

Er nahte sich, ganz ohne Hast.
Ein Uhu dachte auf dem Ast.
Der Fuchs, der dachte auch -
an seinen leeren Bauch.

"Wie sieht der Uhu lecker aus,
der wäre schon ein echter Schmaus!"
Von unten rief er: "Huhu!" rauf,
das weckte gleich den Uhu auf.

Natürlich hat er sich erschreckt,
das war vom Fuchs auch so bezweckt.
Der Uhu fiel - Pardauz -
dem Rufer auf die Schnauz!

Da hat sich dieser auch erschreckt.
Nein, jener Schreck war nicht bezweckt!
Der Fuchs, der schnappte, eins, zwei, drei,
nur ging's am Uhu glatt vorbei,

der nichts als ein paar Federn ließ -
ja, ja, die Welt, die ist schon fies.
Was unsrem Fuchs recht peinlich war,
worauf er sich von dannen schlich. Echt wahr!

Jetzt fing der Fuchs mit Grübeln an,
und nein, hier kommt kein Brombär dran.
Statt dessen gab es einen Knall:
Oh, hoppla, Hühnerstall!

Das kam, weil er beim Schleichen schlief,
er dachte gut, doch viel zu tief.
"Oho! Jetzt schlägt mir meine Stunde!
Ich dreh im Hühnerstall 'ne Runde!"

Der Bauer dachte auch: "Ich dreh 'ne Runde,
im Hühnerstall, zu später Stunde.
Erst gestern war ein Fuchs hier Kunde."
So kam es, wie es kommen muss - im Grunde,

doch, halt, Moment, da kommt noch was,
und zwar lag das an einem Glas
mit Schnaps. Das füllt man nach,
da wird der stärkste Bauer schwach.

Deshalb schmerzt heut nicht bloß der Kopf
bei diesem armen Bauerntropf;
es schmerzt vom Kopf bis an den Zeh.
Kein Huhn mehr da, das tut schon weh!

Der Bauer hat - was ihn nun quält -
den Fuchs als Hühnchen mitgezählt.

[MaksimG]

Zitat von Poetibus

Zuerst, da nahte hier ein Luchs,
nur war's kein Luchs, es war ein Fuchs.

Sinnentleerte Zeilen wie diese finde ich einfach köstlich-amüsant.
Gratuliere zu diesem gar "epischen" Gedicht, habe herzlich gelacht!

[Thing]

Das erinnert mich an den Großen, James Krüss.
Einfach köstlich, ein Schmaus


für
Thing

[Poetibus]

Hallo, MaksimG,

ich habe festgestellt, dass es manchmal ausgesprochen schwierig sein kann, etwas zu schreiben, das keinen Sinn macht. Für gewöhnlich bin ich das gar nicht gewöhnt.

Es ist eine lustige Fabel (deshalb ist es etwas länger) und zugleich auch eine klitzekleine Hommage an Heinz Erhardt.

Zitat aus Die Made:

Sie ist Witwe, denn der Gatte,
den sie hatte, fiel vom Blatte.

Diese Stelle werde ich beim 999. Lesen (oder Hören) immer noch fantastisch finden, meine persönliche Lieblingsstelle.

Und die Moral von der Geschicht?
Nach zu viel Schnapsgenuss
zählt man die Hühner nicht,
sonst sieht man einem Fuchs
ins Hühnchenangesicht ...

Oder so ähnlich.

Vielen Dank für deinen Kommentar.

Freundlichen Gruß,

Poetibus




Hallo, Thing,

vielen herzlichen Dank.

Zu viel des Lobes, weder an Heinz Erhardt noch an James Krüss reiche ich heran, herrje, ganz und gar nicht, aber für eine Hommage, denke ich, dafür reicht es aus.

Freundlichen Gruß,

Poetibus

[Thing]

diente der Ameise
zur Speise ...

oder ähnlich ......

Fordere bitte nicht zum Vergleich mit "Hinter eines Baumes Rinde"
heraus, denn das ist wirklich unübertrefflich.

Und Deines ist auf seine Art unübertrefflich.

LG
Thing

[Poetibus]

Hallo, Thing,

nein, kein Gedanke! Ich schrieb doch auch ganz eindeutig, dass es gerade mal für eine Hommage reicht - und das meine ich auch so.

An irgendeine Art von Vergleich habe ich in keinster Weise gedacht, nur an ein "Vorbild".

Freundlichen Gruß,

Poetibus