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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 08.07.2005, 16:11   #1
Hassi
Gast
 
Beiträge: n/a

Standard Erwartet keine Gerechtigkeit!

Terror, Angst und Schrecken,
lüsternd von euch provoziert,
Menschen jämmerlich verrecken,
nichts wovor ihr euch geniert.

Verzweiflung, Tränen, Blut,
dummdreist von euch kalkuliert,
Misgeburt der blinden Wut,
Bomben von euch fabriziert.

Vernichtung, Gewalt und Hämen,
feige Terror feiernd sitzt ihr im Versteck,
Bekennerschreiben die uns lähmen,
Nächstenliebe schert euch einen Dreck.

Zerstörung, Verachtung, Hass,
legitimiert ihr noch mit eurem Gott?
Jihad heisst für euch das?
Unschuldige auf das Schaffott?

Wie könnt ihr es euch nur wagen,
auf Frieden wart ihr nie erpicht,
Mir bleibt nur noch zu sagen,
übler Abschaum seid ihr und mehr nicht.

(c) 2005 Hassi
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Alt 08.07.2005, 16:42   #2
Aust Schwiss-Leugnarr
 
Dabei seit: 06/2005
Beiträge: 124

Der Inhalt gefällt mir, vorallem gepaart mit der Wut.
Ich frage mich aber wer mit ihr und euch gemeint ist, würde mich über Antwort freuen

Übrigens:
Missgeburt statt Misgeburt
Aust Schwiss-Leugnarr ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.07.2005, 17:50   #3
Don Carvalho
 
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 180

Hallo Hassi,

bei den ersten beiden Strophen könnte man ja noch darüber nachdenken, an wen das gedicht gerichtet ist - bis dahin fand ich es auch noch inhaltlich recht spannend. Ab da wird mir die Schuldzuweisung jedoch zu einfach... kein Zweifel: die Urheber solcher Terrorattentate will ich nicht in Schutz nehmen, in diese Richtung will ich auch keine Diskussion gehen lassen, man kann sich jedoch schon nach den Ursachen für diesen Terror fragen und inwieweit auch andere daran teilhaben. Dies fehlt mir ein wenig...

Vermutlich ist Dein Gedicht angesichts der Ereignisse aus dem mit Wut gefüllten Bauch heraus geschrieben und insofern verständlich. Die Metrik holpert hie und da, aber auch das lässt sich wohl so erklären.

Don Carvalho ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.07.2005, 18:12   #4
GothicAngel
 
Dabei seit: 06/2005
Beiträge: 30

Ich find das Gedicht ziemlich gut. Alle Gefühle und Tatsachen wurden ohne umschweife in Verse umgesetzt und emotional Ausgedrückt. Auf jeden Fall hat es mich sehr angesprochen.
GothicAngel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.07.2005, 18:12   #5
Hassi
Gast
 
Beiträge: n/a

Hallo ihr,

@Don: Ich bin mir bewusst, dass das Versmaß durchaus recht holprig ist. Der Grund ist vermutlich, dass ich das in 10 Minuten so "hingeschmiert" habe und kein besonderes Augenmerk darauf gelegt habe

@Aust: Ich Missgeburt, ich

@beide: Natürlich weiss auch ich, dass man, egal wie schrecklich und verwerflich solche Attentate sind, auch durchaus den Mut haben sollte zu hinterfragen. Ich bin überdies hinaus (denke ich jedenfalls) recht gut politisch informiert und daher mir durchaus im Klaren, dass meine Zeilen recht "einseitig" sind. Die Personen, die ich in dem Gedicht anspreche sind natürlich genauso wie der Rest der ganzen Betrachtung aus der Wut heraus geboren und ich meine damit eben die Attentäter und eben solche Personen, die mit diesen Personen sympathisieren. Ob es sich dabei nun um Splittergruppen der AQ, die AQ selbst (sofern sie noch existiert und funktioniert) oder andere radikale Islamisten handelt, spielte für mich in den Entstehung des Gedichts keine Rolle. Ich möchte hier auch direkt klarstellen, dass ich den Islam ansich absolut nicht verurteile oder gar Vorurteile gegen ihn hege (zumal ich auch einige z.b. sehr gläubige, türkische und persische Freunde habe).

@Gothic: Danke, Knicks mach

Ich hoffe, dass meine Stellungnahme eure Fragen/Kommentare ausreichend beantwortet.

Grüße
Hassi
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Alt 08.07.2005, 18:18   #6
Aust Schwiss-Leugnarr
 
Dabei seit: 06/2005
Beiträge: 124

Ja deine Stellungnahme war eindeutig, dein Gedicht aus den Gründen verständlich.


Möchte nochmal anmerken, dass Islam und Terror sich widersprechen, klar wird im Koran zur Tötung von Ungläubigen aufgerufen aber auch im Islam ist Selbstmord Sünde, man soll nicht den Konflikt suchen, sondern töten, wo man "ihnen" begegnet.

Deckmantel Religion nenne ich sowas.
Aust Schwiss-Leugnarr ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.07.2005, 21:53   #7
weiblich ravna
 
Benutzerbild von ravna
 
Dabei seit: 04/2005
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 732

die ersten zwei strophen sind bei weitem die interessantesten, wie auch don schon anmerkte. alles was danach kommt mag ich nicht. denn die ersten beiden strophen auf die andere seite bezogen, ist meines erachtens nach passender. naja.
ravna ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.07.2005, 09:27   #8
Don Carvalho
 
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 180

Gerade nach so einer Schreckenstat wie in London ist eine Reaktion auch im lyrischen Bereich wie von Dir verständlich, das sagte ich ja bereits. Natürlich bin ich überdies erfreut zu lesen, dass Du selbst Dir durchaus auch über Hintergründe Gedanken machst und nicht in Vorurteilen schwelgst.

Ich persönlich stehe dennoch weiterhin Deinen Zeilen etwas zwiespältig gegenüber.. denn sie sind abhängig von dem Wissen des Lesers und dessen Bereitschaft, über den Tellerand zu sehen. Wir, die wir Deine Zeilen bislang gelesen haben, scheinen wohl alle zu wissen, dass es sinnvoll ist, sich der Ursachen für den Terror bewusst zu werden. Setze dieses Gedicht in die BILD, werden wohl eine Menge Briefe eingehen, die über die scheiß Moslems klagen, mit Entsetzen bemerken, dass in der Nachbarschaft eine Moschee gebaut wird und überhaupt sieht man in Kreuzberg mehr Türken als Deutsche...

Ach, ich mag eben keine einseitigen Darstellungen ...

Grüße,

Don
Don Carvalho ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.07.2005, 10:13   #9
manfred
 
Dabei seit: 05/2005
Beiträge: 137

Standard Provokation

Ich provoziere:

Natürlich: Verzweiflung, Tränen, Blut ...Hass, Zerstörung, Verachtung...
Ok, das liegt alles wirklich vor.
Und Terrorismus hat von vornherein den Charakter, eine Art "okkulter"
Kriegsführung zu sein (aus dem Verborgenen heraus zu wirken).
Meine Provokation besteht darin - weil wir in einem literarischen Forum sind - ein Ideal zu behaupten. Es besteht darin, es prinzipell zu den mehr dichterischen "Aufgaben" zu zählen, sich in auch "Verwerfliches", "Abzulehnendes" so einzuleben und einzufühlen, dass man die Intention aufspüren und zur Sprache bringen kann. Ähnlich, wie wenn man sich dem seelischen Ausgangspunkt eines Gedichtes nähern und es in seiner Aussage zu verstehen versucht.
Genauer gesagt: die eigentlich anzustrebende Fähigkeit läge darin, sich beispielsweise in einen Selbstmordattentäte intuitiv ganz einzuleben und ihn sprechend werden zu lassen ...welche Verzweiflungswut, welcher Verzweiflungshassmut - auch wenn er abscheulich sein mag ...lebt darin ? "Mein Leben, es ist fort nach meiner Tat" ...Ob das "feige" ist ?Von all den anderen Gesichtspunkten werden ohnehin tausende Kilometer an Zeilen verfasst, analysierend, redend ...
Wer also lebt sich in die letzten Minuten eines Selbstmordattentäters ein und bringt das lyrisch zum Ausdruck ? Und er sollte sich nicht verteidigen müssen, nicht dauernd sagen müssen, dass er selbstverständlich kein Terrorismussympathisant ist.
Deine Zeilen Hassi drücken eine spontane Empörungsbetroffenheit aus, die man so teilen kann oder auch nicht. Eine wirkliche Herausforderung wäre es aber, sich in einen Täter einzuleben. Dann - glaube ich - erschließt sich vielleicht auch die Einsicht dafür, was vorliegt, womit man es zu tun hat, wo die Wurzeln hinreichen ...
Das mitfühlende Sich-Einleben in die Opfer ist die andere Seite. Aber davon ist in den Medien ohnehin viel die "Rede".
manfred ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.07.2005, 12:31   #10
Don Carvalho
 
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 180

Diesen Ansatz finde ich persönlich auch reizvoller, aber darauf hat das Gedicht erkennbar nicht abgezielt, es sollte der Wut eine Stimme geben. Das ist ja schließlich auch legitim...

Aber ich bin bereits auf Dein nächstes Terroristengedicht gespannt, Manfred... Du solltest Dir jedoch vermutlich vorher überlegen, ob Du demnächst eine Reise in die USA planst !

Provozierend finde ich Deine Überlegung übrigens nicht, denn im Rahmen eines lyrischen Ichs auch Abgründe zu erforschen, sehe ich als wichtiges dichterisches Mittel - und so etwas findet sich ja schließlich auch in jeder anderen Kunstgattung.

Don Carvalho ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.07.2005, 10:15   #11
manfred
 
Dabei seit: 05/2005
Beiträge: 137

Standard Das lyrische Ich

Hallo Don,

eine USA - Reise habe ich nicht geplant. In meinem Fall gäb`s wahrscheinlich auch eher ein Israel - Problem, zumal mein Sohn dort seit 14 Monaten in einem Oasendorf Behinderte betreut (übrigens im Rahmen des Zivildienstes ...es ist hier auch einmal angebracht, die österreichische Politik zu loben, die solche Auslandseinsätze ermöglicht - auch wenn mans selbst bezahlen muss). Und er will jetzt noch einige Monate im Lande bleiben. Übrigens hat man meine Tocher, die ihren Bruder wieder mal sehen will - einen Tag vor London - vor dem Abflug in Wien eine Stunde lang verhört, mit Schuhe ausziehen und so ...Ich kann aber hier in aller (Halb-)Öffentlichkeit allen Geheimdiensten sagen: sie ist politisch wirklich unbedenklich ...

Zurück zum Thema. Es gibt meinerseits tatsächlich diesbezügliche "Entwürfe", weil es ja schon zu den gegenwärtig auffälligsten Abgrundmerkwürdigkeiten zählt, wenn Menschen auf ihr Erdenleben verzichten, indem sie das Anderer ebenfalls mit fortreissen. Liest man nicht seit zwei Jahren fast wöchentlich von Selbstmordattentätern im Irak ? Gibt`s eigentlich eine Statistik, die gezählt hat, wieviele das schon gewesen sind ?

Aber vielleicht wäre dieses "Gedichtthema" eher etwas für dich, du hast ja dein Talent, dich mit dem lyrischen Ich auch in das Abgründigere hineinzuversetzen zu können, schon öfter bewiesen. Beteigeuze könnte das auch überzeugend zur Sprache bringen, etwa nach dem Duktus von "Rabenstein". Ersetzt man nämlich diesen Stein durch Bilder aus der isla...
Ja, hier muss ich - einem Gefühl folgend - nun doch abbrechen, weil das in einen Bereich hineinragt, der mit Toleranz und Achtung vor den religiösen Gefühlen vieler Menschen zu tun hat ...

Was die Intentionen von Hassi betrifft: da hast du völlig recht.
manfred ist offline   Mit Zitat antworten
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