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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 25.07.2013, 08:53   #1
männlich Desperado
 
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Standard Für Emerenz

Für Emerenz

Sie haben Steine nach mir geschmissen,
ich ging voran, ohne umzuseh'n.
Sie haben das Hemd mir vom Leib gerissen,
blieb ruhig in meiner Blöße steh'n.
Auch als sie mich wie die Hunde bissen,
das letzte wohl, bei all den Weh'n!
Doch ob sie mich auch in die Grube stießen,
weinen hat mich keiner geseh'n.


Ach, Schwester, ich hab mich umgedreht
und meine Unschuld beteuert.
Bis alle sie waren hingemäht,
hab unentwegt ich gefeuert.
Grad so, als wär nichts geschehen,
ging traurig ich von dannen,
und alle Welt hat's gesehen,
als heiß mir die Zähren rannen.


Strophe eins: Emerenz Meier (1874-1928)
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Alt 25.07.2013, 10:19   #2
weiblich simbaladung
 
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Hallo, Desperado,

schön, dass du durch deine Zeilen an diese Dichterin erinnerst. Du triffst ihren Stil hier gut. Ich kannte sie vorher nicht.

Für Interessierte: im Netz (z.B. in der Deutschen Gedichtebibliothek) findet man
viele Gedichte von ihr. Es lohnt sich!

lg simba
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Alt 25.07.2013, 10:32   #3
Thing
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Ich muß zu meiner Schande gestehen, daß mir der Name fremd ist.
Wer klärt mich bitte auf?
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Alt 25.07.2013, 11:41   #4
weiblich Rosenblüte
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Hallo Desperado,

Emerenz Meier hat dir wahrhaft zur Inspiration gedient! Wie schön, dass du sie in unserem Kreis bekannt machst. Hatte zwar ihren Namen schon mal gehört, aber noch nichts von ihr gelesen.

@Thing

Emerenz Meier stammte aus dem Bayerischen Wald. Sie lebte in bitterer Armut. Später folgte sie Teilen ihrer Familie nach Chicago, doch sie lebte auch dort in großer Not. Mit 53 Jahren starb sie an einer Nierenentzündung.

Sie schrieb zunächst über ihre "niederbayerische Heimat Niederbayern" (Fesl), wurde jedoch zu Hause als "narrische Verslmacherin" verspottet. Sie kritisierte die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse in Europa und Amerika. Ihre Werke wurden u.a. im Simplicissimus veröffentlicht. In ihrem Geburtshaus wurde ein Auswanderermuseum eingerichtet.

Hier noch ein weiteres Gedicht von Emerenz Meier:

Mein Schicksal

Ich war ein blühender, junger Baum,
Die Vögel sangen in meinen Zweigen.
Im Waldwind wuchs ich, ich sah im Traum,
Mich schon zu den weißen Wolken steigen.

Die weißen Wolken, sie wurden grau,
Wie unheilschnaubende Himmelspferde.
Es lenkte die schwarze Schicksalsfrau
Die wilde, vom Sturm gepeitschte Herde.

Es schlug der Blitz in mein junges Haupt,
Und furchtbar prasselten Schlossen nieder,
Gebeugt, gebrochen, zerspellt, entlaubt,
So sah mich der nächste Frühling wieder.

Ein toter Stumpf und nichts andres mehr,
So träum ich düstere Todesträume
Am grünen Hange, von Blumen schwer,
Da blühen und rauschen junge Bäume.


Gruß Rosenblüte
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Alt 25.07.2013, 12:23   #5
männlich Desperado
 
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Danke simba, für den Hinweis im Netz

Danke Rosenblüte, für die Kurzbiographie und das bombastische Gedicht, sogar mit Originalgroßschreibung am Zeilenanfang, da hab ich ganz frech "restauriert"...

Das ist beileibe keine Bildungslücke, Thing, sie ist -leider- fast nur regional bekannt, was tatsächlich auch damit zu tun hat, dass sie, wie Persephone andernorts bereits erwähnte, einige doch recht kitschig und schmachtend anmutende Erzählungen verfasst hat, die sich beim damaligen Publikum -wie auch anders- großer Beliebtheit erfreuten.

Und weil wir schon mal bei ihr sind und weil's grad so schön ist, noch ein Gedicht von ihr, das zum Wetter passt.

Am Bach

Die klare, braune Waldflut,
Wie glitzert sie so helle,
Wenn Sonnenstrahlen tanzen
Auf ihrer leisen Welle!

Die Erlenbäume tauchen
Hinab mit grünen Zweigen
Und die Forellen stören
Den flotten Mückenreigen.

So schwül ist's, auch im Schatten,
Der Schlummer lähmt die Glieder.
Vom hohen Blau ein Vogel
Senkt sonnemüd sich nieder.


Genau das werd ich jetzt auch tun... Plumps!
Desperado
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Alt 25.07.2013, 12:24   #6
Thing
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Das ist zum Weinen schön!
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Alt 25.07.2013, 13:28   #7
weiblich Rosenblüte
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Zitat:
Das ist beileibe keine Bildungslücke, Thing, sie ist -leider- fast nur regional bekannt, was tatsächlich auch damit zu tun hat, dass sie, wie Persephone andernorts bereits erwähnte, einige doch recht kitschig und schmachtend anmutende Erzählungen verfasst hat, die sich beim damaligen Publikum -wie auch anders- großer Beliebtheit erfreuten.
Naja, immerhin hat sie es in den "Simplicissimus" geschafft, und Hans Carossa, der ihr einziges Buch
"Aus dem bayrischen Wald" gelesen hatte, nahm einen langen Fußmarsch auf sich, um sie zu besuchen.

Ich nehme an, dass sie auch nicht so bekannt ist, weil sie nach Amerika ausgewandert ist.

Hier noch eins ihrer kritischen Gedichte:

Geld

Ich wünsche denen, die ich liebe, Geld
Vor allen andern Gütern dieser Welt.
Denn wer keins hat, dem bleiben auch die andern
stets fern, und mag er sich zu Tode wandern. -
Es hält dir Freunde und Geliebte treu
Und macht dich schaffensfroh und wahr und frei.
Der Schlüssel ist's, ins Leben einzudringen,
Das Seil, sich dran emporzuschwingen.

Die Armut ist ein bodenloser Sumpf,
Wer drein versenkt, er müht sich, bis er stumpf
Ein Wurm nur mehr, kriecht seinen schmalen Steg,
Und kaum ein Schaf springt über ihn hinweg,
Das ihm nicht blökend zu verspüren gäbe,
Welch eine Kraft in seinen Beinen lebe.

Da sagen sie mit tugendspitzem Mund,
Der Reichtum mache niemand glücklich und
Was Gold ist, wird den Weg zur Münze finden. -
Sie mögen doch erst selbst als Wurm sich winden
Und unter Tritten um Erlösung beten,
Bis man wie mich sie vollends totgetreten!

Liebe Grüße
Rosenblüte
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Alt 25.07.2013, 19:01   #8
weiblich Ex-Nitribitto
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Standard Für Emerenz

Hallo Desperado,

nichts gegen "vergessene" Schriftstellerinnen, aber schon bei dieser Bezeichnung will meine Tastatur nicht mehr mitgehen. Schriftstellerin - naja. Als sogenannte Volksschriftstellerin, beinahe hätte ich "völkische" Schriftstellerin geschrieben, hat sie aus ihrer sehr engen, kleinbäuerlichen Sicht kitschig-rührige, auf die Region beschränkte Geschichten und Gedichte geschrieben. Dass sich ein Hans Carossa für sie interessierte, verwundert mich nicht, das passt ins Bild. Ich denke mal, sie ist heute zu Recht vergessen, auch wenn es einem Bayern einen Stich ins bayrische Herz gibt.

Woher ich das alles weiß? Wikipedia machts möglich:

Zitat:
Zitat von Rosenblüte
Emerenz Meier starb am 28. Februar 1928 in Chicago im Alter von 53 Jahren an den Folgen einer Nierenentzündung.
Nur zur Information, es handelt sich um ein wörtliches Zitat aus Wikipedia, übrigens ohne Quellenangabe. Gewusst, wo.

Gruß, Nitribitto
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Alt 25.07.2013, 19:08   #9
Thing
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Zitat:
Zitat von Nitribitto Beitrag anzeigen
Dass sich ein Hans Carossa für sie interessierte,

Nitribitto
ein Hans Carossa....
ein Hans Carossa....


Hans Carossa dermaßen verächtlich zu behandeln, ist eine Unverfrorenheit.
(Ebenso die Diffamierung der Dichterin).
Hans Carossa war - was man erst ergoogeln muß, da man uninformiert ist -
im kleinen Finger mehr wert als z.B.
ein Johannes U. Becher.

Angeekelt:
Thing
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Alt 25.07.2013, 19:34   #10
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
Hans Carossa dermaßen verächtlich zu behandeln, ist eine Unverfrorenheit.
(Ebenso die Diffamierung der Dichterin).
Nicht aufregen, Thing! Dazu besteht kein Grund, denn N's Einwände sind nur ausgedacht und (bewusst) falsch. Du bist gesellschaftlich nicht "richtig" sozialisiert, um sie zu verstehen (und auch nicht eitel genug).

Wer ein Gedicht, das den Reichtum aus der richtigen Erkenntnis heraus preist, dass der Besitz von mehr Geld auch mehr Freiheit und andere Annehmlichkeiten mit sich bringt, dem Kitsch zurordnet, kann sich das nur aus gekränkter Eitelkeit ausgedacht haben.

Die hier zitierten Gedichte sind wundervoll, danke für den Thread, Desperado.

LG
Ilka
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Alt 25.07.2013, 19:36   #11
weiblich Ex-Nitribitto
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Standard Für Emerenz

Hallo Thing,

es ist eine Unverfrorenheit von dir, diesen Carossa zu verteidigen, diesen Günstling Hitlers, der noch 1944 in die "Gottbegnadetenliste" aufgenommen wurde. Bezeichnend auch für den Zustand der BRD, dass dieser Hitler-Protegé von dem westdeutschen Bundespräsidenten Heuss noch in der Nachkriegszeit geehrt wurde. Nur zu deiner Information, worum es sich bei Carossa handelt und warum er ausgerechnet die Dame Meier aufgesucht hatte. Und nun behaupte das Gegenteil - falls du noch kannst.

Gruß, Nitribitto
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Alt 25.07.2013, 19:41   #12
weiblich Ex-Nitribitto
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Standard Für Emerenz

Ilka-Maria,

ich empfehle dir, dich entweder rauszuhalten oder dich vorher zu informieren, ehe deine Tinte fließt.

Gruß, Nitribitto
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Alt 25.07.2013, 19:42   #13
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Rosenblüte Beitrag anzeigen

Hier noch eins ihrer kritischen Gedichte:

Geld

Ich wünsche denen, die ich liebe, Geld
Vor allen andern Gütern dieser Welt.
Denn wer keins hat, dem bleiben auch die andern
stets fern, und mag er sich zu Tode wandern. -
Es hält dir Freunde und Geliebte treu
Und macht dich schaffensfroh und wahr und frei.
Der Schlüssel ist's, ins Leben einzudringen,
Das Seil, sich dran emporzuschwingen.

Die Armut ist ein bodenloser Sumpf,
Wer drein versenkt, er müht sich, bis er stumpf
Ein Wurm nur mehr, kriecht seinen schmalen Steg,
Und kaum ein Schaf springt über ihn hinweg,
Das ihm nicht blökend zu verspüren gäbe,
Welch eine Kraft in seinen Beinen lebe.

Da sagen sie mit tugendspitzem Mund,
Der Reichtum mache niemand glücklich und
Was Gold ist, wird den Weg zur Münze finden. -
Sie mögen doch erst selbst als Wurm sich winden
Und unter Tritten um Erlösung beten,
Bis man wie mich sie vollends totgetreten!
Das ist nicht nur kritisch, Rosenblüte, sondern äußerst sarkastisch. Das geht spätestens aus den Versen mit dem blökenden Schaf (Hohn und Spott) und dem tugendspitzem Mund hervor (Wasser predigen, aber selbst Sekt trinken).

Danke für's Einstellen.

LG
Ilka
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Alt 25.07.2013, 19:44   #14
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Zitat:
Zitat von Nitribitto Beitrag anzeigen
Ilka-Maria,

ich empfehle dir, dich entweder rauszuhalten oder dich vorher zu informieren, ehe deine Tinte fließt.

Gruß, Nitribitto
Ich empfehle dir, mir keine Vorschriften zu machen, denn erstens bin ich nicht dein Hofschranz, zweitens befindest du dich nicht auf deiner Baustelle und drittens hat man mir nicht das Hirn waschen müssen, um Gedichte zu interpretieren, denn das scheinst du unter "informieren" zu verstehen.
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Alt 25.07.2013, 19:50   #15
Thing
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Alt 25.07.2013, 20:10   #16
männlich Desperado
 
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Die hier zitierten Gedichte sind wundervoll, danke für den Thread, Desperado.
Sehr gerne, Ilka-Maria.

Danke Dir, Rosenblüte, für das Einstellen des Gedichtes Geld.

Nun, Nitribitto, ich hab sie nicht vergessen, weshalb's mir auch keinen Stich gibt in mein bayerisches Herz. Auch Berlin ist nichts anderes als regionales und provinzielles Terrain, die Darstellung sehr engen städtischen Lebens -und seiner Weltsicht- um nichts anspruchsvoller oder bedeutsamer, nur weil's ein solches ist. Apropos Weltsicht...


Weh über die Führer der Nationen,
Die Henker im Frack, die Mörder auf Thronen!
Sie machen Geschichte, sie spinnen Netze,
Mit Hilfe der Presse, der feilen Metze.

Wenn faul Republiken und Monarchien,
Nach Freiheit und Aufklärung wird geschrien,
Dann heißt einen schneidigen Krieg erzeugen,
Der Revolution noch schnell vorzubeugen.

Dann treiben die Hirten die Herde zur Weide,
Zum Kampffeld hinaus, rum tollt euch im Streite!
Kühlt euer Mütchen, ein Volk am andern,
Uns aber lasst den Herrenpfad wandern!

Das tötet und würgt uns und wird getötet,
Die ganze Welt ist von Blut schon gerötet,
Sie kämpfen verzweifelt, Mann gegen Mann,
Hat keiner was dem andern getan.

Was hat euch, ihr Völker, mit Blindheit geschlagen,
Wann wird es in euren Gehirnen tagen,
Wann dringt in eure Seele das Licht
Der echten Freiheit, die liebt, nicht ficht?



Friedlichen Abend
Desperado
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Alt 25.07.2013, 20:12   #17
Thing
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Nicht aufregen, Thing!

Wer ein Gedicht, dem Kitsch zurordnet, kann sich das nur aus gekränkter Eitelkeit ausgedacht haben.

Die hier zitierten Gedichte sind wundervoll, danke für den Thread, Desperado.

LG
Ilka
Ich reg mich gar nicht auf, im Gegenteil.
Aber ich würde die "gekränkte Eitelkeit" gegen "Neid" auswechseln.
Sollte man der Elektrischen folgen, wär U.N. ein "Nicht-genannt-werde-sein-Name" - Enthusiast gewesen, weil der Hinkefuß seine Parodien lobte.
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Alt 25.07.2013, 20:28   #18
männlich Ex-Bane
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Hallo Desperado,

als unsere US-amerikanischen Befreier einen Bericht über die verlauste, deutsche Bevölkerung für ihre Landsleute anfertigten, wiesen sie eindringlich darauf hin, dass sich unter den vorgefundenen, erbärmlichen Kreaturen, die sich als das deutsche Volk bezeichneten, noch zirka 2 Millionen sich feige versteckende, faschistische Funktionäre befinden. Wo würdest du diesen Carossa und die von ihm Geachteten einordnen? Und was soll man deiner Meinung nach von einer Person halten, die diese Brut auch noch verteidigt?


Bane

P. S. Es modert schon lange vor sich hin.
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Alt 25.07.2013, 20:36   #19
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Bane Beitrag anzeigen
Bane

P. S. Es modert schon lange vor sich hin.
Der schon wieder
http://en.wikipedia.org/wiki/Jack-in-the-box
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.07.2013, 20:49   #20
männlich Desperado
 
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Zitat:
Zitat von Bane Beitrag anzeigen
Wo würdest du diesen Carossa und die von ihm Geachteten einordnen?
Es geht hier aber nicht um den Heimatdichter Hans Carossa, Bane, sondern um Emerenz Meier, die die Nazis und deren Vereinnahmung von allem, was ihnen in den Kram passte, nicht mehr erleben musste. Ginge es um Carossa, hätt ich einen Thread über ihn eröffnet, auch von ihm hab ich die gesammelten Werke im Bücherregal stehen.

Gäb's zum Beispiel die grade eröffneten Wagner Festspiele, wenn dieser zur Zeit des Nationalsozialismus gelebt hätte und von den Nazis als lebender Zeitgenosse gefeiert worden wäre? Würde man dort die Bundekanzlerin antreffen? Oder andersrum: Hätte der alte Mann Carossa sich in Luft auflösen sollen oder die Kugel geben, nur weil die Nazis seine Dichtkunst zu ihren Zwecken instrumentalisierten?

Das alles ist bei weitem nicht so schwarzweiß wie es den Nachgeborenen erscheinen mag.

Und, Thing, Du steigerst Dich viel zu sehr rein, erfreue Dich an den Versen und behalte einen kühlen Kopf.
Desperado ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.07.2013, 20:51   #21
Thing
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Zitat:
Zitat von Bane Beitrag anzeigen

als unsere US-amerikanischen Befreier
Schon falsch.
Du wurdest von Deinen Russenfreunden befreit.
Das nannte sich dann SBZ.
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Alt 25.07.2013, 21:16   #22
weiblich Ilka-Maria
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Wir fingen - pardon, Desperado fing - mit einer Dichterin an - einer Dichterin, wohlgemerkt, lange vor unserer Zeit - ... also, mit der fing er an, und schon sind wir wieder in der Politik. Wem haben wir das zu verdanken?

Genau einmal raten!

Es ist zum Kotzen. Ich frage mich, ob es für ein paar Teilnehmer an Poetry nicht besser gewesen wäre, nach Nowosibirsk auszuwandern und die deutschen Dichter in Ruhe zu lassen.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.07.2013, 21:49   #23
männlich Ex-Bane
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Hallo Desperado,

Zitat:
Hätte der alte Mann Carossa sich in Luft auflösen sollen oder die Kugel geben, nur weil die Nazis seine Dichtkunst zu ihren Zwecken instrumentalisierten?
Das ist eine äußerst merkwürdige Wahrnehmung der Geschehnisse. Vielleicht solltest du einfach noch einmal nachlesen. Der Aha-effekt ist dir sicher.


Bane

P. S. @ Thing
Du irrst, denn als ich geboren wurde, sah man überall GIs. Moskau war weit weg. Fang doch mal an, in logischen Zusammenhängen zu denken!

@ Ilka-Maria - Gute Reise!
Ex-Bane ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.07.2013, 22:07   #24
männlich Desperado
 
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Aha.

Leichenfeier

Wozu so viel Ehren dem toten Mann?-
Hättet ihr sie bei Lebzeit ihm angetan,
Statt ihn zu befehden und zu hassen!
Doch da hat's euer Neid nicht zugelassen!


Emerenz Meier
Desperado ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.07.2013, 23:26   #25
weiblich Rosenblüte
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Zitat:
es ist eine Unverfrorenheit von dir, diesen Carossa zu verteidigen, diesen Günstling Hitlers, der noch 1944 in die "Gottbegnadetenliste" aufgenommen wurde. Bezeichnend auch für den Zustand der BRD, dass dieser Hitler-Protegé von dem westdeutschen Bundespräsidenten Heuss noch in der Nachkriegszeit geehrt wurde. Nur zu deiner Information, worum es sich bei Carossa handelt und warum er ausgerechnet die Dame Meier aufgesucht hatte. Und nun behaupte das Gegenteil - falls du noch kannst.
Während des NS-Regimes blieb er in Deutschland. Dies brachte ihm manche Kritik der emigrierten Schriftsteller ein. Carossa versuchte eine schwierige Gratwanderung, die durchaus für ihn selbst riskant war. Mehrere Male setzte er sich schriftlich für verfolgte Schriftstellerkollegen bei Nazigrößen ein. Im April 1945 plädierte er für eine verteidigungslose Übergabe der Stadt Passau und wurde deshalb in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Nur der schnelle Einmarsch der Amerikaner hat ihn vermutlich vor einer Hinrichtung bewahrt. (Herbert Csef, Arzt und Dichter Hans Carossa)

Zitat:
Schriftstellerin - naja. Als sogenannte Volksschriftstellerin, beinahe hätte ich "völkische" Schriftstellerin geschrieben, hat sie aus ihrer sehr engen, kleinbäuerlichen Sicht kitschig-rührige, auf die Region beschränkte Geschichten und Gedichte geschrieben.
Die Menschenbestie ist nun nie zu zähmen

Die Menschenbestie ist nun nie zu zähmen,
Ob sie im Frack, ob sie im Drillich steckt,
Doch weiß sie schöne Mäntel umzunehmen,
Wenn etwas ihre Lüsternheit erweckt.
Daß Frommeln nicht, noch Aufklärung sie hemmen,
Daß weder Hölle sie noch Himmel schreckt.
Das ist noch lange nicht zur Mär geworden,
Man weiß, die Menschenbestie liebt zu morden.

Der Rasende im Kampf, der seinen Degen
Bohrt in des Gegners Brust, wird hart bestraft.
Mit Recht noch härter, wer auf Mörderwegen
Des Nächsten Habe oder Weib errafft.
Den Tod verdienet, wer der Menschheit "Segen",
Die "Allerhöchsten" ihr vom Halse schafft,
- Tyrannen oder nicht -, trotz allem Schaden,
Von Gottesgnaden ist von Gottesgnaden.

Doch hinterm grünen Tische die Seigneure,
So hoch gebildet, so durchaus verfeint,
Vom Lackschuh bis zur Glatze eitel Ehre,
Den Frack voll Orden, doch das Herz versteint,
Leicht tänzelnd unter des Berufes Schwere,
Der sonst ja nichts an Eigenglück verneint,
Nach diesen Bestien laßt uns einmal spüren!
Die schlimmsten nämlich sind, die kalkulieren.

Spielt um den Globus ein beringter Finger,
Dröhnt's vor dem Stuhle aus besternter Brust.
Die Presse säuselt, saust, wird zum Bezwinger
"Ermanne Adel dich! Du Pöbel, mußt!"
Der Hellste selbst wird da zum Fahnenschwinger,
Zu Orgien schwillt der Patrioten Lust
Dem blut'gen Kalbe opfern die Nationen,
Und auf dem Schlachtfeld sterben Millionen.

Ja, schön ist es fürs Vaterland zu sterben,
Ob gut - kein Toter ward bis jetzt befragt.
Gut aber ist es für des Krieges Erben,
Wenn nicht für allzuviel Pension man klagt.
Die große Masse mag noch lang verderben,
Der letzte Heller wird ihr abgezwackt,
Doch darf sie jubelnd an des Thrones Stufen,
Am Sieggedenktag "Hoch" und "Vivat" rufen.

Emerenz Meier


Peinlich, peinlich. Lesen bildet!

Gruß Rosenblüte
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Alt 26.07.2013, 01:59   #26
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Für alle Wikipedia-Anbeter:

Zitat:
Zitat von Wikipedia
Hans Carossa (1878-1956)

Trotz seiner Distanz zum NS-Regime gehörte Carossa zu den meistgeförderten Schriftstellern. 1944, in der Endphase des Zweiten Weltkriegs, wurde Carossa von Hitler in die Sonderliste der Gottbegnadetenliste mit den sechs wichtigsten deutschen Schriftstellern aufgenommen.
Erfolg und Ehrungen im neutralen auch im befreundeten (faschistischen) Ausland (PEMIO SAN REMO 1939) und der finanzielle Aufstieg – Vervierfachung seiner Einnahmen im Jahr 1941 – trafen einen innerlich distanzierten Carossa, der seine Stellung auch zu nutzen wusste. // Nach Kriegsende verarbeitete Carossa seine Rolle in der NS-Zeit. Sein Buch „Ungleiche Welten“ von 1951 wurde jedoch kritisiert, es verschleiere und beschönige, stelle den Dichter als unpolitisch dar und die Nationalsozialisten als Schicksalsmacht, gegen die kein Widerstand möglich gewesen sei.
Zitat:
Zitat von Wikipedia
Emerenz Meier (1874-1928)

Texte der Emerenz Meier erschienen in Zeitschriften wie Simplicissimus und Die fliegenden Blätter. Sie zeichneten sich durch ihre leidenschaftlichen Betrachtungen der Umwelt des Bayerischen Waldes um die Jahrhundertwende aus. Die Dichtungen stießen beim Publikum auf Nachfrage. Zuhause soll sie aber als narrische Verslmacherin (verrückte Versmacherin) verspottet worden sein. Auch in Zeitungen und Kalendern wurden ihre knapp gehaltenen Geschichten und Gedichte gedruckt. Emerenz Meier galt als Naturtalent und verwendete Motive aus ihrer bäuerlich geprägten Heimat.

Inhaltsverzeichnis der Gedichte

Sommernacht / Väterliche Ermahnung / 's Vögerl /Pilze / Herbst / Mein Schicksal / Mein Wald, mein Leben / Sterbelied eines Wäldlermägdleins / Spinnabend / Ich sah einen hohen, schwarzen Wald / Wödaschwüln / Hans / Die gereifte Eva / E. / Mitteilung / Unverbesserlich / Stoßseufzer / Es hat a jeder a dumme G'wehnat / Mißgeschick / Wenn sich ein Weib aus der Herde hebt / Kämpft ihr, für was ihr wollt, ich bin es müd /Geld / Die Menschenbestie ist nun nie zu zähmen / Kennst du das Land, wo Grabsch und Humbug blüh'n /Weh über die Führer der Nationen / Kurze Zeit ist dir gesetzt


Wödaschwüln

Mi würgt der Wind, mi druckt der Tag -
Hü, meine Öchsl, hü!
Schwül wirds, es kimmt a Wödaschlag.
Hü, meine Öchsl, hü!
Der Acker hat an hirtn Bodn,
Der Mähnt* koan Gang, der Pfluag an Schodn -
Hü, meine Öchsl, hü!

Mi würgt der Wind, mi brennt der Tag!
Hott, meine Öchsl, hott!
Und daß mi 's Mensch iatzt nimmer mag? -
Hott, meine Öchsl, hott!
Es hat - i moan - sein guatn Grund,
Und wann i 'hn net derstich, den Hund,
Den schlechtn, straf mi Gott!

Mei Mensch is schö, drum gfallts eahm guat.
Wüah, meine Öchsl, wüah!
A Messer und fünf Stich gibt Bluat.
Wüah, meine Öchsl, wüah!
Zua bis aufs Heft und ummadraht,
Verfluachter Lump, wia wohl dös taat!
Wüah, meine Öchsl, wüah!

Und bist so schö, du schwarze Dirn,
Zauf, meine Öchsl, zauf!
Und hast so krauste Haar ums Hirn,
Zauf, meine Öchsl, zauf!
Und lachst so süaß und schaust so fei,
Und kannst so falsch und elend sei!
Zauf, meine Öchsl, zauf!

Mi würgt der Wind, mi brennt der Tag!
Aoh, meine Öchsl, aoh!
Muaß 's sein, daß i dös ewi trag?
Aoah, meine Öchsln, aoh!
Der Dunner kracht, es blitzt und brennt,
Schlag, Herrgott, ein und mach an End! -
Aoh, meine Öchsl, aoh!


* Gespann

@ Rosenblüte
Wie war das doch gleich? Peinlich, peinlich.

Merke: Gründliches Lesen kann gründlich bilden und oberflächliches Lesen kann oberflächlich bilden.



@ Ilka-Maria
Zitat:
Zitat von Ilka-Maria
...und schon sind wir wieder in der Politik. Wem haben wir das zu verdanken?
Dem Texteinsteller, denn bereits zum Zeitpunkt der Einstellung ging es um Politik.



Bane
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Alt 26.07.2013, 07:20   #27
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Zitat:
Trotz seiner Distanz zum NS-Regime gehörte Carossa zu den meistgeförderten Schriftstellern. 1944, in der Endphase des Zweiten Weltkriegs, wurde Carossa von Hitler in die Sonderliste der Gottbegnadetenliste mit den sechs wichtigsten deutschen Schriftstellern aufgenommen.
Hitler hat sich auch gerne mit kleinen Kindern und mit Schäferhunden abbilden lassen. Böse Kinder, böse Schäferhunde - die gehören alle auf die Pfui-Liste! Vielleicht wäre es edler gewesen, die DDR hätte ihre deutsch-deutsche Grenze von Pudeln statt von Nazi-belasteten Schäferhunden bewachen lassen.

Ich sehe schon, wo diese Diskussion hinführt: Die Schreiberei wird am Ende für die Katz sein, weil die Kommentare sowieso gelöscht werden. Desalb: Macht's gut hier, Mädels und Jungs - tschüs.
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Alt 26.07.2013, 07:59   #28
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Ich sehe schon, wo diese Diskussion hinführt: Die Schreiberei wird am Ende für die Katz sein, weil die Kommentare sowieso gelöscht werden.

Aber wieso denn, Ilka-Maria?

Dank dem Engagement von Rosenblüte sind hier einige exemplarische Gedichte der Emerenz zu finden, die ich auf gar keinen Fall gelöscht sehen möchte. Die Menschenbestie hab ich schon lang nicht mehr gelesen und mich richtig drüber gefreut, danke Dir, Rosenblüte!

Und Bane hat eines ihrer schönsten Mundartgedichte reingestellt, das Öchsl ist eines ihrer Frühwerke, in dem die lodernde und durchaus nicht ungefährliche Leidenschaft sehr schön zum Ausdruck kommt, die dem bairischen Volksstamm auch gerne mal abgesprochen wird. Mit "Fensterln" Romantikkitsch hat das jedenfalls nichts zu tun.

Über Carossa kann man streiten, bis man schwarz wird, er hat -wie viele andere Künstler auch- den Fehler gemacht, den Naziterror zu überleben, hätte er sich seinen Protegés verweigert und die populäre Stimme gegen sie erhoben, wär er auf Nullkommanix ins KZ Flossenbürg verschwunden, im Nachhinein kann man da immer leicht richten und den Stab brechen, an seiner Dichtkunst, die zum weitaus überwiegenden Teil vor der braunen Diktatur entstanden ist, ändert das sowieso nichts.

Was hat der späte Thoma so alles an Hässlichkeiten von sich gegeben in puncto rassistisches Gedankengut? Wen interessiert das heute noch angesichts seines gesamten Schaffens? Der Zeitgeist ist immer und überall, auch wir sind nicht dagegen gefeit, keiner betrüge sich selbst.

Also ich sehe keinen Grund, weshalb hier irgendwas gelöscht werden sollte, im Gegenteil, ich bin angenehm überrascht, zu was für einer lebhaften Diskussion meine kleine Hommage geführt hat! Polarisiert wird immer, klar, die leidige Politik war hier nicht zwingend notwendig, aber ich habe meine eigene Meinung und kann andere gelten lassen, ohne mich deshalb persönlich angegriffen oder gar beleidigt zu fühlen.

Guten Morgen alle miteinander!
Desperado

PS: und wie ich schon des Öfteren sagte: Der wiki soll mal ruhig bei seinen starken Männern bleiben...
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Alt 26.07.2013, 08:14   #29
Thing
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Zitat:
Zitat von Rosenblüte Beitrag anzeigen
Hier noch ein weiteres Gedicht von Emerenz Meier:

Mein Schicksal

Ich war ein blühender, junger Baum,
Die Vögel sangen in meinen Zweigen.
Im Waldwind wuchs ich, ich sah im Traum,
Mich schon zu den weißen Wolken steigen.

Die weißen Wolken, sie wurden grau,
Wie unheilschnaubende Himmelspferde.
Es lenkte die schwarze Schicksalsfrau
Die wilde, vom Sturm gepeitschte Herde.

Es schlug der Blitz in mein junges Haupt,
Und furchtbar prasselten Schlossen nieder,
Gebeugt, gebrochen, zerspellt, entlaubt,
So sah mich der nächste Frühling wieder.

Ein toter Stumpf und nichts andres mehr,
So träum ich düstere Todesträume
Am grünen Hange, von Blumen schwer,
Da blühen und rauschen junge Bäume.


Das ist sowas von schön, das darf ruhig doppelt im Faden stehen.
Danke!
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Alt 26.07.2013, 10:03   #30
weiblich Persephone
 
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Also, ganz ehrlich, mir wird das hier allmählich alles zu hoch. Ein paar Sachen hab ich gelernt, andere versteh ich nicht so ganz, blond, wie ich bin. Aber nachdem Ihr da alle viel fixer und gebildeter seid als ich, frag ich jetzt einfach mal.

Aaalso. Als erstes lerne ich, was einem alles entgehen kann, wenn man ein vorschnelles Urteil nicht hinterfragt. Viel mehr als ihren Namen kannte ich von Emerenz Meier nämlich nicht, und jetzt stelle ich fest, dass ich ihre Gedicht mag. Gut.

Dann lerne ich, dass Mundartdichtung nur dann in Ordnung ist, wenn sie aus Berlin kommt, und peinlich (für alle anderen), wenn ich den Dialekt nicht verstehe. Sonderbar.

Dass Meier sich Gedanken über Obrigkeitshörigkeit, Raubtierkapitalismus und Krieg gemacht und das in bissigen, anklagenden Gedichten niedergeschrieben hat, dass sie 1928 gestorben ist, man sie aber als Nazisse verfemen darf, weil Carossa sie, beeindruckt von ihrem dichterischen Talent, mal besucht hat.
Ich lerne also: Man darf keinen mögen, den Carossa gemocht hat.

Nun ging es im Thread eigentlich um Meier, aber irgendwie ist Carossa hier eine Machtübernahme geglückt. Ich lerne also, dass auch ein sehr guter Schreiberling nicht das Recht hatte, das Naziregime zu überleben und von der braunen Brut auch noch gemocht zu werden, was ihn selbst mit sehr zwielichtigen Gefühlen erfüllt haben dürfte. Und dass es völlig irrelevant ist, dass er auch zu helfen versucht hat. Mir fehlt bestimmt mal wieder der Blick fürs große Ganze, weil ich der Meinung bin, dass er absolut alles richtig gemacht hat, wenn er auch nur einem einzigen geholfen hat, aber gut, Hitler hatte Leute, die was von Dichtkunst verstanden, und deshalb war Carossa ein Böser. Basta.

Und ich habe gelernt, dass sich manche Dinge nie ändern. Denn, mag die Bevölkerung des Bayrischen Waldes auch indiskutabel primitiv und in unverständlichen Lauten lallendes Halbvieh gewesen sein, jedenfalls im Vergleich zu den fein gebildeten Hauptstadtbewohnern - wenn sie eine der Ihrigen als verrückt bezeichnen, dann haben diese Seppels auf einmal sowas von Recht.

Ich lerne daraus: Das Ausmaß an Borniertheit und dümmlicher Arroganz, das nötig ist, um jemanden als blöde abzutun, der etwas kann oder macht, das man selber nicht kapiert, ist bis heute das gleiche geblieben. Hat wohl was mit sozialer Intelligenz zu tun und ist besonders bedauerlich, wenn man diesen Zug an jemanden entdeckt, den man immer für aufgeschlossen und kritisch gehalten hat.

LG

Persephone
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Alt 26.07.2013, 10:51   #31
weiblich Rosenblüte
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Ein Bayer und ein Preuße sitzen in der Kneipe. Stupft der Preuße den Bayern an und sagt: "Du, die preußische Zeitung les ich und mit der bayrischen wisch ich mir den Hintern ab." Der Bayer reagiert nicht. Darauf der Preuße energischer: "Du, die preußische Zeitung les ich und mit der bayrischen wisch ich mir den Hintern ab." Da mustert der Bayer den Preußen und verdreht die Augen: "Pass bloß auf, bald bisch am Arsch gscheiter wia im Kopf."
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Alt 26.07.2013, 11:31   #32
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Hallo Desperado und andere User,

jeder darf Emerenz Meier mögen oder auch nicht. Ich persönlich halte es nicht für einen Verlust, diesen großen bayerischen Namen in Vergessenheit geraten zu lassen. Diejenigen, die diese Gedichte mögen, müssen sich das nicht zum Vorwurf machen. Die Geschmäcker sind eben verschieden.

Diese unsägliche Diskussion wurde durch das gewohnt wichtigtuerische Gehabe einer Userin ausgelöst, die sich wiederholt mit fremden, nämlich Wikipedia-Federn schmücken wollte. Dass sie wie selbstverständlich keine Quelle angab, sollte dabei ihrer Eitelkeit dienen, sich als wissend darstellen zu können, obwohl überhaupt kein Wissen vorhanden war. Den Beweis liefert sie mit ihren Wortmeldungen selbst.
Zitat:
Zitat von Rosenblüte
Naja, immerhin hat sie es in den "Simplicissimus" geschafft, und Hans Carossa, der ihr einziges Buch "Aus dem bayrischen Wald" gelesen hatte, nahm einen langen Fußmarsch auf sich, um sie zu besuchen.
In ihrer Selbstherrlichkeit schrieb sie ungeprüft alles ab, was sie glaubte, für den Aufbau des Anscheins von Bildung gebrauchen zu können. Hier fiel auch das erste Mal der Name Carossa. Dumm gelaufen.


Echte Bildung benötigt aber kein Wikipedia, deshalb fiel dieser verruchte Name sofort auf.
Zitat:
Zitat von Nitribitto
Dass sich ein Hans Carossa für sie interessierte, verwundert mich nicht, das passt ins Bild.
Die folgende, völlig überzogene Reaktion goß dann auch noch Öl ins Feuer:
Zitat:
Zitat von Thing
ein Hans Carossa....ein Hans Carossa....
Hans Carossa dermaßen verächtlich zu behandeln, ist eine Unverfrorenheit.
(Ebenso die Diffamierung der Dichterin). Hans Carossa war - was man erst ergoogeln muß, da man uninformiert ist - im kleinen Finger mehr wert als z.B.
ein Johannes U. Becher. Angeekelt: Thing
Wir alle wissen, dass sich die faschistischen Schergen gern auch unbedeutender, regionaler Personen bedienten, um gespielte Volksnähe und rassistische Herrenidiotien zu pflegen.
Irgendwie mussten sie ihre menschenfeindlichen Kolportagen ja plausibel gestalten. Denn nur wer davon überzeugt ist, selbst mehr wert zu sein als andere, folgt einer solchen Hetzkampagne. Oder wäre es den Faschisten möglich gewesen, die Menschen so derart entmenschlichen zu können, wenn sie denen das Gegenteil erzählt hätten? In anderen faschistischen Ländern erzählen die Faschisten genau den gleichen Mist, nur eben auf die dort zu manipulierenden und aufzuhetzenden Menschen abgestimmt. Die Person Emerenz Meier und ihre schlichten Texte boten sich wie viele andere förmlich für den Mißbrauch an. Echte Denker, die heute zu den klassischen Literaten zählen, weil sie unschätzbare Werte hinterließen und sich logischerweise nicht für Rassismus, Völkermord und Weltherrschaft eigneten, wurden aus den Köpfen der Menschen gemordet. Das ist der Hintergrund.

Und nun, liebe User, gebt fein Acht auf das, was euch wird mitgebracht!


Bane
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Alt 26.07.2013, 11:53   #33
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Zitat:
Zitat von Bane Beitrag anzeigen
Hallo Desperado und andere User,

jeder darf Emerenz Meier mögen oder auch nicht. Ich persönlich halte es nicht für einen Verlust, diesen großen bayerischen Namen in Vergessenheit geraten zu lassen. Diejenigen, die diese Gedichte mögen, müssen sich das nicht zum Vorwurf machen. Die Geschmäcker sind eben verschieden.

Danke, sehr großzügig. Aber ich fürchte, jedenfalls was mich angeht, ist Deine Erlaubnis nicht nötig.

Diese unsägliche Diskussion wurde durch das gewohnt wichtigtuerische Gehabe einer Userin ausgelöst, die sich wiederholt mit fremden, nämlich Wikipedia-Federn schmücken wollte. Dass sie wie selbstverständlich keine Quelle angab, sollte dabei ihrer Eitelkeit dienen, sich als wissend darstellen zu können, obwohl überhaupt kein Wissen vorhanden war. Den Beweis liefert sie mit ihren Wortmeldungen selbst.
In ihrer Selbstherrlichkeit schrieb sie ungeprüft alles ab, was sie glaubte, für den Aufbau des Anscheins von Bildung gebrauchen zu können. Hier fiel auch das erste Mal der Name Carossa. Dumm gelaufen.

Bist Du sicher, dass Du fähig bist, alles nachzuvollziehen, was wer wann wo mal gelesen hat?

Echte Bildung benötigt aber kein Wikipedia, deshalb fiel dieser verruchte Name sofort auf.

Verrucht! Uiiii...

Die folgende, völlig überzogene Reaktion goß dann auch noch Öl ins Feuer: Wir alle wissen, dass sich die faschistischen Schergen gern auch unbedeutender, regionaler Personen bedienten, um gespielte Volksnähe und rassistische Herrenidiotien zu pflegen.

Könntest Du das bitte irgendwo nachweisen - so - quellentechnisch?

Irgendwie mussten sie ihre menschenfeindlichen Kolportagen ja plausibel gestalten. Denn nur wer davon überzeugt ist, selbst mehr wert zu sein als andere, folgt einer solchen Hetzkampagne. Oder hätten die Faschisten die Menschen so entmenschlichen können, wenn sie denen das Gegenteil erzählten. In anderen faschistischen Ländern erzählen die Faschisten genau den gleichen Mist, nur eben auf die dort zu manipulierenden und aufzuhetzenden Menschen abgestimmt. Die Person Emerenz Meier und ihre schlichten Texte boten sich wie viele andere förmlich an. Echte Denker, die heute zu den klassischen Literaten zählen, weil sie unschätzbare Werte hinterließen und sich logischerweise nicht für Rassismus, Völkermord und Weltherrschaft eigneten, wurden aus den Köpfen der Menschen gemordet. Das ist der Hintergrund.

... und wer Meiers kritische Gedichte als "schlicht" bezeichnet ist entweder ein ganz großer Könner oder eben arrogant, sofern er selbst wesentlich "schlichtere" Texte in den Himmel jubelt - oder eben selbst schreibt.

Und nun, liebe User, gebt fein Acht auf das, was euch wird mitgebracht!

Du, mein Lieber, immer wieder Du, und das ist für einen gewissen, von mir geschätzten anderen Jemand gar nicht gut.

Bane
LG

Persephone
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