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Alt 28.05.2011, 14:44   #1
weiblich FeelLetter
 
Dabei seit: 08/2010
Ort: zwischen Grashalm und Teer
Beiträge: 278


Standard Pizza

Mit Peperoni und Mais.

Bei dem Gedanken an die Pizza musste sie sich zusammenreißen, nicht zu grinsen. Die Teller lagen schon bereit, dennoch war es nicht die italienische Küche, die darauf Platz finden würde. Ein Klecks Kartoffelpüree zerlief in dem durch das Fenster tretenden Sonnenlicht. Sauber lag die Gabel daneben. Mutter schwang den Püreelöffel durch die Luft. Mit müden Augen verfolgte Nadine den gelben Fleck, der gleich durch die Luft direkt in die Salatschüssel fallen würde.

Mit ganz viel Schinken. Oder scharfer Salami.

Der Teig lag noch immer verpackt im Kühlschrank, seit sie heute morgen im Supermarkt gewesen waren. Ein Päckchen Marzipanrosen war in den Einkaufswagen gefallen. Mitsamt der Rolle Luftschlangen lag es noch immer im Auto und wartete auf den Kuchen, dessen Zutaten einzeln verpackt und aufgeräumt in der ganzen Wohnung verteilt waren. Vater schrie immer noch. Unter seinen Fäusten, die immer wieder auf der Tischkante landeten, trocknete ein brauner Soßenfleck.

Vielleicht auch mit Artischocken oder Champignons.

Nadines Hände glitten unbemerkt in ihre Hosentasche und umschlossen das Handy. Nur kurze Blicke wagte sie unter den Tisch, während sie die Tasten drückte. Plötzlich war es still. Verwirrt betrachtete sie ihre Eltern, die Nadine fragend anstarrten. Sie erwarteten wohl eine Antwort. „Ja, aber…“, stammelte Nadine, während sie die Gabel in die Hand nahm und wieder sinken ließ. Vater warf einen seiner blöden Sprüche dazwischen. Mutter keifte ihn an und fuhr auf. Genervt holte sie die Pfanne vom Herd und stellte sie in die Mitte des Tisches, indem sie die Salatschüssel auf die Seite schob. Die erste SMS war schnell verschickt, auch wenn es einige Sekunden dauerte, bis Nadines Daumen den Sendevorgang bestätigte. Mitteilung gesendet.

Mit dickem, knusprigem Rand.

Vater stach mit seiner Gabel in die größte Wurst. Auf dem Weg von der Pfanne bis zu seinem Teller, landete ein Fettfleck auf der blauen Tischdecke. Mama holte sich noch eine Ladung Kartoffelpüree aus der Schüssel und legte dann endlich den Löffel aus ihrer Hand. Als Nadine sich erhob, quietschte der Stuhl. Vater war gerade daran, die Wurst zu zerlegen und stoppte. Ruhig drehte sich Nadine um und entfernte sich vom Tisch. Mutter schrie ihr etwas hinterher, doch Nadine spürte nur ihr Handy, das auf einmal vibrierte. Eine neue Nachricht. Die Chips hatten sie vergessen, obwohl sie mindestens dreimal an dem Regal im Supermarkt vorbeigegangen waren, als sie das Ketchup gesucht hatten. Warum, war die Frage, die auf dem Display erschien. Die Antwort war dieselbe wie immer. Die Party war abgesagt. Aus. Alles Gute zum neunzehnten, dachte Nadine, als sie die Tür hinter sich zuschlug. Ja, meine lieben Eltern, neunzehn. Danke für die Glückwünsche.
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Alt 10.01.2012, 01:53   #2
männlich Ex-Peace
abgemeldet
 
Dabei seit: 11/2011
Beiträge: 3.449


Klasse Idee! Dein Text gefällt mir gut.

Liebe Grüße
Peace (eine Pizzeria suchend)
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