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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles.

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Alt 14.01.2006, 18:14   #1
joerg
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 90

Standard zwei

ein graues bild wird angemalt
in bunten farben aller art
so wirds dem menschen dann gezeigt
dass dieser sich davor verneigt
und steht erstarrt und ist gebannt
bis er das wahre bild erkannt:
eben wars noch himmelblau
nun wird die leinwand wieder grau

doch:
da kommt der maler schon geflitzt
sieh zu, wie jeder handgriff sitzt
und eh wir uns versehen haben
trägt das grau schon neue farben
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Alt 14.01.2006, 18:46   #2
sternenregen
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 111

"Erste Strophe" oder der erste Teil gefällt mir gut. Nur die zweite Strophe hättest du nicht so abkapseln dürfen. Dieses, dass das Bild wieder sofort das Alte wird, hättest du am Besten noch knapper eingebracht und ans Ende der 1S gesetzt. Dann wäre die Stimmung schön abgeklungen...weil so, wird die Stimmung am Ende zu gehetzt und findet keine Ruhe.
Das wäre nur ein kleiner Kritikpunkt meinerseits, was ich aber besonders toll finde, ist dieses Monologartige. Und distanzierte.
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Alt 15.01.2006, 21:37   #3
StainedGlass
 
Dabei seit: 05/2005
Beiträge: 96

Standard RE: zwei

Hi joerg,

Grau muss nicht schlecht sein: Man nimmt das wesentliche leichter wahr.
Linien und die Mustern von Licht und Schatten. Farben sprechen nur die Sinne intensiver an. Von daher: gutes Symbol, hat mich zum Nachdenken gebracht.

Stained
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Alt 15.01.2006, 21:57   #4
Ra-Jah
gesperrt
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 481

Stained, warum soll das gesteigerte Wahrnehmen von Mustern denn wesentlicher sein als Farben zu sehen (zu fühlen!)? Gut, das magst du für dich so sehen. Aber ich bin lieber kurzsichtig in einer bunten Welt, als scharfsichtig in einer Welt ohne Farben... (Das müßte grauenhaft sein!)
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Alt 16.01.2006, 16:25   #5
StainedGlass
 
Dabei seit: 05/2005
Beiträge: 96

Zitat:
Aber ich bin lieber kurzsichtig in einer bunten Welt
Bunte Welt... gut und schoen.

Ich will aber auch nicht aufgezwungen bekommen, in welcher Farbe ich die Welt zu sehen habe.
In einem Bild sind es sind Linien, Formen und Muster, die den Gegenstand des Bildes definieren.
Farbe ist nur der Filter, durch den wir ihn sehen: die emotionale Brille.

Der Maler, der das Bild einfaerbt, hat damit Einfluss darauf, wie du den Bildgegenstand wahrnimmst – und wie du darauf reagierst. In diesem Gedicht nutzt er diesen Einfluss gezielt. Aber nachdem du einmal erfasst hast, was das Bild darstellt (indem du die Farbe ausblendest), entmachtest du das Gepinsel, und kannst dem Gegenstand eigene Farben zuordnen. Nur so entdeckst auch das ewig gleiche Motiv hinter den wechselnden Farben. Fuer mich ist es ein Gedicht ueber Manipulierbarkeit.

Ist doch faszinierend, hier mal eine positive Deutungsmoeglichkeit fuer Grau zu haben.

Joerg, du verzeihst mir, wenn ich ueberinterpretiere? Symbole aus der Malerei wirken bei mir immer

Stained
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Alt 16.01.2006, 16:40   #6
Ra-Jah
gesperrt
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 481

Ja... was das Gedicht angeht hast du sicher Recht mit deiner Aussage.
Aber was die Welt angeht, und auf diese war meine Überlegung eigentlich bezogen, so muß ich feststellen, dass die Natur selbst gemalt hat.
Dieser Aussage emotional ein wenig näher zu kommen, täte der Menschheit doch ganz gut. Graue, gleichgegossene Vorstadtblöcke eignen sich dazu weniger. Sie offenbaren nur das Scheitern daran.

Den glücklicherweise gescheiterten Versuch Vitalität, Farben auszublenden.
Denn ihr Fehlen kann man ja noch fühlen, geht man durch jene Schluchten.
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Alt 04.02.2006, 12:40   #7
joerg
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 90

stained glass- keine Überinterpretation, so ist es, es handelt sich um ein Gedicht über Manipulation, die auf ein unwirksames Grau getragen wird. Dabei ist Grau kein natürlicher Zustand und deswegen sähe diese beschriebene Welt ohne die Farben der Manipulation trist aus- grau eben. Die Möglichkeit der betrachtung eines natürlichen Bunt soll hier genommen werden.

PS: sorry für die späte Antwort, doch ich hatte viel zu arbeiten
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Alt 04.02.2006, 14:51   #8
Last One Left
 
Dabei seit: 03/2005
Beiträge: 151

Wenn ich einen grünen Elefanten male, ist doch das Grün das Wesentliche des Elefanten. Sehe ich jedenfalls so...
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Alt 05.02.2006, 15:20   #9
joerg
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 90

geht wohl niemandem anders, jedoch ist das genau, wovon ich spreche.
Mit welcher Finalität wird wohl ein grüner Elefant entweder für grün oder für einen Elefanten oder gar noch für beides gehalten werden sollen?
Da jede Veränderung an Tatsachen einen Eindruck vermittelt, womit auch eine Perspektive und daraus resultierend eine physische und psychische Haltung angenommen wird, aus der heraus womöglich ein Elefant tatsächlich für grün gehalten wird (oder eine Kuh für lila, wie eine bekannte Studie unter Berlinern Grundschülern in den 80ern aufzeigte). Wir sehen das, was uns präsentiert wird und nehmen aufgrund dessen an, es entsprünge unserer Freiheit, dem Elefanten eine grüne Farbe zu verleihen oder jeden anderen Aspekt einer Wirklichkeit zu buntem Humor verkommen zu lassen, obwohl die Fassade eine graue ist, grau, nicht weiss, da es sich nicht um eine helle, neutrale Kulisse handelt, auf die Bedürfnisse und Haltungen projiziert werden, sondern eine schmuddelige Fassade, die Farbe und Täuschung bedarf, um nicht als das entlarvt zu werden, was es ist:dreckig.
Du siehst:wenn dein Beispiel überhaupt laufen kann, dann doch nur auf höchstens einem Bein. Denn was in deinem Beispiel als implizite Freiheit vermittelt wird, nennt der Vers Täuschung.
joerg ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.02.2006, 15:30   #10
joerg
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 90

Zitat:
Original von Ra-Jah
Stained, warum soll das gesteigerte Wahrnehmen von Mustern denn wesentlicher sein als Farben zu sehen (zu fühlen!)? Gut, das magst du für dich so sehen. Aber ich bin lieber kurzsichtig in einer bunten Welt, als scharfsichtig in einer Welt ohne Farben... (Das müßte grauenhaft sein!)

Scharfsicht bedeutet Einsicht und Einsicht ist die Grundlage produktiven Handelns. Auf jeden Fall werde ich keine Fassade bemalen, um eine bunte Welt um mich zu haben. Verklärende Farben, buntes Kuddelmuddel, in der unscharf nur sich die Wirklichkeit abzeichnet, ist nur schwer zu deuten und hat mir viel Kraft abverlangt, mich darin zurechtzufinden und ich würde niemals eine innere Haltung gegen eine äussere Welt eintauschen (Scharfsicht gegen Schönheit), viel eher sollte die innere Haltung dazu dienen, die wirklichkeit mitzubestimmen, und das nicht nur als eine komplexe Illusion, in der die Freiheit dem Zweck der Erhaltung einer gegebenen Wahrheit dient, die aufrechterhalten wird von dem trügerischen Schein der mittlerweile zu konsumierenden Schönheit und Ungebundenheit.
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