Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Gedichte-Forum > Liebe, Romantik und Leidenschaft

Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 11.08.2007, 14:48   #1
Inline
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 626

Standard Sommer, der keiner sein möchte

Eingeweichte Brote auf dem Schoß gebrochen.

Die Bäckermädchen,
denen sie entwendet wurden, schlafen schon.

Vom Bodenhalt entfernte Halme
haften in verdrehtem Haar.

Und Apfelhälften halten vor der Lippe an
um Nachtwind einzuschnaufen.

Kanisterdellen reden unverständliches Geknacke
im Gebüsch.


Du gehst dahin, und Unschuld glitzert nahe
stillem Vogelkörper.

Du gehst vorüber, und verfinsterst dich
verliebt in Sonnenuntergänge.

Deine Gedanken gleiten Wellen
als Begleitung
über kahlrasierte Ländereien
in die Zweige, wo die Pfirsichblüte wuchs.
Inline ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.10.2007, 15:26   #2
Jeanny
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 660

Standard RE: Sommer, der keiner sein möchte

Hallo Inliner,
hab mich mal durch die Zeit gepflügt und bin auf
dieses Unikat gestossen,in welches ich mich ziemlich
schnell vergucken könnte.
"Du gehst vorüber und verfinsterst dich
verliebt in Sonnenuntergänge"...
L.G. Jeanny
Jeanny ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.10.2007, 17:49   #3
evilsuperbitch
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 1.073

Standard RE: Sommer, der keiner sein möchte

"Eingeweichte Brote auf dem Schoß gebrochen."

okay, lässt sich nicht gegen sagen. vorläufig nicht.

"Die Bäckermädchen,
denen sie entwendet wurden, schlafen schon."

dito.

Vom Bodenhalt entfernte Halme
haften in verdrehtem Haar.

huch, wo sind wir den plötzlich? ein neues gedicht? okay, in ordnung, was haben wir hier, vom bodenhalt... bodenhaltung? das wort finde ich sehr daneben, zu viel des guten mit dem halt-haft-hälft-klangspiel. da klingt das "entfernte halme / haften im verdrehtem haar" schon recht fein und gefällt auch als bild nicht schlecht.

"Und Apfelhälften halten vor der Lippe an
um Nachtwind einzuschnaufen."

logik? es wirkt eigenartig, möchte ich sagen, die apfelhälften schnaufen nachtwind ein? verdrehtes bild, mit dem ich nichts anfangen kann. und einzuschnaufen ist auch nicht fein. ist es nicht fehl am platz? auch klanglich steht es unnötig raus.

"Kanisterdellen reden unverständliches Geknacke
im Gebüsch."

ah, schon wieder ein neues gedicht. ein sommer, der keiner sein möchte, ein gedicht, das nicht eines sein möchte. verstehe. vor allem an dieser strophe gewinnt das gefühl, du machst vor allem klangspielereien, stark an vorsprung vor allen anderen. und ich weiß nicht, was ich damit anfangen soll. was für unverständliches gegnacke? und warum gerade kanisterdellen? von menschenhand entfachte waldbrände? und wie passt das zu den aufgeweichten brötchen?

"Du gehst dahin, und Unschuld glitzert nahe
stillem Vogelkörper."

du, du dubiose gestalt, wer bist du? das gebüsch, der geknacke, der nachtwind? ich gehe mal mit nachtwind. gefällt mir, aber es ist doch recht plötzlich ins gedicht dazugestoßen. ah... sommer, du, sommer, gehst dahin. okay. "unschuld glitzert nah [am] stillen vogelkörper" hat was.

"Du gehst vorüber, und verfinsterst dich
verliebt in Sonnenuntergänge."

okay, beim ersten "komma und" habe ich mir noch nichts gedacht, aber ich empfinde es oder beide als unnötig.

"Deine Gedanken gleiten Wellen
als Begleitung
über kahlrasierte Ländereien
in die Zweige, wo die Pfirsichblüte wuchs."

des sommers gedanken. nun gut. "gedanken gleiten wellen" alliterationsopfer? ich weiß, dass man über etwas gleiten kann oder etwas glätten kann, aber deine version entzieht sich mir und ich bitte um erläuterung. oder fehlen hier kommata? das ende gefällt wieder, aber ich bringe einfach den anfang nicht mit dem ende in verbindung. tut mir leid.

fazit: ein paar schöne ansätze, aber insgesamt entzieht sich mir dein strophen-best-of dreier oder so gedichte.

gruß. the fat.
evilsuperbitch ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.10.2007, 20:26   #4
Inline
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 626

Hallo!

Danke für die Kommentare! Damit habe ich nicht mehr gerechnet...

@Jeanny: Ehrlich gesagt mag ich den Satz selbst auch. In dem Gedicht war es mir wichtig so etwas zu sagen. Nicht alle Sätze sind gleich gut. Es ist Melancholie, die ich mit Klang zum Ausdruck bringen wollte.

Seltsam ist, dass mir mein Gedicht damals selber nicht so gefallen hat. Weil dann auch keine positive Resonanz kam, habe ich auf den 3. Dritten Teil verzichtet. Den 2. gab es noch Yve zuliebe. Vielleicht schreibe ich jetzt doch noch die "es"-Form.

Wirklich nett von dir, es nochmal rauszukramen.

@Loft: Es ist so, dass die erste Hälfte des Textes die situative Atmosphäre am Sommerabend darstellt. Ich dachte an ein Mädchen auf einem Hügel das atmet. ich verstehe dein Logikdenken bezüglich der Apfelhälften, aber ist das unsichere Geschehen nicht attraktiv auf eine Art? Der Kanisterdellensatz ist drin, weil er etwas subtiles hat. Warum Kanister, darüber habe ich nicht nachgedacht. Das Ende dieses Satz ist mir sehr bewusst. Er leitet die 2. Hälfte ein, aber vielleicht ist das nicht so leicht zu verstehen. Wichtig ist die Ortsangabe: Im Gebüsch. Im Satz davor ist sie nicht so betont und auch nicht am Ende. Und dann kommt:

Du gehst dahin. Hiermit wird eine Vor"gehen"sweise des Sommers beschrieben. Die Doppeldeutigkeit des "dahin" ist gewollt. Ich habe mir gedanken gemacht, ob ich es zusammen oder auseinander schreiben soll.

Auch die letzten 2. Strophen deuten den Sommer: Die Vorletzte ist wie du richtig erkannt hast, eine Spielerei mit der Vorsilbe, die ich in diesem Zusammenhang schön finde.

Mit der letzten Strophe, wollte ich das Gedicht etwas auslaufen lassen. Ein kurzer Schluss hätte mir nicht zugesagt. Ich habe gehofft, mit dem Wechsel von Gegenwart in Vergangenheit es angenehm ausklingen lassen zu können.

Vom Inhalt her dachte ich an eine Welle des Sommers die über eine große Entfernung hin sich verflacht, und schließlich vor dem Gebüsch halt macht, das in der ersten Hälfte erwähnt wurde. Man kann aber wohl auch anderes hineininterpretieren. Komplizierteres. Aber so sehe ich es.

Das ist der Text mit der 1. Form, das heißt: Der Sommer. Der 2. hieß die Sommer. Auf den 3. Dritten hatte ich keine Lust mehr und auch keine Ideen dafür.

LG Inline the rat
Inline ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Sommer, der keiner sein möchte




Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.